Radsport News-Teamcheck - Teil 14

BMC: Auch ohne Ballan bärenstark

Von Christoph Adamietz

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Das Team BMC für 2013 | Foto: ROTH

16.01.2013  |  (rsn) – Die vergangenen Saison war für das BMC Racing Team von Höhen und Tiefen geprägt. Das soll sich 2013 ändern, auch wenn der US-Rennstall mit dem schweren Trainingssturz des Italieners Alessandro Ballan einen äußerst ungünstigen Start in das neue Radsport Jahr erwischte. Trotz des Schocks über die schweren Verletzungen des Weltmeisters von 2008 zeigten sich sowohl Präsident Jim Ochowicz als auch Teamchef John Lelangue gegenüber Radsport News optimistisch, dass BMC zu einem weiteren Höhenflug ansetzen kann.

„Wir wollen diesen Jahr einen großen Klassiker gewinnen. Das ist noch ein offenes Ziel“, sagte Ochowicz. Dafür kommt in erster Linie der im Vorjahr lange Zeit schwächelnde Weltmeister Philippe Gilbert in Frage. „Wenn man den Weltmeister im Team hat, dann erhofft man sich natürlich einiges von ihm. Er hat ein Rennprogramm, mit dem er sich wohl fühlt und bekommt zudem alle Unterstützung die er braucht, um in den Ardennen und einigen flämischen Rennen seine Ziele verwirklichen zu können“, so Lelangue zu den Ambitionen des Gewinners des Ardennen-Triples von 2011.

Für die flämischen Klassiker war Ballan als Kapitän vorgesehen. Im vergangenen Jahr wurde der 33-Jährige Dritter sowohl bei der Flandern-Rundfahrt als auch bei Paris-Roubaix. Nach dem schweren Trainingsunfall, in dessen Folge ihm die Milz entfernt werden musste, ist allerdings ungewiss, wann Ballan wieder einsatzfähig sein wird. In dieser Saison scheint eine Rückkehr ausgeschlossen

„Wir wissen nicht, wann er zurückkommt. Es ist definitiv ein herber Verlust für uns“, erklärte Lelangue. Der Belgier hofft, dass Gilbert, der Norweger Thor Hushovd, der US-Amerikaner Taylor Phinney und der Belgier Greg van Avermaet mit vereinten Kräften die Lücke werden schließen können, die der Ausfall von Ballan hinterlässt. Der bald 35-jährige Hushovd, 2012 wegen einer Virus-Erkrankung und einer Muskelentzündung ein Totalausfall, will endlich einen großen Klassiker gewinnen - vorzugsweise sein Lieblingsrennen Paris-Roubaix, das er 2010 schon einmal auf Platz zwei beendete.

Der 27-jährige Van Avermaet fühlt sich zwar in den Ardennen wohler, wurde im vergangenes Jahr aber auch Vierter bei der Flandern-Rundfahrt, die mit ihrem neuen Streckenprofil auch Gilbert liegen müsste. Der erst 22-jährige Phinney fuhr im Vorjahr bei seinem Roubaix-Debut gleich auf Platz 15 und könnte in diesem Jahr schon zu den Geheimfavoriten zählen.

Und auch die Helferriege mit Marcus Burghardt, dem Schweizer Michael Schär und dem Italiener Manuel Quinziato ist hochkarätig besetzt. „Wir haben für diese Rennen einen sehr erfahrenen Kader. Zudem haben wir mit dem Italiener Daniel Oss noch einen talentierten Klassiker-Fahrer hinzubekommen, der schon bei Mailand-San Remo und Gent-Wevelgem in die Top Ten gefahren ist. Ich denke, dass wir für alle Eintagesrennen der WorldTour sehr gut besetzt sind“, erklärte Lelangue, der nicht mit Konflikten unter seinen Klassikerfahrern rechnet: „Gilbert etwa wird sich auf die Ardennen-Woche konzentrieren, Hushovd freut sich mehr auf Roubaix. Da wird also jeder seine Chance bekommen.“

Bei den großen Rundfahrten setzt das Team wieder auf Cadel Evans und Tejay van Garderen. Während der Toursieger von 2011 im Vorjahr in Frankreich schwächelte, trumpfte der US-Amerikaner als Gesamtfünfter und Gewinner der Nachwuchswertung groß auf. „Ein Podiumsplatz bei einer großen Landesrundfahrt ist unser Ziel“, kündigte Ochowicz an und ließ dabei offen, ob er dabei an Evans oder van Garderen denkt. Lelangue ergänzte zwar, dass van Garderen als Edelhelfer für Evans eingeplant sei, sollte sich die Tendenz aus dem Vorjahr aber bestätigen, könnte auch van Garderen zum Kapitän avancieren.

