Rodriguez jetzt eine Sekunde vor Aru in Rot

Schleck und Dumoulin sind die Sieger der letzten Bergankunft

Von Daniel Brickwedde

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Fränk Schleck (Trek) gewinnt seit 2011 sein erstes Profi-Rennen außerhalb Luxemburgs. | Foto: Cor Vos

07.09.2015  |  (rsn) - Letzte Bergankunft bei der 70. Vuelta a Espana. Auf der 16. Etappe über 185 Kilometern von Luarca nach Ermita de Alba  (1180 m) feierte Fränk Schleck (Trek) als Solist den Tageserfolg aus einer Ausreißergruppe. In der Gesamtwertung übernahm Joaquim Rodriguez (Katusha) die Führung – mit einer Sekunde für Fabio Aru (Astana). Der eigentliche Sieger ist aber Tom Dumoulin (Giant-Alpecin).

Für Renndirektor Javier Guillén war es die heimliche Königsetappe – trotz des monströsen Kletterakts über 5.200 Höhenmeter auf dem 11. Teilstück nach Andorra. Sieben kategorisierte Berge standen auf dem Tagesmenü. Die wirklichen Prüfungen erwarteten die Fahrer jedoch erst auf den letzten 30 Kilometern.  Erst der Alto de la Cobertoria (1180 m/1. Kategorie) und kurz darauf als Höhepunkt die Bergankunft nach Ermita de Alba (1180 m/HC-Kategorie). Ein Anstieg von nur 6,9 Kilometern Länge, dafür aber mit einer Durchschnittssteigung von 11,1 Prozent und mehreren Rampen von über 20 Prozent. Die Kulisse für einen spannenden Showdown um den Gesamtsieg. Am Ende blieb dieser jedoch fast aus.

Die Schlagzeilen gehörten zunächst Fränk Schleck (Trek). Um den Luxemburger war es nach seiner abgesessenen Dopingsperre in den vergangenen Jahren eher ruhig geblieben. Bis auf den luxemburgischen Straßenmeistertitel 2011 hatte Schleck keinen Sieg verbuchen können. Umso größer fiel die Freude beim 35-Jährigen über diesen prestigeträchtigen Erfolg aus – auch bei seinem Bruder Andy. Der zu Saisonbeginn zurückgetretene Ex-Profi teilte via Twitter mit: „Ich bin so stolz auf dich Bruder. Wir haben Tränen in den Augen.“

Sein älterer Bruder gehörte zu einer zehnköpfigen Fluchtgruppe, die sich nach dem Etappenstart absetzte und zwischenzeitlich über 20 Minuten vor dem Hauptfeld lag.

"Ich wollte hier eigentlich ein Ergebnis in der Gesamtwertung einfahren, aber wir mussten früh die Taktik ändern. Dann hat die Mannschaft Druck gemacht, dass ich schon auch mal in die Gruppe muss. Heute war ein guter Tag dazu“, sagte Schleck nach seinem Etappencoup gegenüber Eurosport.

Die Fluchtgruppe zerfiel nach und nach bis nur noch Schleck und Rodolfo Torres (Colombia) am Fuße des Schlussanstieges übrig waren. Lange harmonierten die beiden, doch zwei Kilometer vor dem Ziel machte Schleck ernst und ließ den Kolumbianer stehen. Torres hatte nichts mehr entgegensetzten und wurde mit 1:10 Minuten Rückstand Etappenzweiter. Moreno Moser (Cannondale-Garmin) sicherte sich Platz drei (+1:45). Ebenfalls in der Spitzengruppe vertreten war Omar Fraile (Caja Rujal). Der Spanier betätigte sich erneut als fleißiger Punktesammler für die Bergwertung und führt diese Sonderwertung mittlerweile kaum einholbar mit 52 Punkten Vorsprung an.  

Fast neun Minuten später entbrannte der Kampf um die Gesamtwertung. Bis zur Flamme-Rouge waren Attacken ausgeblieben – bis auf Alejandro Valverde (Movistar) erreichten alle Favoriten geschlossen den letzten Kilometer. Erst ein Antritt von Joaquim Rodriguez (Katusha) sprengte die Gruppe 800 Meter vor der Ziellinie. Spitzenreiter Aru schien zunächst geschlagen, kämpfte sich jedoch eindrucksvoll wieder zurück und verlor im Ziel lediglich zwei Sekunden auf den routinierten Spanier (+8:51). Allerdings eine zu viel. In der Gesamtwertung tauschten beide die Plätze und Rodriguez ist mit nun einer Sekunde vor Aru neuer Gesamtführender.  Auf Platz drei bleibt aussichtsreich Rafal Majka (Tinkoff-Saxo/+1:35).

Der eigentliche Sieger der Etappe heißt jedoch Tom Dumoulin (Giant-Alpecin). Nach einigen Schwächen an den Vortagen war mit größeren Verlusten des Niederländers gerechnet worden. Am Ende sollten sich aber alle – wieder einmal – in Dumoulin täuschen. Der 24-Jährige fuhr hellwach immer in der Nähe der Spitze und musste erst kurz vor dem Ziel abreißen lassen. Am Ende büßte er lediglich 18 Sekunden auf Rodriguez ein. Bei Weitem nicht das, was sich seine Kontrahenten mit Blick auf Dumoulins Parade-Disziplin, dem Zeitfahren, erhofft hatten. In der Gesamtwertung bleibt er mit einem Rückstand von 1:51 Minuten auf Platz vier und darf somit mit besten Aussichten in das Zeitfahren nach dem Ruhetag gehen.

Sein Sportlicher Leiter Christian Guiberteau ging gegenüber radsport-news von "etwa 2 Minuten 30" aus, die sein Schützling gegenüber Aru und Rodriguez auf der 38,7 Kilometer langen Zeitfahrprüfung in Burgos herausfahren könnte. Er schränkte allerdings sofort ein: „Aber alle haben zwei Wochen Kletterei in den Beinen. Da weiß man nicht, wie sich das auswirkt."

Für die Profis ist mit dem morgigen Ruhetag zunächst durchschnaufen angesagt. Das anschließende Zeitfahren wird zum Gradmesser für den Gesamtsieg werden. Der Ausgang ist offener denn je.  Tom Dumoulin hat sich aber zumindest in die Pole-Position gebracht. 

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