RSNplusRSN-Rangliste, Platz 24: Felix Großschartner

Pogacar-Helfer will den “Killerinstinkt“ wieder erwecken

Foto zu dem Text "Pogacar-Helfer will den “Killerinstinkt“ wieder erwecken "
Felix Großschartner (UAE Team Emirates) | Foto: Cor Vos

17.12.2024  |  (rsn) - Felix Großschartner (UAE Team Emirates) steckt zwar gerade in Spanien, im Luxusresort Grand Hotel Luxor in Benidorm, in dem es von pharaonischen Symbolen wie Obelisken, Sphinxen und Pyramiden nur so wimmelt. Freude im Herzen des Österreichers löst aber vor allem die Erinnerung an Italien aus. Dort leistete er seinen Beitrag, damit Kapitän Tadej Pogacar den Giro so souverän wie selten jemand zuvor gewinnen konnte.

“Ja, das ist schon was Spezielles. Im Moment selbst realisiert man das noch gar nicht so. Aber in der Erinnerung bekommt das besonderes Gewicht, dass man bei so etwas Großartigem dabei sein konnte“, sagte Großschartner RSN und hatte dabei ein seliges Lächeln im Gesicht.

___STEADY_PAYWALL___

Ein Ritt nur auf der Sonnenseite war es dennoch nicht. “Im Frühjahr hatte ich mit einer Magen-Darm-Grippe zu kämpfen. Das haben wir gut hingebogen. Aber am ersten Tag war es ziemlich hart. Ich habe nicht so den Rhythmus gehabt“, gab Großschartner zu. Die ersten zwei Giro-Tage seien vom Profil her zwar nicht superschwer gewesen. “Aber ich bin nicht sofort in den Flow gekommen“, beschrieb er die Situation. Fürs Team war das kein großes Drama. “Wir haben ja so viele starke Fahrer. Da kann man ein bisschen die Arbeitslast aufteilen, dann fährt eben einer etwas mehr als der andere“, sagte er.

Felix Großschartner (UAE Team Emirates) stellte sich beim Giro d’Italia ganz in den Dienst seines Kapitäns Tadej Pogacar, der sich überlegen das Rosa Trikot sicherte. | Foto: Cor Vos

Ein zweiter kleiner Tiefpunkt war die Etappe in Livigno. “In der Höhe muss ich immer ein bisschen kämpfen, das merke ich selbst im Trainingslager. Zum Glück verlief die Etappe dann etwas anders als geplant“, blickte Großschartner auf die wegen Schneefalls verkürzte Königsetappe zurück.

Generell lief es beim Giro aber gut. “Und ich denke, wenn man ein guter Bergfahrer ist, dann kann man ab und zu mal einen schlechten Tag haben. Dann kommt man vielleicht mit dem Gruppetto ins Ziel. Du suchst dir auch bestimmte Tage raus, wo es mal easy sein darf. Und dann verkraftet man das schon“, meinte er. Und natürlich ist das auch der Luxus des Helferdaseins, fügte er an.

Für die richtigen Königsetappen reicht es nicht

Die Kapitänsrolle bei den Grand Tours hat Großschartner abgehakt. Es gibt ja einen Pogacar in seinem Team, in den dessen Kader sich noch einige weitere erstklassige GC-Fahrer finden. Zudem schätzt Großschartner sein Leistungsvermögen realistisch ein. Für die Top 10 mag es reichen, für viel mehr aber nicht.

“Die beiden Male, die ich auf GC gefahren bin, kam ich auch in die Top 10“, spielte er auf die Vuelta 2020 und 2021 an, die er – damals noch für Bora - hansgrohe – auf den Plätzen 9 und 10 beendete. “Ich habe da gemerkt, ich bin auf den mittelschweren Bergetappen schon ganz gut, so bis 4.000 Höhenmeter. Aber bei den richtigen Königsetappen reicht es einfach nicht für ganz vorne. Und ich glaube, das muss man sich dann irgendwann eingestehen.“

“Bei der Polen-Rundfahrt erzielte Großschartner (re.) als Dritter des Einzelzeitfahrens hinter seinem Teamkollegen Tim Wellens und Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) ein Spitzenergebnis | Foto: Cor Vos

Deshalb stelle es für ihn kein Problem dar, sich bei Giro, Tour oder Vuelta in die Dienste der Talentierteren zu stellen. Das persönliche Stresslevel sei niedriger, weil man bei einem schlechten Tag nicht gleich in Panik geraten müsse. Die Sieggarantie für das gesamte Team hingegen sei größer.

