Im ersten Tour-Zeitfahren die Konkurrenz zerlegt

Pogacar: Erster großer Schritt in Richtung Titelverteidigung?

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Pogacar: Erster großer Schritt in Richtung Titelverteidigung?"
Tadej Pogacar (UAE - Team Emirates) | Foto: Cor Vos

30.06.2021  |  (rsn) - Im vergangenen Jahr feierte Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) seinen 22. Geburtstag, kurz nachdem er Ende September seine erste Tour de France für sich entscheiden konnte. Im abschließenden Zeitfahren hinauf zur Planche des Belles Filles flog der Slowene allen davon und schnappte seinem Landsmann Primoz Roglic (Jumbo – Visma) das Gelbe Trikot noch weg, um als erster Slowene das größte Radrennen der Welt zu gewinnen. Auch im ersten Zeitfahren der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt war der Titelverteidiger wieder eine Klasse für sich und stellte eindrucksvoll unter Beweis, dass er in diesem Jahr erster Anwärter auf den Gesamtsieg ist.

"Das Ziel war eigentlich, heute keine Zeit auf die Kontrahenten zu verlieren", gab sich der 23-Jährige im ersten Interview nach der Ziellinie ausgesprochen bescheiden. Auf den 27,2 Kilometern durch das Departement Mayenne war er aber nicht nur schneller als alle seine Gegner, sondern verwies mit dem Schweizer Europameister Stefan Küng (Groupama – FDJ) einen ausgesprochenen Spezialisten im Kampf gegen die Uhr um 19 Sekunden auf den zweiten Platz.

"So große Zeitabstände hätte ich nicht erwartet. Ich wusste, dass ich gute Beine hatte, dass es ein guter Tag werden könnte und ich war sehr motiviert", erklärte Pogacar später in der Pressekonferenz. Schon seit dem Auftakt in der Bretagne trägt er das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers. Dieses gewann er neben dem Maillot Jaune schon im Vorjahr, dazu kam noch Bergwertung oben drauf. Es sieht fast so aus, als würde die Tour auf eine neue Ära zusteuern, die des jungen Mannes aus dem 250-Seelen-Nest Klanec, unweit der slowenischen Hauptstadt Ljubljana gelegen.

Der fünftjüngste Starter im Tourfeld, der mit 18 Jahren schon seine Heimat-Rundfahrt, die Tour of Slovenia, als Fünfter beendete, fuhr den allen 176 anderen Startern im ersten Zeitfahren, das über welliges Terrain führte, auf und davon. "Ich konnte alles so umsetzen, wie wir es geplant haben. Ich bin relativ nahe an das Gelbe Trikot herangekommen und es wäre auch schön gewesen, es zu übernehmen", berichtete der UAE-Kapitän.

Acht Sekunden fehlten ihm bei diesem Unterfangen, wobei im Hinblick auf die noch anstehenden 16 Etappen und mehrere angeschlagener Helfer in seiner Mannschaft Pogacar wohl auch nicht unglücklich darüber sein wird, dass das Maillot Jaune weiterhin auf den Schultern von Mathieu van der Poel (Alpecin – Fenix) ruht. Zumindest noch bis zum Wochenende, bis es in das Gebirge geht, Pogacars eigentlicher Domäne.

Nach fünf Tagen schon eine Minute auf die Konkurrenz herausgefahren

"Da es noch keine Hochgebirgsetappe gab, fällt es mir schwer, meine Form mit der aus dem letzten Jahr zu vergleichen. Aus den bisherigen Leistungen aus den kurzen Anstiegen und dem Zeitfahren kann ich aber sagen, dass die Form super gut ist. Es müsste etwa so sein wie im letzten Jahr", wagte Pogacar dann doch einen Vergleich mit 2020.

Im Gesamtklassement beträgt sein Vorsprung nun über eine Minute auf den Kasachen Alexey Lutsenko. Der Astana-Profi bildet mit dem Franzosen Pierre Latour (Team TotalEnergies) und dem Kolumbianer Rigoberto Uran (EF Education - Nippo) die kleine Gruppe der nächsten Verfolger, die auch in den Bergen zu beachten sein werden. Der Vorjahreszweite Roglic meldete sich nach seinem schweren Sturz auf der 3. Etappe mit Rang sieben des Zeitfahrens zurück, hat als Gesamtzehnter aber schon 1:40 Minuten Rückstand auf Pogacar. Im vergangenen September trennte das Duo nach 21 Etappen genau 59 Sekunden.

"Ob mein Vorsprung in der Gesamtwertung Auswirkung auf meine Fahrweise haben wird, wird sich erst zeigen. Es kommen immer noch einige knifflige Etappen, auch wenn morgen ein einfacher Tag ansteht. Aber man weiß nie, was passieren kann. Ich erwarte Attacken, vielleicht sogar jeden Tag", meinte der junge Slowene auf die Frage, wie er vor allem die am Samstag und Sonntag anstehenden ersten Alpenetappen in Angriff nehmen wird. Denn seine Rolle hat sich für den verändert. War Pogacar damals noch der erste Jäger von Roglic, so ist er ab sofort der große Gejagte.

Eine Woche vor Tourbeginn erst auf dem Zeitfahrrad wohl gefühlt

Was auch immer in den Bergen passieren mag, so weiß Pogacar, dass er mit seinen Zeitfahrkünsten ein Ass im Ärmel hat. Und dass, obwohl er im Kampf gegen die Uhr in dieser Saison noch nicht mit einem Sieg hatte glänzen können. "Zwischen Tirreno und dem Baskenland habe ich spezielles Zeitfahrtraining gemacht und dabei viel gelernt. Aber ich habe auch Fehler gemacht, denn meine Sitzposition war zwar aerodynamischer, aber dafür konnte ich nicht mehr so gut die Kraft aufs Pedal bringen", analysierte der 22-Jährige.

Weswegen er für die erste Zeitfahrprüfung der Tour seine Position erneut veränderte: "Nun habe ich die richtige Balance gefunden. Erst eine Woche vor Tourbeginn habe ich angefangen, mich auf dem Zeitfahrrad wohl zu fühlen. So brachte ich richtig Druck aufs Pedal." Und mit der richtigen Power brachte er sich nun in die beste Ausgangslage, die sich ein Kletterspezialist vor den ersten Bergetappen nur wünschen kann, nur wenige Sekunden hinter dem Gelben Trikot, das nicht von einem Kletterer getragen wird.

"Er hat sich dieses Trikot verdient. Ich freue mich für ihn sehr", fand er anerkennende Worte für van der Poel. Der Niederländer, der sich auf dem Mountainbike, dem Rennrad und auf dem Crosser extrem wohlfühlt, zeigte seine Qualitäten nun auch im Zeitfahren, das er in Laval als Fünfter beendete. "Es ist schön, ihn so kämpfen zu sehen", meinte Pogacar, der seinen Kontrahenten um den Toursieg eine große Aufgabe stellt. Denn welche Taktik sollen sie nun wählen, um den Jungstar in Bedrängnis zu bringen. Darüber werden sich viele Mannschaften die Köpfe zerbrechen.

Mehr Informationen zu diesem Thema

09.12.2021Frau mit “Allez Opi – Omi“-Schild zu einer Geldstrafe verurteilt

(rsn) - Zu einer Geldstrafe von 1200 Euro wurde die Zuschauerin verurteilt, die mit dem Schild "Allez Opi – Omi" bei der vergangenen Tour de France einen Massensturz verursacht hatte. Ein Gericht in

13.10.2021Verursacherin des Tour-Massensturzes vor Gericht

(rsn) – Während am Donnerstag in Paris die Strecke der Tour de France 2022 vorgestellt wird, beginnt in Brest der Strafprozess gegen die junge Frau, die auf der 1. Etappe der diesjährigen Frankrei

23.07.2021Zimmermann kämpfte sich mit Kahnbeinfraktur durch die Tour

(rsn) - Georg Zimmermann (Intermarché - Wanty - Gobert) ist seine erste Tour de France mit einem Kahnbeinbruch zu Ende gefahren, den er sich bereits bei einem Sturz auf der 1. Etappe zugezogen hatte.

21.07.2021Verstärkt Soler ab 2022 die Helferriege von Tour-Sieger Pogacar?

(rsn) - Nach seinem Sturz zum Auftakt der Tour de France, bei dem er sich Frakturen in beiden Ellbogen zuzog, erholt sich Marc Soler nur langsam von den Folgen. “Ich trainiere schon seiteiniger Zeit

21.07.2021Highlight-Video der 108. Tour de France

(rsn) - Vom Grand Départ am 26. Juni in Brest bis zum großen Finale am 18. Juli auf den Champs Élysées: Das Highlight-Video zur 108. Tour de France liefert einen Rückblick auf die 21 Etappen des

20.07.2021Pogacar und UAE Team Emirates auch in Geldranglisten vorn

(rsn) - Tadej Pogacar und sein UAE Team Emirates sind die Großverdiener der 108. Tour de France. Nach seinen Galavorstellungen vor allem in der letzten der drei Wochen kommt der Titelverteidiger auf

19.07.2021Martinez mit Corona infiziert: Olympiastart abgesagt

(rsn) – Wie das kolumbianische Portal Mundo Ciclístico berichtet, hat sich Daniel Martinez mit dem Coronavirus infiziert und wird deshalb nicht wie vorgesehen am Olympischen Straßenrennen am 24.

19.07.2021Krebs, Herzprobleme: Brailsford denkt an Rücktritt

(rsn) – Dave Brailsford, Gründer und Team-Manager von Ineos Grenadiers, hat in einem Interview mit der Tageszeitung The Guardian erklärt, dass ihn massive gesundheitliche Probleme zum Rücktritt

19.07.2021Konrad: “Wir haben zwei von drei Zielen erreicht“

(rsn) – Zum dritten Mal stand Patrick Konrad (Bora – hansgrohe) am Start der Tour de France. Mit seinem grandios herausgefahrenen Sieg auf der 16. Etappe von El Pas de la Casa nach Saint-Gaudens s

19.07.2021Cavendish verpasst alleinigen Rekord und ist dennoch glücklich

(rsn) - Obwohl sein Team Deceuninck - Quick-Step nochmals alles gab, konnte Mark Cavendish eine bis dahin für ihn perfekt verlaufene Tour de France nicht mit dem fünften Etappensieg krönen. Nachdem

19.07.2021Politt jubelte, Rutsch überraschte, Buchmann half

(rsn) - Nach der 108. Tour de France ziehen wir Bilanz von den Vorstellungen der insgesamt zwölf deutschen Starter, von denen nach drei schweren Wochen acht in Paris das Ziel auf den Champs Élysée

19.07.2021Auf den Champs Élysées pokerte Greipel etwas zu lange

(rsn) - In den Jahren 2015 und 2016 holte sich André Greipel zum Abschluss der Tour de France auf den Champs Élysées den jeweils letzten Etappensieg, 2017 musste er sich nur Dylan Groenewegen gesch

Weitere Radsportnachrichten

03.10.2025Mads Pedersen beendet Saison und passt fürs Münsterland

(rsn) - Am Samstag beginnt in Meulebeke die belgische Crosssaison. Nicht dabei sein aber wird Eli Iserbyt (Pauwels Sauzen – Cibel). Der Weltranglistendritte ist nach mehreren Operationen an der Leis

03.10.2025Neue Europameisterin Blasi lässt Riedmann im Finale keine Chance

(rsn) – Die Spanierin Paula Blasi hat sich in der Ardèche den Titel der Europameisterin gesichert. Wenige Kilometer vor dem Ziel holte sie mit einigen anderen Favoritinnen die Deutsche Linda Ried

03.10.2025Uijtdebroeks verlässt Visma vorzeitig in Richtung Movistar

(rsn) - Cian Uijtdebroeks hat seinen bis Ende 2027 laufenden Vertrag bei Visma – Lease a Bike vorzeitig gekündigt und für vier Jahre bei Movistar unterschrieben. Der Belgier sorgte Ende 2023 für

03.10.2025Kuypers beendet Straßenkarriere und geht zu Pauwels Sauzen

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

03.10.2025De Kleijn bei der Tour de Langkawi zum zweiten Mal erfolgreich

(rsn) – Der Niederländer Arvid de Kleijn hat auf der 6. Etappe der Tour de Langkawi (2.Pro) seinen zweiten Etappen- und Saisonsieg errungen. Der Tudor-Profi war nach 123 Kilometer zwischen Shah Ala

02.10.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker?In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wicht

02.10.2025Philipsen: “Fast wie eine Weltmeisterschaft der Sprinter“

(rsn) – Tim Merlier (Soudal – Quick-Step), Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck), Olav Kooij (Visma – Lease a Bike), Arnaud De Lie (Lotto) und Mads Pedersen (Lidl – Trek); die Zuschauer we

02.10.2025Leidert früh raus: Deutsche Mixed-Staffel kämpft sich auf Platz vier

(rsn) - Wie schon in der U19, so blieb bei den Straßen-Europameisterschaften auch in der Eliteklasse der deutschen Mixed-Staffel nur der vierte Rang. Während die Juniorinnen und Junioren Bronze um

02.10.2025Münsterland Giro im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Der Sparkassen Münsterland Giro (1.Pro) bildet fast schon traditionell den Abschluss der deutschen Straßensaison und wird auf jährlich wechselnden Strecken durch das Münsterland ausgetr

02.10.2025Frankreich gewinnt bei Heim-EM Gold in der Mixed-Staffel

(rsn) – In der dritten Entscheidung der Elite-Kategorie bei den diesjährigen Straßen-Europameisterschaften hat das französische Sextett die erste Goldmedaille für das Gastgeberland eingefahren.

02.10.2025Magnier baut makellose Bilanz aus, Heiduk Fünfter in Rijeka

(rsn) – Paul Magnier (Soudal – Quick-Step) hat auch auf der 3. Etappe des Cro Race (2.1) zugeschlagen und sich über 150,5 Kilometer von Gospic nach Rijeka den Tagessieg gesichert. Der 21-jährige

02.10.2025Deutsche U19 verpassen EM-Bronze in der Mixed-Staffel

(rsn) – Norwegen hat bei der Straßen-EM in Frankreich die Mixed-Staffel der U19 gewonnen. Das aus je drei Juniorinnen und Junioren bestehende Sextett entschied das Teamzeitfahren über 40 Kilometer

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • EM - Straßenrennen Junioren (EC, FRA)
  • Grand Prix Chantal Biya (2.2, CMR)
  • Cor Race (2.1, CRO)
  • Sparkassen Münsterland Giro (1.Pro, GER)
  • Petronas Tour de Langkawi (2.Pro, MAS)
  • Radrennen Frauen

  • EM - Straßenrennen der U23 (EC, FRA)
  • EM - Straßenrennen der (EC, FRA)