RSN-Frauen-Ranglister, Platz 11: Elke Gebhardt

Krankheitspech und ein unglücklicher Rennkalender

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Krankheitspech und ein unglücklicher Rennkalender"
Elke Gebhardt (Bigla) | Foto: Felix Mattis

24.12.2014  |  (rsn) – Eigentlich hätte der Wechsel zum Team Bigla der Karriere von Elke Gebhardt noch einmal einen richtigen Schub verleihen sollen. Bei der Schweizer Mannschaft durfte sich die Freiburgerin zu Saisonbeginn Hoffnungen auf die eine oder andere Kapitänsrolle bei großen Rennen machen. Doch anstatt durchzustarten, beendete die Radsport-News-Bloggerin am Ende des Jahres ihre Karriere, um sich nun voll auf die letzten zwei Semester ihres Studiums „International Management“ zu konzentrieren.

Gebhardt lieferte, wenn sie denn gesund war, ordentliche Leistungen ab. Sie schien sich im Vergleich zum Vorjahr, als sie die einzige Deutsche mit einem Sieg bei einem UCI-Rennen war, noch einmal gesteigert zu haben. Doch das Glück war einfach nicht auf der Seite der 31-Jährigen. Schon Ende Januar, noch vor dem ersten geplanten Renneinsatz, kostete eine Virusinfektion drei Trainingswochen. Gebhardt stieg erst Mitte März in Drenthe in die Saison ein – und das war immer noch zu früh für ihren Körper.

„Meine dreiwöchige Krankheit hat mich ganz aus der Bahn geworfen. Jeder, der das schon mal erlebt hat weiß: Man fängt danach wieder von vorne an“, blickte sie nun auf Anfrage von radsport-news.com zurück. Erst Ende April schaffte es die Studentin, ein Rennen zu Ende zu fahren. Doch dann zeigte die Formkurve steil nach oben: Zwei zehnte Plätze bei Dwars door de Westhoek und im Gesamtklassement des Luxemburger Elsy-Jacobs-Festivals deuteten darauf hin, dass der Mai ein toller Monat werden würde.

Leider aber standen auf Gebhardts Kalender ausgerechnet in den Wochen der besten Form ihres Jahres keine internationalen Rennen. „Ich wäre gern in Großbritannien gefahren, doch weder mein Team noch die Nationalmannschaft sind dort gestartet“, erklärte Gebhardt, warum sie bei der Erstauflage der Women’s Tour nicht mit von der Partie war. Stattdessen nutzte sie das Formhoch in Bern und Cham zu Siegen bei zwei nationalen Rennen in der Schweiz und legte in Knutwil noch einen zweiten Platz nach.

Ausgerechnet als es wieder auf die große Bühne ging, wurde Gebhardt erneut vom Pech eingeholt. Wie schon im Januar stoppte sie auch im Juni ein Virus und drückte die Leistungsfähigkeit bei den Deutschen Meisterschaften in den Keller. „Ich wollte mein Vorjahresergebnis bestätigen oder verbessern. Tja, leider waren eine Menge andere besser. Das muss ich anerkennen“, schrieb die Vizemeisterin von 2013 anschließend in ihrem Blog über Platz 22.

Es folgte eine weitere Zwangspause - und zwar ausgerechnet auf dem Weg zur so wichtigen Thüringen-Rundfahrt. „Ich bin dort gestartet, ohne groß trainiert zu haben“, so Gebhardt nun. Umso glücklicher durfte sie mit dem Ergebnis sein, denn auf der Schlussetappe in Zeulenroda gelang ihr der Tagessieg – Gebhardts größter Saisonerfolg, das Produkt eines cleveren Angriffs zur richtigen Zeit und wieder ansteigender Formkurve. „Ich habe mich über die Woche in Form gefahren. Das habe ich öfter so gemacht bei Rundfahrten, denn während die anderen abbauen, kann ich dann kontinuierlich weiterfahren oder mich sogar noch steigern.“

Die nächste Ernüchterung: Wie schon nach dem Luxemburg-Festival Anfang Mai kamen auch nach der Thüringen-Rundfahrt kaum Renneinsätze auf UCI-Level und Gebhardt lief langsam die Zeit davon. Letztlich reichte es nicht mehr, um Bundestrainer André Korff davon zu überzeugen, dass er die 31-Jährige für sein WM-Team in Ponferrada brauchen würde – eine Enttäuschung auf mehreren Ebenen für Gebhardt, die von ihrer Ausbootung aus dem Internet erfuhr.

Direkter übermittelte man ihr das Aus im Team Bigla, das nach der Saison 2014 völlig umstrukturiert wurde und bis auf Vera Koedooder und Lotta Lepistö alle Fahrerinnen vor die Tür setzte. „Zu hören, dass man nicht stark genug sei, ist nicht schön“, erinnert sich Gebhardt nun und erklärt, dass sie einige Dinge anders eingeschätzt hatte als die Teamleitung. „Aber manche Leute haben ihre Meinung und da diskutiert man einfach nicht besser. Hausaufgaben müssen auch bei Teammanagern gemacht werden.“

Das Aus bei Bigla hätte, auch wenn Gebhardt sich wegen ihres nahenden Studienendes ohnehin bereits Gedanken darüber machte, das Rad in die Ecke zu stellen, nicht unbedingt auch das Aus als Profifahrerin bedeuten müssen. „Ein extrem gutes Angebot hätte mich eventuell umgestimmt“, meint sie nun. Doch das kam nicht.

Ganz fertig mit dem Sport ist Gebhardt aber trotzdem noch nicht, und dank ihres Studiengangs „International Management“ scheint eine Rückkehr in anderer Funktion nicht ausgeschlossen. „Irgendwie würde ich gerne im Sport bleiben - vielleicht ein Team, aber auch Sportmarketing oder International Sales wäre interessant. Mal schauen, wo die Reise hingeht.“

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

06.01.2015Den Turbo gezündet und steil nach oben durchgestartet

(rsn) – Die Fäuste auf den Armlehnen des „Hot Seat“ abgelegt, die Augen geschlossen und den Kopf leicht im Nacken: Lisa Brennauer beißt sich auf die Unterlippe und scheint für eine Sekunde ni

05.01.2015Schwarzer Schleier über einem sportlich erfolgreichen Jahr

(rsn) – Als Claudia Lichtenberg von der Dopingkontrolle zum Parkplatz im Zielbereich der Deutschen Zeitfahrmeisterschaften in Baunatal zurücklief, war sie ruhig und gefasst, beantwortete geduldig a

03.01.2015Ohne Sieg und trotz 17-Tage-Marathon zum dritten WM-Titel

(rsn) – Seit mehr als einem Jahrzehnt gehört Trixi Worrack zur Weltspitze, und seit mehr als einem Jahrzehnt gab es in jeder Saison mindestens einen Einzelsieg für die 33-Jährige. Doch in den ver

01.01.2015Ein schwieriges letztes Jahr in Italien mit tollem Schlusspunkt

(rsn) – Drei Jahre ist Doris Schweizer nun bei italienischen Teams gefahren. Sie machte dort viele gute Erfahrungen und lernte einiges – vor allem von Noemi Cantele, wie sie selbst betont. Doch na

30.12.2014Stück für Stück den Spaß am Radfahren wiedergefunden

(rsn) - So ganz die Alte ist Charlotte Becker noch nicht, doch die inzwischen 31-jährige Wahl-Berlinerin wähnt sich auf einem guten Weg und scheint damit auch gar nicht so falsch zu liegen. Nach ein

29.12.2014Dem verkorksten Frühjahr folgte ein toller Sommer

(rsn) – Im Winter ist Cross-Zeit, das gilt auch für Christine Majerus. Die Luxemburgerin beginnt dieser Tage mit ihrer Vorbereitung für die Weltmeisterschaften Ende Januar, hat aber auch schon vie

28.12.2014Trotz 30-Stunden-Woche zum ersten UCI-Sieg

(rsn) – Echte Vollprofis findet man im Frauen-Peloton wenige. Fast alle Fahrerinnen müssen zusätzlich zum Sport Geld verdienen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Mit ihrer 30-Stunden-Woche b

27.12.2014Zeitfahr-Ass schafft den internationalen Durchbruch

(rsn) – Damit hätte sie in ihren kühnsten Träumen nicht gerechnet: Als Mieke Kröger am Stadtrand von Ponferrada über den Zielstrich fuhr und anhand der Länge der Speichelfäden, die aus ihrem

26.12.2014Für das Arbeitstier geht auch ein persönlicher Traum in Erfüllung

(rsn) - Keinen Namen hörte man über die Lautsprecher im Zielbereich bei den Deutschen Meisterschaften in Baunatal häufiger als den von Romy Kasper. Auch wenn die 26-Jährige am Ende mit leeren Hän

