Vuelta: Bennett auf 4. Etappe knapp geschlagen

Jakobsen mit Tigersprung und geschlossenen Augen zum Sieg

Foto zu dem Text "Jakobsen mit Tigersprung und geschlossenen Augen zum Sieg"
Fabio Jakobsen (Deceuninck - Quick-Step, li.) hat die 4. Vuelta-Etappe gewonnen. | Foto: Cor Vos

27.08.2019  |  (rsn) - Vier Tage vor seinem 23. Geburtstag hat sich Fabio Jakobsen (Deceuninck - Quick-Step) ein vorzeitiges Geburtstagsgeschenk gemacht. Der Niederländische Meister gewann am Dienstag die 4. Etappe der 74. Vuelta a Espana über 175,5 Kilometer von Cullera nach El Puig nach einem engen Sprint, in dem er den gestrigen Tagessieger Sam Bennett (Bora - hansgrohe) ganz knapp auf den zweiten Platz verwies - und zwar mit geschlossenen Augen, wie Jakobsen im Siegerinterview erklärte.

"Erst als meine Teamkollegen jubeln auf mich zukamen wusste ich, dass ich gewonnen habe“, kommentierte der GrandTour-Debütant seinen ersten Etappensieg bei einer großen Rundfahrt. “Ich habe mein Vorderrad über die Linie geworfen und konnte nichts sehen, weil ich meine Augen geschlossen hatte. Sam war so nahe an mir dran. Gestern hat es nicht geklappt. Ich war enttäuscht, das Team war enttäuscht. Wir wollten heute zurückkommen und zeigen, dass wir ein starkes Team sind. Wir sind einen perfekten Lead-Out gefahren. Als ich dran war, trat ich an und zog bis zur Linie durch“, so Jakobsen, der sich gestern noch hinter seinem Anfahrer Maximiliano Richeze mit Rang acht begnügen musste. “Das ist ein großer Sieg für mich, besonders im Trikot des Niederländischen Meisters. Ich bin hierher gekommen, um eine Etappe zu gewinnen. Ich bin erst 22 und bin glücklich, dass ich sie jetzt schon in meinen Palmares habe.“

Dagegen lief es für Bennett diesmal nicht ganz so nach Wunsch wie noch gestern. Immerhin aber konnte der Irische Meister aus einer ungünstigen Position heraus noch Rang zwei verbuchen und wäre wohl der Sieger gewesen, wenn sich die Ziellinie einige Meter weiter hinten befunden hätte. So aber wurde Bennett knapp geschlagen, konnte sich aber über das Grüne Trikot freuen, das er als neuer Führender der Punktewertung morgen tragen wird.

“Es war schwierig, mich auf den letzten Kilometern zu positionieren. Beim letzten Kreisverkehr habe ich viele Positionen verloren, weil ich mich für die falsche Seite entschieden habe. Ich bin ich von weit hinten gesprintet, und auf den letzten Metern konnte ich nicht mehr viel machen. Ich habe es wirklich erzwungen, aber es lief nicht so, wie ich es mir erhofft hatte. Ich muss Fabio Jakobsen zu diesem fantastischen Sieg gratulieren“, sagte der 28-Jährige.

Gut erholt vom gestrigen Finale, in dem er die Vorbereitung seines Teams nicht vollenden konnte, zeigte sich Max Walscheid (Sunweb), der diesmal auf einen sehr guten dritten Platz sprintete und dabei den Kolumbianer Fernando Gaviria (UAE - Team Emirates) und den Slowenen Luka Mezgec (Mitchelton - Scott) hinter sich ließ.

Keine Änderungen gab es an der Spitze der Gesamtwertung. Bennetts Landsmann Nicolas Roche (Sunweb) verteidigte sein Rotes Trikot und führt weiterhin mit zwei Sekunden Vorsprung auf den Kolumbianer Nairo Quintana (Movistar) das Klassement an. Dessen Landsmann Rigoberto Uran (EF Education First) folgt mit acht Sekunden Rückstand auf dem dritten Platz.

So lief das Rennen:

Wie schon gestern bewegten sich die Profis von Küstenort zu Küstenort, wobei auch wieder eine Schleife ins Landesinnere zu bewältigen war, diesmal aber mit nur einer Bergwertung. Praktisch mit dem Startschuss zogen bei erneut strahlendem Sonnenschein Jelle Wallays (Lotto Soudal) und Jorge Cubero (Burgos -BH) aus dem Feld davon und konnten nach nur 30 gefahrenen Kilometern bereits einen Vorsprung von rund sieben Minuten auf das bummelnde Feld verbuchen, in dem schließlich Bora - hansgrohe die Verantwortung für die Nachführarbeit übernahm, gefolgt von Sunweb, dem Team des Gesamtführenden Roche.

Nach rund 60 gefahrenen Kilometern war die Vuelta für Steven Kruijswijk (Jumbo - Visma) beendet. Der Tour-Dritte aus den Niederlanden laboriert noch an den Folgen seines Sturzes vom Teamzeitfahren und stieg mit Knieschmerzen vom Rad. Der Abstand zwischen dem Spitzenduo und dem Feld betrug zu diesem Zeitpunkt bereits weniger als fünf Minuten und nahm weiter ab, nachdem auch noch Deceuninck - Quick-Step einen Helfer an die Spitze des Feldes geschickt hatte. 60 Kilometer vor dem Ziel landete ein Großteil des EF-Teams bei einem Sturz im Feld auf dem Asphalt - darunter auch Kapitän Rigoberto Uran, der sich danach am Wagen des Rennarztes am verletzten linken Arm behandeln ließ. Den Zwischensprint 53 Kilometer vor dem Ziel sicherte sich Wallays vor Cubero.

Gut eine Minute später holte sich aus dem Feld heraus Pierre Latour (AG2R) die letzte Bonussekunde. Den Großteil des fast sechs Kilometer langen Puerto del Oronet 3. Kat.) fuhren Spitze und Verfolger unter einem Wolkenbruch hinauf. Wallays holte sich auch die Bergwertung vor seinem Begleiter. Den letzten Punkt sicherte sich 1:40 Minuten später Angel Madrazo (Burgos - BH), der damit seine Führung in der Bergwertung ausbaute.

Auf den letzten 30 Kilometern konnte Cubero dem Tempo des ehemaligen Paris-Tours-Gewinners nicht mehr folgen und wurde kurz darauf vom Feld gestellt, das wieder von Bora und Deceuninck angeführt wurde. Wallays verteidigte seinen knappen Vorsprung auf dem Weg nach El Puig nach Kräften, wurde aber bereits 18 Kilometer vor dem Ziel eingefangen.

Als es auf die mit gleich sieben Kreisverkehren versehenen letzten fünf Kilometer ging, hatte dann aber Roglics Mannschaft die Kontrolle übernommen, ehe 5,5 Kilometer vor dem Ziel Remi Cavagna (Deceuninck - Quick-Step) seine Überraschungsattacke setzte. Der Franzose fuhr sich einige Sekunden heraus, wurde aber von den aufmerksamen Sprinterteams noch vor dem Schlusskilometer gestellt. Im letzten Kreisverkehr verlor Bennett mehrere Positionen, weil er die rechte statt die linke Route wählte, wogegen Jakobsen und sein Anfahrer Richeze perfekt positioniert waren.

Wie gestern führte Walscheids Anfahrer Nikias Arndt das Feld auf die Zielgeraden, doch als er ausscherte, war es das Deceuninck-Duo, das auf der von vorn gesehen linken Seite den Sprint eröffnete. Bennett kam erst spät auf, nachdem Jakobsen von Richezes Hinterrad aus angetreten war, und entwickelte auf den letzten Metern das höchste Tempo. Es reichte aber nicht mehr, um den sich mit einem Tigersprung ins Ziel rettenden Niederländer abzufangen. Mit deutlichem Abstand wurde Walscheid Dritter und konnte sich über sein bisher bestes GrandTour-Ergebnis freuen.

Mehr Informationen zu diesem Thema

17.11.2019Uran sitzt wieder auf dem Rad

(rsn) – Ein Vierteljahr nach seinem schweren Sturz bei der Vuelta a Espana hat Rigoberto Uran (EF Education First) wieder mit dem Straßentraining begonnen. Am Samstag stellte der Kolumbianer auf Tw

19.09.2019Evenepoel ist für Lefevere ein Medaillenkandidat

(rsn) - Im WM-Zeitfahren der Männer tritt das belgische Team mit Stundenweltrekorder Victor Campenaerts (Lotto Soudal) und Europameister Remco Evenepoel an. Deceuninck-Team-Manager Patrick Lefevere t

18.09.2019Sieht wohl schlimmer aus, als es ist: Martin sitzt wieder auf dem Rad

(rsn) - Tony Martin will am Sonntag in der neuen Mixed Staffel die erste WM-Medaille für Deutschland bei den Titelkämpfen von Yorkshire erringen. Davon wird ihn auch sein Sturz am Freitag, dem 13. S

17.09.2019Podcast: Das Vuelta-Fazit

Auch die dritte Grand Tour des Radsportjahres ist vorüber. Und Primoz Roglic (Jumbo - Visma) hat es endlich geschafft. Nachdem er schon beim Giro lange vorne mitmischte, sich am Ende auch selbst etwa

16.09.2019Kann Jumbo - Visma bei der Tour Team Ineos schlagen?

(rsn) - Gibt es nach fünf Siegen in Folge bei der Tour de France endlich einen ernsthaften Konkurrenten für das Team Ineos? Die Briten nahmen seit 2012 insgesamt sieben Mal das oberste Treppchen auf

15.09.2019Highlight-Video der Vuelta-Schlussetappe

(rsn) - Fabio Jakobsen (Deceuninck - Quick-Step) hat zum Abschluss der 74. Vuelta a Espana seinen zweiten Tagessieg gefeiert. Der Niederländische Meister entschied die 21. Etappe über 106 Kilometer

15.09.2019Roglic und Jakobsen feiern die größten Siege ihrer Karrieren

(rsn) - Nachdem er die Ziellinie in Madrid erreicht hatte, konnte Primoz Roglic (Jumbo Visma) befreit lachen. Nachdem er bei der Vuelta a Espana drei Wochen lang sehr konzentriert und ernst gewirkt ha

15.09.2019Jakobsen gewinnt Schlussetappe, Roglic feiert Gesamtsieg

(rsn) - Fabio Jakobsen (Deceuninck - Quick-Step) hat zum Abschluss der 74. Vuelta a Espana seinen zweiten Tagessieg gefeiert. Der Niederländische Meister entschied die 21. Etappe über 106 Kilometer

15.09.2019Valverde wird auch ohne Mann im Ohr Gesamtzweiter

(rsn) - Auch wenn es nicht zum zweiten Gesamtsieg nach 2009 reichen wird, so kann Alejandro Valverde (Movistar) mit dem Ausgang der 74. Vuelta a Espana zufrieden sein. Erstmals seit 2014 wird der Span

15.09.2019106 Kilometer fehlen Roglic noch zu seinem größten Triumph

(rsn) - Es ist fast geschafft: Auch auf der letzten Bergetappe der 74. Vuelta a Espana hat Primoz Roglic (Jumbo - Visma) souverän sein Rotes Trikot verteidigt und steht damit vor dem größten Triump

15.09.2019Bouchard nutzt die Planänderung bei AG2R

(rsn) - Bei der 74. Vuelta a Espana haben die GrandTour-Debütanten groß aufgetrumpft. Tadej Pogacar (UAE - Team Emirates) beendete die letzte dreiwöchige Landesrundfahrt des Jahres nach gleich drei

15.09.2019Abwechslungsreiches Finale im Herzen Spaniens

(rsn) - 21 Etappen über insgesamt 3272,2 Kilometer warten von 24. August bis 15. September bei der 74. Vuelta a Espana auf die Fahrer. Sechs flache Etappen, vier hügelige Tagesabschnitte, neun Berg

Weitere Radsportnachrichten

14.11.2024Bardet: “Sinnlos, an ethischen Radsport zu glauben“

(rsn) - Es war ein durchaus ungewöhnlicher Zeitpunkt, als Romain Bardet im Sommer, kurz vor der Tour de France, sein Karriereende ankündigte. Mindestens genauso ungewöhnlich ist das Rennen, das sei

14.11.2024Quintana beendet Spekulationen, Bonnamour gibt Kampf gegen Dopingsperre auf

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

14.11.2024Rhodos-Prolog-Experte mit Sturzpech im stärksten Rennen

(rsn) – Seine elfte Saison auf KT-Niveau ragt zwar nicht als seine beste heraus, dennoch zeigte Lukas Meiler (Team Vorarlberg) auch 2024, was er drauf hat. Seine beste Platzierung gelang ihm dabei

14.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

14.11.2024Schädlich übernimmt die deutschen Ausdauer-Spezialisten

(rsn) – Der Bund Deutscher Radfahrer hat einen neuen Nationaltrainer auf der Bahn für den Bereich Ausdauer. Lucas Schädlich, der seit 2019 die deutschen Juniorinnen unter seinen Fittichen hatte, Ã

14.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

14.11.2024Schär wird Schweizer Nationaltrainer

(rsn) – Marc Hirschi, Stefan Küng und Co. haben einen neuen Nationaltrainer. Michael Schär wird mit Jahresbeginn 2025 die Verantwortung für die Schweizer Männer in den Bereichen Elite und U23 ü

14.11.2024Lotto Kern - Haus wird Development-Team von Ineos Grenadiers

(rsn) – In den vergangenen beiden Jahren war das deutsche Kontinental-Team Lotto Kern - Haus PSD Bank sogenannter Development-Partner von Red Bull – Bora – hansgrohe. Ab der kommenden Saison wi

14.11.2024Meisen kündigt baldiges Karriereende an

(rsn) – “Spätestens im Januar ist Schluss“, kündigte Marcel Meisen (Stevens) gegenüber RSN an. Der 35-Jährige ist in seine letzte Cross-Saison gestartet und will diese nicht mehr ganz zu End

14.11.2024Traumszenario mit kurzem Anfangsschock

(rsn) – Unverhofft kommt oft – dieser Spruch traf in dieser Saison auch auf Meo Amann zu. Mit dem Elite-Team Embrace The World in die Saison gestartet, bewarb er sich im Sommer auf einen Platz bei

13.11.2024Auch ein kurioser erster UCI-Sieg reichte nicht zum Profivertrag

(rsn) – Auch wenn er in dieser Saison seinen ersten UCI-Sieg einfahren konnte, so gelang Roman Duckert (Storck – Metropol) am Ende seiner U23-Zeit nicht der Sprung in ein Profiteam. Deshalb wird e

13.11.2024Ein Jahr geprägt von Stürzen und viel Unglück

(rsn) – Eigentlich wollte Mikà Heming (Tudor Pro Cycling) 2024 so richtig durchstarten. Die Klassikerkampagne in Belgien hatte er sich als erstes Saisonhighlight gesetzt, doch diese endete für den

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine