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19.02.2015 | (rsn) – „Die Nacht war sehr kurz“, gab die neue Weltmeisterin radsport-news.com am Morgen nach ihrem Titelgewinn bereitwillig Auskunft. Allerdings hatte Stephanie Pohl nicht im Regenbogentrikot durchgefeiert. „Ich bin einfach nicht wirklich runtergekommen. Immer wenn ich sie geschlossen habe, hatte ich Filmfetzen vom Rennen oder der Siegerehrung vor meinen Augen.“
Von einem Rennen, das sie von Anfang an mitbestimmt hatte und von einer Siegerehrung, bei der sie zunächst ungläubig den Kopf schüttelte, um dann während der Nationalhymne auch ein paar Freudentränen zu verdrücken.
Schon vor knapp einem Jahr im kolumbianischen Cali stand Pohl mit zwei zum Himmel gestreckten Armen auf dem Siegerpodest und freute sich riesig über WM-Silber im Punktefahren. Sie wurde bei ihrer Rückkehr nach Hause vom halb Kolkwitz empfangen – und nun die Steigerung: Gold. „Als ich durchs Ziel kam, habe ich es erst einmal gar nicht richtig geglaubt“, sagte sie. „Ich wusste, okay, das war der Zieleinlauf und ich habe gewonnen. Aber keiner hat etwas gesagt und ich dachte: Mensch, jetzt sag es doch endlich durch den Lautsprecher, dass ich gewonnen habe!“
Die Durchsage kam, und Pohl rollte - wieder einmal mit nach oben ausgestreckten Armen – über die Planken des neuen Velodroms von Saint-Quentin-en-Yvelines vor den Toren von Paris. Als sie zum ersten Mal bei Lebensgefährte und Trainer Michael Gaumnitz und ihrer Tochter Nele vorbeikam, klatschte Pohl noch ab, beim zweiten Mal stoppte sie, um Küsse und Umarmungen entgegenzunehmen.
Dass die beiden in Paris dabei sein konnten, spielte für Pohl eine große Rolle. „Michael war 2012, als ich Europameisterin geworden bin, auch schon dabei. Vielleicht ist er derjenige, der mir diesen entscheidenden Schub Glückshormone gibt“, meinte die 27-Jährige. „Und Nele habe ich im Rennen mehrmals gehört, als sie ‚Mama‘ gerufen hat. Ich wusste, wo die beiden sitzen - und dort ist mein Ohr immer etwas offener gewesen als auf dem Rest der Runde. Das gibt einem so viel Schwung, dass man sich sagt: Okay, jetzt muss es laufen. Egal, was ist.“
Ein Selbstläufer war das Punktefahren für Pohl aber trotzdem nicht. „Mir fehlte etwas die Spritzigkeit, weil ich die Vorbereitung hauptsächlich für den Vierer gemacht habe“, erklärte sie. In der Mannschaftsverfolgung will sich Pohl mit ihren Teamkolleginnen für Olympia 2016 qualifizieren, was im Punktefahren nicht möglich ist, weil es keine Olympische Disziplin ist. Deshalb stand selbst der Tag des Titelgewinns in Paris zu Beginn im Zeichen des Verfolgungsrennens, wo sich Pohl, Charlotte Becker, Mieke Kröger und Gudrun Stock am Nachmittag durch die Qualifikation kämpfen mussten. Das gelang, machte Pohls Beine vor dem Punktefahren aber müde.
„Die ersten 20 Runden waren sehr hart“, sagte sie deshalb nach dem Rennen. Und trotzdem hatte sie dort bereits durch einen Sieg am ersten Sprint nach Runde zehn bereits die Führung übernommen. „Das war quasi geschenkt“, so Pohl im Nachhinein. „Wir sind relativ einfach weggerollt und dann habe ich die fünf Punkte eben mitgenommen.“
Anschließend wurde es schwerer, mehrere Kontrahentinnen schlossen in der Punktewertung auf. Doch Pohl blieb hellwach, fuhr ständig in den vorderen Positionen und setzte etwa zur Rennmitte gemeinsam mit der Französin Elise Delzenne den entscheidenden Vorstoß zum Rundengewinn. „Es war hart, weil meine Beine nach der Verfolgungs-Quali nicht mehr frisch waren. Aber als wir den Rundengewinn geschafft hatten, war mir klar, dass es jetzt mein Tag werden könnte. Ich wollte bloß keine Punkte mehr liegen lassen!“
Pohl erinnerte sich ans Vorjahr, als ihr am Ende ganze drei Zähler zu Gold fehlten. Diesmal aber blieb sie auch nach dem Rundengewinn aktiv, sammelte weiter wichtige Zähler und schloss vor dem drittletzten Sprint die entscheidende Lücke zu einer kleinen Gruppe um die zweifache Straßen-Weltmeisterin Giorgia Bronzini aus Italien. „Ich habe mich da irgendwie hingeekelt“, so Pohl über den wichtigen Anschluss an die neue Spitzengruppe.
Am kommenden Sprint holte sie fünf weitere Punkte, und schaute dann auf die Anzeigetafel. „Ich habe den Punktestand 19 Runden vor Schluss gesehen und mir vorgenommen, beim vorletzten Sprint noch einmal alles zu geben.“ Dort wurde Pohl hinter Bronzini Zweite und baute ihren Vorsprung auf die Japanerin Minami Uwano auf acht Punkte aus. „Da wusste ich, dass ich durch war und nur noch in der Gruppe mitrollen musste.“
Die letzten zehn der 100 Runden wurden so zum Genussradfahren. „Die Beine haben natürlich trotzdem weh getan, aber ich wusste, dass es mein Tag ist und war jetzt viel entspannter.“ Auf der Zielgeraden schließlich ließ Pohl Bronzini zum letzten Sprintsieg spurten und rollte selbst auf Rang vier aus, um anschließend auf die Durchsage des Hallensprechers zu warten, bevor sie beide Arme nach oben riss.
Doch auch als Weltmeisterin hielt Pohl den Ball am Abend im Mannschaftshotel flach. „Da ich heute nochmal ran muss, gab es gestern nur ein kurzes Anstoßen. Sprint-Bundestrainer Detlef Uibel hat Champagner spendiert, aber ich habe nur kurz genippt und ihn dann weggestellt – ab ins Bett!“, so die 27-Jährige.
Denn auch wenn mit der Qualifikation für die Runde der letzten Acht das Ziel des Verfolger-Teams bereits am Mittwoch-Nachmittag erreicht wurde, so wollen Becker, Kröger, Pohl und Anna Knauer, die am Donnerstag die in der Vorbereitung krank gewesene Stock ersetzen wird, noch einmal alles aus sich herausholen. „Alles was jetzt noch kommt, ist ein Ausrufezeichen für uns selbst!“ Sicher: Nach dem Gewinn eines WM-Titels ist alles andere ohnehin nur noch ein Bonus. Doch der Pohls Coup dürfte auch den Rest des Teams auf dem Weg in Richtung Olympia-Qualifikation beflügeln.
Ab 16 Uhr finden in Saint-Quentin-en-Yvelines die Erstrunden-Rennen der Mannschaftsverfolger für Frauen und Männer statt. Am Abend fallen ab 19 Uhr dann die nächsten Entscheidungen, neben den Verfolger-Rennen auch im 500-Meter-Zeitfahren der Frauen sowie im Keirin und Scratch der Männer.
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