Vuelta: Italiener nur noch knapp vorn

Nibali spürt Horners Atem im Nacken

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Chris Horner (RadioShack-Leopard) auf der 18. Etappe der 68. Vuelta a España | Foto: ROTH

12.09.2013  |  (rsn) – Um ein Haar hätte sich Chris Horner (RadioShack-Leopard) nach der 18. Etappe der 68. Vuelta a España zum dritten Mal im Verlauf der Rundfahrt das Rote Trikot überstreifen dürfen. Nach einer Attacke gut einen Kilometer vor dem Ziel des 186,5 Kilometer langen Teilstücks von Burgos zur Bergankunft in Peña Cabarga nahm der 41 Jahre alte US-Amerikaner dem Gesamtführenden Vincenzo Nibali (Astana) 25 Sekunden ab, doch es reichte nicht ganz, um drei Tage vor dem Finale in Madrid die Spitzenposition zu erobern.

Um ganze drei Sekunden verteidigte der Italiener sein Führungstrikot und hat damit weiter gute Chancen, seinen zweiten Vuelta-Sieg nach 2010 einzufahren. Doch das Momentum liegt nun bei Horner, der am Donnerstag eindrucksvoll bewies, dass er in den extrem steilen Passagen - der 5,9 Kilometer lange Schlussanstieg wies Steigungsgrade bis zu 20 Prozent auf – der stärkere der beiden Erstplatzierten ist. Auch die beiden Spanier Alejandro Valverde (Movistar) und Joaquim Rodriguez nahmen Nibali auf den allerletzten Metern noch ein paar Sekunden ab werden den wohl letzten freien Podiumsplatz in Madrid unter sich ausmachen.

„Ich habe heute viel Zeit gut gemacht, das ist wichtig für mich. Das Team war fantastisch, ich kann ihm nicht genug danken“, sagte Horner nach der Etappe. „Wir müssen schauen, wie es jetzt weiter läuft.“

„Horner hat attackiert und war so stark im Schlussanstieg. Er ist 42 Jahre alt und ist der physisch stärkste Fahrer bei dieser Vuelta“, zollte Nibali seinem Rivalen seinen Respekt. Für die morgige Etappe erwartet der Sizilianer keine großen Veränderungen: „Das Rennen wird am Samstag am Angliru entschieden.“

Den Etappensieg holte sich Vasil Kiryienka, der nach einem Solo von rund 50 Kilometern als Ausreißer mit 26 Sekunden Vorsprung auf den Dänen Chris Anker Sörensen (Saxo-Tinkoff) triumphierte und seinem Team Sky nach einer bisher ziemlich verkorksten Vuelta den ersten Tagessieg bescherte. Der 32-jährige Weißrusse feierte zudem seinen dritten Tagessieg bei einer Grand Tour, nachdem er 2008 und 2011 zwei Tageserfolge beim Giro d’Italia verbuchen konnte. Tagesdritter wurde der Australier Adam Hansen (Lotto Belisol / +1:18) vor dem Schweizer Martin Kohler (BMC / +1:34).

„Es war ein unglaubliches Gefühl, als ich den Sieg unter Dach und Fach brachte”, sagte Kiryienka nach seinem ersten Saisonsieg. „Ich habe mich so gefreut, dass ich dem Team das Vertrauen zurückzahlen konnte, das es in diesem Jahr in mich gesetzt hat”, erklärte der Kletterspezialist, der bei der diesjährigen Tour auf der 9. Etappe aus dem Zeitlimit gefallen war.

Auf den ersten zehn Plätzen der Gesamtwertung gab es keine Änderungen, auch wenn sich die Abstände veränderten. Hinter Nibali und Horner folgen Valverde (+1:10) und Rodriguez (+2:24). NetApp-Endura-Kapitän behauptete Rang acht, büßte aber einige Sekunden auf den vor ihm liegenden Franzosen Thibaut Pinot (FDJ.fr) ein. Bester deutscher Fahrer bleibt Dominik Nerz (BMC) auf Platz 16. In der Tageswertung kam der 24-Jährige auf Rang 26, 3:42 Minuten hinter Kiryienka.

Der Teamkollege von Christan Knees – „Hut ab vor Kiry, geiles Ding, was er heute gebracht hat“, schrieb der Rheinbacher auf seiner Website – hatte eine 15-löpfige Spitzengruppe angeführt, die sich nach rund 20 Kilometern gebildet hatte und im ersten, flacheren Teil des Rennens einen Maximalvorsprung von zehn Minuten auf das zunächst von Astana kontrollierte Feld erarbeitet hatte.

Im 10,6 Kilometer langen und 5,6 Prozent steilen Alto del Caracol (2. Kat.), dem vierten kategorisierten Berg des Tages, attackierte Kiryienka aus der zu diesem Zeitpunkt nur noch elfköpfigen Spitzengruppe heraus. Niemand konnte dem Antritt des zweifachen Giro-Etappensiegers folgen. Sörensen, Martinez und dessen Landsmann Angel Vicioso (Katusha) bildeten eine erste Verfolgergruppe, die sich bis zum Schlussanstieg noch um noch Reinardt Janse van Rensburg (Argos-Shimano), den Spanier Amets Txurruka (Caja Rural), den Australier Simon Clarke (Orica-GreenEdge), Kohler und Hansen vergrößerte. Trotzdem wuchs der Rückstand auf den Spitzenreiter bis zum Fuß des letzten Berges auf 1:50 Minuten an.

Das von RadioShack-Leopard und Movistar angeführte Feld hatte an dieser Stelle sogar noch mehr als fünf Minuten Rückstand auf Kiryienka. Der wurde auch auf dem durchschnittlich 9,2 Prozent steilen Weg hinauf nach Peña Cabarga nicht müde und behauptete seinen Vorsprung.

„Unsere Moral war immer gut. Wir waren in den Sprints schon nahe dran an einem Etappensieg, in den Bergen auch, und jetzt, da ich aus einer Ausreißergruppe heraus gewonnen habe, sind wir alle glücklich”, strahlte der Etappengewinner im Ziel.

Wesentlich spannender als an der Spitze wurde es im Feld, das bei extrem hohem Tempo schnell zusammenschmolz. Als Katusha gut zwei Kilometer vor dem Ziel eine Attacke von Rodriguez vorbereitete, konnte Valverde nicht mehr mithalten, wogegen Nibali keine Mühe zu haben schien, dem Katusha-Kapitän, dessen Helfer Daniel Moreno und Horner zu folgen.

Doch als der Gesamtzweite auf dem letzten Kilometer nochmals das Tempo erhöhte, hatten weder Nibali noch Rodriguez etwas zuzusetzen. Auf den letzten Metern kam Valverde wieder heran und schüttelte gemeinsam mit Rodriguez, der vor drei Jahren in Peña Cabarga gewinnen konnte, das Rote Trikot noch ab.

Nibali kam noch rechtzeitig ins Ziel, auch wenn seine Führung auf ganze drei Sekunden zusammenschmolz. Horner bleiben jetzt noch zwei Möglichkeiten – morgen am Alto Naranco und vor allem am Samstag am berüchtigten Angliru – um die große Sensation zu schaffen und als ältester Fahrer der Radsportgeschichte eine der drei großen Rundfahrten zu gewinnen.

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