Seinen eigenen Spitzentag als Helfer hatte Großschartner auf der 20.Etappe, nach Bassano del Grappa. “An dem Tag hat das ganze Team wirklich voll funktioniert, das war wahrscheinlich unser coolster Tag beim Giro“, bilanzierte er. Die Teamleistung krönte dann Pogacar als Solist. Großschartner erwähnte aber auch die vielen kleinen Dinge, die man nicht so sehe, wie etwa den dominanten Bergzug, der das Peloton mit Macht reduziert: “Das sieht man oft gar nicht so, wenn man jetzt einen ganzen Tag leicht versetzt fährt, den Kapitän aus einem blöden Wind herausnimmt. Aber das ist alles auch wichtig.“

Eigene Ambitionen hat Großschartner, der im Sommer zum zweiten Mal Österreichischer Zeitfahrmeister wurde, aber auch weiterhin. “Das Rennprogramm steht zwar noch nicht richtig. Das besprechen wir erst jetzt in den kommenden Tagen hier im Trainingslager. Aber sicher wird es wieder einwöchige Rundfahrten geben, bei denen ich meine eigenen Chancen bekomme“, so der 30-Jährige mit Blick auf seine dritte Saison bei UAE, in der er sein Beuteschema ein wenig ändern will. “Ich muss vielleicht umdenken und nicht immer auf Gesamt fahren, sondern auch mal probieren, auf Etappen zu gehen. Ich denke, den Killerinstinkt habe grundsätzlich. Man muss ihn nur wieder erwecken“, meinte er.

Ein kollektives Erfolgserlebnis gabs zum Saisonabschluss, als UAE Emirates in China die Teamwertung der Tour of Guangxi gewann. | Foto: Cor Vos

Anschauungsunterricht hat er im eigenen Team durchaus, siehe etwa Pogacar. “Es ist schon beeindruckend, was er macht. Es steckt aber auch brutal harte Arbeit dahinter. Und wie er mit dem Druck umgeht und trotzdem viel Spaß an dem Ganzen hat, ist einfach besonders“, lobte Großschartner den Weltmeister.

Großschartner will wieder bei einem Grand-Tour-Sieg dabei sein

Selbst sieht er sich im Umfeld von UAE Emirates als rundum verbessert an. “Ich muss sagen, dass ich mich in den letzten zwei Jahren richtig gesteigert habe. Okay, von den Resultaten her war die vorletzte Saison vielleicht besser. Aber in diesem Jahr habe ich auch ein paar blöde Krankheiten. Im Training habe ich aber gesehen, dass die Werte ziemlich gut waren. Ich habe auch mehr im Kraftraum gearbeitet. Das war zuvor kaum der Fall“, erzählte er.

Und auch an der Spritzigkeit hat er gearbeitet. Das ist keine schlechte Idee, um dem wiederzuerweckenden Killerinstinkt mehr Entfaltungsmöglichkeiten zu geben. Vor allem hofft Großschartner aber wieder auf eine Grand Tour. Und das Vertrauen in seine Teamleader ist so hoch, dass er nicht von einer Teilnahme redet, sondern davon, “wieder bei einem Grand-Tour-Sieg dabei zu sein“. Das ist kollektives Selbstbewusstsein in Stein gemeißelt.

Mehr Informationen zu diesem Thema

01.01.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

01.01.2025Nach Traumsommer endlich in der absoluten Weltspitze

(rsn) – Erneut ist Marc Hirschi die klare Nummer 1 in der RSN-Jahresrangliste. Nachdem er schon 2023 mehr als doppelt so viele Punkte auf sein Konto gebracht hatte wie der damals zweitplatzierte Ste

31.12.2024Die Strassacker-Trophäe zur RSN-Jahresrangliste 2024

(rsn) – Seit inzwischen 17 Jahren blicken wir von radsport-news.com in Form unserer RSN-Jahresrangliste auf die Saison der Radprofis aus Deutschland, Luxemburg, Österreich und der Schweiz zurück u

31.12.2024Mit freiem Kopf zu schönen Erfolgen

(rsn) - Nils Politt kann auf eine erfolgreiche erste Saison beim UAE Team Emirates zurückblicken, es war vielleicht sogar die beste in seiner gesamten Karriere. Der Allrounder wurde Zweiter beim Omlo

30.12.2024Ausgerechnet bei den Highlights fehlten ein paar Prozent

(rsn) – Zwei große Highlights hatte sich Stefan Küng (Groupama – FDJ) für die Saison 2024 in seiner Spezialdisziplin, dem Einzelzeitfahren, vorgenommen. Doch sowohl bei den Olympischen Spielen

29.12.2024Dank Höhentrainingslager in neue Sphären

(rsn) – Keiner hatte diese Entwicklung erwartet. Vor allem nicht Florian Lipowitz selbst. Der Ex-Biathlet, der 2024 seine zweite Profisaison im Radsport absolvierte, wurde Siebenter der Vuelta Espan

27.12.2024Schweizer Radsport-Diamant glänzte auch in WorldTour-Rennen

(rsn) - Jan Christen trug mit drei Siegen bei kleineren Rennen und einer Top-10-Platzierung beim schweren Klassiker in San Sebastian seinen Teil zur überragenden Saison von UAE Team Emirates bei. “

27.12.2024Als Schweizer Meister knapp an einem Vuelta-Coup vorbei

(rsn) – Mauro Schmid (Jayco – AlUla) geht das Jahr 2025 im Schweizer Meistertrikot an. “Das war für mich sicher der Höhepunkt der Saison. Der Meistertitel ist einfach etwas, was man einmal in

