Jungels dritter Etixx-Profi in Rosa

Ciccone setzt die Bardiani-Serie beim Giro fort

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Ciccone setzt die Bardiani-Serie beim Giro fort"
Neo-Profi Giulio Ciccone (Bardiani-CSF) hat die 10. Etappe des 99. Giro d’Italia gewonnen. | Foto: Cor Vos

17.05.2016  |  (rsn) - Ein bemerkenswerter italienischer Tagessieger, ein Schlagabtausch um das Rosa-Trikot und ein schwarzer Tag für einige Favoriten: Nach dem Ruhetag bot die 10. Etappe des Giro d’Italia beim ersten wirklichen Härtetest in den Bergen allerhand.

Nach 219 Kilometern zwischen Campi Bisenzio und Sestola siegte schließlich Giulio Ciccone (Bardiani CSF) als Solist vor Ivan Rovny (Tinkoff, +0:42) und Darwin Atapuma (BMC, +1:20). In der Gesamtwertung löste Bob Jungels (Etixx-QuickStep) seinen Teamkollegen Gianluca Brambilla an der Spitze ab. Er ist nach Brambilla und Marcel Kittel schon der dritte Etixx-Profi in Rosa. Für Mikel Landa (Sky) ist die Rundfahrt dagegen beendet.

Für das kleine italienische ProContinantal-Team Bardiani CSF ist es der obligatorische Etappenerfolg beim Giro. Seit 2012 konnte das Team von Roberto Reverberi bei jeder Italien-Rundfahrt mindestens eine Etappe gewinnen - in Sestola setzte Ciccone diese Serie fort. Für den 21-Jährigen ein beachtlicher Erfolg in seiner ersten Profisaison.

„Das ist heute der schönste Tag meines Lebens. Die Freude ist riesengroß. Ich kann das gar nicht beschreiben. Dazu fehlen mir die Worte“, so der junge Italiener im Ziel. Ciccone hatte sich im Finale zusammen mit Damiano Cunego (Nippo Vini Fantini) und seinem Teamkollegen Stefano Pirazzi (Bardiani CSF) aus einer Fluchtgruppe gelöst und sich schließlich in der Abfahrt zwölf Kilometer vor dem Ziel von seinen beiden Begleitern entscheidend absetzen können.

Dahinter entbrannte der Kampf um das Rosa-Trikot. Mit dem ersten Kategorie-1-Anstieg der Rundfahrt zum Giro del Falco im Etappenfinale, einer schwierigen Abfahrt und einer kurzer Schlusssteigung nach Sestola war das Teilstück prädestiniert für späte Attacken. Zuvor war die Gruppe der Favoriten jedoch bereits um zwei Namen ausgedünnt worden.

Mikel Landa (Sky) musste bereits kurz nach Etappenbeginn abreißen lassen und gab die Etappe weit abgeschlagen nach 80 Kilometern entkräftet auf. „Es tut uns wirklich leid für Landa. Er war wirklich gut unterwegs und wir waren zuversichtlich für die Bergetappen, aber er war nicht in der Lage weiterzumachen“, sagte Teamchef Dave Brailsford über seinen Schützling, der über Nacht erkrankt war.

Ein weiterer Streichkandidat für die Gesamtwertung ist endgültig Tom Dumoulin (Giant-Alpecin). Nach seinem eher schwächeren Auftritt im Zeitfahren hatte der Niederländer bereits angedeutet, dass die Gesamtwertung für ihn keine Rolle mehr spielen würde. Am Giro del Falco verlor er den Anschluss und kam mit einem deutlichem Rückstand von 13 Minuten ins Ziel. "Mir ging es nicht wirklich besser. Ich habe weiterhin große Probleme", so Dumoulin, der unter massiven Sitzbeschwerden leidet.. Auch der Gesamtführende Gianluca Brambilla (Etixx-QuickStep) musste am Anstieg kurz abreißen lassen, um sich dann auf der technisch anspruchsvollen Abfahrt wieder an die Favoritengruppe heranzukämpfen.

Die Rollen im Team waren da aber bereits neu verteilt. Bob Jungels schlug sich deutlich besser, konnte in der Gruppe um Alejandro Valverde (Movistar) und Vincenzo Nibali (Astana) bleiben und durfte fortan auf die Unterstützung von Brambilla bauen. Ein Bild mit Seltenheitswert: Der Gesamtführende opferte sich in der Verfolgung auf. Der Einsatz von Brambilla auf der 7,3 Kilometer langen Schlusssteigung nach Sestola (3. Kategorie) zahlte sich letztendlich aber aus. Auf der Abfahrt hatte sich Andrey Amador (Movistar) abgesetzt und sah zwischenzeitlich wie der neue Mann im Rosa-Trikot aus.

