Norweger gewinnt Gent-Wevelgem vor Degenkolb

Kristoff krönt sein Frühjahr - vorläufig

Foto zu dem Text "Kristoff krönt sein Frühjahr - vorläufig"
Alexander Kristoff (UAE - Team Emirates) bejubelt seinen Sieg beim 81. Gent-Wevelgem. | Foto: Cor Vos

31.03.2019  |  (rsn) - Nach seinem Sieg beim Scheldepreis 2015 hatte Alexander Kristoff (UAE - Team Emirates) keinen der großen belgischen Klassiker mehr gewinnen können. Am Sonntag beendete der 31-jährige Norweger beim 81. Gent-Wevelgem eindrucksvoll seine schwarze Serie. Nach, von wechselnden Windverhältnissen geprägten, 252 Kilometern zwischen Deinze und Wevelgem ließ Kristoff in einem lang gezogenen Sprint bei seinem zweiten Saisonerfolg den Oberurseler John Degenkolb (Trek - Segafredo) und den Belgier Oliver Naesen (AG2R) hinter sich.

Zweitbester deutscher Fahrer war Rüdiger Selig (Bora - hansgrohe) auf Rang acht. Völlig leer ging diesmal das bisher die Klassiker dominierende Team Deceuninck - Quick-Step aus, das im Finale hart arbeiten musste um eine Ausreißergruppe im Titelverteidiger Peter Sagan (Bora - hansgrohe) wieder einzufangen und danach weitere Attacken vereitelte. Sprintspezialist Elia Viviani spielte dann aber in der Entscheidung keine Rolle und belegte Rang 19, Vorjahressieger Peter Sagan (Bora - hansgrohe) kam mit 13 Sekunden Rückstand auf Platz 32 ins Ziel.

"Der Plan wäre gewesen, dass ich für Fernando (Gaviria) den Sprint anziehe. Er hat mir auf den letzten Kilometern gesagt, dass er sich nicht so gut fühlt und dass ich selbst sprinten soll. Ich habe dann ein gutes Hinterrad gefunden und war der Stärkste im Sprint“, sagte der vor Freude strahlende Kristoff, der zuvor schon vor der zweiten Überquerung des Kemmelberg in die Offensive gegangen war und der danach noch genügend Kraft für den Sprint sparen konnte.

“Das ist ein großer Sieg für mich. Damit habe ich mein Frühjahr schon gekrönt, egal was noch kommt. Ich bin sehr glücklich mit dem Sieg und die Form für die nachfolgenden Rennen stimmt. Das Sieg ist sicherlich einer der größten in meiner Karriere", so der Gewinner von Mailand-Sanremo 2014 und der Flandern-Rundfahrt 2015. Mit seinem starken Auftritt am Sonntag hat sich Kristoff zugleich in eine Favoritenrolle für die in einer Woche stattfindenden “Ronde“ gefahren.

So lief das Rennen…

Bei dank Rückenwind extrem hohem Tempo von mehr als 50 Kilometern in der ersten Rennstunde scheiterten zunächst alle Attacken. Erst nach rund 60 Kilometern formierte sich die Gruppe des Tages, und die hatte es in sich. Mit dabei waren neben Sagan und dessen Teamkollegen Selig und Pascal Ackermann gleich fünf Fahrer von Jumbo - Visma, nämlich Wout Van Aert, Maarten Wynants, Mike Teunissen, Taco van der Hoorn und Danny van Poppel, das Trek - Segafredo-Quartett Degenkolb, Jasper Stuyven, Edward Theuns und Mads Pedersen, Matteo Trentin (Mitchelton - Scott), Luke Rowe (Sky), Niki Terpstra (Direct Energy), Jan-Willem Van Schip (Roompot), Gaviria sowie als einziger Deceuninck-Fahrer Tim Declercq.

Bei der Fahrt über insgesamt zehn Hellingen konnten sich die 18 Ausreißer zwar nie mehr als 1:30 Minuten Vorsprung auf das Feld herausfahren, doch hatten die Teams Deceuninck - Quick-Step, Astana, Lotto Soudal, Bahrain - Merida sowie AG2R La Mondiale alle Hände voll zu tun, um die gefährliche Gruppe am kurzen Zügel zu halten. Diese schrumpfte bei der ersten Überquerung des Kemmelberg auf den letzten 75 Kilometer zunächst um Ackermann, Selig sowie Declercq und auch Degenkolb mühte sich im bis zu 25 Prozent steilen Kopfsteinpflasteranstieg vergeblich, der auch reißen lassen musste.

Weitere acht Kilometer später bestand die Spitze nur noch aus Sagan, Theuns Teunissen und Trentin, während der Rest der Gruppe vom Peloton wieder geschluckt wurde. Aus dem Verfolgerfeld heraus schaffte der bärenstarke Rowe 43 Kilometer vor dem Ziel nochmals den Anschluss an die Spitze, die nunmehr aus fünf Fahrern bestand und wieder mehr als eine Minute Vorsprung auf das zeitweise unschlüssige Feld aufwies, das zwischenzeitlich auf 30 Sekunden an die Ausreißer herangekommen war.

