Giro-Interview mit Robert Förster

"Kraussi und ich werden uns durchwurschteln müssen"

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Robert Förster (Gerolsteiner) Foto: Christoph Adamietz

08.05.2008  |  (rsn) – Gerolsteiner-Sprinter Robert Förster peilt bei der 91. Auflage des Giro d’Italia seinen dritten Etappensieg an. 2006 und 2007 hat es schon geklappt, in diesem Jahr soll der nächste Coup folgen. Für den 30-jährigen Markkleeberger besitzt die Italien-Rundfahrt auch im Hinblick auf die Tour de France einen hohen Stellenwert. „Je besser ich im Giro bin, desto mehr steigen meine Chancen auf einen Erfolg in der Tour“, so Förster im Interview zu Radsport news.

Im letzten Jahr haben Sie beim Giro eine Etappe gewonnen, einmal waren Sie Zweiter. Was können wir diesmal erwarten?

Förster: Ich hoffe mehr! Meine Form ist, soweit ich das beurteilen kann, ganz OK. Was sie wert ist, muss jede einzelne Etappe zeigen. Ich versuche jedenfalls immer, mich zu verbessern. Oft schaffe ich das, manchmal aber auch nicht. So ist das im Sport.

Wie ist die Form im Vergleich zum Mai 2007?

Förster: Wie gesagt, das kann man schlecht abschätzen. Ich mache ja keine Sprints gegen meine Trainingskumpel und weiß hinterher: Bei mehr als 10 Meter Vorsprung ist die Form gut, und ab 20 ist sie super. Das muss immer ein Rennen zeigen.

Wie schätzen Sie die Sprinterkonkurrenz ein und wo ordnen Sie sich im Vergleich zu Bennati, Zabel, McEwen oder Cavendish ein?

Förster: Für die anderen gilt eigentlich das gleiche. Solange nicht einer eine ganz bestechende Form hat, gilt der Grundsatz: Jeder kann an einem guten Tag jeden schlagen.

Gerolsteiner geht wohl wieder ohne Ambitionen in der Gesamtwertung an den Start. Kommt Ihnen das entgegen oder erhöht das den Druck, die Kastanien aus dem Feuer holen zu müssen?

Förster: Na ja, zum einen ist es so, dass auf Sprintetappen mehr Fahrer für einen Sprinterfolg arbeiten können, als wenn wir einen in der Gesamtwertung vorne hätten. Aber das ist ja nur theoretisch, im Finale mit reinzuhalten, liegt ja nun mal nicht jedem. Auf der anderen Seite ist es so, dass unsere Mannschaft sicher nicht gut genug ist für einen vorderen Platz in der Gesamtwertung, da braucht man kein Prophet sein. Aber wir sind immer noch gut genug, um für den ein oder anderen Achtungs- oder Tageserfolg sorgen zu können. Ich sage nur: Davide Rebellin. Vor allem aber ist es eher so, dass ich mich selbst unter Druck setze, hier auch mal Blumen zu gewinnen. Druck von anderen oder von der Mannschaft spüre ich da überhaupt nicht.

Sehr viele Möglichkeiten gibt es auch diesmal für die reinen Sprinter nicht. Haben Sie sich schon Etappen rausgepickt?

Förster: Grundsätzlich: je flacher, desto besser für mich. Da ich den Streckenprofilen des Giro aber nicht mehr so recht traue, lasse ich mich immer wieder gerne überraschen. Wenn ich eine Etappe aussuchen dürfte, ich würde wahrscheinlich eine nehmen, wo man als Sprinter noch Rosa übergezogen bekommt. Aber durch das Mannschaftszeitfahren am Anfang wird das dieses Jahr wohl ein Traum für mich bleiben.

Wie wirkungsvoll wird Sie das Team auf den Flachetappen unterstützen können?

Förster: Der wichtigste Mann ist der, der mich im Finale vorne abgibt. Und da habe ich mit Sven Krauß schon einen richtig guten dabei. Im Vorfeld hilft, fährt und tut jeder Gerolsteiner, was er kann, so dass ich so frisch wie möglich auf die Zielgerade komme. Was will man mehr? Ich meine, wir sind nun mal nicht das reinrassige Sprinter-Team, das mit einem Acht-Leute Zug die Sprints vorbereitet. Da muss man realistisch bleiben. Krausi und ich werden uns da immer noch ein bisschen durchwurschteln müssen.

Die letzte Giro-Woche wird sehr hart werden. Macht man sich da als Sprinter jetzt schon Gedanken, welchen Sinn es macht, sich über die Berge zu quälen, nur um am letzten Tag noch ein Zeitfahren bestreiten zu müssen?

Förster: Nee, jetzt noch nicht. Aber wenn es dann soweit ist, so in der letzten Woche, fragt man sich das nicht nur einmal am Tag.

Sie haben gesagt, Ihr Ziel wären Etappensiege bei allen drei großen Rundfahrten. Giro- und Vuelta hat geklappt, fehlt „nur“ noch die Tour. Hat der Giro deshalb in diesem Jahr einen vergleichsweise geringeren Stellenwert?

Förster:  Nein, jeder Sieg ist schön und wichtig und keiner kann Erfolge gegen andere eintauschen. Deswegen nehme ich mit, was kommt. Ich sehe das so: Je besser ich im Giro bin, desto mehr steigen meine Chancen auf einen Erfolg in der Tour. Insofern hat der Giro schon einen sehr hohen Stellenwert.

Die Fragen an Robert Förster stellte Matthias Seng.

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