Arndt starker Fünfter, Kluge übt TV-Kritik

Deutsches Ausreißertrio auf der Jagd nach dem 7. Giro-Streich

Von Daniel Brickwedde und Tom Mustroph

Foto zu dem Text "Deutsches Ausreißertrio auf der Jagd nach dem 7. Giro-Streich"
Christian Knees (Sky, li.) und Nikias Arndt (Giant-Alpecin) auf der 18. Giro-Etappe | Foto: Cor Vos

26.05.2016  |  (rsn) - Der 99. Giro d’Italia ist aus deutscher Sicht schon längst ein voller Erfolg: Sechs Etappensiege, zwei durch Marcel Kittel (Etixx-Quick-Step)) und sogar drei durch André Greipel (Lotto Soudal), dazu der gestrige Überraschungscoup durch Roger Kluge (IAM). Auf der 18. Etappe nach Pinerolo hätte der siebte Streich folgen sollen - zumindest probierten sich drei Profis daran, allen voran Nikias Arndt (Giant-Alpecin).

Beim Kluges Sieg auf der gestrigen Etappe gelang dem 24-Jährigen als Dritter erstmals bei diesem Giro der Sprung auf das Podium. Ein Ergebnis, dass ihm für heute Auftrieb gegeben haben dürfte, ebenso wie eine Nachricht seines Teams: Arndt steht zusammen mit John Degenkolb, Simon Geschke und Johannes Fröhlinger im erweiterten Giant-Alpecin-Aufgebot  für die Tour de France. Mit der hoffnungsvollen Perspektive Tour-Debüt setzte sich Arndt am Donnerstag erneut in Szene und schaffte den Sprung in die Fluchtgruppe des Tages – zusammen mit seines Landsleuten Christian Knees (Sky) und Kluge.

"Es war ein langer Tag in der Ausreißergruppe. Wir erwarteten heute, dass eine Fluchtgruppe durchkommen würde, und wollten vorne vertreten sein", erklärte er. Eine Rolle, die schließlich ihm zukam. Dabei zeigte Arndt sich besonders auf ungewohntem Terrain stark. Der Anstieg Pramartino galt 30 Kilometer vor dem Ziel als einzige Schwierigkeit der 244 Kilometer langen Etappe. Eine etwas über vier Kilometer lange Rampe mit Passagen von bis zu 17 Prozent Steigung, die zu Attacken einlud.

Gewiss kein Parade-Territorium für den Hamburger, doch während viele der ursprünglich 24 Ausreißer zurückfielen, hielt sich Arndt wacker und ging sogar in die Offensive. Sein Unterfangen, als Solist zum Führungsduo Moreno Moser (Cannondale) und Gianluca Bambilla (Etixx-Quick-Step) aufzuschließen, war jedoch letztendlich vergebens. "Das Finale war extrem hart, aber am Anstieg hatte ich wirklich gute Beine, kam als Dritter über die Kuppe und schaffte es fast zurück zum Führungsduo", schilderte Arndt die vorentscheidende Szene.

Beinahe hätte er bei der Verfolgung Gesellschaft durch Knees bekommen, doch dem Sky-Profi gelang dann doch nicht mehr der Sprung nach vorne. "Ich war oben am Berg schon fast wieder an der Gruppe um Nikias Arndt dran. Ich hatte sie schon gesehen. Doch in der Abfahrt habe ich aus verschiedenen Gründen mein Rad nicht in den Griff gekriegt", so der 35-Jährige nach der Etappe, die er schließlich als Achter beendete.

Für den dritten Deutschen im Bunde sprang am Ende Platz 22 heraus. "Ich hatte mir schon vorher die Etappen von gestern und heute ausgesucht, um in die Fluchtgruppe zu gehen. Anfangs war es einfach, doch die Berge haben mir dann zu viel Kraft gekostet", so Kluge, der auch Kritik an der gestrigen Berichterstattung übte: "Heute in der Fluchtgruppe war ich etwas länger im TV zu sehen. Es ist doch ein Unding, dass gestern von meiner Siegerehrung keine Sekunde im deutschen Fernsehen gezeigt wurde. Schade, dass es dafür keine Sendezeit gab."

Letztlich war Arndt also der Einzige aus dem Trio, der im Finale noch vorne mitmischte. In der Abfahrt bekam er unter anderem Begleitung durch den späteren Etappengewinner Matteo Trentin, die temporeiche Verfolgung kostete ihm aber letztendlich zu viel Kraft.

"Ich habe viel investiert und versucht die Lücke zu schließen – aber leider vergeblich. An der letzten kleinen Steigung konnte ich den Attacken dann nicht mehr folgen, die Kraft aus meinen Beinen war weg", so Arndt zur rennentscheidenden Situation. Im Zielort Pinerolo wartete drei Kilometer vor dem Ziel noch ein kleiner Stich zur Kirche San Maurizio. Eng, kopfsteingepflastert und extrem steil – zu viel für Arndt .

Am Ende stand dennoch mit Platz fünf ein gutes Resultat zu Buche, auch wenn sich Arndt damit nicht ganz zufrieden zeigte. "Es war ein guter Tag, aber wir haben auf ein besseres Resultat gehofft." Der heutige Tag zeigte dennoch, dass die Form nach fast drei Wochen beim Deutschen noch stimmt. Und sollte er die zwei schweren Alpenetappen gut überstehen, dann wartet für Arndt noch eine weitere Chance, der guten deutschen Bilanz beim Giro einen weiteren Erfolg hinzuzufügen: Die prestigeträchtige letzte Etappe des Giro in Turin.

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