Dominik Roels-Tagebuch aus dem Senegal

Während meiner Notdurft gingen die Algerier auf die Windkante

Von Dominik Roels

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Dominik Roels | Foto: Team EmbracetheWorld Cycling

27.04.2016  |  Jo was geht ab!? Sorry wegen gestern… hatte schon ein hübsches Dokument während der Busfahrt nach dem Rennen getippt. Dieses - dank meiner Unfähigkeit mit dieser gehobenen Technik eines Tablets umzugehen - jedoch wieder verloren. Ich werde mich aber bemühen das verlorene nachzuliefern.

Gestern gab es außerdem auch kein Ergebnis zu verkünden, da durch eine Fehlleitung im Finale das Rennen neutralisiert werden musste. Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich in einer Dreiergruppe, die auf Platz zwei lag. Das für mich fast Positivste am gestrigen Tag war, dass ich es schlussendlich vor dem Rennen schaffte mich bei dem marokkanischen KT Team Al Maghreb zu entschuldigen. Nach anfänglichem Murren kamen sie jedoch kurz später zu uns und fragten, ob man nicht zusammen arbeiten könnte. Ich bejahte dies natürlich, und seitdem sind wir Freunde im Feld und wollten versuchen, dass mal eine andere Mannschaft als immer Algerien oben auf dem Podium steht.

Gestern wäre das wohl nicht geglückt, da der Fahrer, der vor der letzten Kurve vorne lag auch wieder ein Algerier war. Heute sollte dies dann glücken.

Ganz ohne meine Mitwirkung schaffte es ein Belgier, der gestern auch vorne einen starken Eindruck machte, die Siegesserie des algerischen Nationalteams zu durchbrechen. Meine Wenigkeit andererseits entschied sich heute Morgen kurz nach Beginn der nur etwa 90 Km langen Etappe meine Notdurft (rollenderweise) zu verrichten. Da in jenem Moment die Equipe Algerie sich wieder einmal entschied eine Windkante aufzumachen, war ehe ich abgeschüttelt hatte schon das erste Loch im Feld gerissen.

Da (leider) auch alle meiner Teamgefährten sich in der zweiten Gruppe befanden und einige andere starke Fahrer auch, hoffte ich noch eine kurze Weile, dass man noch mal aufschließen könnte. Dem war nicht so. So machte ich mich hie und da noch ein bisschen unbeliebt (mal mit voraus oder an letzter Position fahren) im „Grupetto“ entschied mich dann bei gut der Hälfte der Etappe nur noch Oberlenker zu fahren und einen recht kleinen Gang zu benutzen, um mir so die Zeit zu vertreiben auf dieser Etappe, die sich dann doch länger anfühlte als gedacht.

Nach dem Grupettosprint (die Senegalesen geben hier noch mal alles, nachdem sie sonst nur hinten fahren), war ich sehr erfreut eine ziemlich lange Holzbrücke zu erblicken, die auf eine Insel hinüber führte. Meiner Neugierde folgend und auch ein wenig der Absicht folgend keine Erklärungen über mein Verhalten auf dieser Etappe leisten zu müssen, überquerte ich diese. Schon die Entgegenkommenden grüßten meist recht freundlich.

Auf der Insel angekommen grüßte mich ein Bob Marley ähnlicher Mensch und erklärte mir auf für mich überraschend gut verständlichem Französisch, dass diese Insel nicht aus Sand, sondern nur aus Muscheln bestehe. Er deutete auf den überdachten Platz hinter sich und erzählte weiterhin, dass sich bei Problemen zwischen Familien auf der Insel dort die Dorfältesten zusammensetzen um sie zu schlichten…

Erst ganz am Ende und unaufdringlich zeigte er mir seinen kleinen Stand, in dem er Sandbilder und Holzfiguren und Masken verkaufte. Ich offenbarte ihm meine Absicht am morgigen Ruhetag wiederzukommen. Es sind etwa 50Km bis dort aber ich denke ich werde dort hin radeln und ein Muschelmittagessen einnehmen…Lecker, lecker…

Ja ich möchte gar nicht zu sehr auf der Orga herumhacken, denn wie schon oft betont sind Verpflegung und Unterkunft wirklich spitze. Dass man jedoch bei einer so kurzen Etappe, wie heute laut der (sehr nervig daherkommenden) Orgafrau um 5:30 frühstücken und sich um 6:30 vor dem Orgahotel versammeln soll (was natürlich nur Teams aus GER, BE und NE befolgten) macht einen (ganz besonders im Moment wenn der Wecker klingelt) stocksauer! Dafür gab es eben ein schönes Mittagsschläfchen.

Und jetzt geht es mit meinem BIERE LA GAZELLE zurück zu den anderen an den Pool!

Also bis bald…
Liebsten Gruß
Dominik

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