Italiener gewinnt Il Lombardia nach Bergab-Attacke

Nibali krönt das Astana-Herbstfestival

Foto zu dem Text "Nibali krönt das Astana-Herbstfestival "
Vincenzo Nibali triumphiert beim 109. Il Lombardia. | Foto: Cor Vos

04.10.2015  |  (rsn) - Das Astana-Herbstfestival geht weiter! Nach der Coppa Bernocchi (17. Sept.) und der Tre Valli Varesine (letzten Mittwoch) gewann Vincenzo Nibali am Sonntag auch Il Lombardia, früher bekannt als Lombardei-Rundfahrt. Vergangenen Freitag hatte bereits Edelhelfer Diego Rosa Mailand-Turin für die himmelblaue Equipe entschieden. Am Sonntag gewann Alexey Lutsenko im fernen Kasachstan außerdem die Tour of Almaty.

„Es war immer mein Ziel, ein Rennen dieser Klasse zu gewinnen", freute sich Nibali nach seinem ersten Erfolg bei einem der fünf Radsport-Monumente - um im gleichen Atemzug bescheiden anzufügen: „Man braucht immer auch ein wenig Glück, um so ein Monument für sich zu entscheiden!"

An diesem ersten Oktober-Sonntag trug vieles zum Gelingen bei, Glück war aber nur einmal im Spiel, als Nibali in der letzten Abfahrt ausgangs einer Kurve ein Begleitmotorrad gerade noch außen vor einer Mauer überholen konnte, das durch die Fliehkräfte ebenfalls immer weiter nach außen getragen wurde. Der Rest war Können und ein perfektes Teamwork!

Vom ersten Meter des 245 Kilometer langen Herbstklassikers an kontrollierte die kasachische Equipe das Rennen. Schon kurz nach dem Start in Bergamo ließen sie eine stark besetzte, elfköpfige Spitzengruppe um den Freiburger Simon Geschke (Giant-Alpecin), den Nürtinger Stefan Schumacher (CCC Sprandi) sowie den Italiener Cesare Bendetti (Bora-Argon 18) ziehen, die in der Folge mehr als acht Minuten Vorsprung herausfuhr.

Zu Beginn des Anstiegs zur Madonna del Ghisallo (8,58 km/im Schnitt 6,2 %) rund 70 Kilometer vor dem Ziel löste sich Ex-Weltmeister Michal Kwiatkowski (Etixx-Quick Step) mit seinen Teamkollegen Zdenek Stybar, Matteo Trentin, Carlos Verona und Lukasz Wisniowski  aus dem Hauptfeld und setzten eine gut vorbereitete Attacke. Doch der Belgier Tim Wellens (Lotto Soudal) und drei weitere Fahrer konnten das Tempo mitgehen.

In der folgenden, bis zu  27 Prozent steilen Muro di Sormano (7,2, km lang) waren von der einstigen Spitzengruppe nur noch Benedetti und sein Landsmann Marco Canola (UnitedHealthcare) übriggeblieben. Auch das Duo wurde schließlich von Kwiatkowski eingeholt, dem Wellens mit kleinem Abstand folgte. Der stark auftrumpfende Pole überquerte als Erster vor Wellens den 1124 Meter hohen Gipfel.

Beide stürzten sich 28 Sekunden vor dem extrem verkleinerten Hauptfeld, das von  Astana angeführt wurde, in die 13 Kilometer Abfahrt. Bis in den folgenden Anstieg nach Civiglio (4,2 km/Schnitt 9,7 %) konnten sich Kwiatkowski und Wellens vorne halten, ehe beide von den Astana-Lokomotoven Mikel Landa und  Rosa gestellt wurden.

Kurz darauf griff Nibali 19,5 Kilometer vor dem Ziel erstmals an. Doch der Italienische Meister konnte seine Begleiter nicht loswerden. Prompt setzte Mailand-Turin-Gewinner Diego Rosa eine ebenfalls erfolglose Konterattacke. Das Spiel wiederholte sich noch zwei Mal, ehe Nibali in der Abfahrt mit seinem insgesamt vierten Angriffe wegkam.

