Hankas Thüringen-Tagebuch / 4. Etappe

Mission erfüllt: Sieg mit Ansage

Von Hanka Kupfernagel

Foto zu dem Text "Mission erfüllt: Sieg mit Ansage"
Hanka Kupfernagel Foto:

23.07.2010  |  (rsn) - Ich hatte schon im Vorfeld gesagt, dass ich unbedingt eine Etappe bei der Thüringen-Rundfahrt gewinnen will. Zum Auftakt am Dienstag war ich nah dran, heute hat es geklappt – beim Zeitfahren gegen die besten Athletinnen der Welt – und das in meiner Heimat.

Nach meiner Schwächephase gestern hat es sich gelohnt durchzuhalten, um heute eine neue Chance zu bekommen. Gleich von der Rampe runter habe ich alles, was ich hatte, in die Pedale geworfen und bin volles Risiko gegangen. Nicht nur was die Power anging, sondern auch in den Kurven und auf den Abfahrten.

Denn der 22 Kilometer lange Kurs war gespickt mit Rechts-Links-Kombinationen und vielen Auf und Abs. Ich glaube, lediglich der erste und letzte Kilometer waren flach. Da fährt man ständig an oder über seinem Limit; die Beine und die Lunge brennen. Einzig in den Kurven und bei den Abfahrten konnte ich mich für ein paar Sekunden erholen. Aber eine solche Strecke mit vielen Rhythmuswechseln liegt mir, das habe ich schon mit meinem WM-Sieg in Stuttgart 2007 gezeigt.

Viele glauben, dass man beim Zeitfahren in einem Tunnel fährt und nichts um sich herum wahrnimmt. Aber bei einer so technisch anspruchsvollen Strecke wie heute muss man jede Sekunde voll konzentriert sein und kann nicht nur auf den Asphalt starren und einfach reintreten. Ich habe jedenfalls alles in vollen Zügen mitbekommen. Habe sogar meine Eltern und meinen Bruder am Straßenrand gesehen, und habe dort extra noch mal richtig draufgedrückt.

Auch der Zuspruch und die Motivation aus dem Begleitfahrzeug, in dem mein Freund Paul und unser Bundestrainer Thomas Liese saßen, waren einfach top. Das waren nicht nur die typischen Anfeuerungssprüche wie „schneller, schneller, schneller“, sondern gezielte Tipps, die zur jeweiligen Situation genau passten. Danke noch mal dafür.

Als ich dann im Ziel war, begann die Zitterpartie, denn ich war mir keineswegs sicher, dass es für den Sieg reichen würde. Ich hatte zwar auf dem Kurs in den Bergab-Passagen immer ein gutes Gefühl, aber in den Anstiegen habe ich mich nicht so stark gefühlt.

So musste ich eine Stunde auf die letzte Fahrerin – die Frau in Gelb – warten, bis ich wusste, dass es zum Sieg reicht. Umso größer war die Freude, denn es gibt in der Saison nicht viele Zeitfahren, in denen man seine Klasse gegenüber den internationalen Konkurrentinnen beweisen kann. Das macht mich überglücklich und sehr stolz.

Als dann noch während der Siegerehrung die Nationalhymne gespielt wurde, hat mich das sehr bewegt – es ist einfach ein grandioses Gefühl, ganz oben auf dem Treppchen zu stehen.

Eure Hanka

Hanka Kupfernagel zählt zu den erfolgreichsten Frauen im Radsport. Die 36-jährigeThüringerin gewann schon mehrere Weltmeistertitel im Cyclocross und Zeitfahren auf der Straße, holte Olympisches Silber auf der Bahn und siegte bei wichtigen Eintages- sowie Etappen-Rennen. Während der Thüringen-Rundfahrt führt Hanka Kupfernagel, die im Trikot der Deutschen Nationalmannschaft startet, exklusiv für radsport-news.com Tagebuch.

Weitere Radsportnachrichten

06.05.2024Milan: “Wenn man das Trikot einmal hatte, will man es wieder“

(rsn) – So spät kommen die Sprinter selten bei einer Grand Tour zum Zug. Die heutige 3. Etappe bietet die erste Chance für die schnellen Männer, um einen Etappensieg zu kämpfen. Einfach wird es

06.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 3. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

06.05.2024O’Connor “muss jetzt die Konsequenzen tragen“

(rsn) – Wenn Ben O’Connor (Decathlon – AG2R La Mondiale) in diesem Jahr irgendwo an den Start ging, war es meistens von Erfolg gekrönt. Auf seinen Sieg bei seinem Saisonauftakt bei der Murcia-R

06.05.2024In Frankfurt und in Vorarlberg gab es wenig zu holen

(rsn) - Die deutschen KT-Teams hatten in dieser Woche ein volles Rennprogramm. Doch die erhofften Erfolge sprangen dabei gegen die internationale Konkurrenz nicht heraus.Die ereignisreichste Woche ha

05.05.2024Eine erste Chance für die Sprinter

(rsn / ProCycling) – Nachdem sie sich zwei Tage lang "aufwärmen" konnten, ist es nun für die schnellen Männer des Pelotons Zeit, ihren Job zu verrichten. Bevor sie jedoch ihren ultimativen Zielsp

05.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

05.05.2024Pogacar auf den Spuren Pantanis

(rsn) - 1999 hatte Marco Pantani am Fuße des Anstiegs zur Kapelle nach Oropa einen Defekt. Die Kette fiel ihm herunter. Es dauerte, bis ein Materialwagen bei ihm war. Fahrer um Fahrer zog derweil an

05.05.2024Nur ein Defekt bremste Martinez hinauf nach Oropa

(rsn) – Gut fünf Kilometer vor dem Ziel der 2. Etappe am Santuario di Oropa gab es Grund zur Beunruhigung beim Team Bora – hansgrohe. Am Ende des Tages aber sah man nichts als strahlende Gesichte

05.05.2024Martinez: “Das Resultat ist großartig für unsere Moral“

(rsn) – Mit einem Tag “Verspätung“ hat Tadej Pogacar am Sonntag bei der ersten Bergankunft den erwarteten Etappensieg am Auftaktwochenende des 107. Giro d’Italia eingefahren. Am Santuario di

05.05.2024Highlight-Video der 2. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Zum Auftakt des 107. Giro d’Italia (2.UWT) musste sich Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) noch mit Rang drei begnügen. An der ersten Bergankunft jedoch gab es für den Top-Favoriten kein H

05.05.2024Pogacar stürmt in Oropa trotz Sturz ins Rosa Trikot

(rsn) – Marco Pantani triumphierte 1999 an der Wallfahrtskirche Santuario di Oropa dank einer historischen Aufholjagd, nachdem er am Fuße des Anstiegs durch einen Defekt gestoppt worden war. 25 Jah

05.05.2024De Lie in der Bretagne auch durch zwei Plattfüße nicht zu stoppen

(rsn) – Nach Platz zwei im Vorjahr hat sich Arnaud De Lie (Lotto – Dstny) die 41. Ausgabe von Tro Bro Léon (1.Pro) gesichert. Der 22-jährige Belgier entschied in der Bretagne das über 203,6 Kil

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)