Doch auf den letzten Metern kamen die Verfolger wieder heran und Jungels konnte sich mit 26 Sekunden Vorsprung vor Amador an die Spitze der Gesamtwertung setzen – als erster Luxemburger seit Charly Gaul 1959. Brambilla fiel im Gesamtklassement auf Platz sechs zurück. Die weiteren Favoriten hielten sich schadlos: Sowohl Valverde, Nibali, Steven Kruijswijk (LottoNL), Rafal Majka (Tinkoff) und Esteban Chaves (Orica GreenEdge) rollten zeitgleich über den Zielstrich.

Zuvor hatte eine Spitzengruppe die Etappe lange geprägt, zu der neben dem späteren Etappensieger Ciccone unter anderem auch Giovanni Visconti (Movistar), Damiano Cunego (Nippo Vini Fantini) und die beiden Österreicher Georg Preidler (Giant-Alpecin) und Riccardo Zoidl (Trek Segafredo) gehörten. Besonders Preidler setze sich mit einem Solovorstoß nach dem Zwischensprint 40 Kilometer vor dem Ziel in Szene und nahm den Giro del Falco alleine in Angriff. Belohnt wurde der Österreicher für seine Mühen am Ende jedoch nicht. Kurz vor dem Gipfel wurde er von dem Trio Pirazzi, Ciccone und Cunego eingeholt. Cungeo gewann die Bergwertung und eroberte damit das Blaue Trikot des Bergbesten von Tim Wellesn (Lotto Soudal) zurück.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

01.06.2016Der 99. Giro d´Italia von A bis Z

(rsn) - Der 99. Giro d´Italia endete in einem spannenden Finale mit dem zweiten Erfolg von Vincenzo Nibali (Astana) nach 2013. Das ist fast allen bekannt. Doch es gibt auch viele wichtige und unwicht

30.05.2016Majka: Es fehlte der gewisse "Boom"

(rsn) – Zum angestrebten Podiumsplatz hat es für Rafał Majka bei der 99. Italien-Rundfahrt letztendlich nicht gereicht. Der Pole kann zwar mit seiner Leistung in den letzten drei Wochen und au

30.05.2016Nibali hat ein großes Kapitel im Giro-Geschichtsbuch sicher

(rsn) – Mit einem unglaublichen Comeback hat sich Vincenzo Nibali doch noch den Gesamtsieg und ein großes Kapitel im Geschichtsbuch des Giro d´Italia gesichert. Um die Bedeutung der Ereignisse des

30.05.2016Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 21. Etappe

(rsn) - Zum Auftakt des 99. Giro d´Italia in Apeldoorn waren am Freitag 198 Fahrer mit von der Partie. Längst nicht alle haben am 29. Mai das Ziel in Turin erreicht. Sturzverletzungen, Erkrankungen,

30.05.2016Kluge geht in Turin leer aus, freut sich aber für Arndt

(rsn) – Nach seinem Coup von Cassano d‘Adda ging Roger Kluge auf der letzten Giro-Etappe zwar leer aus. Dafür konnte sich der IAM-Profi, der nach 163 Kilometern von Cuneo nach Turin Rang 42 beleg

29.05.2016Vegni: "Nibali hat uns ein großartiges Finale beschert"

(rsn) – Nach dem Ende des 99. Giro d’Italia stand Renndirektor Mauro Vegni radsport-news.com zu einem Interview zur Verfügung. Dabei sprach der Italiener über die Siegesserie der deutschen Sprin

29.05.2016Arndt zeigt Mitgefühl für "Verlierer" Nizzolo

(rsn) - Plötzlich Etappensieger beim Giro d’Italia, ohne als Erster über den Zielstrich gefahren zu sein - ein ungewohntes wie seltsames Gefühl für Nikias Arndt (Giant-Alpecin). Entsprechend ver

29.05.2016Nibali erinnert die Italiener an den großen Coppi

Turin (dpa) - Die italienischen Radsport-Fans fühlten sich an den großen Fausto Coppi erinnert. Mit unbändigem Willen riss Vincenzo Nibali - wie der Campione im Jahr 1953 - mit einem sagenha

