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07.07.2018 | (rsn) - Fernando Gaviria (Quick-Step Floors) hat zum Auftakt der 105. Tour de France ein Traum-Debüt gefeiert. Der 23-jährige Kolumbianer entschied am Samstag die am Ende turbulent verlaufende 1. Etappe nach 201 Kilometern zwischen Noirmoutier-en-l'Île und Fontenay-le-Comte im Sprint für sich und verwies auf der ansteigenden Zielgerade Weltmeister Peter Sagan (Bora-hansgrohe) und den Deutschen Marcel Kittel (Katusha-Alpecin) deutlich auf die Plätze.
"Ein unglaublicher Tag für mich und das Team. Wir waren bereit für den Sprint. Jeder träumt davon, das Gelbe Trikot zu tragen, es gleich am ersten Tag zu bekommen, das ist unglaublich“, sagte Gaviria, der erst als zweiter Kolumbianer nach Victor Hugo Peña 2003 das Maillot Jaune in seinem Besitz hat. "Ich bin überglücklich und werde versuchen, es so lange wie möglich zu tragen. Der letzte Kilometer war nicht ohne und wir wussten, dass einige große Fahrer aufgehalten worden waren. Wir hatten einen klaren Plan und sind glücklich, dass er aufgegangen ist."
Nicht ganz ging dagegen Kittels Vorhaben auf, sich mit einem Auftaktsieg das dritte Gelbe Trikot nach 2013 und 2014 zu holen. Rang drei war nach zuletzt eher schwachen Auftritten mehr als einige erwartet haben dürften. „Ich bin nicht unzufrieden, heute war ein schwieriges Finale. Ich habe mich da gut durchgekämpft und auch ein bisschen gepokert, wie man das bei einem Sprint berghoch macht. Am Ende komme ich mit Schwung, mit Power, mit Geschwindigkeit, und das gibt mir Zuversicht“, kommentierte Kittel das Ergebnis.
Auch der dreimalige Weltmeister Sagan war gegen Gavirias Enschnellidgkeit machtlos und musste sich mit Platz zwei begnügen "Peter ist einen starken Sprint gefahren, Gaviria war am Ende einfach der Bessere. Aber die Etappe war auch nicht schwer genug, um Peter entgegenzukommen. Ich denke, der zweite Platz war heute das Optimum für uns“, sagte Bora-Sportdirektor Enrico Poitschke zum Auftakt des fünfmaligen Gewinners des Grünen Trikots.
Spätes Debakel für Froome, Porte und Quintana
Rang vier sicherte sich der Norweger Alexander Kristoff (UAE Team Emirates) vor dem Franzosen Christophe Laporte (Cofidis) dem Niederländer Dylan Groenewegen (LottoNL-Jumbo) und dem Australier Michael Matthews (Sunweb). Achter und damit zweitbester deutscher Profi wurde der Oberurseler John Degenkolb (Trek-Segafredo).
Zu einem Debakel entwickelten sich die letzten Kilometer einer lange Zeit ereignislos verlaufenen Etappe für Titelverteidiger Chris Froome (Sky) und einige weitere Favoriten auf den Gesamtsieg. Der Brite stürzte auf den letzten fünf Kilometern und kam gemeinsam mit Adam Yates (Mitchelton-Scott) und Richie Porte (BMC) 51 Sekunden hinter dem Tagessieger ins Ziel. Nairo Quintana (Movistar) handelte sich in Folge eines Defekts sogar 1:15 Minuten Rückstand ein.
"Wir wussten, dass die ersten Tage hektisch werden würden. Das gehört leider dazu. Wir sind sehr weit vorn gefahren, die Jungs hätten nicht mehr machen können. Ich bin einfach nur dankbar, dass ich nicht verletzt bin, bis Paris ist es noch ein weiter Weg“, kommentierte Froome seinen missratenen Start.
In der Gesamtwertung liegt Gaviria, der zudem die Punkte- und die Nachwuchswertung anführt, nun vier Sekunden vor Sagan und sechs vor Kittel. Als bester der Klassementfahrer wird der Däne Jakob Fuglsang (Astana) mit zehn Sekunden Rückstand als Zehnter geführt, gefolgt von den zeitgleichen Rafal Majka (Bora-hansgrohe) und Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida).
So lief die Etappe…
Gleich mit der ersten Attacke unmittelbar, nachdem Tourchef Christian Prudhomme das Rennen eröffnet hatte, stand die Gruppe des Tages, die aus den drei Franzosen Yoann Offredo (Wanty-Groupe Gobert), Kevin Ledanois (Fortuneo-Samsic) und Jérôme Cousin aus der in der Vendée beheimateten Equipe Direct Energie bestand. Die restlichen 173 Fahrer aus 22 Teams ließen es bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen von rund 30 Grad etwas gemächlicher angehen.
