Auch Pidcock betroffen

Hat der Sturz am Fuß der Cipressa Mailand-Sanremo mitentschieden?

Von Felix Mattis aus Sanremo

Foto zu dem Text "Hat der Sturz am Fuß der Cipressa Mailand-Sanremo mitentschieden?"
Tom Pidcock (Q36.5) vor dem Start von Mailand-Sanremo | Foto: Cor Vos

23.03.2025  |  (rsn) – Eine Szene, die während des UAE-Feuerwerks an der Cipressa bei Mailand-Sanremo (1.UWT) untergegangen ist, für den Ausgang des Rennens aber möglicherweise gar nicht so irrelevant war, ist ein Sturz am Fuß des vorletzten Anstiegs bei der 'Primavera'. Dort nämlich entstand Stau, weil Aurelien Paret-Peintre (Decathlon – AG2R) an der Engstelle ausgangs von San Lorenzo al Mare, an der 27,1 Kilometer vor dem Ziel die Cipressa beginnt, links der Platz ausging, er in der Regenrinne hängen blieb und stürzte.

Paret-Peintre riss Damien Touzé (Cofidis) mit zu Boden, wo beide liegen blieben und rund die Hälfte der ohnehin engen Straße versperrten. In den Gesprächen von radsport-news.com nach dem Rennen vor Ort am alten Bahnhof von Sanremo wurde der Sturz mehrmals angesprochen und es wurde deutlich, dass der doch wichtiger war, als die TV-Bilder mit den beiden Franzosen zunächst vermuten ließen.

"Das hat wohl einiges durcheinandergebracht", meinte etwa Red Bull – Bora – hansgrohes Sportlicher Leiter Bernhard Eisel und Jonas Rutsch sagte RSN: "Der Sturz hat mein Rennen einigermaßen gekillt, weil ich viel investieren musste, um das Loch nach vorne wieder zu schließen."

Als er anschließend nach vorne zurückkam, hatten sich Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG), Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) und Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) längst abgesetzt. "Ich habe mich dann sofort in die Verfolgung eingeschaltet", so Rutsch zur Organisation unter den Abgehängten.

Pidcock war chancenlos

Direkt vom Sturz betroffen war aber auch einer der großen Mitfavoriten: Tom Pidcock. Der Q36.5-Kapitän fuhr schräg rechts hinter Touzé in die Engstelle ein und wurde so direkt in den Crash verwickelt – chancenlos auszuweichen. Er verlor dort wohl alle Chancen auf einen Podestplatz in Sanremo. Denn erst in der Abfahrt von der Cipressa kam der Brite wieder ans erste große Fahrerfeld heran, dass da aber schon mehr als eine halbe Minute hinter dem Spitzentrio lag.

Sicher: Vor der Schlüsselstelle Cipressa-Einfahrt 27,1 Kilometer vor dem Ziel ist das Positionieren im Feld besonders wichtig und wer zu weit hinten sitzt, ist auch selbst mitverantwortlich für sein Pech. Doch Paret-Peintre fuhr an etwa 25. Stelle in den Anstieg hinein, als er links zu Fall kam und Touzé sowie Pidcock mit sich riss. Pogacar beispielsweise saß noch gut zehn Positionen weiter hinten, nur eben auf der anderen Straßenseite und hatte daher Glück, unbeschadet durchzukommen. Richtig gut hinbekommen hatten das mit dem Positionieren zuvor vor allem EF Education – EasyPost, die Ineos Grenadiers mit Filippo Ganna sowie Alpecin – Deceuninck mit Jasper Philipsen und Mathieu van der Poel.

Auch UAE wurde behindert

Pogacar und auch seine anschließend so wichtigen Helfer Tim Wellens und Jhonatan Narvaez mussten zunächst noch einige Positionen gutmachen, bevor der Belgier dann das Vollgas-Festival eröffnete und das Feld in die Länge zog. Dieser Ziehharmonika-Effekt wurde durch den Stau dahinter natürlich deutlich verstärkt. Als Narvaez 1,5 Kilometer später von Wellens übernahm, war das Peloton bereits extrem ausgedünnt und die Tempoverschärfung des Ecuadorianers intensivierte die Situation noch, bevor Pogacars Antritt drei Kilometer vor dem Gipfel die endgültige Explosion herbeiführte.

Übrigens hatte auch der 21-jährige Mexikaner Isaac Del Toro nach der Engstelle am Fuß der Cipressa recht weit hinten im durch den Sturz auseinandergerissenen Peloton gesessen - an einer der letzten Positionen des noch durchgekommenen, auf rund 40 Mann zusammengestauchten ersten Feldes. Deshalb konnte er wohl, wie von Nils Politt gegenüber RSN bestätigt, seine Ablösung nach Wellens' Führungsarbeit nicht übernehmen.

Während das allerdings wenig daran änderte, dass Pogacar und Co. vorne in 8:45 Minuten den 29 Jahre alten Cipressa-Rekord pulverisierten, dürfte der Sturz am Fuß der Cipressa ansonsten doch sehr viel verändert haben. Alle, die dort aufgehalten wurden, hätten den Anstieg schließlich noch schneller als in 8:45 Minuten hinaufjagen müssen, um noch ein Wörtchen um die Podiumsplatzierungen mitreden zu können.

Wer stürzte, war verloren

Und da das kleine erste Verfolgerfeld angeführt von Laurance Pithie (Red Bull – Bora – hansgrohe) 32 Sekunden nach der Spitze über die Kuppe kam, hätte allein der Anschluss an diese Gruppe für alle Aufgehaltenen bedeutet, den alten Aufstiegsrekord von 1996 zu unterbieten – für weniger kletterstarke Helfer, die zwischen Cipressa und Poggio hinten zunächst Mangelware waren, wohl ein Ding der Unmöglichkeit.

Sicher: Das Feuerwerk des UAE-Teams an der Cipressa war beeindruckend und hat das Rennen vorentschieden – auch weil Pogacar, van der Poel und Ganna aus dem Spitzenfeld heraus dann klar die Stärksten waren und sich schnell weit absetzten. Und es scheint wahrscheinlich - gerade weil alle drei unten auf der Via Aurelia nach der Cipressa mit durch die Führung gingen - dass sie auch bei einem größeren und besser organisierten Verfolgerfeld bis zum Poggio an der Spitze geblieben wären.

Trotzdem aber zeigte der Sturz von Paret-Peintre, wie ein kleines Detail eine große Auswirkung haben kann, die auf den ersten Blick beim Betrachten des Rennens so gar nicht aufgefallen wäre.

Mehr Informationen zu diesem Thema

15.04.2025Red-Bull-Teamchef Denk: “Vielleicht fehlt der Klassikerfuchs“

(rsn) – In den letzten Wochen stand genau jene Klassikerfraktion im Dauereinsatz, die Red Bull – Bora – hansgrohe zur neuen Saison so massiv verstärkt hatte. Mit dem im Winter etablierten eigen

25.03.2025Pogacar & Co. lassen Radsport-Rekorde purzeln

(rsn) - Mit einer Piaggio hätten sie wohl kaum schneller die 5,6 Kilometer lange Auffahrt zur Cipressa bezwungen. Als Weltmeister Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) mit Mathieu van der Poel (Al

25.03.2025Vollering moniert Preisgeld-Diskrepanz

(rsn) – Die Weltranglistenerste Demi Vollering (FDJ – Suez) äußerte unmittelbar vor dem Start zu Sanremo Women ihren Unmut über die Ausschüttung an Preisgeldern, die die Frauen bei der Reaktiv

24.03.2025Pedersen in der Woche vor Mailand-Sanremo erkrankt

(rsn) – Nach seinen bisherigen starken Auftritten in der noch jungen Saison gehörte Mads Pedersen (Lidl – Trek) zu den Top-Favoriten auf den Sieg bei Mailand-Sanremo. Doch als Tadej Pogacar (UAE

23.03.2025Van der Poel bezwingt Pogacar mit taktischen Sahnestücken

(rsn) - Der Kampf Mann gegen Mann zwischen Mathieu van der Poel (Alpecin - Deceuninck) und Tadej Pogacar (UAE - Emirates - XRG) bei Mailand-Sanremo (1.UWT) schien zur Hälfte des Anstiegs am Poggio ku

23.03.2025In aller Ruhe nahm van der Poel die Flasche, als Pogacar angriff

(rsn) – Einmal probierte Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) seinen letzten Begleiter am Poggio abzuschütteln. Wohl niemand hat gezählt, wie oft Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG)

23.03.2025Svrcek bricht sich mehrere Knochen

(rsn) - Das rechte Schlüsselbein, das rechte Schulterblatt und mehrere Rippen - Martin Svrcek (Soudal - Quick-Step) bestritt am Samstag im vierten Profijahr zum ersten Mal ein Monument. Das beendete

23.03.2025Degenkolb lebt seinen Sanremo-Traum weiter

(rsn) – Der Poggio liegt hinter den Fahrern, eine rund 30-köpfige Spitzengruppe fährt unter dem Teufelslappen von Mailand-Sanremo durch. Die Via Roma ist erreicht, das Team Katusha bereitet den Sp

23.03.2025Gelbe Karten für Ferrand-Prévot, Kerbaol und Van Gils

(rsn) – Die beiden Französinnen Pauline Ferrand-Prévot (Visma – Lease a Bike) und Cédrine Kerbaol (EF Education – Oatly) sowie der Belgier Maxim Van Gils (Red Bull – Bora – hansgrohe) sin

22.03.2025Pogacar: “Der Poggio ist eben nicht fünf Kilometer länger“

(rsn) – Tadej Pogacar und sein Team UAE – Emirates – XRG sind auch ohne Sieg beim 116. Mailand-Sanremo gefeiert worden. Noch lange nach dem Rennen standen zahlreiche Fans um den Mannschaftsbus d

22.03.2025Vollering Vierte in Sanremo: “Jetzt verstehe ich Pogis Problem“

(rsn) – Für Demi Vollering (FDJ – Suez) ist der Traum vom Sieg beim Comeback des Frauenrennens von Mailand-Sanremo (1.WWT) nicht in Erfüllung gegangen. Die 28-jährige Niederländerin musste sic

22.03.2025Eisel bekam bei Mailand-Sanremo einige graue Haare mehr

(rsn) – Drei aktuelle Profis von Red Bull – Bora – hansgrohe schafften es 2024 in die Top 15 von Mailand-Sanremo. Ein Jahr später brachte der deutsche Rennstall auf der Via Roma keinen einzigen

Weitere Radsportnachrichten

03.07.2025“Misserfolge schärfen dich“: Roglic lacht seine Dämonen an

(rsn) – Zum siebten Mal in seiner beeindruckenden Karriere geht Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) bei der Tour de France an den Start. Die einzige deutsche Équipe im Peloton will von

03.07.2025Van der Poel sieht Chancen für eine erfolgreiche Tour

(rsn) – Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) gehört einmal mehr zu den Top-Stars, die bei der Tour de France an den Start gehen. Wirklich in Erscheinung treten konnte er in den letzten dre

03.07.2025Arndt hofft nach Wirbelbruch auf Comeback noch 2025

(rsn) – Nikias Arndt (Bahrain Victorious) wird am Samstag in Lille zwar nicht am Start der Tour de France stehen, doch einige Tage vor der Frankreich-Rundfahrt gibt es dennoch gute Neuigkeiten vom 3

03.07.2025Auch bei der 112. Tour wird die 3-Kilometer-Regel ausgeweitet

(rsn) - Die ASO wird auch bei der kommenden Tour de France die 3-Kilometer-Regel auf weitere ausgewählte Etappen ausdehnen. Dann werden die Fahrer bereits vier oder sogar fünf Kilometer vor dem Ziel

03.07.2025Teams packen zur Tour wieder Sondertrikots aus

(rsn) – Es ist inzwischen ein jährlich wiederkehrendes Ritual: Kurz vor der Tour de France präsentieren einige Mannschaften Sondertrikots für die drei Wochen in Frankreich. Den Anfang machte

03.07.2025Neue GPS-Technologie wird auch bei Rad-WM in Ruanda eingesetzt

(rsn) – Nachdem sich erst wieder kürzlich einige Radprofis zu mangelnden Sicherheitsvorkehrungen beim erstmals ausgetragenen Copenhagen Sprint (1.UWT/1.WWT) kritisch geäußert hatten, dürfte eine

03.07.2025Tudor erweitert Partner-Portfolio prominent

(rsn) - Mit der Kreuzfahrtreederei MSC Cruises, einem der weltweit größten Anbieter für Vergnügungsreisen auf dem Meer, steigt kurz vor dem Start der Tour de France ein weiterer potenter Geldgeber

03.07.2025Das Grüne Trikot der Tour de France

(rsn) – Was haben der Reifenhersteller Michelin, der Anbieter von Pferdewetten PMU, Mineralölkonzern BP oder Autohersteller Skoda gemeinsam? All die international tätigen Konzerne waren (oder sind

03.07.2025Nys: “Für einen Etappensieg muss ich mich selbst übertreffen“

(rsn) – Mit 29 Fahrern stellen die Belgier bei der am 5. Juli in Lille beginnenden 112. Tour de France nach den heimischen Profis das zweigrößte Kontingent. Alle Augen sind dabei natürlich auf Do

03.07.2025Das Gepunktete Trikot der Tour de France

(rsn) – Seit 1933 ermittelt die Tour de France neben dem Gesamtsieger auch den Bergkönig. Seit 1975 gibt es das Gepunktete Trikot, offiziell maillot à pois rouges, das “Trikot mit roten Erbsenâ€

03.07.2025Die Aufgebote für den 36. Giro d´Italia Women

(rsn) – Mit dem Giro d’Italia Women (6. – 13. Juli / 2.WWT) steht einen Tag nach dem Start der Tour de France der Männer die zweite Grand Tour der Frauen an. Die 36. Ausgabe der Italien-Rundfa

03.07.2025Märkl bei Tour-Debüt Anfahrer für gleich zwei Sprinter

(rsn) – Für Niklas Märkl (Picnic – PostNL) ist der Radsport-Sommer 2025 ein ganz besonderer: Erst stand die von seinem Heimatverein RSC Linden - mit seinem Vater Andreas Märkl an der Spitze - o

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Course de Solidarnosc (2.2, POL)
  • Sibiu Tour (2.1, ROU)