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31.01.2020 | (rsn) - Zum achten Mal finden am Wochenende Cross-Weltmeisterschaften in der Schweiz statt. Auf dem Flugfeld von Dübendorf, rund zehn Kilometer östlich von Zürich gelegen, werden am Samstag und Sonntag in sechs Wettbewerben Medaillen vergeben. Aufgrund der Nähe zur größten Stadt des Landes erhoffen sich die Organisatoren einen großen Zuschauerzuspruch, besonders von Familien.
Die WM 2020, zu der rund 300 Starter aus 30 Nationen gemeldet haben. beginnt am Samstagvormittag mit einer Premiere, denn erstmals gibt es auch ein Rennen für die Juniorinnen. Ebenfalls schon am ersten der beiden Veranstaltungstage im Einsatz sind die U23-Männer sowie die Elitefrauen. Den abschließenden zweiten WM-Tag eröffnen die Junioren, gefolgt von den U23-Frauen und dem Highlight, dem Rennen der Elitemänner.
Dabei stellt sich nur die Frage, wer hinter Mathieu van der Poel die restlichen beiden Medaillen gewinnen wird. Betrachtet man den bisherigen Saisonverlauf, so werden es wohl zwei Belgier sein, die den Superstar der Szene zur Siegerehrung begleiten. 15 Siege konnte van der Poel in der aktuellen Saison einfahren, ist Titelverteidiger und dazu noch Europameister sowie Landesmeister der Niederlande.
Den Gesamtweltcup konnte der Überflieger allerdings nicht für sich entscheiden. Zwar siegte van der Poel in fünf der neun Rennen, da er aber bei den ersten vier fehlte, ging dieser Titel zum zweiten Mal in Folge an Toon Aerts. Der 26-jährige Flame überzeugte vor allem durch seine Konstanz, konnte 2019/20 aber keinen einzigen Weltcuplauf für sich entscheiden.
Van der Poel Top-Favorit, Meisen für Top 5 gut
Die restlichen vier Rennen gewann sein Landsmann Eli Iserbyt. Der 22-Jährige aus Bavikhove holte auch EM-Silber zum Saisonbeginn und führt die Gesamtwertung der DVV Trofée an. 2020 wird Iserbyt erstmals in der Eliteklasse starten. 2016 und 2018 wurde er U23-Weltmeister, im vergangenen Jahr reichte es zu Silber. Hoch gehandelt wird auch der Belgische Meister Laurens Sweeck, der seine bisher stärkste Saison im Gelände absolviert.
Neben van der Poel, der 2015 und 2019 das Regenbogentrikot eroberte, steht mit Wout Van Aert ein weiterer Weltmeister in Dübendorf an der Startlinie. Der Belgier gab zum Jahreswechsel sein Comeback nach seinem schweren Sturz im Einzelzeitfahren der Tour de France. Nach einer monatelangen Zwangspause sieht sich der 25-jährige Van Aert aber nur in der Rolle des Edelhelfers.
Mit Marcel Meisen und Sascha Weber finden sich auch zwei deutsche Fahrer im Starterfeld. Vor allem Meisen, bei Alpecin - Fenix Teamkollege von van der Poel, ist für ein Spitzenresultat gut. In den Weltcuprennen war der Deutsche Meister oft "Best of the Rest“, also schnellster Nicht-Belgier und Nicht-Niederländer. Bei einem optimalen Rennverlauf, könnte der 31-Jährige sogar in die Top fünf vorstoßen. An einen deutschen WM-Titel, den es zuletzt 1992 durch Mike Kluge gegeben hat, ist aber nicht zu denken oder anders gesagt, es wäre wohl als Wunder von Dübendorf einzuordnen.
Ein Kurs für kraftvolle Fahrer wie van der Poel
Auch angesichts des 3,2 Kilometer langen Rundkurses gilt van der Poel als großer Favorit. Denn die meisten Hindernisse sind künstlich angelegt und kommen somit den kraftvollen Fahrern mehr entgegen als den technisch starken Leichtgewichten. Insgesamt fünf Brücken wurden auf das Flugfeld gebaut, drei können befahren werden, zwei müssen laufend bezwungen werden. Das zweite Haupthindernis ist ein kleiner Hügelkamm, knapp drei Meter hoch, der mehrmals überfahren wird pro Runde. Der Anstieg ist zwar kurz, aber steil und wenn der Untergrund durch den Regen aufgeweicht wird, ist vor allem Kraft gefragt.
Eine ähnlich klare Favoritenrolle wie van der Poel bei den Männern hat bei den Juniorinnen Shirin van Anrooij. Die Niederländerin könnte sich wenige Tage vor ihrem 18. Geburtstag zur ersten Juniorenweltmeisterin im Cross machen. Zuletzt überzeugte sie in Hoogerheide mit einem siebten Platz im Eliterennen der Frauen. Die weiteren Kandidatinnen auf eine Medaille sind ihre Teamkollegin Femme van Empel sowie die beiden US-Amerikanerinnen Madigan Munro und Lizzy Gunsalus. Mit Clea Seidel steht eine deutsche Fahrerin am Start und etwas überraschend mit Mona Mitterwallner auch eine Österreicherin. Die Tirolerin wurde im letzten Jahr jeweils Vizeweltmeisterin und Vizeeuropameisterin auf dem Mountainbike im Cross-Country.
