Thomas baut Tour-Gesamtführung aus

Roglic fliegt zum Etappensieg und im Klassement an Froome vorbei

Von Felix Schönbach

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Primoz Roglic (LottoNL-Jumbo) | Foto: Cor Vos

27.07.2018  |  (rsn) - Primoz Roglic (LottoNL-Jumbo) hat die letzte Bergetappe dieser Tour de France nach einer waghalsigen Abfahrtsattacke für sich entschieden. Als Zweiter verteidigte Geraint Thomas (Sky) sein Gelbes Trikot ohne Probleme. Der Brite entschied den Sprint der Verfolger 19 Sekunden hinter Roglic vür Romain Bardet (AG2R) , Daniel Martin (UAE Team Emitares) und Rafal Majka (Bora-hans grohe) für sich

Vorausgegangen war ein Schlagabtausch der Favoriten, bei dem Chris Froome (Sky) Schwächen zeigte. Bardet, Majka, Mikel Landa (Movistar), und Ilnur Zakarin (Katusha.Alpecin) bestachen durch ihren Offensivgeist. Ihre Attacken am Col du Tourmalet rund 100 Kilometer vor dem Ziel wurde letztendlich aber nicht belohnt.

"Was soll ich sagen?“, kommentierte Roglic seinen Sieg, "Ich bin wirklich glücklich. Meine zweite Etappe zu gewinnen ist ein sehr gutes Gefühl. Wir haben es in dieser Woche mehrmals probiert, aber dieses Mal konnte ich einfach wegfahren. Ich hatte heute offensichtlich die richtigen Beine.“ Mit Roglic gewann heute der stärkste Fahrer die Etappe. Schon am Anstieg zum Col d'Aubisque setzte der Slowene seine Konkurrenz unter Druck. In der Abfahrt ging der ehemalige Skispringer volles Risiko und distanzierte seine Konkurrenz durch waghalsige Manöver in den teilweise vernebelten Kurven.

Mit seinem Sieg zog der Slowene im Gesamtklassement an Froome vorbei. Auf das mögliche Podium angesprochen, zeigt sich Roglic aber noch zurückhaltend: "Ich glaube beim Zeitfahren fangen wir alle bei null an. Morgen ist ein neuer Tag auf den ich mich neu fokussiere.“ Sein Teamkollege Robert Wagner twitterte dagegen optimistisch. "Der Adler Roglic ist noch nicht gelandet, er fliegt noch, morgen wieder im Zeitfahren."

Der Sieg wurde mustergültig von Roglics Teamkollegen Robert Gesink und Steven Kruijswijk vorbereitet. Dass Kruijswijk in der Gesamtwertung auf den fünften Platz vorrücken konnte, war das Sahnehäubchen auf einem ohnehin schon gelungenen Tag für LottoNL-Jumbo. "Wir wollten die Etappe gewinnen. Wir haben die Initiative übernommen und attackiert, weil wir wussten wie stark Primoz ist. In der Abfahrt ist er einfach eine Granate“, sagte Kruijswijk.

Spannender Kampf um das Podium

Geraint Thomas parierte heute alle Angriffe mit Bravour und gab sich auch in der Abfahrt keine Blöße. Durch den zweiten Platz und den damit verbundenen sechs Sekunden Zeitbonifikation liegt er zwei Tage vor Paris in einer idealen Ausgangsposition. "Es war heute ein großer Kampf zwischen uns Klassementfahrern. Die Abfahrt zum Schluss war schwierig und schnell. Ich bin heilfroh, dass ich nicht gestürzt bin. Ich bin jetzt ein gutes Stück näher am Toursieg dran. Aber ich muss wachsam bleiben und den Vorsprung im Zeitfahren verteidigen“, erklärte der Brite, der nun 2:05 Minuten die Gesamtwertung anführt.

Dahinter spitzt sich der Kampf um das Podium zwischen Dumoulin, Roglic und Froome zu. Die drei Fahrer liegen vor dem letzten Zeitfahren innerhalb von 32 Sekunden. Die Hoffnungen von Landa, Bardet, Zakarin und Majka erfüllten sich dagegen nicht. Das Quartett hatte 102 Kilometer vor dem Ziel am Col du Tourmalet angegriffen und konnte zur ursprünglichen Spitzengruppe aufschließen. Die zwischenzeitlich drei Minuten Vorsprung reduzierten sich durch die Attacken in der Favoritengruppe, sodass sie kurz vor dem Gipfel des Col d'Aubisque wieder eingeholt wurden.

