Frösis Tour-Tagebuch / 14. Etappe

Bei 36 Grad hat´s mit den Stecker gezogen

Von Robert Förster

Foto zu dem Text "Bei 36 Grad hat´s mit den Stecker gezogen"
Robert Förster (Gerolsteiner) Foto: Christoph Adamietz

19.07.2008  |  Ein heißer Tag und bei vielen Sprintern ist der Motor geplatzt. Vom Start weg gab es ein recht turbulentes Rennen, sehr schnell. Alle wollten in eine Gruppe mit rein. Nach 5km waren 21 Mann weg. Von uns Heinrich dabei. Soweit sehr schön. Leider waren aber mit Devolder und Casar zwei Mann vorne, die nur rund 13 Minuten Rückstand auf den Gelben haben. Damit hat Lotto dann Angst ums Trikot bekommen und Tempo gemacht. Cofidis, die keinen vorne hatten, reihte sich auch ein. Nun wurde im Feld voll gefahren.

Nach etwas über einer Stunde hatten wir bereits 60 Kilometer zurückgelegt. Es war wirklich superschnell, 50, 54er-Schnitt ständig. Und dazu die Hitze, 36 Grad im Schatten. Da muss man schauen, dass man genug trinkt. Nach 65km beruhigte sich das Rennen endlich etwas, nachdem wir die große Gruppe wieder eingeholt hatten. Vorne hatten sich zuvor vier Mann abgesetzt. Im Feld erstmal Pinkelpause. Abwarten war angesagt. Wir rätseln: Wer macht jetzt Verfolgungsarbeit? Vielleicht lassen sie die fahren und es gibt hinten einen ruhigen Nachmittag. Aber dem war nicht so.

Liquigas ist eingestiegen. Für Pozzato, nicht für Chicchi. Damit war mir schon klar, dass die an dem Berg kurz vor Schluss voll fahren werden, um die Sprinter abzuschütteln. Milram fuhr mit, Bouygues am Ende auch. Auf den letzten 30km hats mir den Stecker gezogen. Ich bekam Gänsehaut, habe trotz Hitze gefröstelt. Der Berg da wäre gar nicht notwendig gewesen, um mich heute abzuschütteln. Da hätte es gereicht, wenn mich einer am Straßenrand schräg angeschaut hätte...

Der Anstieg war eigentlich nicht besonders bemerkenswert, nur halt im Finale einer Touretappe, wenn die Puncheurs Gas geben, dann wirds ein Problem. Ich habe unten gleich rausgenommen. In einer Gruppe mit Steegmans und McEwen fahre ich rein. Natürlich denkt man als Sportler in so einer Situation immer nachträglich: Hättest Du es doch noch mal probiert! Aber es war unrealistisch. Freire und Zabel, die können sowas fahren, sonst vorne Leute wie Ballan.

Das Sturzpech blieb uns auch heute treu: Nachdem Kraussi gestern an der Verkehrsinsel den Abflug gemacht hat, erwischte es heute wieder einmal Fabian. Möchte nicht tauschen mit ihm, denn bei der Hitze ist es besonders unangenehm, wenn man Schürfwunden hat. Unseren Bus hat’s dann auch noch erwischt, der blieb mit Platten auf der Autobahn liegen, sodass wir uns in den Autos umziehen mussten vor den Augen der Zuschauer.

Transfer ins Hotel 75km. Aber in der Hinsicht kann man sich bei dieser Tour nicht beschweren, die Transfers sind im allgemeinen sehr kurz. Wenn ich da an manchen Giro denke, wo man manchmal das Gefühl hat, mehr Zeit im Auto zuverbringen als auf dem Rad.

Vor der Etappe morgen habe ich Respekt. Der Schlussanstieg ist kein Problem, aber der 21 km-Anstieg nach 50km ist für uns Sprinter sehr gefährlich. So weit vor dem Ziel darf man sich auf keinen Fall abhängen lassen, als Einzelkämpfer hat man dann kaum noch eine Chance. Da muss man unbedingt in einer möglichst großen Gruppe bleiben, aber manchmal reicht schon ein halbes km/h. Drückt mir die Daumen!

Euer Frösi

Traditionell führt Robert Förster auf Radsport News zur Tour de France sein Tagebuch. Der Gerolsteiner-Sprinter, der in diesem Jahr auf seinen ersten Tour-Etappensieg hofft, wird in den nächsten drei Wochen von seinen Erlebnissen auf und neben der Strecke berichten. Traditionell führt Robert Förster auf Radsport News zur Tour de France sein Tagebuch. Der Gerolsteiner-Sprinter, der in diesem Jahr auf seinen ersten Tour-Etappensieg hofft, wird in den nächsten drei Wochen von seinen Erlebnissen auf und neben der Strecke berichten.

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