25.12.2014Mit klaren Zielen zum Brunnenbad in Schmölln

(rsn) – Es war brütend heiß an diesem 19. Juli in Schmölln, und da kam der Brunnen nahe der Ziellinie gerade recht: Beate Zanner sprang bei 35 Grad in voller Montur ins kalte Nass, um sich nach e

23.12.2014Der letzte Sprint führt in Richtung Referendariat

(rsn) – Als sie auf der Pressekonferenz nach den Deutschen Meisterschaften in Baunatal neben Lisa Brennauer und Trixi Worrack Platz nahm, strahlte Martina Zwick. „Mega zufrieden“, sei sie mit de

22.12.2014Nach Neustart im Meistertrikot auf die Champs-Élysées

(rsn) – Am 28. Juni durfte Jacqueline Hahn in Grafenbach jubeln: Die damals noch 22-jährige Innsbruckerin wurde im Sprint einer achtköpfigen Gruppe Österreichische Meisterin. „Das bedeutet mir

Weitere Radsportnachrichten

11.12.2025Vermeersch: Red-Bull-Premiere im Gelände

(rsn) – Gianni Vermeersch wurde von Red Bull – Bora – hansgrohe als routinierter Edelhelfer für die Frühjahrsklassiker verpflichtet. Doch sein Debüt im Trikot des deutschen WorldTour-Rennstal

11.12.2025Grand-Tour-Premiere das Highlight einer guten Saison

(rsn) - Das große Ziel für diese Saison hatte sich Yannis Voisard bereits im vergangenen Jahr gesetzt. Ein Start bei einer Grand Tour sollte es werden. Diesen Punkt konnte der 27-Jährige 2025 abhak

11.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

11.12.2025U23-Meisterin Riedmann zu Lotto – Intermarché

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

10.12.2025Denk: “Ich sehe ähnliches Potenzial wie in der Formel 1“

(rsn) – Seit der Radsportweltverband UCI dem Projekt One Cycling im Juni eine offizielle Abfuhr erteilt und den darin involvierten Teams wohl sogar mit Lizenzentzug gedroht hat, ist es still um die

10.12.2025Red Bull und das Pogacar-Problem

(rsn) – Der Nikolaus hat gerade erst die Stiefel gefüllt und der Weihnachtsmann ist sicherlich schon auf dem Weg nach Deutschland. Zeit also, um in Spanien über die Tour de France 2026 nachzudenk

10.12.2025Lotto - Intermarché mit 30 Fahrern in die Saison 2026

(rsn) – Mit der offiziell zugelassenen Maximalzahl von 30 Fahrern wird das fusionierte Team Lotto – Intermarché – Wanty die Saison 2026 in Angriff nehmen. Mit dabei sein werden auch die beiden

10.12.2025Lipowitz: “Ich kann noch viel von Remco lernen“

(rsn) – “Ich bin ich. Die Leute können gern Vergleiche ziehen. Ich schaue aber lieber auf mich und mache mein Ding“, sagte Florian Lipowitz beim Medientag von Red Bull – Bora – hansgrohe in

10.12.2025Neues Rose-Modell geleakt

(rsn) - Rose hat offenbar ein neues Modell in den Startlöchern. Darauf lässt ein geleaktes Foto eines Teambikes der Unibet - Rose - Rockets schließen. Das französische ProTeam, das dieses Jahr noc

10.12.2025Red Bull schickt 2026 Lipowitz und Evenepoel zur Tour

(rsn) – Mit einer Doppelspitze aus Florian Lipowitz und Neuzugang Remco Evenepoel wird Red Bull – Bora – hansgrohe die Tour de France 2026 in Angriff nehmen. Das kündigte der deutsche Rennstall

10.12.2025Die Trikots der WorldTour-Teams für die Saison 2026

(rsn) - Wie sieht das Peloton 2026 aus? Welche Farben werden in der kommenden Saison vorherrschend sein? Nach und nach stellen die WorldTour-Rennställe ihre Trikots für das neue Jahr vor - den Anfan

10.12.2025UCI bestätigt WorldTour-Lizenzen für 18 Teams

(rsn) – Der Radsportweltverband UCI hat die Liste mit denjenigen Teams veröffentlicht, die für den Zyklus von 2026 – 2028 mit WorldTour-Lizenzen ausgestattet sein werden. Zu den 18 Rennställen

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)