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06.07.2008 | 06.07.08 - So grausam ist Radsport: 170 Kilometer läuft alles perfekt - und 1000 Meter vor dem Ziel ist die Straße blockiert. Im Sprint muss alles passen, man braucht die richtigen Beine, ein perfektes Team, die richtige Position. Man braucht allerdings eben auch mehr als nur ein Quäntchen Glück. Und genau das hat heute gefehlt.
Heute hatten wir es so geplant, dass Fabian Wegmann versucht in einer Flucht mitzufahren und ich im Falle eines Sprints bereitstehe. Es begann vielversprechend. Fabian war in einer Gruppe dabei, doch es sollte nicht sein. Ich glaube, dass es Bouygues war, das hinterherfuhr und das Feld an der ersten Bergwertung wieder ranbrachte. Voeckler und Chavanel setzten sich dann ab. Die ließ man ziehen, Valverdes Caisse d'Epargne kontrollierte das Tempo im Feld. Später an der "Mauer" fuhren noch Moureau und noch einer von Agritubel nach vorne. Im Peloton war das Tempo unangenehm. Nicht am Limit, aber halt so irgendwie eklig. Allen hat's weh getan.
Die Atmosphäre bei dieser Tour ist bisher super. Viele Zuschauer, heute noch mehr als gestern, obwohl das Wetter nicht optimal war. An der "Mauer" der Bretagne Zuschauermassen, da war richtig Stimmung. Da war soviel los, dass es mitunter gefährlich war. Die Fans stehen in V-Formation vor uns auf der Straße und machen erst im letzten Moment Platz. Viele fotografieren und verschätzen sich leicht mal, was das Tempo des Feldes angeht. Als Fahrer hofft man da nur, dass alles gut geht. Aber die Stimmung ist andererseits natürlich großartig. Auch bei uns im Team herrscht gute Laune. Bisher echt eine schöne Tour.
Die letzten 15km wurde es richtig schnell. Der Tacho zeigte immer zwischen 55 und 60 an. Nun wurde es für mich ernst. Heinrich hat mich super abgeschirmt, der ist heute Klasse gefahren für mich. Auch Fothen und Kraussi waren im Finale bei mir, das war wirklich eine geschlossene Mannschaftsleistung. Auch hier an dieser Stelle nochmal: Danke, Jungs!
Bei 7 km ging es durch eine Senke, mit Schwung rein, alles läuft gut bei mir. Bei 4 der letzte Anstieg. Ich konnte den schön von vorne fahren, es herrschte Gegenwind, gut für mich. Kam vorne gut mit drüber. Bei 3,5 raschelt es zum ersten Mal. Mit McEwen gleich ein Sprinter drin verwickelt. Für mich noch immer alles bestens, ich fahre an 20., 25. Position. Optimal. Bei 1000 kommt links Heinrich. "Hopp, Frösi!", ruft er. Der Adrenalinpegel steigt noch ein Stückchen. Aber kurz darauf war's dann auch schon vorbei. Links ein Sturz. Kraussi und Heinrich voll dabei. Ich komme aus dem Pedal, muss von 15km/h neu antreten. 20, 25 Mann rauschen an mir vorbei.
Ich habe nochmal draufgetreten, Seppel kam bei 800 nach vorne. Allerdings war bei mir da der Ofen aus, ich habe schon über Kreuz geguckt. Im Sprint auf den letzten 5 km fährt man Limit, der Puls jagt mit 185. Wenn man da mal rausnehmen und neu antreten muss, verliert man wahnsinnig viel Kraft, die am Ende fehlt. Und das erst recht heute, wo die Zielgerade hoch ging. Die letzten 500 Meter bin ich nur noch in Reihe reingefahren.
Ärgern hilft nicht weiter. Morgen steht der erste echte Flachsprint an. Wir haben wirklich Grund, optimistisch zu sein. Das war heute schließlich eine super Teamleistung, Kraussi und Heinrich sind gut drauf und meine Beine waren auch da. Wir werden morgen im Massensprint wieder voll reinhalten und dann mal schauen, wo ich lande.
Und vielleicht ist ja auch das Glück mal auf meiner Seite...
Euer Frösi
Traditionell führt Robert Förster auf Radsport News zur Tour de France sein Tagebuch. Der Gerolsteiner-Sprinter, der in diesem Jahr auf seinen ersten Tour-Etappensieg hofft, wird in den nächsten drei Wochen von seinen Erlebnissen auf und neben der Strecke berichten.
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