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29.01.2006 | Die ProTour-Teams fordern nachdrücklich eine Einigung zwischen UCI und den „Grand Tours“. Gerolsteiner-Teamchef Hans-Michael Holczer setzt einige Hoffnungen auf den „Runden Tisch“ am 6. Februar und betont im Interview mit Radsport aktiv, dass die Teams ihre Hausaufgaben längst gemacht hätten. Jetzt müsste vor allem die UCI endlich nachziehen.
Letzte Woche trafen sich die Chefs der ProTour-Teams in Genf, um eine eigene Vereinigung zu gründen. Was ist daraus geworden?
Holczer: Vor dem Hintergrund der durch die Pro Tour gestiegenen Anforderungen an die Teamvertreter haben wir uns entschlossen, nach Vorbild der G-14 Gruppe in der Champions-League eine Gesellschaft mit Sitz in Brüssel zu gründen. Sie soll als Interessensvertretung fungieren und einen auch den Teams gegenüber neutralen Präsidenten wählen. Ziel ist, dass die Teams mit einer Stimme sprechen. Letzte Woche haben wir das Statut zugeschickt bekommen, jetzt sollen die Juristen der Teams noch einmal drüberschauen und wir sind aufgefordert einen zündenden Namen für dieses „Groupement“ zu finden.
Wer wird dieser Vorsitzender sein?
Holczer: Namen werden diskutiert, aber es ist zu früh, jetzt schon welche zu nennen. Mit Sicherheit wird es niemand aus dem Kreis der Teamchefs sein und auch kein ehemaliger Teamleiter. Was wir brauchen, ist ein juristisch und wirtschaftlich erfahrener Kopf, der nicht unmittelbar aus dem Radsport kommt.
Die drei großen Rundfahrten boten 2 Millionen Euro Preisgeld für ihre eigene Rennserie. War das nicht verlockend?
Holczer: Die AIGCP, die Vereinigung der Profi-Rennställe, hat in ihrer Stellungnahme zu diesem Vorschlag ja bereits ihrer Verwunderung darüber Ausdruck verliehen. Es ist schon erstaunlich, dass die im letzten Jahr von den Teams geforderte Startgelderhöhung in Höhe von 200.000 Euro von den drei großen Veranstaltern aus finanziellen Gründen abgelehnt wurde -und jetzt steht plötzlich eine solche Summe im Raum. Zudem hat es sich wohl zunächst um ein inoffizielles Angebot gehandelt, das jetzt bei der UCI zur Bearbeitung vorliegt und von ihr genehmigt werden müsste. Aber die Reaktion der Teams war eindeutig: Wir lassen uns da nicht auseinander dividieren.
Ist diese Rennserie damit vom Tisch?
Holczer: Das ist eine Entscheidung, die von der UCI getroffen werden muss. Im Übrigen ist dieser Vorschlag ein schönes Beispiel dafür, wie notwendig die Institution eines Vorsitzenden der Teamvertreter ist, der in unserem Namen in solchen Fragen verhandeln kann.
Was ist, wenn die Tour das eine oder andere kleine ProTour-Team nicht zur Tour einlädt?
Holczer: Wir warten jetzt erst einmal den „Runden Tisch“ am 6. Februar ab, zu dem die UCI Teams, Sponsoren und Veranstalter einladen will. Die Teams haben ja schon Unterstützung von den Sponsoren erhalten, was natürlich unsere Position stärkt. Eines steht jedenfalls fest: Keiner kann ohne den Anderen, aber eine Tour de France ohne ProTour-Teams ist nicht vorstellbar. Aus der AIGCP war ja schon zu vernehmen, dass mit den im Raume stehenden zwei Millionen Euro ja auch dazu verwendet werden könnten, eine größere Anzahl von Teams in die Grand Tours mit aufzunehmen. Wenn die Veranstalter es aus sportlichen Gesichtspunkten für wünschenswert halten, zu den ProTour-Teams noch weitere Mannschaften einzuladen, dann könnte man auch mit 23, 24 oder 25 Mannschaften fahren. Ich sehe das Problem eher darin, dass man aus rein sportlichen Motiven heraus gar nicht viel mehr als 20 Teams einladen muss. In der Vergangenheit hat man ja schon erlebt, dass manchmal wildcards auch nach nicht immer für alle nachvollziehbaren Gesichtspunkten verteilt wurden.
Wie geht’s weiter mit dem Profi-Radsport?
Holczer: Die Teams haben ihre Hausaufgaben gemacht, jetzt ist die UCI dran. Was häufig in der öffentlichen Diskussion vergessen wird: Die Teams haben den geforderten qualitativen Sprung geschafft: Sie haben ihre Kader aufgestockt und ihre Infrastrukturen verbessert. Es kommt zu keinen finanziellen Unregelmäßigkeiten mehr und in puncto Dopingbekämpfung wurden auch große Fortschritte erzielt. Ich kann für mich behaupten: Ich habe meinen Job erledigt. Jetzt muss die UCI es endlich schaffen, den Rennbetrieb verbindlich zu regeln.
Was halten sie von der Internationalen Deutschen Meisterschaft, die BDR-Präsident Rudolf Scharping ins Leben gerufen hat?
Holczer: Ich kenne die Pläne noch nicht im Detail, aber zweifellos geht Rudolf Scharping (der BDR-Vorsitzende, d. Red.) gut an die Sache heran. Er ist ein Mann mit großer politischer Erfahrung und seine Kontakte haben uns schon einige Male geholfen. Besonders positiv ist es, wenn, wie offenbar geplant, mit Unterstützung des neuen Sponsors mehr Geld in die Nachwuchsförderung investiert werden kann. Das halte ich generell für einen sehr guten Ansatz, der langfristig Erfolg verspricht. Schließlich müssen wir auch an die Zeit nach Ullrich denken.
Werden Sie mir Ihren besten Fahrern um diesen Titel kämpfen?
Holczer: Wir werden uns das Reglement der neue Rennserie anschauen und natürlich versuchen dabei zu sein. Die ProTour hat aus naheliegenden Gründen für uns zwar absoluten Vorrang, aber der Rennserie würde es keinen Abbruch tun, wenn Gerolsteiner nicht jedes Mal mit seinen Top-Fahrern an den Start geht.
Was erwarten Sie von den ersten Rennen ihres Teams?
Holczer: Katar wird für uns nicht mehr als ein Aufgalopp in die Saison sein, eine Rundfahrt mit voraussichtlich vielen Sprintentscheidungen. Dementsprechend sind unsere Erwartungen. Es wäre schön, wenn wir in Fluchtgruppen dabei sein oder mal unter den ersten Fünf landen könnten.
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