Interview zum Start der Spanien-Rundfahrt

Fröhlinger: "Die Vuelta ist die entspannteste GrandTour"

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Fröhlinger:
Johannes Fröhlinger (Sunweb) | Foto: Cor Vos

19.08.2017  |  (rsn) - Bei der am Samstagabend in Nimes beginnenden Spanien-Rundfahrt steht Johannes Fröhlinger (Sunweb) bereits zum neunten Mal am Start. Im Interview mit radsport-news.com sprach der 32-Jährige über seine Rolle im jungen Team, seine Chancen auf ein WM-Ticket und seine berufliche Zukunft über die Saison 2017 hinaus.

Mit welcher Form und welchen persönlichen Ambitionen starten Sie bei der Vuelta?

Fröhlinger: Bei der Polen-Rundfahrt hatte ich Probleme mit einer kleinen muskulären Verletzung. Das ist jetzt aber soweit ausgestanden und meine Vorbereitung verlief ansonsten gut. Wir haben ein sehr interessantes und junges Team am Start. Meine Aufgabe ist es dieses gut durch die drei Wochen zu führen. Für fünf Kollegen ist es die allererste dreiwöchige Rundfahrt. Gerade in Spanien habe ich viel Erfahrung und möchte diese bestmöglich weitergeben.

Das Team hat wie angesprochen viele junge Klassementfahrer am Start. Wie können Sie diese am besten unterstützen und welchem Teamkollegen trauen Sie in der Gesamtwertung am meisten zu?

Fröhlinger: Unser Mann für die Gesamtwertung ist ganz klar Wilco Kelderman. Die Vuelta war die ganze Saison schon sein großes persönliches Ziel und er hat zuletzt bei der Polen Rundfahrt gezeigt, dass beim Formaufbau alles passt. Wilco bekommt die volle Unterstützung und es ist für mich wichtig dies innerhalb unserer Mannschaft zu koordinieren. Dabei erfülle ich natürlich auch selber die klassischen Helferaufgaben beim Positionskampf, sowie Wilco immer mit genügend Getränken zu versorgen. Die fünf Vuelta Neulinge in unserem line-up sind alle schon sehr gute Rennfahrer und bereit für Ihre erste große Rundfahrt. Eine gewisse Nervosität im Team habe ich aber gespürt und ich bin auch dafür da etwas Ruhe in die Mannschaft zu bringen.

Die Vuelta ist in dieser Saison Ihre erste GrandTour. Für die "Heim-Tour" standen Sie im vorläufigen Aufgebot, wurden dann aber nicht final selektiert. Wie groß war die Enttäuschung?

Fröhlinger: Selbstverständlich wäre ich gerne bei der Tour de France mit dem Start in Deutschland dabei gewesen. Allerdings war ich nie im Team eingeplant und stand nur auf der Ersatzliste. Für eine Nachnominierung hätte ich bereit gestanden, aber natürlich wollte ich auch nicht, dass ein anderer Fahrer verletzungsbedingt ausfällt.

Es wird bereits Ihre neunte Spanien-Rundfahrt. Was zeichnet diese Grandtour aus Ihrer Sicht aus?

Fröhlinger: An vielen Anstiegen herrscht eine super Atmosphäre, aber vom ganzen Trubel drum herum ist die Vuelta sicher die "entspannteste" GrandTour. Typisch sind die extrem steilen Zielankünfte, abgesehen von Etappen an der Nordküste überwiegend große Hitze und der typische, spanische Rhythmus. Wir sitzen oft erst sehr spät beim Abendessen, können aber auch meistens lange ausschlafen morgens. Tranquillo.

Ihr Vertrag läuft Ende 2017 aus. Wird die Vuelta für Sie auch noch mal zum Bewerbungsschreiben herhalten müssen oder ist Ihre Zukunft schon geklärt?

Fröhlinger: Meine berufliche Zukunft auf dem Rad ist zum Glück schon seit mehreren Wochen geklärt und ich muss mich nicht mit Vertragsverhandlungen und Zukunftsgedanken rum schlagen. Das heißt ich kann mich in Ruhe auf das wesentliche und meine tägliche Arbeit bei der Vuelta konzentrieren. Wie es weitergeht, wird demnächst bekannt gegeben.

Wie bewerten Sie den aktuellen Stand des deutschen Radsports?

