Brite macht Berichterstattung verantwortlich

Froome mit Tasse voll Urin beworfen

Von Felix Mattis aus Mende

Foto zu dem Text "Froome mit Tasse voll Urin beworfen"
| Foto: Cor Vos

18.07.2015  |  (rsn) - Chris Froome (Sky) nahm Platz, begrüßte die im Pressezentrum zugeschalteten Journalisten und wünschte allen einen "Happy Mandela Day", um anschließend kurz auf den großen Erfolg des südafrikanischen Teams MTN-Qhubeka einzugehen, und auch ein paar Worte über seinen erneuten Zeitgewinn in Mende zu verlieren. Soweit war der Beginn der Pressekonferenz des Gesamtführenden in Mende nichts Besonderes - abgesehen davon, dass noch gar keine Frage gestellt worden war.

Doch dann wurde Froome ernster. "Unglücklicherweise gab es heute einen unschönen Moment für mich. Nach etwa 50 oder 60 Kilometern hat ein Zuschauer eine kleine Tasse Urin nach mir geworfen und dabei 'Doper' geschrien", erzählte der Brite und erläuterte auf Nachfrage genauer: "Ich war auf der linken Straßenseite etwas eingebaut und konnte nicht wirklich da weg. Dann habe ich diesen Kerl gesehen, der etwas komisch suchend geschaut hat. Als ich dann auf seiner Höhe war, hat er die Tasse in meine Richtung geschleudert und rief: 'Doper!' Es war definitiv Urin."

Schon in den Pyrenäen war Froomes Teamkollege Richie Porte von einem Zuschauer geschlagen worden, und vor zwei Jahren erlebte Mark Cavendish einen ganz ähnlich widerlichen Moment wie Froome nun. Auch der Sprintstar wurde damals im ersten Einzelzeitfahren in der Bretagne mit Urin bespritzt.

Während es bei Cavendish damals aber vermutlich geschah, weil der Sprinter am Vortag für den schweren Sturz von Tom Veelers verantwortlich gemacht wurde, kommt der Hass gegen Froome und das Team Sky in Frankreich, wie der Ausruf 'Doper' zeigt, aus einer anderen Ecke. Die Fans fühlen sich von dem Mann im Gelben Trikot und seinen Teamkollegen betrogen. Und Froome hatte auch eine Erklärung dafür:

"Ich würde nicht allgemein die Öffentlichkeit verantwortlich machen. Denn die Leute, die es für alle anderen kaputt machen, sind klar in der Unterzahl. Aber ich denke, die Berichterstattung über das Rennen trägt Schuld. Sie ist teilweise verantwortungslos", sagte der 30-Jährige. "Auch da sind es Einzelne, und die Betroffenen wissen, dass sie gemeint sind. Ein Großteil der Berichterstattung ist fantastisch, aber nach meinem Sieg vor ein paar Tagen und der Art, wie mein Team gefahren ist, gab es sehr viele verantwortungslose Berichte. Das ist inakzeptabel. Es sind inzwischen nicht mehr die Fahrer, die den Sport in Verruf bringen, sondern diese Individuen. Und sie wissen, dass sie gemeint sind."

So angewidert Froome vom Vorfall zwischen Rodez und Mende auch war, und so sehr ihn die Dopingverdächtigungen verletzen und nerven, so sehr unterstrich Froome am Flugplatz von Mende seine Rolle als bislang stärkster Mann der Tour de France. Auch wenn Nairo Quintana zwischenzeitlich ein paar Meter Vorsprung herausfuhr, so war es auf der Ziellinie Froome, der erneut auf all seine Kontrahenten Zeit herausholte.

"Ich bleibe konzentriert auf meinen Job und lasse mich nicht ablenken", erklärte der Brite. "Wenn das der Prozess ist, durch den wir durch müssen, um den Sport besser zu machen. Dann bin ich da. Ich werde nicht aufgeben, nur weil mich ein paar Leute beleidigen. Unglücklicherweise ist das eben das Vermächtnis, das uns durch unsere Vorgänger hinterlassen wurde, die die Tour nur gewannen, um ein paar Jahre später für große Enttäuschungen zu sorgen."

Und abschließend gelang dem 30-Jährigen noch eine weitere, gut ausformulierte Aussage, um möglichst glaubwürdig zu wirken. "Ich kann nicht für jeden im Feld sprechen, aber ich weiß, dass ich clean bin und ich weiß, dass mein...", Froome stockte kurz, es klang als wollte er "mein Team" oder "meine Teamkollegen" sagen, beschränkte sich dann aber darauf, nur für sich selbst die Hand ins Feuer zu legen: "Ich weiß, dass ich clean bin und was ich getan habe, um hier herzukommen. Natürlich ist es enttäuschend, aber was können wir tun? Wir Fahrer versuchen alles, sprechen uns für sauberen Sport aus und versuchen das Image des Radsports zu verbessern. Aber unglücklicherweise wird durch Teile der Berichterstattung das negative Image weiterhin verbreitet."

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