29.05.2016Jungels mit gezieltem Bergtraining zum Höhenflug

(rsn) – Zum Abschluss des 99. Giro d`Italia musste sich Matteo Trentin (Etixx-Quick-Step) in Turin hinter Nikias Arndt (Giant-Alpecin) zwar mit Rang zwei zufrieden geben. Der Italiener konnte sich z

29.05.2016Highlight-Video der 21. Giro-Etappe

(rsn) – Für Vincenzo Nibali (Astana) entwickelte sich die 21. und letzte Etappe des 99. Giro d’Italia zum Schaulaufen. Während der Italiener am Sonntag sein Rosa Trikot sicher ins Ziel brachte,

29.05.2016Arndt gewinnt die Schlussetappe am Grünen Tisch

(rsn) - In Turin wurde am Sonntag der Schlusspunkt des 99. Giro d’Italia gesetzt. Drei Wochen nach dem Start im niederländischen Apeldoorn war die norditalienische Metropole Schauplatz der letzten

29.05.2016Nibali feiert Gesamtsieg, Arndt gewinnt Finale in Turin

(rsn) – Vincenzo Nibali (Astana) hat zum zweiten Mal nach 2013 den Giro d’Italia gewonnen. Die abschließende 21. Etappe, die am Sonntag über 163 Kilometer von Cuneo nach Turin führte, entwickel

Weitere Radsportnachrichten

14.11.2024Bardet: “Sinnlos, an ethischen Radsport zu glauben“

(rsn) - Es war ein durchaus ungewöhnlicher Zeitpunkt, als Romain Bardet im Sommer, kurz vor der Tour de France, sein Karriereende ankündigte. Mindestens genauso ungewöhnlich ist das Rennen, das sei

14.11.2024Quintana beendet Spekulationen, Bonnamour gibt Kampf gegen Dopingsperre auf

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

14.11.2024Rhodos-Prolog-Experte mit Sturzpech im stärksten Rennen

(rsn) – Seine elfte Saison auf KT-Niveau ragt zwar nicht als seine beste heraus, dennoch zeigte Lukas Meiler (Team Vorarlberg) auch 2024, was er drauf hat. Seine beste Platzierung gelang ihm dabei

14.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

14.11.2024Schädlich übernimmt die deutschen Ausdauer-Spezialisten

(rsn) – Der Bund Deutscher Radfahrer hat einen neuen Nationaltrainer auf der Bahn für den Bereich Ausdauer. Lucas Schädlich, der seit 2019 die deutschen Juniorinnen unter seinen Fittichen hatte, Ã

14.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

14.11.2024Schär wird Schweizer Nationaltrainer

(rsn) – Marc Hirschi, Stefan Küng und Co. haben einen neuen Nationaltrainer. Michael Schär wird mit Jahresbeginn 2025 die Verantwortung für die Schweizer Männer in den Bereichen Elite und U23 ü

14.11.2024Lotto Kern - Haus wird Development-Team von Ineos Grenadiers

(rsn) – In den vergangenen beiden Jahren war das deutsche Kontinental-Team Lotto Kern - Haus PSD Bank sogenannter Development-Partner von Red Bull – Bora – hansgrohe. Ab der kommenden Saison wi

14.11.2024Meisen kündigt baldiges Karriereende an

(rsn) – “Spätestens im Januar ist Schluss“, kündigte Marcel Meisen (Stevens) gegenüber RSN an. Der 35-Jährige ist in seine letzte Cross-Saison gestartet und will diese nicht mehr ganz zu End

14.11.2024Traumszenario mit kurzem Anfangsschock

(rsn) – Unverhofft kommt oft – dieser Spruch traf in dieser Saison auch auf Meo Amann zu. Mit dem Elite-Team Embrace The World in die Saison gestartet, bewarb er sich im Sommer auf einen Platz bei

13.11.2024Auch ein kurioser erster UCI-Sieg reichte nicht zum Profivertrag

(rsn) – Auch wenn er in dieser Saison seinen ersten UCI-Sieg einfahren konnte, so gelang Roman Duckert (Storck – Metropol) am Ende seiner U23-Zeit nicht der Sprung in ein Profiteam. Deshalb wird e

13.11.2024Ein Jahr geprägt von Stürzen und viel Unglück

(rsn) – Eigentlich wollte Mikà Heming (Tudor Pro Cycling) 2024 so richtig durchstarten. Die Klassikerkampagne in Belgien hatte er sich als erstes Saisonhighlight gesetzt, doch diese endete für den

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine