Die Sprinter und der Kampf um Grün

Brilliert Milan bei seiner Tour-Premiere?

Von Christoph Matt

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Jonathan Milan (Lidl - Trek) fährt dieses Jahr seine erste Tour de France. | Foto: Cor Vos

04.07.2025  |  (rsn) – Der diesjährige Grand Départ bietet erstmals seit 2020 wieder den Sprintern die Chance, das Gelbe Trikot zu erobern, denn gleich in Lille stehen die Zeichen am Ende der 1. Etappe auf Massensprint. Der Sieger kann aber auch schon im Kampf um das Grüne Trikot schon vorlegen.

Im Verlauf der 112. Frankreich-Rundfahrt folgen offiziell noch fünf weitere Flachetappen (3, 8, 9, 17 und 21). Ausgerechnet in Paris könnten die schnellen Männer aber leer ausgehen. Ehe es nämlich zum Ziel auf die Champs-Élysées geht, muss drei Mal der von den Olympischen Spielen bekannte und teilweise über Kopfsteinpflaster führende Montmartre-Anstieg bewältigt werden.

Punkte können die schnellen Männer aber nicht nur am Ende der Etappe sammeln, auch die Zwischensprintwertungen werden wieder eine wichtige Rolle spielen. Mit Ausnahme der Einzelzeitfahren gibt es auf jeder Etappe einen, bei dem maximal 20 Punkte zu holen sind. Im Ziel dagegen hängt es davon ab, wie schwer die Etappe ist: Auf Flachetappen gibt es für den Sieger 50 Punkte, auf hügeligen Teilstücken sind es derer 30, auf Bergetappen und den Zeitfahren sind es jeweils 20 Punkte maximal.

Bei der der Tour de France 2024 war der Kampf ums Grüne Trikot wesentlich spannender als der um den Gesamsieg. Biniam Girmay (Intermarché – Wanty) sicherte sich schließlich als erster afrikanischer Radprofi mit gleich drei Etappensiegen das Grüne Trikot. Wer hat diesmal die besten Karten im Kampf um das Maillot Vert?

Die Favoriten:

Tim Merlier (Soudal - Quick-Step ist aktuell der vielleicht schnellste Mann im Peloton, trotzdem kann er sich nicht auf die ungeteilte Unterstützung seiner Mannschaft verlassen – die hat nämlich mit Remco Evenepoel auch einen Kandidaten für das Schlusspodium dabei. Erstaunlicherweise hat der Belgier von seinen bisher 60 Karrieresiegen erst einen bei der Tour de France gefeiert. Allerdings war Merlier auch erst einmal dabei, nämlich 2021. Dementsprechend motiviert wird der 32-Jährige ins Rennen gehen und hat gute Chancen, sich in Paris das Grüne Trikot überstreifen zu lassen.

Zeitweise schien es, dass die Tage der großen, vergleichsweise schweren Sprinter vorbei sein würden. Fahrer wie Mark Cavendish und Caleb Ewan boten dem Wind weniger Angriffsfläche und sie brauchten deutlich weniger Watt, um André Greipel, Marcel Kittel und Co. erfolgreich die Stirn zu bieten. 

Jonathan Milan (Lidl – Trek) straft diese Meinung aber Lügen. Stolze 1,96 Meter ist der Italiener groß, er kommt trotz seines Gewichts ganz gut über die Berge und ist natürlich in flachen Finals einer der stärksten. Zudem zeigte Lidl - Trek schon beim Giro für Mads Pedersen in den Sprints ein perfektes Zusammenspiel. Der 24-jährige Milan, der bisher schon sechs Saisonsiege feiern konnte, ist bei seiner ersten Schleife durch Frankreich ebenfalls ein heißer Kandidat für die Punktewertung.

 

Die Saison von Jasper Philipsen (Alpecin - Deceuninck) dagegen hätte bisher besser laufen können. Lediglich zwei Siege konnte der Belgier bisher verbuchen. Dass Philipsen im Windschatten von Mathieu van der Poel bei der Tour gut auf Tempo kommt, haben die letzten drei Jahre gezeigt. Da feierte er insgesamt neun Etappensiege und holte sich 2023 zudem das Grüne Trikot. Mit van der Poel an seiner Seite könnte es dem 27-Jährigen ein zweites Mal gelingen.

Um den Gewinner der letztjährigen Punktewertung war es in dieser Saison recht still. Girmay konnte noch keinen Sieg einfahren, das Frühjahr verlief für ihn recht unspektakulär. Das schließt ihn aber nicht als Anwärter auf das Grüne Trikot aus. Auch 2024 stach der Eritreer im Frühjahr nicht heraus, war dann aber bei der Tour auf den Punkt in Topform. Girmay ist sicher nicht der große Favorit auf das Grüne Trikot, abgeschrieben werden darf er aber nicht.

Der Gewinner des Grünen Trikots der Tour 2022 ist sicherlich der vielseitigste unter den diesjährigen Favoriten. Wout van Aert (Visma - Lease a bike) zeigte sich bei den Klassikern in starker Form, auch wenn ihm im Frühjahr noch kein Sieg gelang. Den ließ er dann bei seinem Giro-Debüt auf der 9. Etappe nach Siena folgen. Zudem beendete er die Italien-Rundfahrt auf dem dritten Rang in der Punktewertung. Auch wenn sich van Aert bei der Tour in den Dienst von Jonas Vingegaard stellen wird, so sollten sich ihm nicht nur in den Sprints genügend Möglichkeiten bieten, fleißig Punkte zu sammeln. Vor drei Jahren gelang ihm der Spagat schon einmal, als er sich bei Vingegaards Gesamtsieg mit drei Etappensiegen das Grüne Trikot sicherte.

Die Außenseiter:

Für Mathieu van der Poel (Alpecin - Deceuninck) ist auch in diesem Jahr das Grüne Trikot kein offensiv erklärtes Ziel. Bei den letzten Ausgaben der Tour stellte er sich sehr effektiv in den Dienst seines Teamkollegen JPhilipsen. Daran wird sich auch diesmal wenig ändern, allerdings bieten sich dem Klassikerspezialisten auf den anspruchsvolleren Etappen gute Chancen auf einen zweiten Tour-Etappensieg nach 2021. Und vielleicht kommt der Niederländer im weiteren Rundfahrt-Verlauf auf den Geschmack.

Chancenreichster Franzose in der Punktewertung dürfte Bryan Coquard sein. Der Cofidis-Sprinter wurde die letzten beiden Jahre immerhin jeweils Dritter – jeweils allerdings mit deutlichem Rückstand. Daran dürfte sich auch diesmal nicht viel ändern.

Nur eine Position hinter Coquard landete im vergangenen Jahr Tadej Pogacar (UAE - Team - Emirates), der auch diesmal wieder zu den besten Punktesammlern gehören dürfte und unter gegebenen Umständen selbst in Sprintentscheidungen vorne landen könnet. Kommt der Slowene an seine Vorjahresbilanz von sechs Etappensiegen heran, ist ihm auch wieder eine Spitzenplatzierung in der Punktewertung zuzutrauen.

Die Deutschen:

Die deutschen Sprinter gehören auch zu den Außenseitern im Kampf um Grün. Wichtiger ist sowohl für Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) als auch für Pascal Ackermann (Israel - Premier Tech) das Ziel, erstmals eine Tour-Etappe zu gewinnen. Ackermann würde so das Grand-Tour-Triple komplettieren. Der Wahl-Bregenzer kann zwar dieses Jahr schon einen Sieg bei der Classique Dunkerque verbuchen, stürzte aber zuletzt beim Critérium du Dauphiné. Da Ackermanns Sprintzug nicht über die gleiche Qualität verfügt wie die von Alpecin – Deceuninck oder Lidl-Trek, muss für einen Sieg bei ihm einfach alles stimmen.

Ganz ähnlich schaut es bei Bauhaus, der auch noch ohne seinen bewährten Anfahrer Nikias Arndt auskommen muss. Mit etwas Glück kann der Kölner durchaus vorne reinfahren, ein Etappensieg wäre aber doch eine Überraschung. Heiße Kandidaten für das Grüne Trikot sind beide nicht.

Die Sterne für das Grüne Trikot:

***** Tim Merlier, Jonathan Milan
**** Jasper Philipsen, Biniam Girmay
*** Wout van Aert, Bryan Coquard, Dylan Groenewegen
** Tadej Pogacar, Arnaud De Lie, Danny van Poppel
* Phil Bauhaus, Pascal Ackermann, Mathieu van der Poel

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