Als das Ausreißertrio nach gut 15 Kilometern die Brücke zum Festland überquerte, betrug sein Vorsprung auf das Feld bereits gut 3:30 Minuten. Nach 30 Kilometern, bei der Durchfahrt durch Ledanois‘ Heimatort Saint-Jean-de-Monts waren noch gut 30 Sekunden dazu gekommen. Mehr als rund vier Minuten gestand das Feld, in dem sich die Sprinterteams auf der Fahrt gen Süden entlang der Côte de Lumière, der "Küste des Lichts“, in der Verfolgungsarbeit abwechselten, den Spitzenreitern allerdings nicht zu.
Bei leichtem Rückenwind und daraus resultierendem hohen Tempo (mit einem Schnitt von 46 Km/h) reduzierten die Verfolger den Rückstand sogar schnell auf zunächst rund zwei Minuten. Dabei blieb es auch bis zum Zwischensprint des Tages, den sich nach 119,5 Kilometern Cousin sicherte. Kurz darauf gaben die schnellen Männer im Feld bereits einen Vorgeschmack auf den Zielsprint: Gaviria holte sich als Vierter 13 Punkte vor Greipel (elf) und Démare (zehn). Von den bekannten Namen hielt sich lediglich Groenewegen zurück.
Kurz zuvor war es in der Verpflegungszone zum ersten Sturz bei dieser Frankreich-Rundfahrt gekommen. Lawson Craddock (EF-Drapac), einer der Helfer des letztjährigen Gesamtzweiten Rigoberto Uran, zog sich dabei eine Schulterverletzung und eine blutende Wunde an der Schläfe zu. Der US-Amerikaner konnte das Rennen jedoch fortsetzen.
Nach der Richtungsänderung ins Landesinnere schrumpfte der Abstand weiter, wobei weiterhin sich vor allem Dimension Data, Groupama-FDJ, LottoNL-Jumbo und Quick-Step-Floors an der Spitze des Feldes zeigten. Am Ende der 700 Meter langen und 4,2 Prozent steilen Côte de Vix (4. Kat.) sicherte sich der ehemalige U23-Weltmeister Ledanois 28 Kilometer vor dem Ziel im Dreiersprint das erste Bergtrikot dieser Tour. Danach ließ sich der 24-Jährige ins Feld zurückfallen, wogegen Offredo und Cousin weiter Widerstand leisteten. Vier Kilometer vor dem Bonussprint versuchte der Belgier Oliver Naesen (AG2R) das Feld zu überraschen.
Die drei Sekunden am neu eingeführten Bonussprint holte sich 13,5 Kilometer vor dem Ziel dann wieder Cousin vor Offredo und Naesen, dem aber bereits die Verfolger im Nacken saßen. Kurz vor dem Zusammenschluss zerriss ein Sturz das Feld in zwei Teile, wobei Leidtragende unter anderem Arnaud Démare (Groupama-FDJ), einer der Kandidaten auf den Tagessieg, sowie Richie Porte (BMC) und Adam Yates (Mitchelton-Scott) waren. Der 25-jährige Brite ging dabei zu Boden, der acht Jahre ältere Australier konnte sich zumindest auf dem Rad halten.
Kurz darauf sorgten weitere Stürze für Aufregung, wobei zunächst Froomes Edelhelfer Egan Bernal und Romain Bardets Teamkollege Pierre Latour (AG2R) zu Boden gingen, ehe es den Titelverteidiger auf den letzten fünf Kilometer bei hohem Tempo aus einer Kurve heraus trug. Froome landete auf einem Rasenstück, blieb aber dabei unverletzt und konnte sich schnell wieder aufs Rad schwingen.
Da zu diesem Zeitpunkt aber bereits Gavirias und Sagans Helfer an der Spitze das Tempo massiv erhöhten, schaffte der Giro-Gewinner ebenso wenig den Anschluss wie Nairo Quintana (Movistar), der 3,5 Kilometer vor dem Ziel durch einen Defekt gestoppt wurde. Vom späten Chaos im Feld unbeirrt jagte Quick-Step Floors an der Spitze der immer kleiner werdenden Spitzengruppe gut 1.000 Meter vor dem Ziel durch die letzte Kurve. Bob Jungels, Philippe Gilbert, Niki Terpstra, Yves Lampaert und schließlich Maximiliano Richeze bereiteten auf der zunächst abfallenden und auf den letzten Metern leicht ansteigenden Zielgeraden ihrem Kapitän, an dessen Hinterrad Sagan saß, den Sprint mustergültig vor.
Gaviria trat schon früh an und hielt ganz überlegen auch den Weltmeister, der aus seinem Windschatten heraus am Südamerikaner vorbeiziehen wollte, auf Distanz. Auf den letzten Metern kam Kittel noch stark auf, konnte aber nur noch Europameister Kristoff abfangen und sich den dritten Rang sichern.
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