Fröhlinger: Wir haben momentan eine unheimlich starke Generation an deutschen Radprofis im Peloton. Bei einigen ist das Karriereende absehbar. Ob wir in 10 Jahren in der Breite immer noch so gut aufgestellt sind, was den deutschen Profi Radsport angeht, bezweifle ich. Aber auf jeden Fall gibt es deutsche Talente im Nachwuchsbereich und der U23. In unserem Development Team wird sehr gute Arbeit geleistet und die Voraussetzung geschaffen den Übergang in die World Tour vor zu bereiten. Bei den beiden deutschen WorldTour-Teams und Katusha-Alpecin gibt es eine Perspektive für Nachwuchsfahrer.

Sie stehen auch noch im erweiterten WM-Aufgebot. Wie bewerten Sie Ihre Chancen, in Bergen am Start zu stehen?

Fröhlinger: Wie angesprochen haben wir gerade sehr viele deutsche Profis auf einem hohen Niveau. Bei der Tour de France waren 16 am Start. Diese werden jedoch nicht mehr alle in Topform sein Ende September nach einer langen Saison. Wenn man gut gut aus der Vuelta heraus kommt, hat man normalerweise die richtige Verfassung für die Weltmeisterschaft. Das gilt nicht nur für mich, sondern für alle deutschen Starter bei der Spanien-Rundfahrt. John Degenkolb wird der Kapitän für uns in Bergen sein. Wir haben viele Rennen miteinander bestritten und kennen uns sehr gut. Auf jeden Fall wird Deutschland eine gute Truppe zu WM schicken können. Wenn ich dazu gehören sollte, wäre es wie immer eine Ehre.

Mehr Informationen zu diesem Thema

13.09.2017Führt Froome Team Sky zu Gold im WM-Zeitfahren?

(rsn) - Im vergangenen Jahr verpasste Team Sky mit Rang vier im WM-Mannschaftszeitfahren in Doha/Katar das Podium um 17 Sekunden. Diesmal wollen Chris Froome & Co. zum Auftakt der 84. UCI-Straßenwelt

11.09.2017Grandiose Bilanz: Quick-Step holt 16 GrandTour-Etappensiege

(rsn) - So erfolgreich wie in dieser Saison war Quick-Step Floors noch nie bei den GrandTours. Nicht weniger als 16 Etappensiege fuhr das belgische Team beim Giro d’Italia, der Tour de France und de

11.09.2017Froome: Kommendes Jahr das Giro-Tour-Double im Programm?

(rsn) - Chris Froome (Sky) hat sich am letzten Tag der 72. Vuelta a España nicht damit zufrieden gegeben, sein Rotes Trikot des Gesamtführenden sicher über die Ziellinie in Madrid zu bringen. Der 3

11.09.2017Highlight-Video der Schlussetappe der Vuelta a Espana

(rsn) - Die Schlussetappe der 72. Vuelta a Espana war nur zu Beginn ein Schaulaufen für Chris Froome (Sky). Der Brite, der sich erstmals in seiner Karriere die Gesamtwertung der dritten GrandTour des

10.09.2017Trentin jubelt in Madrid – Gesamtsieger Froome holt auch Grün

(rsn) - Schlussakt bei der Vuelta a Espana 2017. Die letzte Etappe über 117,6 Kilometern von Arroyomolinos in die spanische Landeshauptstadt nach Madrid gewann schließlich Matteo Trentin (Quick-Step

10.09.2017Zakarin reif für einen Grand Tour-Sieg?

(rsn) - Strahlende Gesichter bei Katusha Alpecin. Aufgrund des dritten Platzes von Ilnur Zakarin war die Stimmung so aufgehellt, wie die Sonne vom Madrider Himmel herunterbrannte. Sogar der mächtige

10.09.2017Trentin gewinnt Schlussetappe, Froome Gesamtsieger

(rsn) - Matteo Trentin (Quick-Step Floors) hat am letzten Tag der 72. Vuelta a España seinen vierten Tagessieg bejubeln können. Der 28 Jahre alte Italiener entschied am Sonntagabend die abschließen

10.09.2017"Unangemessenes Verhalten": Vuelta für Eiking vor Schlussetappe beendet

(rsn) - Odd Christian Eiking (FDJ) ist nicht mehr zur letzten Etappe der Vuelta a Espana angetreten. Wie sein Team via Twitter mitteilte, sei der Norweger gestern durch ein "unangemessenes Verhalten"

