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29.11.2009 | (rsn) – Linus Gerdemann kam zu Jahresbeginn als große Hoffnungsträger und Kapitän zum Team Milram. Die Erwartungen konnte der Münsteraner zwar bei der Bayern-Rundfahrt, nicht aber bei seinem großen Saisonziel Tour de France erfüllen.
„Ich kann mit dem Saisonverlauf nicht zufrieden sein“, so Gerdemann gegenüber Radsport News selbstkritisch. „Mein absoluter Saisonhöhepunkt war die Tour de France, auf die ich meine Planungen voll ausgerichtet hatte. Die Tour, so wie sie dann gelaufen ist, hat meinen eigenen Vorstellungen nicht entsprochen.“
Dabei begann die Saison des Milram-Neuzugangs recht ordentlich. Rang 13 bei der Andalusien-Rundfahrt (Kat. 2.1) folgte Platz fünf beim italienischen Eintagesrennen Monte Paschi Eroica (Kat. 1.1). Eine erste echte Standortbestimmung war die italienische Fernfahrt Tirreno-Adriatico, wo Gerdemann als Siebter der Gesamtwertung ordentlich abschnitt.
Seine Tour-Vorbereitung begann Gerdemann mit der Bayern-Rundfahrt, die er mit starker Teamunterstützung souverän für sich entscheiden konnte. Gut einen Monat vor Tourbeginn sah sich der Milram-Kapitän auf einem guten Weg. In der Schweizer Wahlheimat folgte dann aber ein herber Rückschlag. Bei der Tour de Suisse lief nur wenig zusammen, so dass sich Gerdemann entschloss, als Vorbereitung auf die Tour noch in den Alpen zu trainieren. Sein Sportdirektor dämpfte bereits zu diesem Zeitpunkt die Erwartungen: "Man kann, aber man muss keine Platzierung in den Top Ten erwarten", sagte Christian Henn Ende Juni.
Tatsächlich konnte Gerdemann in Frankreich trotz kämpferischer Fahrweise und einiger Attacken nicht mit den Spitzenfahrern mithalten. Nach drei Wochen musste sich der Tour-Etappensieger von 2007 mit Rang 23 zufriedengeben - nicht das, was er und das Team sich erhofft hatten.
Im Spätsommer wollte Gerdemann bei der Vuelta Akzente setzen und sich für die mittelmäßige Tour entschädigen. In Spanien lief es aber auch nicht viel besser, was ein neunter und ein elfter Etappenrang belegen. Dabei fehlte nicht viel und Gerdemann hätte einen weiteren Etappensieg bei einer großen Rundfahrt feiern können. Auf der 10. Etappe stoppte ein Defekt rund zehn Kilometer vor dem Ziel in Murcia den 27-Jährigen, der als Solist in Führung lag. "Ich glaube, ich hätte das Ding gewonnen", sagte ein tief enttäuschter Gerdemann nach der Etappe zu Radsport News. Zudem stürzte der Ostwestfale noch auf den letzten Kilometern und gab tags darauf das Rennen auf.
„Ich habe mich auf Etappensiege konzentriert. Leider hat das dort nicht geklappt. Zudem hatte ich dann auch noch das Pech, das man in einem Jahr, in dem es nicht rund läuft, einfach hat“, bilanzierte Gerdemann seinen Vuelta-Auftritt. Kurz darauf musste er auch noch seinen Start bei der Straßen-WM in Mendrisio wegen einer Erkrankung absagen.
Zu allem sportlichen Ärger kamen auch noch Dopingvorwürfe hinzu, als die ARD über auffällige Blutwerte aus dem Jahr 2006 berichtete. Damals fuhr Gerdemann für T-Mobile und war Teamkollege von Jan Ullrich. Gerdemann bestritt die nicht näher konkretisierten Vorwürfe nachdrücklich und erhielt Unterstützung aus wissenschaftlichen Kreisen, etwa vom Darmstädter Anti-Doping-Experten Dr. Klaus Pöttgen, der die Aussagekraft der veröffentlichten Daten bestritt und sogar von "Rufmord" sprach.
2010 will Gerdemann einen erneuten, diesmal erfolgreicheren Anlauf bei der Tour de France unternehmen. „Ich werde für das kommende Jahr versuchen, im Training noch fokussierter zu arbeiten, gerade im Vorfeld der Tour. Zudem werde ich auch, was mein Training betrifft, ein paar Dinge umstellen“, kündigte der Milram-Star an.
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