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03.01.2015 | (rsn) – Seit mehr als einem Jahrzehnt gehört Trixi Worrack zur Weltspitze, und seit mehr als einem Jahrzehnt gab es in jeder Saison mindestens einen Einzelsieg für die 33-Jährige. Doch in den vergangenen zwölf Monaten wartete sie vergeblich auf dieses Erfolgserlebnis.
„Ich habe keine Strichliste für Siege, aber bewusst ist mir das sicher – und es ist nicht schön, kein Rennen gewonnen zu haben“, gibt Worrack gegenüber radsport-news.com zu. „Mein Jahr war okay – nicht mehr und nicht weniger.“
Die Ansprüche der WM-Zweiten von 2006 sind andere als die von jüngeren und unerfahreneren Kolleginnen. Doch auch Worrack hatte 2014 genug Grund zum Jubeln – immerhin wurde sie mit dem Team Specialized-lululemon zum dritten Mal in Folge Weltmeisterin im Mannschaftszeitfahren. Und neun Podestplätze machen deutlich, dass Worrack oft genug am ersehnten Sieg dran war.
Die gebürtige Cottbuserin betont außerdem, dass auch ihre Beteiligung an den Siegen von Teamkolleginnen ein Erfolg seien. „Nicht nur eigene Siege sind etwas wert“, meint Worrack, die 2014 sehr häufig in die Offensive ging, um der Konkurrenz den Zahn zu ziehen – zum Beispiel auch im WM-Rennen von Ponferrada. Dort attackierte sie am Tag vor ihrem 33. Geburtstag unzählige Male und entlastete so die spätere Silber-Medaillen-Gewinnerin Lisa Brennauer.
Mit ihrer Fahrweise betreibt Worrack bereits oft genug Werbung für den Frauen-Radsport. Doch im Juli wurde sie auf besondere Weise zum Aushängeschild im Kampf um Gleichberechtigung innerhalb des Sports und um eine lange Frauen-Rundfahrt ähnlich der Tour de France. „Viele haben uns nicht zugetraut, dass das als Frau möglich ist“, meint sie.
Doch gemeinsam mit ihrer US-amerikanischen Teamkollegin Evelyn Stevens bestritt Worrack 17 Renntage in Folge, und während bei der Tour innerhalb dieser Zeitspanne mindestens ein Ruhetag liegt, kamen die beiden Frauen ohne solchen aus. Das Duo fuhr hintereinander den Giro d’Italia und die Thüringen-Rundfahrt, zwei der wichtigsten Rundfahrten im Frauen-Kalender, und Stevens ging am Ende sogar als Gesamtsiegerin aus letzterer hervor.
Das Härteste an der besonderen Herausforderung waren laut Worrack „die Transfers“. Schon während des Giro d’Italia hatte sie deutlich über 1000 Kilometer – von Neapel an die Adria, von dort nach Treviso und schließlich in die Lombardei - im Auto zurückzulegen, und nach dem Finale der Italien-Rundfahrt an der Madonna del Ghisallo wartete eine Reise ins 760 Kilometer entfernte Gotha.
Die Kombination aus beiden Rennen wurde durch die ungünstige Kalenderplanung der UCI nötig. Weil Specialized-lululemon 2014 nur über elf Fahrerinnen verfügte, musste mindestens eine von ihnen das Giro-Thüringen-Doppel bestreiten, um beide Rennen mit einem vollen Sechs-Frauen-Kader in Angriff nehmen zu können.
„Wir hatten uns schon im Dezember zusammengesetzt und mit Ronny entschieden, dass wir es probieren“, erzählt Worrack, die die Aufgabe gern annahm: „Da ich seit zwölf Jahren mehr oder weniger das gleiche Programm fahre, wollte ich mal etwas Neues versuchen.“ Während Stevens in Thüringen bewies, dass beide Rundfahrten hintereinander auf Top-Niveau zu bestreiten sind, litt Worrack beim Heimrennen darunter, am Ende des Giros krank geworden zu sein.
Trotzdem biss sie sich bis zum letzten Tag durch und ist sich deshalb sicher, dass eine solch lange Belastung auf hohem Niveau machbar ist. „Auf jeden Fall“, so Worrack. „Man müsste nur das Frühjahr besser planen, damit es am Ende der Saison nicht zu viel wird.“ Denn im Spätsommer machte sich die außergewöhnliche Belastung bei ihr doch bemerkbar, was nach einem vollen Frühjahrskalender mit diversen Klassikern und insgesamt acht Rundfahrten aber niemand wundern dürfte.
Nach der Saison legte Worrack im Herbst eine längere Pause als sonst ein und verzichtet in diesem Winter auch auf Cross-Einsätze. „Ich habe meine Saisonvorbereitung etwas umgestellt“, erklärt sie. Unverändert bleibt aber ihre Teamzugehörigkeit: „Ich hatte ein gutes Angebot aus Holland, wegen dem ich eine Weile nachgedacht habe, wie es in den nächsten zwei Jahren weitergehen soll. Aber ich habe mich in den drei Jahren bei Velocio sehr wohl gefühlt und mich deshalb entschieden, dort zu bleiben.“
Auch 2015 ist Worrack also Teil des Teams von Ronny Lauke, das in Zukunft unter dem Namen Velocio-Sram an den Start geht und in dem auch Brennauer fährt – die Vize-Weltmeisterin, die Worrack Ende Juni den deutschen Meistertitel vor der Nase wegschnappte und sie in Baunatal über ihre Endschnelligkeit bezwang, etwas, was bis dahin eigentlich eher als Worracks denn Brennauers Stärke galt. Während eine solche Ablösung durch eine jüngere Teamkollegin andere kränken würde, bleibtWorrack aber cool. „Ein blödes Gefühl war das schon mal gar nicht“, betont sie. „Wir sind Teamkolleginnen und sie hatte ein Top-Jahr.“
In der nächsten Saison hätte Worrack ein solches Top-Jahr auch selbst gerne wieder. „Ich habe mir einiges vorgenommen“, deutet sie an, ohne konkrete Ziele verraten zu wollen, und fügt scherzhaft hinzu: „Mindestens einen Sieg.“
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