10.09.2017Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 21. Etappe

(rsn) - Zum Start der 72. Vuelta a Espana in Nimes sind am Samstag 198 Rad-Profis angetreten. Längst nicht alle werden am 10. September das Ziel in Madrid erreichen. Sturzverletzungen, Erkrankungen o

10.09.2017Der Pistolero auf Pericos Spuren

(rsn) - Alberto Contador hat mit seinem tollen Sieg am Angliru eine glanzvolle Radsport-Karriere vollendet. Aber eines ist ihm nicht gelungen: Seine letzte Vuelta a Espana auf dem Podium zu beenden. E

10.09.2017Nibali: "Bin froh, meinen zweiten Platz verteidigt zu haben"

(rsn) - Der Rückstand von 1:37 Minuten auf Chris Froome (Sky) war nicht klein – aber wo, wenn nicht auf der Etappe zum berüchtigten Alto de L´Angliru hätte sich Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida)

10.09.2017Geht Kelderman den gleichen Weg wie Dumoulin?

(rsn) - Der vorletzte Tag der Vuelta a Espana scheint nicht der des Team Sunweb zu sein. Vor zwei Jahren stürzte Tom Dumoulin auf der schweren Bergetappe noch vom ersten auf den sechsten Gesamtrang a

Weitere Radsportnachrichten

21.11.2024Uijtdebroeks denkt über Rallye-Karriere nach

(rsn) – Seine Profikarriere als Radsportler hat kaum begonnen, da macht sich Cian Uijtdebroeks schon Gedanken über die Zeit danach. Der 21-Jährige hat jüngst in einem Interview mit Het Nieuwsblad

21.11.2024Pogacar schließt Start bei Paris-Roubaix nicht aus

(rsn) – Fährt er, oder fährt er nicht? Zuletzt schien es so, als wolle Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) für die nächsten Jahre noch einen Bogen um Paris-Roubaix machen. Doch neue Aussagen des 2

21.11.2024Nach Dopingsperre jetzt Haft auf Bewährung gefordert

(rsn) - Nach vier Jahren Dopingsperre aufgrund eines positiven Test auf Epo im Jahr 2019 droht der früheren französischen Radsportlerin Marion Sicot jetzt eine einjährige Haftstrafe auf Bewährung.

21.11.2024Amador beendet Karriere trotz Vertrag, Movistar macht Nägel mit Köpfen

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

20.11.2024Pieterse gibt ihr Cross-Programm bekannt

(rsn) – Mountainbikeweltmeisterin Puck Pieterse (Fenix – Deceuninck) hat auf ihren Social-Media-Kanälen ihr Programm für den Winter bekannt gegeben. Die 22-Jährige steigt erst Mitte Dezember be

20.11.2024Das Pech zog sich wie ein roter Faden durchs Jahr

(rsn) – Nach einer starken Saison 2023, als er Deutscher U23-Meister auf der Straße und im Zeitfahren wurde sowie einen sechsten Platz im WM-Straßenrennen der Espoirs einfuhr, ging Moritz Kretschy

20.11.2024Die negativen Erlebnisse übermalten die positiven

(rsn) - Eigentlich hatte sich Marco Schrettl (Tirol - KTM) 2024 vorgenommen mit tollen Leistungen eine starke Empfehlung an die besten Teams des Straßenradsports abzugeben, doch ganz klappte der ambi

20.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

20.11.2024Drei Mal Gold zu holen bleibt ein Traum

(rsn) – Madison-Gold bei EM und WM, dazu zwei Podien in UCI-Rennen auf der Straße. Für Roger Kluge (rad-net – Oßwald) lief die Saison 2024 eigentlich perfekt, wäre da nicht die Enttäuschung b

20.11.2024Rundfahrtchefs Pupp, Senn und Wegmann heute im “Windschatten“

(rsn) – Zum fünfjährigen Bestehen der österreichischen Radsport-Initiative "Österreich dreht am Rad" finden in dieser Woche in der Medienhalle Hall in Tirol täglich Podiumsdiskussionen und Live

20.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Frauen-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profiteam seit dem 1. August ihre Transfers offiziell bekanntgeben. Radsport-news.com samme

20.11.2024Van Gils und Lotto - Dstny sprechen über Vertragsauflösung

(rsn) – Letzten Winter forcierte der Belgier Cian Uijtdebroeks seinen vorzeitigen Wechsel vom deutschen Bora - hansgrohe zu Visma - Lease a Bike. Eine ähnliche Geschichte könnte sich auch jetzt an

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine