Giro: Visconti siegt am Galibier

Nibali auch im Schneegestöber souverän

Foto zu dem Text "Nibali auch im Schneegestöber souverän"
Vincenzo Nibali (Astana) auf der 15. Etappe des Giro d´Italia, die... | Foto: ROTH

19.05.2013  |  (rsn) – Im Schneegestöber in den französischen Alpen hat Giovanni Visconti (Movistar) bei seiner sechsten Giro-Teilnahme endlich den ersten Tagessieg bei seiner Heimat-Rundfahrt einfahren können. Beim Frankreich-Intermezzo der Italien-Rundfahrt setzte sich der dreifache Italienische Meister nach einem imponierenden Soloritt bei erneut extremen Witterungsbedingungen als Solist mit je 42 Sekunden Vorsprung auf den Kolumbianer Carlos Alberto Betancur (Ag2R) sowie den beiden Polen Przemyslaw Niemiec (Lampre-Merida) und Rafal Majka (Saxo-Tinkoff) durch.

„Ich kann es noch immer nicht glauben, dass ich an so einem mythischen Anstieg gewonnen habe”, sagte der Movistar-Profi, dessen letzter Sieg zehn Monate zurück liegt. Ende Juli 2012 hatte er das spanische Eintagesrennen Circuito De Getxo gewonnen. „Es war ein wirklich schweres Jahr für mich und ich habe alles für diesen Sieg gegeben", so Visconti.

Sein Landsmann Vincenzo Nibali (Astana) verteidigte auf der um vier auf 145 Kilometer verkürzten 15. Etappe von Cesana Torinese zur Bergankunft am berühmten Col du Galibier souverän sein Rosa Trikot und bleibt erster Anwärter auf den Gesamtsieg.

Der 28-Jährige fuhr mit der Gruppe der Favoriten 54 Sekunden hinter Visconti als Siebter über die Ziellinie am Denkmal für den 2004 verstorbenen Marco Pantani. Tagesfünfter wurde der Kolumbianer Fabio Duarte (Colombia /+0:47), gefolgt von Nibalis Landsmann Michele Scarponi (Lampre-Merida), Nibali, dem Träger des Rosa Trikots, dem Gesamtzweiten Cadel Evans (BMC), dem gestrigen Etappensieger Mauro Santambrogio (Vini Fantini) sowie dem Gesamtdritten Rigoberto Uran (Sky).

„Ich habe auch heute eine Selektion versucht. Leider hat es nicht geklappt, weil es zu kalt war. Aber wir haben das Rennen schwieriger gemacht“, erklärte Nibali, der wie bereits gestern knapp zwei Kilometer vor dem Ziel seine Attacke setzte, die diesmal jedoch von den Konkurrenten pariert wurde.

Deshalb bleibt auf den ersten Plätzen des Gesamtklassements alles unverändert. Der Astana-Kapitän führt mit 1:26 Minuten Vorsprung auf Evans und 2:46 Minuten auf Uran, der wie der Australier auch im 13,5 Kilometer langen Schlussanstieg nicht angriff. Dagegen scheint Nibalis Tatendurst noch nicht gestillt. „Ich habe zwar einen guten Vorsprung, aber es ist immer besser, noch etwas Zeit zwischen mich und die Konkurrenten zu bringen, denn der Giro ist noch lang und schwer. Da kann noch viel passieren“, sagte er.

Nachdem die Organisatoren beschlossen hatte, den 2.035 Meter hohen Mont Cenis im Programm zu lassen und nur den Schlussanstieg um vier Kilometer zu kürzen, nahmen die Fahrer die Dinge selber in die Hand und neutralisierten die ersten 60 Kilometer bis zur Bergwertung. Geschlossen fuhr das Feld durch die Winterlandschaft der Alpen zur ersten Höchstschwierigkeit des Tages. Rechts und links der trockenen Straßen türmten sich die Schneemassen und boten ein spektakuläres Szenario, für das zumindest Stefano Pirazzi (Bardiani Valvole – CSF Inox) schließlich kein Auge mehr hatte.