Dier personelle Zusammensetzung des Teams für die Frankreich-Rundfahrt wird sich nach Lelangues Worten nicht wesentlich ändern. So dürfen sich auch Burghardt und Schär wieder Hoffnungen auf einen Start machen. Aber auch Neuzugang Dominik Nerz (von Liquigas) hat angesichts des schweren Profils der 100. Tour de France gute Chancen auf eine zweite Teilnahme.

„Er ist ein starker Kletterer und hat in der Vergangenheit bei den großen Rundfahrten schon für Nibali und Basso gearbeitet. Diese Aufgabe soll er auch bei uns erfüllen“, lobte Lelangue den 23-jährigen Deutschen. „Mit unseren beiden Kapitänen und dem starken Team im Rücken haben wir gute Chancen, unsere gesetzten Ziele auch zu erreichen.“ Das Tour-Ticket verdient hätten sich auch die beiden aufstrebenden Schweizer Martin Kohler, 2012 Schweizer Meister, und Mathias Frank, 2012 Zehnter der Trentin-Rundfahrt.

Die recht dünn besetzte Sprinterfraktion wird vom Briten Adam Blythe angeführt. Der 23-jährige konnte 2012 immerhin zwei Siege einfahren und zeigte sein Talent sowohl bei Etappenrennen als auch bei den belgischen Halbklassikern. Auch van Avermaet und Hushovd können sprinten, haben ihre Stärken aber eher bei den Klassikern.

Die hohen Ziele für 2013 sollen mit einem praktisch unveränderten Kader in Angriff genommen. Nur vier Fahrer wurden neu verpflichtet, neben Oss und Nerz stießen der Dänische Meister Sebastien Lander und der US-Amerikaner Larry Warbasse zum Team. Vor allem die beiden Neoprofis Lander und Warbasse werden in erster Linie als Helfer eingesetzt, um Erfahrungen zu sammeln. Einen grundlegende Änderung der Einkaufspolitik seines Teams, das in der Vergangenheit meist auf Star-Einkäufe gesetzt hatte, sieht Lelangue darin aber nicht.

„Wir haben uns auch intensiv um den Nachwuchs gekümmert und diesen Schritt gehen wir mit dem BMC Development Team weiter“, erklärte er mit Blick auf den neu gegründeten Nachwuchsrennstall. „Außerdem können wir nicht jedes Jahr Stars verpflichten. Es ist auch wichtig, ein Team zu stabilisieren“, so Lelangue.

Radsport News Prognose: Auch ohne Ballan wird BMC seine hohen Ziele für die Klassiker erreichen können. Mit dem wieder erstarkten Weltmeister Gilbert und dem genesenen Hushovd sowie der starken Helferriege zählt das Team auf jedem Terrain zu den Favoriten. In den Ardennenklassikern könnte Gilbert wieder das Maß der Dinge sein, bei den Pflasterstein-Klassikern ist BMC so stark besetzt, dass mit einer taktisch cleveren Fahrweise die beiden Topfavoriten Tom Boonen und Fabian Cancellare in Bedrängnis gebracht werden können.

Bei der Tour de France sind sowohl Evans als auch van Garderen zumindest Kandidaten für die Top Fünf. Für das Podium ist der knapp 36-jährige Evans aber wohl schon zu alt und der 24-jährige van Garderen wohl noch etwas zu jung und unerfahren.

In den anderen Rennen wird BMC vor allem durch Etappenjäger und Ausreißversuche von Gilbert, van Avermaet, Kohler, Frank oder Burghardt zum Erfolg kommen können. Um in den Massensprints ganz vorne landen zu können, ist das Team einfach zu schwach besetzt. Dazu mangelt es - von van Garderen und Evans abgesehen - an starken Rundfahrern, so dass BMC beim Giro und bei der Vuelta wohl keine Rolle in der Gesamtwertung spielen wird. Sollten aber die Ziele im Frühjahr und bei der Tour erreicht werden sollten, dann dürfte das auch niemanden wirklich kümmern.

BMC 2013: Alessandro Ballan, Daniel Oss, Marco Pinotti, Manuel Quinziato, Ivan Santaromita (alle Italien), Mathias Frank, Martin Kohler, Steve Morabito, Michael Schär, Danilo Wyss (alle Schweiz), Yannick Eijssen, Philippe Gilbert, Klaas Lodewyck, Greg van Avermaet (alle Belgien), Brent Bookwalter, Taylor Phinney, Tejay van Garderen, Larry Warbasse (alle USA), Adam Blythe, Stephen Cummings (beide Großbritannien), Marcus Burghardt, Dominik Nerz (beide Deutschland), Cadel Evans (Australien), Thor Hushovd (Norwegen), Sebastian Lander (Dänemark), Amael Moinard (Frankreich)

Zugänge: Dominik Nerz, Daniel Oss (beide Liquigas), Sebastien Lander, Larry Warbasse (beide Neo-Profis)

Abgänge: Timothy Roe (BMC U23 Team), Mauro Santambrogio (Vini Fantini), Johann Tschopp (IAM Cycling), George Hincapie (Karriereende)

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