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15.05.2013 | (rsn) - Der zweite Tag im Friaul steht ganz im Zeichen der Ehrerbietung. 50 Jahre nach der Katastrophe von Vajont besucht die Italien-Rundfahrt den ehemaligen Stausee und verzichtet dafür auch auf einen richtig schweren Schlussanstieg. Freuen wird das diejenigen Fahrer, die gut klettern und trotzdem gut sprinten können. Denn in Erto e Casso ist mit der Ankunft einer größeren Gruppe zu rechnen.
Die Strecke: 182 Kilometer, Bergetappe, 2 Zwischensprints, 2 Berge der 2. Kategorie
Nach dem Start in Cave del Predil etwas oberhalb von Tarvisio führt die Strecke auf den ersten 60 Kilometern fast ausschließlich bergab, um dann nach der Durchfahrt von Amaro wieder leicht anzusteigen. Es geht durch Ovaro (Kilometer 88,5), wo der Abzweig zum Monte Zoncolan rechts liegen gelassen wird, und anschließend hinauf zur Sella Ciampigotto. Von Ovaro aus ist der Anstieg zwar 32 Kilometer lang, doch er überwindet trotzdem nur 1200 Höhenmeter und ist meist um die vier Prozent steil.
Interessanter dürfte da die Abfahrt sein, die zu den beiden Zwischensprints in Lozzo di Cadore (Kilometer 139) und Pieve di Cadore (Kilometer 148) führt. Anschließend geht es noch einmal steiler bergab, bevor die Straße zwischen Kilometer 156 und 175 nur noch leicht abfällt und so dafür sorgen dürfte, dass das vorher möglicherweise zerfallene Feld wieder Zuwachs bekommt.
Nach der Durchfahrt von Longarone beginnt in Codissago schließlich der sieben Kilometer lange und rund fünf Prozent steile Schlussanstieg in Richtung Passo Sant’Osvaldo - bis auf ein 1000 Meter langes Stück, das 1,5 Kilometer vor dem Ziel beginnt und 7,2 Prozent steil ist, ein wahrer Roller-Berg. Die Ziellinie liegt schließlich am Ende einer 200 Meter langen Gerade, die auf eine ebenso kurze Abfahrt folgt.
Die (Giro-)Historie: In Gedenken an die Opfer von 1963
Der Zielort Erto e Casso zählt nur 390 Einwohner und ist erstmals Gastgeber bei einer Giro-Etappe - doch das aus gutem Grund: Die Italien-Rundfahrt soll hier an eine Tragödie von vor 50 Jahren erinnern. Am 9. Oktober 1963 sorgte ein riesiger Bergsturz am Monte Toc dafür, dass das Wasser des Vajont-Stausees über die Mauer hinwegschwappte und durch das enge Tal in hinunter nach Longarone schoss. Der Ort, der heute am Fuß des Schlussanstiegs passiert wird, wurde vollständig zerstört, rund 2000 Menschen kamen bei der Katastrophe ums Leben. In Longarone selbst endete übrigens 13 Jahre nach dem Unglück bereits eine Etappe, die Simone Fraccaro für sich entschied.
Die Region: Ein ganzer Ort zieht um
Offiziell endet die 11. Etappe in Vajont 1963/2013 (Erto e Casso). Doch wer sich an diesem 15. Mai tatsächlich in die Ortschaft Vajont begibt, um die Zielankunft zu beobachten, der wird enttäuscht sein: Denn das tatsächliche Tagesziel ist Erto e Casso, das kleine Dorf oberhalb des ehemaligen Stausees. Der Ort Vajont hingegen liegt 40 Kilometer südöstlich außerhalb der Berge in der Provinz von Pordenone. Er wurde nach der Katastrophe errichtet, um den heimatlos gewordenen Überlebenden ein neues Zuhause zu geben.
Die Radsport-News-Prognose: Eine große Gruppe ohne Favoriten
Es wird voraussichtlich erneut lange dauern, bis sich in der Hochgeschwindigkeits-Startphase eine Ausreißergruppe gefunden hat, die vom Feld akzeptiert wird - zumal das Profil der Etappe sehr vielen Fahrern Hoffnung auf einen Tagessieg machen dürfte. Wenn die Gruppe dann steht, muss sie sich am Ciampigotto-Anstieg viel Vorsprung erarbeiten und anschließend einig sein, um im Flachstück vor dem Schlussanstieg gegen das Hauptfeld bestehen zu können.
Die Steigung zum Ziel schließlich sollte im Feld kaum gefährliche Attacken unter den Favoriten hervorrufen, und so ist die Ankunft einer größeren Ausreißergruppe wahrscheinlich, aber dank der 7-Prozent-Rampe kurz vor dem Ziel auch nicht sicher. Hier den Tagessieger zu tippen, gliche dem Ausfüllen eines Lotto-Scheins.
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