Großes Interview mit Danilo Hondo / Teil 1

"Wir alle haben einen wirklichen Teamspirit entwickelt"

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Danilo Hondo | Foto: Hondo

21.12.2015  |  (rsn) - In einem dreiteiligen Interview mit radsport-news.com blickt Danilo Hondo auf die turbulente Saison 2015 zurück. Der 41-Jährige, der Ende 2014 seine lange und erfolgreiche Karriere beendet hatte, äußert sich aber nicht nur zu den großen Themen des internationalen Radsports, sondern lässt auch sein erstes Jahr als Trainer der Schweizer U23-Auswahl Revue passieren.

Vor etwas mehr als einem Jahr haben Sie Ihre Karriere als Rad-Profi beendet. Wie schwer ist Ihnen der Schritt gefallen?

Hondo: Eine gute Frage. Schlussendlich doch leichter als ich selbst gedacht hätte. Wenn der Sport nicht nur Teil, sondern Inhalt deines Lebens, dann fragt man sich schon öfter: Soll es jetzt vorbei sein?

Gab es im Jahr 2015 Momente, in denen es nochmal in den Beinen gejuckt hat?

Hondo:
Klar, den einen oder anderen Moment gab es schon, aber grundsätzlich war ich relativ emotionsfrei – das hat mich selbst auch überrascht.

Im Frühjahr haben Sie auf Mallorca Ihren sogenannten ePoint eröffnet. Worum handelt es sich dabei?

Hondo: Der Danilo Hondo ePoint ist ein Laden, in dem Urlauber oder Mallorca-Residenten e-Räder leihen oder kaufen können. Start up-Idee waren eBikes von Smart, mittlerweile sind wir aber auch Giant Testcenter und bieten die ganze Palette an Rädern an. In den Ferien wollen die meisten Leute sicherlich die meiste Zeit am Strand verbringen. Falls es da zu langweilig wird, bieten wir bieten ihnen die Möglichkeit, mal mit hochwertigem Material Rad zu fahren, ohne ihr eigenes Equipment mitbringen zu müssen, bzw. die Gelegenheit zu nutzen, auch mal ein anderes Modell zu testen und zu vergleichen. eBikes haben Zukunft und wir haben bewusst darauf unser Augenmerk darauf gerichtet und schon viel positives Feedback bekommen, denn die Gäste haben das Fahrfeeling in den meisten Fällen so nicht erwartet. Es gibt zwar schon viele Fahrradverleih- Stationen, aber eben nicht in dieser Form und nicht im Südosten der Insel. Und das hier ist einer der schönsten Teile der Insel, wo es auch noch die eine oder andere versteckte Bucht zu entdecken gibt.

Sie sind seit diesem Jahr auch Nationaltrainer der Schweizer U23-Auswahl. Wie kamen Sie als Deutscher zu diesem Job und wie sieht Ihr Aufgabenfeld aus?

Hondo: Da ich ja seit 2003 in der Schweiz lebe, gab es natürlich schon einen gewissen Bezug zum Schweizer Verband. Luca Guercilena, der Manager des Trek- Teams, fragte mich, ob der Job nicht interessant für mich wäre. Ich wollte ja etwas Abstand zum WorldTour Team, aber trotzdem Erfahrungen als Sportdirektor sammeln. Deshalb habe ich auch gleich nach meinem Abschiedsrennen im Oktober vergangenen Jahres bei der UCI das Diplom für Sport Direktoren gemacht. Ich selbst fand die Idee auch spannend und dann ist der Schweizer Verband an mich heran getreten und wir haben wohl eine übereinstimmende Sicht, was die Entwicklung des speziell des U23-Radsports in der Schweiz betrifft.

Sind Sie mit Ihren beiden Tätigkeiten ausgelastet?

Hondo: Es ist am Ende doch mehr Arbeit, als ich anfänglich gedacht habe. Viele neue Aspekte sind dazu gekommen und ich musste mir die Termine gut organisieren. Zudem habe ich ja noch eine sehr enge Bindung zu Samsung und fungiere dort als Botschafter. Mit deren Perspective-Programm schließt sich zudem wieder der Kreis in Sachen Nachwuchstalente. Mit der Teilnahme von gleich drei Samsung-Teams bei der Tortour 2015 war ich sogar gezwungen, regelmäßig zu trainieren, und habe zumindest noch ein Rennen selbst bestritten. Dann haben wir ja mit Patrick Seabase, dem Fixie-Freak aus der Schweiz, noch das 1910-Projekt umgesetzt, wirklich eine meiner schönsten Geschichten bisher. Mit Red Bull als Produzenten war es mehr als nur spannend.

Sie haben in den vergangenen Jahren auch eng mit dem deutschen Verband zusammengearbeitet, nun mit Swiss Cycling. Was könnten sich die Verbände gegenseitig voneinander abschauen?

Hondo: Schwer zu sagen. Auf jeden Fall ist in der Schweiz alles sehr familiär. Jeder übernimmt auch Aufgaben des Anderen, wenn es notwendig ist. Die Umsetzung der Bahn-EM in Grenchen in diesem Jahr hat mich dabei sehr beeindruckt, da konnte sich der deutsche Verband auf jeden Fall etwas abschauen, denn es sind ja in den kommenden Jahren einige Großveranstaltungen auf der Bahn in Deutschland geplant. Es wäre natürlich schön, wenn diese Events mit ebenso toller Stimmung und Resonanz stattfinden würden. Die Schweiz ist doch sehr klein und alles sehr übersichtlich – ich denke, man sollte immer die Bereitschaft haben zu schauen, ob man es nicht anders machen kann, oder vielmehr: ob man nicht enger zusammen arbeiten könnte, um den Athleten mehr Möglichkeiten zu geben, sich auf entsprechendem Niveau sportlich zu messen.

Wie bewerten Sie Ihr erstes Jahr als U23-Trainer?

Hondo: Das kann ich selbst nicht, da wäre es sicher besser, die Sportler oder den Verband zu fragen (lacht). Aber ich denke, wir alle haben einen wirklichen Teamspirit entwickelt. Die Jungs haben verstanden, dass man mit mir zwar viel Spaß haben kann. Aber wenn es darauf ankommt, muss man auch zu 100 Prozent bei der Sache sein eben heiß darauf, Rad zu fahren. Insgeheim hatte ich bei der WM in Richmond sogar mit einer U23-Medaille geliebäugelt, aber Platz acht durch Thery Schir oder Platz sechs durch Fabian Lienhard im Straßenrennen absolut in Ordnung. Schade, dass ich die meisten der Jungs nur dieses eine Jahr begleiten konnte.

Bei Swiss Cycling gab es zuletzt Gerüchte, dass das Budget hätte verkleinert werden müssen und vor allem der Frauenradsport Kürzungen erwarten hätte. Trifft es auch die U23?

Hondo: Der Schweizer Verband ist stärker als zum Beispiel der deutsche Verband von Wirtschaftspartnern abhängig. Auch hier gibt es ein Sportförderungsprogramm, aber das Volumen ist wesentlich kleiner und würde zur Umsetzung nicht ausreichen. Natürlich gibt es den einen oder anderen Partner, der sein Engagement verändert, das ist völlig normal. Da nicht so schnell gleichwertiger Ersatz gefunden werden konnte, musste der Verband überlegen und entscheiden, wo es möglich und sinnvoll sein kann, Geld einzusparen, insbesondere im Olympiajahr 2016. Markus Pfister, der Geschäftsführer, und Thomas Peter, Chef des Leistungssport, haben alle Möglichkeiten abgewogen und sich, um wirtschaftlich sauber zu arbeiten, für eine Reduzierung des Frauenprogramms in 2016 entschieden – die U23 ist davon aber verschont geblieben. Aber das kann und wird 2017 für den Frauen-Bereiches sicher wieder anders aussehen.

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