Kurz unterhalb der Bergwertung attackierte der Träger des Bergtrikots und sicherte sich als Erster auf dem Gipfel 15 Punkte. Schnell zog der Niederländer Pieter Weening (Orica-GreenEdge) am Italiener vorbei, der wiederum mit den Kolumbianern Miguel Angel Rubiano (Androni-Giocattoli) und Robinson Eduardo Chalapud (Colombia) sowie seinen Landsleuten Giovanni Visconti (Movistar), Matteo Rabottini (Vini Fantini), Paolo Longo Borghini (Cannondale) und Francesco Manuel Bongiorno (Bardiani Valvole – CSF Inox) die Verfolgergruppe bildeten.

Im Gegensatz zu den Ausreißern ließ es das von Astana angeführte Feld in der langen und gut zu befahrenden Abfahrt wesentlich kontrollierter angehen und den Rückstand auf gut sechs Minuten anwachsen.

Weiter vorn hatten gut 60 Kilometer vor dem Ziel die Verfolger zu Weening aufgeschlossen. Zwar arbeitete das Septett an der Spitze gut zusammen, doch im Feld erhielt Astana in der Nachführarbeit Unterstützung von Lotto Belisol und Ag2R, wodurch der Abstand wieder auf unter 2:30 Minuten geschrumpft war, als die Ausreißer bei nach wie vor kühlen Temperaturen den 11,8 Kilometer langen und 7,2 Prozent steilen Col du Télégraphe in Angriff nahmen.

Pirazzi ließ hier zunächst seinen Teamkollegen Bongiorno die Tempoarbeit machen, der noch im unteren Teil des Anstiegs Rubiano und Chalapud zum Opfer fielen. Doch einer Attacke Viscontis konnte der Gesamtführende der Bergwertung nicht folgen und als Solist jagte der Sizilianer dem Gipfel entgegen.

Aus dem Feld heraus bildete sich nach einem Angriff von Robert Gesink (Blanco) eine schlagkräftige Verfolgergruppe mit dem Niederländer, Egoi Martinez (Euskaltel-Euskadi), Sergio Henao (Sky), Robert Kiserlovski (Radioshack-Leopard) und Danilo Di Luca (Vini Fantini), die auch noch Chalapud und Rubiano auflas, sich in der Folge allerdings als nicht sonderlich harmonisch erwies.

Den Gipfel in Höhe von 1566 Metern überquerte Visconti mit knapp einer Minute Vorsprung auf Weening, Pirazzi und Rabottini sowie rund zwei Minuten auf die Gruppe Gesink. Rund eine weitere Minute dahinter folgte das Hauptfeld um Nibali und Evans.

An dieser Konstellation änderte sich auch im Schlussanstieg zunächst nichts Grundlegendes. Nibalis Team vereitelte alle Attacken aus dem Feld heraus, während Visconti seinen Vorsprung von rund einer Minute bis in die steilsten Passagen unmittelbar vor dem Ziel hielt. Hinter ihm versuchte sich Rabottini als Solojäger, doch der letztjährige Etappengewinner wurde von der Favoritengruppe schließlich ebenso gestellt wie alle anderen zwischenzeitlichen Ausreißer.

Nur an Visconti kamen die Verfolger im immer dichter werdenden Schneegestöber nicht mehr heran. Nachdem Nibalis Attacke vereitelt worden war, konnten sich doch noch Betancur, Niemiec und Majka leicht absetzen und die restlichen Podiumsplätze unter sich ausmachen. Dabei gelang es dem Kolumbianer, mit der Zeitgutschrift für den zweiten Platz – seinem dritten im bisherigen Verlauf des Giro – Majka das Weiße Trikot abzunehmen.