26.12.2024Im neuen Trikot den Durchbruch geschafft und Siege gefeiert

(rsn) – Mit seinem Wechsel von dsm – firmenich zu Tudor Pro Cycling hat Marco Brenner im vergangenen Winter nicht nur einen für ihn auf persönlicher Ebene wichtigen Schritt gemacht, sondern auch

25.12.2024Zwei kräftezehrende Grand Tours haben etwas bewirkt

(rsn) – Nach seinem Etappensieg und Platz acht in der Gesamtwertung der Tour de France 2023 war Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale) mit großen Erwartungen in die Saison 2024 gestartet, in

25.12.2024Traum erfüllt und doch unzufrieden

(rsn) – Es gibt durchaus einfachere Aufgaben als die Saison 2024 von Pascal Ackermann zu bewerten. Auch er selbst ist da ein wenig zwiegespalten. Schließlich hat er es mit dreißigeinhalb Jahren en

24.12.2024Top-Sprinter mit starkem Sinn für Realismus

(rsn) - Mit zwei Siegen und insgesamt 21 Top-Ten-Resultaten bei UCI-Rennen zeigte Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) auch 2024, dass er zu den schnellsten Männern im Feld zählt. Mit seiner Saison w

Weitere Radsportnachrichten

20.01.2025Van Empel will “auch in Zukunft den Schwerpunkt auf Cross legen“

(rsn) - Anders als Teamkollege Wout van Aert (Visma – Lease a Bike), der in diesem Winter seine Cross-Kampagne auf vier Einsätze reduziert hat und sich damit nochmals fokussierter auf die Straßens

20.01.2025Tendenziell stärker als im Vorjahr

(rsn) – Echte Abstiegssorgen werden sich Teambesitzer Gerry Ryan und Manager Brent Copeland vermutlich nicht machen. Nach zwei Dritteln des aktuellen Dreijahreszyklus‘ zur Vergabe der WorldTour-Li

20.01.2025Einbrecher raubten Molanos Haus aus

(rsn) – Juan Sebastián Molano bereitet sich derzeit mit seinem Team UAE Emirates – XRG in Dubai auf die neue Saison vor. Die Abwesenheit des Kolumbianers nutzten laut einer Meldung der Zeitung â€

20.01.2025Tour of Norway fügt Frauen- zur Männer-Rundfahrt hinzu

(rsn) - Nicht nur die Leistungsdichte im internationalen Frauen-Radsport nimmt zusehends zu, auch der Rennkalender füllt sich immer mehr. Nun gaben auch die Veranstalter der Tour of Norway (2. Pro) d

20.01.2025In neuen Farben zu noch mehr Erfolgen

(rsn) - Die auffälligste Veränderung beim mittlerweile schon 17 Jahre alten, aber erst seit 2021 zur World Tour zählenden Rennstall aus Belgien stellt in dieser Saison das neue Outfit dar. Zu Weiß

20.01.2025Etappen, Profile, Favoriten: Alle Infos zur 25. Tour Down Under

(rsn) – Zwei Tage nach dem Ende der Tour Down Under der Frauen, bei der sich die Schweizerin Noemi Rüegg (EF Education – Oatly) souverän den Gesamtsieg sicherte, sind in Australien die Männer d

20.01.2025Ewan zu Ineos? Thomas: “Wäre großartig - uns fehlt ein Sprinter“

(rsn) – Nach den Gerüchten um den Zwist zwischen Top-Sprinter Caleb Ewan und seiner bisherigen Equipe Jayco – AlUla ist der 30-jährige Australier zum Auftakt der WorldTour-Saison nicht am Start

20.01.2025Tour Down Under: Die letzten zehn Jahre im Rückblick

(rsn) - Die Tour Down Under bildet im Januar traditionell den Auftakt der WorldTour-Saison. Die 25. Austragung der Rundfahrt durch den Bundesstaat South Australia startet am 21. Januar und führt übe

19.01.2025Der einstige Primus muss kleinere Brötchen backen

(rsn) - Der Streit zwischen Tom Pidcock und den Ineos Grenadiers war einer der Aufreger des vergangenen Herbstes. Vor der Lombardei-Rundfahrt wurde der Brite trotz guter Form aus dem Aufgebot für den

19.01.2025Nys gewinnt Geduldsprobe von Benidorm, van Aert Vierter

(rsn) – Bis zur letzten Runde hatten sich die Topstars beim Weltcup in Benidorm gegenseitig angeschaut, dann setzte der Belgier Thibau Nys (Baloise – Glowy Lions) am bekannten Asphalt-Anstieg die

19.01.2025Van Empel bleibt beim Weltcup in Benidorm ungeschlagen

(rsn) – Die Niederländerin Fem van Empel (Visma – Lease a Bike) hat beim Weltcup in Benidorm nach einem spannenden Rennen aus einer größeren Gruppe heraus ihren zehnten Saisonsieg gefeiert. Ihr

19.01.2025Mit cleveren Transfers in das Jahr 1 nach Cordon-Ragot

(rsn) - Als am Ende der Saison 2023 der Hauptsponsor Human Powered Health bekannt gab, das gleichnamige Männerteam aufzulösen und nur noch die Frauen zu unterstützen, eröffneten sich für Manageri

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine