Rundfahrt hofft weiter auf Mäßigung der Proteste

Vuelta-Boss Guillen will nur ein Radrennen: “Das ist kein Kreuzzug“

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Vuelta-Boss Guillen will nur ein Radrennen: “Das ist kein Kreuzzug“"
Vuelta-Boss Javier Guillen (Archivbild) | Foto: Cor Vos

09.09.2025  |  (rsn) – Vuelta-Boss Javier Guillen hat mit deutlichen Worten auf die Straßenblockade durch Pro-Palästina-Demonstranten im Schlussanstieg der 16. Etappe der 80. Spanien-Rundfahrt am Castro de Herville von Mos nahe der portugiesischen Grenze reagiert und betont, dass das Rennen trotz aller Widrigkeiten am Mittwoch mit Etappe 17 und auch bis zum Schlusstag in Madrid fortgesetzt werde

"Als Organisator der Vuelta verurteilen wir die heutigen Ereignisse aufs Schärfste", sagte Guillen am Dienstagabend auf einer hastig einberufenen Pressekonferenz, nachdem zum zweiten Mal in dieser Grand Tour eine Etappe kurzfristig verkürzt werden musste. Weil drei Kilometer vor dem Ziel der Bergankunft in Galicien die Straße blockiert war und die Polizei sie nicht frei räumen konnte, verlegte man den Zielstrich notgedrungen an den Fuß des Anstiegs, wo Egan Bernal (Ineos Grenadiers) im Zweiersprint vor Mitausreißer Mikel Landa (Soudal – Quick-Step) gewann.

Das Sportliche aber wurde einmal mehr zur Nebensache – wie schon auf der 11. Etappe in Bilbao, die ebenfalls nicht bis zum geplanten Zielstrich durchgezogen werden konnte. Und auch an vielen anderen Tagen, seitdem die Vuelta mit Etappe 5 Spanien erreicht hatte, behinderten Demonstranten das Renngeschehen. Auf Etappe 15 sorgte ein aus dem Wald in Richtung Straße stürmender Aktivist für einen Sturz in der Spitzengruppe um Maximilian Schachmann (Soudal – Quick-Step).

Darüber hinaus hatten sich am Samstag auf der 14. Etappe und am Sonntag auf der 15. Etappe Aktivisten ins Race Radio gehackt und dort Pro-Palästina-Sprüche skandiert und Lieder gesungen. Auf Etappe 16 nun soll vor dem Abbruch sogar von Aktivisten ein Baum gefällt worden sein. Der jedenfalls lag rund 30 Kilometer vor dem Ziel quer über die Straße und wurde in Windeseile von Arbeitern mit Kettensägen zerlegt, um die Strecke wieder freizumachen. 

Gegen die große Masse an Demonstranten im Schlussanstieg, es sollen rund 1.000 Menschen gewesen sein, von denen etwa 150 die Straße besetzt hatten, kam die Polizei dann aber wohl nicht mehr an und so musste erneut verkürzt werden.

"Wir brauchen Zusammenarbeit, das möchte ich vermitteln"

Guillen betonte, es gebe "keinen Plan B" und dass die Vuelta weitergehen werde. Er erklärte, dass das, was momentan in Gaza geschehe, "schrecklich" sei und jeder das Recht habe zu demonstrieren, bestand aber darauf, dass der Sport "da ist um zu vereinen". Gleichzeitig aber könne ein Sportereignis nicht die Geschehnisse anderswo auf der Welt lösen.

"Natürlich ist es schrecklich, was passiert, und wir alle wollen Frieden. Aber jeder hat seinen eigenen Raum, und wir wollen unseren schützen – und das ist die Vuelta", sagte Guillen und fuhr fort: "Meine Botschaft ist: Wir machen weiter. Wir werden auch morgen wieder am Start der Etappe stehen. Wir unternehmen große Anstrengungen, um das Rennen am Laufen zu halten, aber wir brauchen Zusammenarbeit. Das ist, was ich vermitteln möchte. Wir hatten heute mehr Sicherheitsvorkehrungen, und in einem Sport wie dem Radsport ist es praktisch unmöglich, solche Massen zu stoppen, obwohl wir es versuchen werden."

"Wir wollen einfach nur, dass das Rennen stattfindet"

Guillen wies außerdem darauf hin, dass am Montag das Fußball-WM-Qualifikationsspiel Israel gegen Italien im ungarischen Debrecen ebenfalls durchgeführt worden sei und auch der Giro d'Italia und die Tour de France trotz Protesten durchgezogen wurden. Er erklärte auch noch einmal, dass die Teilnahme des Teams Israel – Premier Tech, gegen die sich die Proteste in Spanien derzeit konkret richten, durch die UCI-Regularien vorgegeben sei und die Vuelta-Veranstalter daran gar nichts ändern könnten.

"Das hier ist kein Kreuzzug, wir wollen einfach nur, dass das Rennen stattfindet. Diese Aktionen müssen aufhören, denn diese Blockade des Rennens ist nicht legitimierbar. Sie gefährdet das Leben anderer, der Fahrer und auch der Demonstranten selbst", so der Vuelta-Boss. "Wir haben Regeln und wir müssen sie befolgen. Aber nicht nur wir müssen uns an Regeln halten. Man kann nicht einfach Straßen blockieren, man kann ein Rennen nicht stoppen. Das ist aus sportrechtlicher Sicht nicht erlaubt und auch gesetzeswidrig. Es ist illegal."

Mehr Informationen zu diesem Thema

29.10.2025Pidcock: “Ich war in der besten Form meines Lebens“

(rsn) – Fünf Siege feierte Tom Pidcock in seiner ersten Saison beim Schweizer Zweitdivisionär Q36.5 Pro Cycling Team. Zwar ging er bei WorldTour-Rennen leer aus, dennoch erklärte der Brite gegenÃ

18.09.2025Anti-Gewalt-Kommission fordert Strafen gegen Vuelta-Protestierer

(rsn) – Die Meinungen zu den pro-palästinensischen Protesten, bei denen gewalttätige Demonstranten den Abbruch der 80. Vuelta a Espana (2.UWT) erzwangen, gehen in Spanien nach wie vor weit ausein

16.09.2025UCI will in Ruanda Proteste wie bei der Vuelta verhindern

(rsn – Nach den Massenprotesten am letzten Tag der Vuelta a Espana, in deren Folge die 21. Etappe in Madrid nicht ausgetragen werden konnte, hat der Radsportweltverband UCI angekündigt, dass es in

15.09.2025UCI äußert “völlige Ablehnung und tiefe Besorgnis“ nach Vuelta-Chaos

(rsn) – Lange Zeit war während der Vuelta nichts von der UCI zu hören. Der Weltverband berief sich auf seine politische Neutralität und hielt sich raus, während bei einem der wichtigsten Wettbew

15.09.2025“Das war organisiertes Verbrechen“ - “Sie waren fast wie wilde Tiere“

(rsn) – Die Vuelta Espana 2025 wird als besonders in die Geschichte eingehen. Nicht unbedingt aufgrund der sportlichen Auffälligkeit, wenngleich Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) unter ande

15.09.2025Vuelta-Chef Guillén spricht von “absolut inakzeptablen“ Verhältnissen

(rsn) – Dass Sport und Politik selten harmonieren, ist keine neue Erkenntnis. In der Dimension der auftretenden Probleme hat die Vuelta a Espana aber zumindest in Radsport-Verhältnissen gemessen ne

15.09.2025Pidcock strahlt neben Vingegaard: Wo geht die Reise hin?

(rsn) – Thomas Pidcock (Q36.5 Pro Cycling Team) hat bei der 80. Ausgabe der Vuelta a España Geschichte geschrieben. Sein dritter Gesamtrang in Spanien bescherte zum zweiten Mal in diesem Jahrtausen

15.09.2025Vingegaard & Co. am Hotelparkplatz auf Kühlboxen geehrt

(rsn) - Die pro-palästinensischen Proteste, die am Sonntag für ein vorzeitiges Ende der Vuelta 2025 sorgten, hatten nicht nur die letzte Etappe auf dem Gewissen, sondern auch die offizielle Siegereh

15.09.2025Zwischen Stolz und Unvollendung: Vingegaards seltsamer Triumph

(rsn) – Jonas Vingegaard (Team Visma – Lease a Bike) hat die 80. Ausgabe der Vuelta a España und damit die dritte Grand Tour seiner Karriere gewonnen. Vor João Almeida (UAE - Emirates – XRG/+1

14.09.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 21. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 23. August in Turin in Norditalien zur 80. Vuelta a Espana (2.UWT) angetreten. 3151 Kilometer ist die Spanien-Rundfahrt in diesem Jahr lang, nicht weniger als

14.09.2025Madrids Bürgermeister übt scharfe Kritik nicht nur an Demonstranten

(rsn) – Madrids Bürgermeister José Luis Martinez-Almeida hat nach dem Abbruch der Schlussetappe der 80. Vuelta a Espana mit scharfer Kritik an den Demonstranten reagiert und auch Spaniens Minister

14.09.2025Vuelta-Schlussetappe wegen erneuter Proteste vorzeitig beendet

(rsn) - Von wegen Champagnerfahrt nach Madrid: Die 80. Vuelta a Espana ist 55 Kilometer früher als geplant beendet worden. Pro-palästinensische Demonstranten stoppten zunächst das Peloton noch auf

Weitere Radsportnachrichten

11.12.2025Vermeersch: Red-Bull-Premiere im Gelände

(rsn) – Gianni Vermeersch wurde von Red Bull – Bora – hansgrohe als routinierter Edelhelfer für die Frühjahrsklassiker verpflichtet. Doch sein Debüt im Trikot des deutschen WorldTour-Rennstal

11.12.2025Grand-Tour-Premiere das Highlight einer guten Saison

(rsn) - Das große Ziel für diese Saison hatte sich Yannis Voisard bereits im vergangenen Jahr gesetzt. Ein Start bei einer Grand Tour sollte es werden. Diesen Punkt konnte der 27-Jährige 2025 abhak

11.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

11.12.2025U23-Meisterin Riedmann zu Lotto – Intermarché

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

10.12.2025Denk: “Ich sehe ähnliches Potenzial wie in der Formel 1“

(rsn) – Seit der Radsportweltverband UCI dem Projekt One Cycling im Juni eine offizielle Abfuhr erteilt und den darin involvierten Teams wohl sogar mit Lizenzentzug gedroht hat, ist es still um die

10.12.2025Red Bull und das Pogacar-Problem

(rsn) – Der Nikolaus hat gerade erst die Stiefel gefüllt und der Weihnachtsmann ist sicherlich schon auf dem Weg nach Deutschland. Zeit also, um in Spanien über die Tour de France 2026 nachzudenk

10.12.2025Lotto - Intermarché mit 30 Fahrern in die Saison 2026

(rsn) – Mit der offiziell zugelassenen Maximalzahl von 30 Fahrern wird das fusionierte Team Lotto – Intermarché – Wanty die Saison 2026 in Angriff nehmen. Mit dabei sein werden auch die beiden

10.12.2025Lipowitz: “Ich kann noch viel von Remco lernen“

(rsn) – “Ich bin ich. Die Leute können gern Vergleiche ziehen. Ich schaue aber lieber auf mich und mache mein Ding“, sagte Florian Lipowitz beim Medientag von Red Bull – Bora – hansgrohe in

10.12.2025Neues Rose-Modell geleakt

(rsn) - Rose hat offenbar ein neues Modell in den Startlöchern. Darauf lässt ein geleaktes Foto eines Teambikes der Unibet - Rose - Rockets schließen. Das französische ProTeam, das dieses Jahr noc

10.12.2025Red Bull schickt 2026 Lipowitz und Evenepoel zur Tour

(rsn) – Mit einer Doppelspitze aus Florian Lipowitz und Neuzugang Remco Evenepoel wird Red Bull – Bora – hansgrohe die Tour de France 2026 in Angriff nehmen. Das kündigte der deutsche Rennstall

10.12.2025Die Trikots der WorldTour-Teams für die Saison 2026

(rsn) - Wie sieht das Peloton 2026 aus? Welche Farben werden in der kommenden Saison vorherrschend sein? Nach und nach stellen die WorldTour-Rennställe ihre Trikots für das neue Jahr vor - den Anfan

10.12.2025UCI bestätigt WorldTour-Lizenzen für 18 Teams

(rsn) – Der Radsportweltverband UCI hat die Liste mit denjenigen Teams veröffentlicht, die für den Zyklus von 2026 – 2028 mit WorldTour-Lizenzen ausgestattet sein werden. Zu den 18 Rennställen

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)