Dafür hatte Visconti aber kein Auge. Nachdem er im Ziel völlig erschöpft zusammengesunken war, konnte er sich einige Minuten später bei aller Kälte an seinem bisher größten Sieg seiner Karriere erwärmen.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

01.06.2013Majka: Riis hatte Recht mit seiner Prognose

(rsn) - Als vor zwei Jahren Bjarne Riis den jungen Polen Rafal Majka unter Vertrag nahm, wurde er nicht müde, von dem bis dahin eher unbekannten Talent zu schwärmen. "Rafal hat ein riesengroßes

31.05.2013Niemiec schrieb beim Giro polnische Radsportgeschichte

(rsn) – Mit seinem sechsten Gesamtplatz beim Giro d’Italia schrieb Przemyslaw Niemiec polnische Radsportgeschichte. Der 33-jährige Edelhelfer im Dienste der italienischen Mannschaft Lampre-Merida

27.05.2013Mezgec: Degenkolbs Anfahrer nutzt seine Chance

(rsn) – Mark Cavendish (Omega Pharma-Quick-Step) war der überragende Sprinter des diesjährigen Giro d’Italia. Doch im Schatten des Seriensiegers von der Isle of Man, der alle fünf Massensprints

27.05.2013Evans: Tour-Vorbereitung auf Platz drei beendet

(rsn) – Cadel Evans (BMC) hat seiner Bilanz bei den großen Rundfahrten einen weiteren Podiumsplatz hinzugefügt. Nach seinem Sieg bei der Tour de France 2011, jeweils Rang in den Jahren 2007 und 2

27.05.2013Morabito fährt Giro mit gebrochenem Handgelenk zu Ende

(rsn) - Steve Morabito (BMC) hat sich bei einem Sturz auf der 16. Etappe des Giro d’Italia einen Knöchel im linken Handgelenk gebrochen. Trotzdem fuhr der Schweizer das Rennen zu Ende. „Ich hatte

27.05.2013Uran etabliert sich als Kapitän für die Rundfahrten

(rsn) – Auch ohne den nach der 12. Etappe mit einer Erkältung ausgestiegenen Kapitän Bradley Wiggins zählte das Sky-Team zu den Gewinnern des 96. Giro d’Italia. Zwei Etappensiege, Rang zwei im

27.05.2013Cavendish: „Schon als Kind siegeshungrig“

(rsn) – Mark Cavendish (Omega Pharma-Quick-Step) hat seiner imposanten Bilanz beim diesjährigen Giro d’Italia weitere Erfolge hinzugefügt. Der Brite gewann nicht nur fünf Etappen, sondern siche

27.05.2013Nibali siegt mit maximaler Unterstützung und minimalem Stress

(rsn) – Bei seiner fünften Giro-Teilnahme hat Vincenzo Nibali (Astana) nicht nur die riesigen Erwartungen der Tifosi erfüllt, sondern seine Tendenz der vergangenen Jahre mit dem ersten Gesamtsieg

26.05.2013Nibali kämpft sich durch Hitze, Dauerregen und Schnee

Brescia (dpa) - Vincenzo Nibali (Astana) hat sich beim 96. Giro d`Italia durch große Hitze, Dauerregen und dichtes Schneetreiben zum größten Triumph seiner Karriere gekämpft. Der 28-jährige Itali

26.05.2013Cavendish beim Giro d´Italia unschlagbar

(rsn) - Mark Cavendish (Omega Pharma - Quick-Step) hat am Schlusstag des 96. Giro d’Italia in Brescia seinen fünften Etappensieg eingefahren und sich außerdem das Rote Trikot des Punktbesten ges

26.05.2013Cavendish und Nibali triumphieren in Brescia

(rsn) – Mark Cavendish (Omega Pharma-Quick-Step) hat wie erwartet zum Abschluss des 96. Giro d’Italia nochmals zugeschlagen. Der Brite gewann die 21. und letzte Etappe über 197 Kilometern von Rie

26.05.2013Betancur holt sich mit Energieleistung das Weiße Trikot zurück

(rsn) – Vincenzo Nibali (Astana) wird voraussichtlich den 96. Giro d’Italia gewinnen – aber zu den großen Gewinnern dieser Italien-Rundfahrt zählen auch die Kolumbianer, die der Italien-Rundfa

Weitere Radsportnachrichten

21.01.2025Zum Saisonstart erlebt van Baarle einen schweren Rückschlag

(rsn) – Nach zwei schweren Verletzungen im vergangenen Jahr – Schlüsselbeinbruch beim Critérium du Dauphiné, Hüftbruch bei der Vuelta a Espana – sollte es für Dylan van Baarle in der Saison

21.01.2025In dieser Saison heißt es: Die Position behaupten!

