Tour: Mit Wut im Bauch zum Soloversuch

Für Majka war´s ein zu langer Weg vom Berg nach Carcassonne

Von Peter Maurer

Rafal Majka (Bora-hansgrohe) musste sich auf der 15. Etappe der Tour mit Rang acht begnügen. | Foto: Cor Vos

22.07.2018  |  (rsn) – Nachdem er im letzten Jahr die Tour de France frühzeitig verlassen musste, reiste Bora-hansgrohe-Kapitän Rafal Majka mit großen Zielen zur 105. Austragung der Großen Schleife. Eine Platzierung unter den Top Fünf in der Endwertung wollte der Pole erreichen, der 2014 und 2016 die Bergwertung für sich entschied. Doch seine 13. Grand Tour sollte ihm zumindest in den ersten zwei Wochen noch kein Glück bringen.

Denn die Form, welche er im Aufbau für die Tour bei den Rundfahrten in Kalifornien und Slowenien mit jeweils sechsten Plätzen in der Endwertung zeigte, konnte der 28-Jährige in Frankreich bisher nicht in Ergebnisse ummünzen. Mit den Resultaten 32, 37 und 27 an den drei Alpentagen war das Thema Gesamtwertung früh abgehakt.

Der vierte Tour-Etappensieg seiner Karriere ist nun das neue Ziel des Olympiadritten von 2016. "Gestern wäre eigentlich sein Tag gewesen, aber da hat er leider den Sprung in die Gruppe verpasst", berichtete sein Sportlicher Leiter Enrico Poitschke in Carcassonne radsport-news.com. Mit Wut im Bauch gelang Majka auf der heutigen Etappe von Millau in den Ort des zweiten Ruhetags der Sprung in die Gruppe des Tages. "Er wollte dabei sein. Dass er den Abschnitt nicht gewinnen konnte, das war uns schon vorher klar", fügte Poitschke an.

Dennoch probierte Majka es am letzten Berg mit einem Vorstoß, nachdem die deutsche Equipe mit Peter Sagan und Pawel Poljanski zwei weitere Fahrer in die 29-köpfige Fluchtgruppe gebracht hatte. Der dreimalige Weltmeister aus der Slowakei hatte aber nicht mehr die Beine für das schwierige Finale und so startete Majka seinen Versuch. Der Pole attackierte aus der Fluchtgruppe zu Beginn des 12,3 Kilometer langen Pic de Nore.

Zuerst holte er den Franzosen Fabien Grellier (Direct Energie) ein und danach dessen Landsmann Jilein Bernard (Trek-Segafredo). Ab der Hälfte des Anstiegs fuhr Majka allein in Richtung Gipfel. Hinter ihm formierte sich eine siebenköpfige Verfolgergruppe, in der zum Unglück des Spitzenreiters gleich drei Mannschaften doppelt vertreten waren.

Mit einem Vorsprung von 30 Sekunden stürzte sich Majka in die Abfahrt, sehr zur Freude seines Sportdirektors: "Er hat sich bergab verbessert. Rafal hatte seit seinem Sturz große Probleme gehabt, aber es wird immer besser". Denn im letzten Jahr lag Majka auf der 9. Etappe am Boden. Zwar beendete er die Etappe noch, musste aber am folgenden Ruhetag aufgeben.

15 Kilometer vor dem Ziel endete heute Majkas Soloflucht. "Es war vielleicht etwas spät und mein Vorsprung hat für das Flachstück nicht gereicht. Ich denke, auch mit einer Minute mehr wäre es sehr schwer für mich geworden heute zu gewinnen", sagte der Rundfahrtspezialist, der in Carcassonne Achter und als kämpferischster Fahrer der Etappe ausgezeichnet wurde.