Der Kamikaze-Attacke des Sizilianers auf der engen und teilweise noch feuchten Straße konnte keiner mehr folgen. Vor dem 2,7 Kilometer langen Anstieg nach San Fermo della Battaglia (bis zu zehn Prozent) hatte der „Hai von Messina" 41 Sekunden vor Daniel Moreno (Katusha), Thibaut Pinot (FDJ), Alejandro Valverde (Movistar), Mikel Nieve (Sky), Esteban Chaves (Orica-Green-Edge), Tony Gallopin (Lotto Soudal), Luis Henao (Sky) und eben Rosa. Der wieder bärenstarke Astana-Helfer schaltete sich immer wieder als Störfaktor ein und hielt so seinem Chef den Rücken frei.

Pinot, der zunächst Nibali noch am ehesten folgen konnte, musste im letzten der vier schweren Anstiege des Finales noch den auf den Schlusskilometern groß auftrumpfenden Moreno an sich vorbeiziehen lassen. Der Spanier, der seinen wegen einer Verletzung fehlenden Landsmann und Kapitän Joaquim Rodriguez bestens vertrat, konnte im Anstieg den Rückstand auf Nibali zwar bis auf weniger als 20 sekunden reduzieren. Doch in der Abfahrt nach Como hinein spielte der Astana-Kapitän wieder seine Fähigkeiten aus und kam mit schließlich 21 Sekunden Vorsprung auf Moreno ins Ziel, um als 68. Italiener den letzten großen Klassiker des Jahres zu gewinnen.

Pinot sicherte sich Rang drei vor dem Spanier Alejandro Valverde (Movistar) und Rosa, der trotz aller Helfertätigkeiten noch ausgezeichneter Fünfter wurde.


Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

05.10.2015Benedetti: „Der beste Tag, den ich jemals auf dem Rad hatte“

(rsn) – Das deutsche Bora-Argon 18-Team kehrt hoch erhobenen Hauptes aus Italien zurück. Nicht nur, dass Cesare Benedetti am Sonntag bei Il Lombardia als letzter der ursprünglich elf Fahrer starke

05.10.2015Nibali: „Der Vuelta-Rauswurf war gut, er brachte mich in Wut"

(rsn) - Mit dem Sieg beim großen Herbstklassiker Il Lombardia rettete Vincenzo Nibali (Astana) eine bis dahin katastophale Saison! Als Titelverteidiger gestartet, belegte der Italiener bei der Tour e

04.10.2015Moreno ließ Nibali im Finale zittern

(rsn) – Auch ohne den zweimaligen Champion Joaquim Rodriguez, der nach einem Trainingssturz am Freitag seinen Start absagen musste, konnte sich das Katusha-Team über eine Spitzenplatzierung beim 10

04.10.2015Pinot: „Nibali war der Stärkste, Intelligenteste und Gerissenste"

(rsn) – Mit seinem dritten Platz beim 109. Il Lombardia konnte Thibaut Pinot (FDJ) zufrieden sein. Nicht nur, dass der FDJ-Kapitän als erster Franzose seit 1997 - damals gewann Laurent Jalabert de

04.10.2015Nibali triumphiert in Como vor Moreno und Pinot

(rsn) – Vincenzo Nibali (Astana) hat die 109. Il Lombardei gewonnen. Der Italienische Meister setzte sich beim letzten großen Klassiker des Jahres über 245 Kilometer von Bergamo nach Como nach ein

04.10.2015Entscheidet die Muro Di Sormano das letzte Monument des Jahres?

(rsn) – Mit Il Lombardia steht am Sonntag das letzte der fünf Radsport-Monumente auf dem Programm. Am Start des italienischen Herbstklassikers, der bis 2011 als Lombardei-Rundfahrt im Rennkalender

03.10.2015Il Lombardia: Majka will mit einem Sieg in die Winterpause

(rsn) – Die Saison 2015 neigt sich langsam dem Ende entgegen und Rafal Majka will es noch einmal wissen. Der polnische Kletterer vom Team Tinkoff-Saxo, der in diesem Jahr nicht nur eine Bergetap

03.10.2015Il Lombardia: Titelverteidiger Martin motiviert, aber ohne Rennpraxis

(rsn) – Daniel Martin tritt in seinem letzten Rennen für Cannondale-Garmin zwar als Titelverteidiger bei Il Lombardia an. Nach seinem Sturz auf der 8. Etappe der Vuelta a Espana, der ihn zur Aufgab

02.10.2015Gewinnt Valverde 2015 noch ein Radsport-Monument?

(rsn) – Auch am Ende einer langen Saison, die für ihn bereits Ende Januar bei der Mallorca Challenge begann, präsentiert sich Alejandro Valverde noch in bestechender Form. Der 35-jährige Spanier

Weitere Radsportnachrichten

12.12.2025Canyon spendiert van der Poel eine frische Lackierung

(rsn) - Laut Canyon geht die Geschichte folgendermaßen: 2017 hatte man zum ersten Mal ein Cyclocross-Carbonrad, das Canyon Inflite, entwickelt und wollten ein dazu passendes Cyclocross-Team. Ziemlic

12.12.2025Lidl-Trek-Neuzugang Ayuso will bei der Tour aufs Podium

(rsn) – Mit ziemlich genau einer halben Stunde Verspätung trat Juan Ayuso beim Medientag seiner neuen Mannschaft Lidl – Trek in Delia vor die anwesenden Journalisten. Die hatten zwar 30 Minuten a

12.12.2025Van der Poel: “Sollte reichen, um sofort um den Sieg mitzufahren“

(rsn) – Drei Monate nach seinem bisher letzten Renneinsatz – Platz 29 bei der Mountainbike-WM – brennt Mathieu van der Poel darauf, wieder in den Wettbewerbsmodus umzuschalten. “Ich fühle mic

12.12.2025Die Trikots der WorldTour-Teams für die Saison 2026

(rsn) - Wie sieht das Peloton 2026 aus? Welche Farben werden in der kommenden Saison vorherrschend sein? Nach und nach stellen die WorldTour-Rennställe ihre Trikots für das neue Jahr vor - den Anfan

12.12.2025Auf welchen Rädern sind die Frauen 2026 unterwegs?

(rsn) - Bei den Profiteams der Frauen fühlen sich offenbar alle Hersteller bei ihren aktuellen Partnern wohl. Zumindest wechselt oder verlässt keine Radmarke das Team. Veränderungen gibt es nur, we

12.12.202556 Fahrerinnen und Fahrer: Movistar stellt seine Teams vor

(rsn) – Insgesamt 56 Radsportler und Radsportlerinnen, verteilt auf das Männer-, das Frauen und das neu gegründete Nachwuchsteam, präsentierten sich am Donnerstag im Palau de les Arts von Valenci

12.12.2025Quereinsteigerin verdiente sich Respekt im WorldTour-Feld

(rsn) – Aus Bonaduz in der Nähe von Chur stammt Ginia Caluori, die in diesem Jahr nicht nur auf der Straße ihre ersten Topresultate einfahren konnte, sondern auch auf dem Mountainbike - und das al

12.12.2025Visma verlängert vorzeitig mit Top-Talent Brennan

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

12.12.2025Nur ein Sieg fehlte zur perfekten ersten Profisaison

(rsn) – 58 Renntage weist unser Statistikpartner firstcycling.com für Tim Torn Teutenbergs erstes Profijahr bei Lidl – Trek aus. 27 Mal landete er dabei unter den ersten Zehn. Eine herausragen

12.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025

(rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden

12.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

12.12.2025Uijtdebroeks: Als klarer Leader endlich zum Glück?

(rsn) – Auf der Bühne bei der Teampräsentation seines neuen Movistar-Teams im Kunstpalat der Königin Sofia, einem architektonisch beeindruckenden Opernhaus in Valencia, wurde er erst einmal gefop

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)