Aber trotz aller Mühen schafften es die Verfolger zunächst nicht, die Spitzengruppe zu stellen. Nachdem Matej Mohoric (Bahrain - Merida) mehrmals das Tempo im nur noch aus rund 50 Fahrern bestehenden Feld erhöht hatte, ging E3-Sieger Zdenek Stybar (Deceuninck - Quick-Step) gemeinsam mit Van Aert am Kemmelberg, dem letzten Helling des Tages, in die Offensive. Der Tscheche fuhr mit dem Belgier zu Kristoff vor, der ganz clever einige Kilometer zuvor attackiert hatte.

Doch das Trio wurde wieder gestellt, bevor es an die Gruppe rund um Sagan anschließen konnte. Danach warf Deceuninck - Quick-Step alles in die Waagschale, auf den letzten knapp 30 Kilometern. Mit Yves Lampaert, Philippe Gilbert und Stybar machten sie Tempo für Viviani, um den Sprint zu erzwingen. Bei der Durchfahrt durch Ypern schrumpfte der knappe Vorsprung der Ausreißer rasant zusammen. Kurz vor dem Zusammenschluss 18 Kilometer vor dem Ziel startete Rowe einen Verzweiflungsangriff, der von Terpstras Helfern neutralisiert wurde.

Und auch Trek - Segafredo gab keine Ruhe, schickte zehn Kilometer Pedersen und vier Kilometer Stuyven nochmals in den Wind. Doch auch die vierköpfige Gruppe um den Belgier wurde geschnappt, wenn auch erst auf dem letzten Kilometer, als Jumbo - Visma und wieder Deceuninck ihre numerische Überlegenheit nutzten. Mit Jack Bauer (Mitchelton - Scott) wurde der letzte der vier späten Ausreißer knapp 300 Meter vor dem Ziel gestellt.

Danach startete Kristoff seinen Sprint vom Hinterrad des Franzosen Adrien Petit (Direct Energie) und zog bei Gegenwind von der Spitze durch. Degenkolb versuchte, den Antritt des viermaligen Gewinners von Eschborn - Frankfurt zu kontern, verpasste aber letztlich seinen zweiten Gent-Wevelgem-Sieg nach 2014 deutlich. Mit seinem besten Ergebnis in dieser Klassikerkampagne kann der 30-Jährige aber ebenso zuversichtlich zur Flandern-Rundfahrt reisen wie Kristoff, der dort seinen zweiten Triumph nach 2015 anpeilt.

Mehr Informationen zu diesem Thema

01.04.2019Gent-Wevelgem war ein Weckruf für die Flandern-Rundfahrt

(rsn) - Nachdem Deceuninck - Quick-Step bisher alle bedeutenden Eintagesrennen der Saison zu seinen Gunsten entscheiden konnte, ging das  belgische Team am Sonntag bei Gent-Wevelgem leer aus. Mit Eli

01.04.2019Gamper: “Die Form stimmt auf alle Fälle“

(rsn) – Sein letztes Jahr in der Kategorie U23 bestreitet Patrick Gamper (Tirol KTM Cycling Team). Der 22-jährige Tiroler unterstrich am Sonntag sein großes Talent mit seinem neunten Platz bei Ge

01.04.2019Kristoff: “Ich kann es noch besser“

(rsn) - Die Verpflichtung von Fernando Gaviria zu Saisonbeginn musste Alexander Kristoff wie eine Misstrauensbekundung seines Teams UAE Emirates vorgekommen sein. Der Norweger, der 2014 Mailand-Sanrem

01.04.2019Ackermann: Gent-Wevelgem-Debüt war eine Achterbahnfahrt

(rsn) - Pascal Ackermanns Klassikerkampagne gleicht bisher einer Achterbahnfahrt. Dem Sieg bei der Bredene Koksijde Classic und Rang zwei bei der Danilith Nokere Koerse stehen - nach Defekt und Sturz

31.03.2019Selig wird im härtesten Rennen seines Lebens Achter

(rsn) - Als mit rasend hohem Tempo eine 18-köpfige Spitzengruppe beim 81. Gent-Wevelgem die erste Überquerung des Kemmelberg rund 75 Kilometer vor dem Ziel mit fast einer Minute Vorsprung in Angriff

31.03.2019Degenkolb: “Am Ende waren die Beine gar nicht so schlecht“

(rsn) - Am Ende einer wirklich abwechslungsreichen 81. Austragung von Gent-Wevelgem durfte sich im Sprint der Favoritengruppe John Degenkolb (Trek – Segafredo) über Platz zwei freuen. Hinter dem bÃ

31.03.2019Rutsch belohnt sich schon im ersten großen Rennen

(rsn) - Abgesehen von einem dritten Platz von Nils Politt 2015 konnten die Deutschen bei der U23-Austragung von Gent-Wevelgem bisher nicht sonderlich in Erscheinung treten. Das änderte sich jedoch am

31.03.2019Finale des 81. Gent-Wevelgem im Video

(rsn) - Alexander Kristoff (UAE - Team Emirates) hat das 81. Gent-Wevelgem gewonnen. Der 31-jährige Norweger setzte sich bei seinem zweiten Saisonsieg über die 252 Kilometer von Deinze nach Wevelgem

31.03.2019Huppertz Fünfter der Tour de Normandie

(rsn) - In der Rubrik Ergebnisse liefern wir in kompakter Form und unmittelbar nach Zieleinlauf einen kurzen Überblick über die Ergebnisse der wichtigsten UCI-Rennen unterhalb der WorldTour-Serie.Ge

31.03.2019Kristoff siegt vor Degenkolb und Naesen

(rsn) - Alexander Kristoff (UAE - Team Emirates) hat das 81. Gent-Wevelgem gewonnen. Der 31-jährige Norweger setzte sich bei seinem zweiten Saisonsieg über die 252 Kilometer von Deinze nach Wevelgem

31.03.2019Gegen Wild wächst auch in Wevelgem kein Kraut

(rsn) - Wie in De Panne, so in Wevelgem: Kirsten Wild (WNT - Rotor) hat innerhalb von vier Tagen ihren zweiten WorldTour-Sieg hintereinander eingefahren und sich auch am Ende des 137 Kilometer langen

31.03.2019Österreichs buntes Aufgebot bei Gent-Wevelgem

(rsn) – Ein wahres Volksfest erwartet Österreichs Teilnehmer am letzten März-Sonntag in Flandern. Mit dem 81. Gent-Wevelgem steht nicht nur ein besonderer Klassiker am Programm, sondern auch einer

Weitere Radsportnachrichten

18.11.2025Widar gibt 2026 Debüt bei zwei Monumenten und der Vuelta

(rsn) – Jarno Widar wird gleich in seinem ersten Profijahr ein anspruchsvolles Programm absolvieren. Wie der 20-jährige Belgier in einem Interview mit der Zeitung Het Laatste Nieuws ankündigte, ge

18.11.2025Almeida bleibt bei UAE - Gaviria vor Wechsel zu Caja Rural?

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

18.11.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

18.11.2025Zwischen Abitur, DM-Medaillen und WorldTour-Einsätzen

(rsn) - In der Juniorenklasse gehörte Paul Fietzke zu den weltweit besten Fahrern. Medaillen bei Europa- und Weltmeisterschaften, der Deutsche Meistertitel auf der Straße sowie Siege bei internati

17.11.2025Lipowitz will nicht zum Giro und hofft auf Tour-Doppelspitze

(rsn) – Mit Blick auf ihre Meriten bei der Tour de France befinden sich Florian Lipowitz und Remco Evenepoel in ähnlichen Sphären. Doch was ihren Charakter angeht, könnte das Duo, das im Sommer n

17.11.2025Nach Platz 1 und 3 im Prolog gibt´s schon den ersten Ruhetag

(rsn) - Robert Müller ist wieder auf Achse. Wer seine Berichte aus den unterschiedlichsten Ecken der Radsport-Welt – von Südamerika bis Asien – kennt, weiß: Wenn "Radbert" unterwegs ist, wird e

17.11.2025ASO spricht sich gegen Ticket-Einnahmen aus

(rsn) – In der Debatte um die zukünftige Finanzierung des Radsports hat die Großmacht ASO, die neben der Tour de France weitere entscheidende Rennen im WorldTour-Kalender und den ebenen darunter o

17.11.2025Road Captain will auch “persönliche Freiheiten“

(rsn) – Von den noch aktiven Profis ist Kim Heiduk der letzte Deutsche, der aus einem einheimischen KT-Team, nämlich Lotto – Kern Haus, den Wechsel ins Lager der Berufsradfahrer geschafft hat. Ei

17.11.2025Ferrand-Prévot plant zwei Saisonhöhepunkte

(rsn) – Mit dem Tour-de-France-Sieg in der Tasche und einer Knöchel-OP, die noch ein paar Wochen Pause mit sich bringen wird, geht Pauline Ferrand-Prévot in den Winter und ins neue Jahr. Und damit

17.11.2025Chancen genutzt, doch für den Sieg hat es nicht gereicht

(rsn) – Vor seinem letzten U23-Jahr entschied sich der junge Österreicher Sebastian Putz für einen Wechsel. Er schloss sich dem Team Red Bull - Bora – hansgrohe Rookies an, um sich dort für zuk

17.11.2025Prag buhlt um den Grand Depart

(rsn) – Die Liste an kommenden potenziellen Tour-Starts in den kommenden Jahren wird immer länger. Auch Tschechien hat sich jetzt mit Prag in Stellung gebracht und ASO-Chef Christian Prudhomme bei

16.11.2025Kein Highlight, aber einige Male nah dran am Sieg

(rsn) – Die erste Saison, in der sich Alexandre Balmer (Solution Tech – Vini Fantini) komplett auf die Straße fokussierte, begann für den 25-Jährigen denkbar unglücklich. Bei der Trofeo Laigue

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)