Zwei Weltmeistertitel gewann Sven Nys bei den Elitemännern. Der Belgier gehört aufgrund seiner vielen Erfolgen zu den bekanntesten Sportlern seines Landes und zu den erfolgreichsten Querfeldeinfahrern der Geschichte. In Dübendorf könnte es nun zur Stabübergabe innerhalb der Familie kommen. Vor vier Jahren hängte Nys sein Rad an den Nagel, nun greift sein Sohn Thibau nach seinem ersten Titel. Sechs der sieben Weltcuprennen der Junioren gewann der junge Belgier in diesem Jahr und ist der absolute Topfavorit.
Allerdings musste Nys sich zuletzt in Hoogerheide erstmals geschlagen geben - und zwar ausgerechnet einem Schweizer Athleten. Denn den siebten Lauf gewann Dario Lillo. Der 17-Jährige aus Eschenbach im Kanton St. Gallen ist wohl die heißeste Aktie auf eine Medaille für die Eidgenossen bei ihrer Heim-WM. Vor 15 Jahren durften die Schweizer bei Crossweltmeisterschaften zuletzt ihre Fahrer auf dem Podium bejubeln. 2005 holte Julien Taramarcaz die Silbermedaille bei den Junioren, Simon Zahner wurde Dritter in der U23.
Brenner bei den Junioren mit Außenseiterchancen
In den vergangenen drei Jahren waren die Juniorenrennen fest in britischer Hand. 2017 gewann Thomas Pidcock, 2018 und 2019 streifte sich Ben Tulett das Regenbogentrikot über. Letzter deutscher Weltmeister in der U19-Klasse war Rigobert Matt 1981. Zwar wird das BDR-Team vom Ausnahmetalent Marco Brenner angeführt. Dem 17-Jährigen aus Augsburg ist auch durchaus eine Spitzenplatzierung zuzutrauen, aber Titelfavorit ist Brenner nicht.
Seit 2016 gibt es auch WM-Rennen der Frauen in der Klasse U23. Zwei Titel gingen an die Britin Evie Richards, einer an die Niederländerin Annemarie Worst, 2019 gewann Inge van der Heijden. Die Niederländerin ist auch die große Favoritin für Dübendorf, zumal sich ihre Landsfrau Ceylin del Carmen Alvarado für einen Start in der Eliteklasse entschieden hat. Auch die Britin Anna Kay sowie die Niederländerin Manon Bakker haben sich in den letzten Wochen einen Namen bei den Cross-Weltcups der Frauen gemacht. Gemeinsam mit der Französin Marion Norbert Riberolle gehören sie zum erweiterten Kreis der Favoritinnen.
Gefährliche Außenseiterinnen könnten die Schweizerin Noemi Ruegg, die Ungarin Kata Blanka Vas sowie die US-Amerikanerin Katie Clouse sein. Für den BDR startet Judith Kral. Bislang haben die deutschen Frauen noch keine Medaille in der noch jungen WM-Geschichte der U23 gewinnen können. Dafür gelang dies 2018 der Österreicherin Nadja Heigl, die hinter Richards und Alvarado Bronze in Valkenburg gewann.
Titelverteidigerin Cant chancenlos gegen die Niederländerinnen?
Das Trio findet sich diesmal im Starterfeld der Elitefrauen, wobei die Rollen sehr unterschiedlich sein werden. Denn während Alvarado als Topfavoritin auf den Titel gehandelt wird und Richards zu den Außenseiterinnen gehört, wird Heigl hart um einen Platz in den Top 25 kämpfen müssen. Zwar warten die Niederländerinnen seit 2016 auf einen Titel, zuletzt war die Belgierin Sanne Cant dreimal erfolgreich, doch in diesem Jahr wäre alles andere als das Erklingen des Wilhelmslieds, der Nationalhymne der Niederlande, eine Sensation. Zu dominant waren Alvarado, die Weltcupgesamtsiegerin Worst, Europameisterin Yara Kasteljin oder Lucinda Brand in dieser Saison.
Mit Ausnahme der ersten beiden Rennen in Nordamerika gingen alle Weltcups an die Oranje-Frauen. Lediglich die Britin Kay, die US-Amerikanerin Katie Compton und Weltmeisterin Cant schafften als Nicht-Niederländerinnen noch Podiumsplätze. Bitter für die Organisatoren war vor allem die schwere Verletzung, die sich Jolanda Neff zum Jahreswechsel zuzog. Der Mountainbikespezialistin musste nach einem Trainingssturz die Milz entfernt werden, Neff kann die WM nur als Zuschauerin verfolgen.
Dafür könnten die Schweizer in der Klasse U23 erfolgreich sein. Den Gesamtweltcup gewann Kevin Kuhn, mit drei Einzelerfolgen in Bern, Namur und Heusden-Zolder. Er ist neben dem Niederländer Ryan Kamp einer der großen Favoriten auf die Goldmedaille. Ebenfalls nicht zu unterschätzen ist sicherlich der zweimalige Juniorenweltmeister Tulett, der nun in der U23 antritt. Mit Tom Lindner, Maximilian Mobis und Pascal Tomke ist auch ein deutsches Trio am Start.
Programm Cross-Weltmeisterschaften 2020 in Dübendorf:
Samstag 1. Februar
11:00 Uhr Juniorinnen
13:00 Uhr U23-Herren
15:00 Uhr Elite Frauen
Sonntag, 2. Februar
11:00 Uhr Junioren
13:00 Uhr U23-Frauen
14:30 Uhr Elite Herren
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