(rsn) – Auch im vergangenen Jahr war Elisa Longo Borghini eine der Protagonistinnen in den größten Rennen des internationalen Frauen-Radsport. Die 33-jährige Italienerin gewann für ihr Team Lidl

21.01.2025Welsford bleibt ´Down Under´ der Sprinter Nummer 1

(rsn) – Sam Welsford macht bei der 25. Tour Down Under da weiter, wo er im vergangenen Jahr aufgehört hat: beim Gewinnen. Der australische Sprinter von Red Bull – Bora – hansgrohe vollendete au

20.01.2025Van Empel will “auch in Zukunft den Schwerpunkt auf Cross legen“

(rsn) - Anders als Teamkollege Wout van Aert (Visma – Lease a Bike), der in diesem Winter seine Cross-Kampagne auf vier Einsätze reduziert hat und sich damit nochmals fokussierter auf die Straßens

20.01.2025Tendenziell stärker als im Vorjahr

(rsn) – Echte Abstiegssorgen werden sich Teambesitzer Gerry Ryan und Manager Brent Copeland vermutlich nicht machen. Nach zwei Dritteln des aktuellen Dreijahreszyklus‘ zur Vergabe der WorldTour-Li

20.01.2025Einbrecher raubten Molanos Haus aus

(rsn) – Juan Sebastián Molano bereitet sich derzeit mit seinem Team UAE Emirates – XRG in Dubai auf die neue Saison vor. Die Abwesenheit des Kolumbianers nutzten laut einer Meldung der Zeitung

20.01.2025Tour of Norway fügt Frauen- zur Männer-Rundfahrt hinzu

(rsn) - Nicht nur die Leistungsdichte im internationalen Frauen-Radsport nimmt zusehends zu, auch der Rennkalender füllt sich immer mehr. Nun gaben auch die Veranstalter der Tour of Norway (2. Pro) d

20.01.2025In neuen Farben zu noch mehr Erfolgen

(rsn) - Die auffälligste Veränderung beim mittlerweile schon 17 Jahre alten, aber erst seit 2021 zur World Tour zählenden Rennstall aus Belgien stellt in dieser Saison das neue Outfit dar. Zu Weiß

20.01.2025Etappen, Profile, Favoriten: Alle Infos zur 25. Tour Down Under

(rsn) – Zwei Tage nach dem Ende der Tour Down Under der Frauen, bei der sich die Schweizerin Noemi Rüegg (EF Education – Oatly) souverän den Gesamtsieg sicherte, sind in Australien die Männer d

20.01.2025Ewan zu Ineos? Thomas: “Wäre großartig - uns fehlt ein Sprinter“

(rsn) – Nach den Gerüchten um den Zwist zwischen Top-Sprinter Caleb Ewan und seiner bisherigen Equipe Jayco – AlUla ist der 30-jährige Australier zum Auftakt der WorldTour-Saison nicht am Start

20.01.2025Tour Down Under: Die letzten zehn Jahre im Rückblick

(rsn) - Die Tour Down Under bildet im Januar traditionell den Auftakt der WorldTour-Saison. Die 25. Austragung der Rundfahrt durch den Bundesstaat South Australia startet am 21. Januar und führt übe

19.01.2025Der einstige Primus muss kleinere Brötchen backen

(rsn) - Der Streit zwischen Tom Pidcock und den Ineos Grenadiers war einer der Aufreger des vergangenen Herbstes. Vor der Lombardei-Rundfahrt wurde der Brite trotz guter Form aus dem Aufgebot für den

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Santos Tour Down Under (2.UWT, AUS)