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08.09.2014 | (rsn) - Mit erst 31 Jahren kam Przemyslaw Niemiec in die WorldTour. Ende 2010 unterschrieb der Pole einen Profivertrag bei der Mannschaft Lampre, davor fuhr er sieben Jahre lang für die kleine italienische Equipe Miche.
Der über 1,80 Meter große Niemiec, was auf Polnisch „der Deutsche“ heißt, hat sich schon sehr früh einen Namen als guter Bergspezialist gemacht. Er gewann Etappen bei der Route du Sud, dem Giro del Trentino oder der Settimana Coppi e Bartali, auch einige kleinere französische und italienische Rundfahrten konnte er für sich entscheiden - trotz der Erfolge meldete sich bei ihm aber lange Zeit kein ProTeam. Jahre vergingen und man dachte schon, dass der aus Oswiecim/Auschwitz stammende Rennfahrer die Miche-Mannschaft nicht mehr würde verlassen können.
Dann aber kam 2011 doch noch die Wende. In seiner ersten Saison im Trikot von Lampre überzeugte Niemiec vor allem bei den Herbst-Klassikern. Bei der Lombardei-Rundfahrt wurde er Fünfter, bei den Grand Tours unterstützte er seine Kapitäne. Die Sportliche Leitung war mit Niemiec‘ Leistung sehr zufrieden, 2012 gab man ihm die Chance, bei der Vuelta a Espana auf eigene Rechnung zu fahren. Niemiec ließ es sich nicht zweimal sagen und belegte in Spanien den starken fünfzehnten Platz in der Gesamtwertung. Noch besser lief für ihn das Radsportjahr 2013, als er beim Giro Rang sechs erzielte und sich auf den Bergetappen im Ziel fast immer mit den Favoriten messen konnte.
In diesem Jahr wollte Niemiec bei der Italien-Rundfahrt sein Ergebnis noch toppen, auf der Etappe nach Montecassino hatte er allerdings einen Unfall, musste später mit technischen Problemen kämpfen und verlor viel Zeit. Dass er im Mai sich in guter physischer Verfassung befand, konnte man schon bei der Trentino-Rundfahrt Ende April sehen, wo Niemiec Dritter wurde.
„Der Giro ist mir nicht gelungen, ich will meine Misserfolge in der zweiten Saisonhälfte wettmachen. Vor allem blicke ich auf die Polen-Rundfahrt und die Vuelta“, sagte Niemiec im Juni. Die Tour de Pologne beendete er als Gesamtfünfter und zur Vuelta reiste er als Edelhelfer für Titelverteidiger Chris Horner an.
Der amerikanische Routinier durfte allerdings wegen anormaler Kortisolwerte nicht starten, zum Ersatzkapitän wurde zwar der Kolumbianer Winner Anacona erkoren, aber Niemiec konnte auf Etappenjagd gehen. Schon auf der 14. Etappe war er in der Fluchtgruppe dabei, auf La Camperona durfte sich aber Ryder Hesjedal (Garmin Sharp) über den Tagessieg freuen.
Am Sonntag war Niemiec ebenfalls in der entscheidenden Ausreißergruppe unterwegs. Am letzten Anstieg zu den berühmten Covadonga-Seen griff aus der Spitze zuerst Cameron Meyer (Orica-GreenEdge), doch der Pole reagierte und ging mit. Fünf Kilometer vor dem Ziel beschleunigte dann Niemiec, doch sein Vorsprung auf die Verfolger um Alberto Contador (Tinkoff- Saxo) verringerte sich mit jedem absolvierten Meter. Niemiec aber ließ sich davon nicht einschüchtern und erkämpfte sich den wichtigsten Sieg in seiner Karriere, und das im Alter von 34 Jahren.
„Der heutige Tag war für mich überhaupt nicht einfach. Ursprünglich sollte ich mich erholen und Kräfte für den Dienstag sparen. Wir wollten allerdings einen Fahrer in der Spitze haben, weil die Chancen auf den Etappensieg ziemlich hoch waren. Ich habe mich gefühlt, deshalb war ich auch vorne mit dabei“, erklärte der Kletterspezialist.
Vor allem das Finale hatte es in sich. Nicht wegen der Strecke, sondern wegen der Verfolger. „Ich wusste, dass es hinten heiß zugeht. Die kamen immer näher heran. Ich kannte den Covadonga-Anstieg, was mir bestimmt zugute kam. Erst kurz vor Schluss war ich mir sicher, dass der Sieg mir nicht mehr zu nehmen sein würde. Fünf Jahre fahre ich schon für Lampre, erst heute errang ich meinen ersten Sieg. Es ist ein Wahnsinnsgefühl“, freute sich Niemiec.
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