Zentralisierung, viel Geld und Brailsford führten zum Erfolg

Britischer Goldrausch hat System

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06.08.2012  |  London (dapd) - Bei der Siegerehrung wird "God save the Queen" zum Dauerbrenner, und in der Ehrenloge im Londoner Velodrome feiern die Royals wie Prinz William und Gattin Kate oder Ex-Beatle Paul McCartney ausgelassen den britischen Goldrausch im Radsport.

Die neue Großmacht auf zwei Rädern räumt bei den Olympischen Spielen kräftig ab und fährt im Radsport nahezu alles in Grund und Boden. Erst war es Bradley Wiggins, der seinen historischen Sieg bei der Tour de France im Einzelzeitfahren olympisch vergoldete. Dann setzten die Bahnasse um Chris Hoy und Victoria Pendleton die britischen Festspiele nahtlos fort.

Großbritannien beherrscht den Radsport. Der Erfolg ist jedoch kein Zufall, vielmehr steckt dahinter System. Und den Ursprung fand die schier unglaubliche Erfolgsgeschichte in Manchester. In der vom Fußball geprägten Industriestadt wurde das Zentrum des britischen Bahnradsports aufgebaut, alle Fäden laufen dort zusammen. Während in Deutschland zahlreiche Landesverbände und Stützpunkte ein Wörtchen mitreden, heißt auf der Insel "Zentralisierung" das Zauberwort.

"Ich habe schon immer gesagt, dass wir uns daran orientieren müssen. So haben wir ja auch versucht, über zentrale Lehrgänge zu gehen. Wir waren vor Olympia fast ein Jahr lang zusammen", sagt Bundestrainer Detlef Uibel. Doch allein mit einer zentralen Struktur ist es nicht getan. Es gehören auch die finanziellen Mittel dazu. Und die sind in Großbritannien vorhanden.

Fast 33 Millionen Euro beträgt das Budget, das größtenteils die staatliche Lotteriegesellschaft stemmt. Dem deutschen Team steht nicht einmal ein Zehntel der Summe zur Verfügung. So müssen Deutschlands "Golden Girls" Kristina Vogel oder Miriam Welte nach den Sommerspielen kräftig für ihre Ausbildung bei Bundes- und Landespolizei büffeln. Ihre britischen Kollegen sind dagegen Berufsradfahrer und verdienen bis zu 50.000 Pfund im Jahr.

Einer, der das System hautnah miterlebt, ist der Krefelder Philip Hindes. Im vergangenen Jahr hatte er die Seiten gewechselt und sich dem Geburtsland seines Vaters angeschlossen. "Ich gehe nicht mehr zur Schule, trainiere Vollzeit und bekomme Förderung aus der Lotterie. Das Training ist knallhart. Die Umstellung war wirklich schwierig und hat bestimmt ein halbes Jahr gedauert. Aber dann lief es immer besser", sagte Hindes im Gespräch der Nachrichtenagentur dapd. Hindes hat es geschafft, er ist im Alter von 19 Jahren Olympiasieger. Doch das System kennt keine Gnade, wie Uibel berichtet: "Die Guten werden gefördert, die Schlechten fallen hinten runter."

Vater des Erfolges ist Dave Brailsford. 1998 begann der kahlköpfige Waliser seine Arbeit als Technischer Direktor beim Verband. Er holte sich das Know-how durch die Verpflichtung ausländischer Trainer wie den Deutschen Heiko Salzwedel, der inzwischen in Russland gelandet ist, und Jan van Eijden. Der Erfolg stellte sich rasch ein. Fahrer wie Hoy oder Wiggins feierten bei den Olympischen Spielen 2000 erste Erfolge. Höhepunkt war Olympia 2008 in Peking, als die Briten 14 Medaillen einfuhren, davon acht goldene.

Und der Aufstieg ging weiter. Als Brailsford 2009 den britischen Profi-Rennstall Sky auf den Weg brachte, äußerte er seinen Wunsch, innerhalb der nächsten fünf Jahre einen britischen Toursieger zu formen. Anfangs belächelt, hat er dieses Ziel nur drei Jahre später mit Wiggins erreicht. Der dreimalige Bahn-Olympiasieger speckte acht Kilogramm ab und entwickelte sich zu einem erstklassigen Rundfahrer.

Auch Weltmeister Mark Cavendish, der 23 Etappen bei der Tour gewann, ging durch die harte Schule des Bahnradsports. Und als er im Velodrome die britischen Erfolge hautnah miterlebte, bekam er gar ein wenig Heimweh. So will "King Cav" womöglich 2016 in Rio sein Comeback auf der Bahn geben.

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