"Heute habe ich daran geglaubt, dass ich gewinnen kann. Aber Roglic war einfach stärker. Ich habe bis zum Ende gekämpft und bin enttäuscht“, erzählte der Etappendritte Bardet. Landa erhielt die rote Rückennummer als Trostpflaster, Zakarin konnte dank des Einbruchs von Jakob Fuglsang (Astana) noch den zehnten Platz in der Gesamtwertung erobern.

Sagan quält sich ins Ziel

Peter Sagan (Bora-hansgrohe) quälte sich im Grupetto durch die Etappe und wird auch morgen das Grüne Trikot tragen. Julian Alaphilippe (Quick-Step Floors) war heute wieder in der Ausreißergruppe aktiv und konnte sein Bergtrikot nun auch rechnerisch unter Dach und Fach bringen. Pierre Latour (Ag2R) verteidigte sein Weißes Trikot gegenüber Egan Bernal (Sky) und hat vor dem morgigen Zeitfahren eine gute Ausgangsposition. Movistar bleibt bestes Team

So lief die Etappe...

Der Rennverlauf In einer hektischen und schnellen Anfangsphase konnte sich eine sechsköpfige Ausreißergruppe mit Bob Jungels (Quick-Step Floors), Adam Yates (Mitchelton-Scott) und Silvan Dillier (AG2R) absetzen. Nach 40 Kilometern schlossen zwei weitere Verfolgergruppen um Julian Alaphilippe, Warren Barguil (Fortuneo), Bauke Mollema (Trek-Segafredo) und Marcus Burghardt (Bora-Hansgrohe) auf.

Die insgesamt 18 Ausreißer konnten ihren Vorsprung auf maximal fünf Minuten ausbauen. Dann reagierte die dezimierte Katusha-Alpecin Mannschaft von Zakarin und reduzierte den Rückstand bis zum Fuße des Col d'Aspin auf drei Minuten. Im Aufstieg zum Tourmalet attackierte schließlich Zakarin. Der Russe wurde von Landa, Bardet und Landa begleitet. Die Gruppe profitierte im Aufstieg von Landas Teamkollegen Bennati und Amador als Relais-Stationen und konnte im Laufe der Abfahrt auf die reduzierte Spitze bestehend aus Alaphilippe, Jungels, Barguil, Tanel Kangert (Astana), Mikel Nieve (Mitchelton-Scott) und Gorka Izagirre (Bahrain-Merida) aufschließen.

Zu diesem Zeitpunkt befand sich das von Sky kontrollierte Feld 3:30 Minuten hinter der Spitze und Landa war virtuell auf dem Podium. Zu Beginn des vorletzten Anstieges zum Col des Bordères ging LottoNL Jumbo in die Offensive. Zunächst erhöhte Robert Gesink das Tempo. Dann setzte sich Steven Kruijswijk auf den ersten Metern des Col d'Aubisque aus der Favoritengruppe ab. Aber es war Tom Dumoulin, der die erste ernste Attacke fuhr. Diese distanzierte Nairo Quintana, der heute viel Zeit verlor und im Gesamtklassement auf den neunten Platz abrutschte.

Als Roglic eine Konterattacke setzte, konnten nur noch Thomas und Dumoulin mithalten. Gemeinsam mit dem eingeholten Kruijswijk schlossen sie das Loch zur Spitzengruppe. Froome hatte Schwierigkeiten dem Tempo zu folgen und musste von Bernal auf der Zwischenabfahrt vom Col de Soulor zurückgebracht werden. Dort liefen die Favoriten- und die Spitzengruppe zusammen. Majka wurde als letzter Ausreißer auf der Abfahrt gestellt, kurz nachdem Roglic erfolglos versuchte mit einer letzten Attacke die Spitzengruppe zu sprengen.

Auf der Abfahrt spannte sich Roglic an die Spitze des Favoritenfeldes und schlug ein aberwitziges Tempo an. Zakarin und Kruijswijk verloren den Kontakt und auch Froome und Daniel Martin waren kurzzeitig in Schwierigkeiten. Im unteren Teil der Abfahrt konnte sich Roglic einen kleinen Vorsprung auf die von Dumoulin und Froome angeführte Verfolgergruppe erarbeiten und sukzessive ausbauen. Auf den drei flachen Kilometern vor dem Ziel konnte ihn niemand mehr gefährden. Im Sprint der Verfolgergruppe sicherte sich Thomas noch die restlichen Bonussekunden vor Bardet.

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