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07.12.2024 | (rsn) – Trotz eines Beckenbruchs im Februar hat Mats Wenzel im Jahr 2024 einen großen Schritt nach vorne gemacht und sich mit zahlreichen Top-Ergebnissen bei wichtigen U23-Rennen, aber auch bei der Tour de Luxembourg (2.Pro) seinen ersten Profivertrag erarbeitet.
Der 21-jährige Luxemburger, der nach drei Jahren bei Leopard in dieser Saison für das Development-Team von Lidl – Trek unterwegs war, hat dort zwar keinen WorldTour-Vertrag angeboten bekommen, wird 2025 aber bei Equipo Kern Pharma in Spanien Profi und freut sich, wie er radsport-news.com nun erklärte, sehr auf diesen Schritt.
"Das war die bisher beste Saison in meinem Leben", blickte Wenzel auf 2024 zurück – und das trotz eines herben Rückschlags gleich früh in der Saison. "Eigentlich hat es auf Mallorca gut begonnen. Ich habe dort an den Top 25 gekratzt, das aber nicht ganz geschafft – vielleicht auch, weil mir das Selbstvertrauen noch etwas gefehlt hat. Ich habe erst dort gemerkt, dass ich vorne mitfahren kann. Aber dann kam Anfang Februar beim Classic Var (1.1) der Sturz und ich habe mir das Becken gebrochen." ___STEADY_PAYWALL___
Es war ein Tiefschlag zu sehr ungünstigem Zeitpunkt. Denn ausgerechnet zu Beginn des so wichtigen vierten U23-Jahres ging für Wenzel viel Zeit verloren. Sechs Wochen blieb der Luxemburger seinem Rad fern und auch danach konnte er nur vorsichtig wieder anfangen – zuerst auf der Rolle dann im April erstmals wieder auf der Straße, "aber nur mit 200 Watt am Anfang".
Die Zukunftsaussichten schienen alles andere als positiv, doch Wenzel Wiederaufbau lief gut und ging verblüffend schnell. Beim Flèche du Sud (2.2) in Luxemburg stieg er am 8. Mai wieder in den Rennbetrieb ein und fuhr sofort vorne mit; wurde Achter der fünftägigen Rundfahrt durch sein Heimatland. Eine Woche später folgten ein neunter Etappenrang und Gesamtplatz 13 bei der Nations-Cup-Rundfahrt Orlen Nations Grand Prix in Polen und Wenzel durfte sich wieder auf einem guten Weg in Richtung erstes Saison-Highlight sehen, dem Giro d'Italia Next Gen (2.2U).
"Beim Flèche du Sud war ich schon wieder gut drauf und von da ging es nur noch aufwärts", so Wenzel rückblickend. In Italien Mitte Juni fuhr er auf Gesamtrang acht und war damit mehr als zufrieden. "Der Giro war besser als erwartet. Wenn mir jemand vor der Saison gesagt hätte, dass ich da in die Top Ten fahre, hätte ich das unterschrieben. Und mit der Verletzung erst recht!"
Mats Wenzel (links / Lidl - Trek Future Racing) bei der Tschechien-Rundfahrt im Juli. | Foto: Cor Vos
Mit mentalem Rückenwind kam Wenzel anschließend zu den Luxemburgischen Meisterschaften und gewann dort erst freitags den U23-Zeitfahrtitel, um dann zwei Tage später sogar beinahe das Meistertrikot im Straßenrennen der Elite zu ergattern. Nur knapp scheiterte er im Sprint der Spitzengruppe an WorldTour-Profi Kevin Geniets (Groupama – FDJ) und holte Silber.
Dass er trotzdem im Meistertrikot noch einige Straßenrennen in dieser Saison fahren durfte, dafür sorgte Wenzel dann eine Woche später bei den mit Deutschland, Österreich und der Schweiz gemeinsam ausgetragenen 4-Länder-Meisterschaften der U23. Dort nämlich war er hinter dem deutschen Sieger Niklas Behrens, seinem Lidl-Trek-Teamkollegen, als Zweiter im Ziel und holte sich so den Luxemburger U23-Titel. "Das war geil – mein erster Titel im Straßenrennen, vorher ja nur Cross, Zeitfahren und Mountainbike", kommentierte er den Sieg gegenüber RSN.
Über Platz 25 bei der viertägigen Czech Tour (2.1) im Juli ging es im August zum nächsten U23-Highlight: der Tour de l'Avenir (2.2U). "Dort hat es richtig gut angefangen", meinte Wenzel, der auf Etappe 2 Vierter und bei der ersten Bergankunft in La Rosière am folgenden Tag Achter wurde. "Aber dann habe ich im Lauf des Rennens Atemprobleme bekommen, weil ich das Schlafen in der Höhe nicht so gut vertragen habe."
Weiter nach vorn ging es deshalb nicht mehr, trotzdem aber stand am Ende der wichtigsten Nachwuchs-Rundfahrt der Welt ein neunter Gesamtrang zu Buche. Die gute Form hielt der 21-Jährige in den kommenden Wochen und überraschte sich dann bei den recht flachen Europameisterschaften in Belgien selbst. Das Rennen, das bei der Elite im Massensprint entschieden wurde, war bei der U23 sehr hart und taktisch geprägt. Dabei war Wenzel hellwach und fuhr vorne mit, um am Ende Vierter zu werden.
"Die EM war wahrscheinlich eines meiner besten Rennen, auch wenn mir das Streckenprofil nicht ganz so lag. Aber ich habe da taktisch gute Entscheidungen getroffen", meinte er und setzte wenige Tage später noch eins drauf. Bei der Skoda Tour de Luxembourg (2.Pro) nämlich fuhr Wenzel mit der absoluten Weltspitze mit und wurde Gesamtzehnter mit 1:15 Minuten Rückstand auf Sieger Antonio Tiberi (Bahrain Victorious) und eine Minute hinter dem Gesamtzweiten Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck).
Mats Wenzel (links) bei den Europameisterschaften in Belgien. | Foto: Cor Vos
"Ich war fast in jedem Rennen gut, finde ich, aber EM und Luxemburg-Rundfahrt stechen heraus. Das waren die Highlights meiner Saison! In Luxemburg konnte ich in die Top Ten fahren und mich zwischen all den Top-Leuten von den Profis beweisen, auf einem Terrain, das mir am besten liegt", befand Wenzel. Anschließend wurde er aber krank, konnte bei den Weltmeisterschaften in der Schweiz fünf Tage nach dem Luxemburg-Finale seine Leistung nicht abrufen und stieg vorzeitig vom Rad.
So ging die Saison, ein 51. Platz bei der U23-Variante von Il Lombardia folgte noch, mit einem kleinen Tief zu Ende, doch das trübte das Gesamtbild nicht. "Das Ziel war, nach der U23 einen Profivertrag zu unterschreiben. Lidl – Trek konnte mir das leider nicht anbieten, was natürlich perfekt gewesen wäre. Aber ich glaube, mit Kern Pharma habe ich das perfekte Team für mich gefunden, weil ich denke, dass ich noch viel Entwicklungspotenzial habe", so der Luxemburger zu seiner Unterschrift in Spanien, wo sein Sportdirektor aus dem Lidl-Nachwuchsteam, Markel Irizar Werbung für ihn gemacht hatte.
"Er kennt die Verantwortlichen bei Kern Pharma noch aus seinen Profizeiten und hat den Kontakt hergestellt und ein gutes Wort für mich eingelegt. Ich hielt das sofort für eine gute Option und habe mich für sie entschieden, weil sie mir, glaube ich, die besten Möglichkeiten geben. Ich glaube, hier kriege ich mehr Chancen, als in einem WorldTour-Team, große Rennen zu fahren und mich so weiterzuentwickeln."
Trotz des schlecht-möglichsten Jahresanfangs hat Wenzel sein Ziel also erreicht und mehrfach angedeutet, dass man mit ihm künftig auf schwerem Terrain rechnen muss. "Ich glaube, mir liegen Rundfahrten wie in Luxemburg oder in den Ardennen. Dieses Jahr habe ich auch gezeigt, dass ich in Rundfahrten stabil bin und nicht einbreche. Auf dem richtig hohen Niveau muss ich mich noch testen, aber ich freue mich, 2025 ein paar wirklich harte Rennen zu fahren und mich da zu zeigen. "Ein ferneres Ziel ist, eine Grand Tour zu absolvieren. Aber ob das dieses Jahr schon die Vuelta wird, das wird man sehen. Erst mal muss das Team ja überhaupt eingeladen werden."
Nach drei Kern-Pharma-Etappensiegen bei der Vuelta 2024 durch Pablo Castrillo, der zu Movistar abgewandert ist, und Urko Berrade, der im Team bleibt, sollte davon aber ausgegangen werden. Man darf gespannt sein, ob Wenzel dann auch dabei ist in Spanien – in einer Mannschaft, in der er neben 20 Spaniern und einem Kolumbianer der einzige Nicht-Muttersprachler sein wird. Und wenn nicht, dann hat der Luxemburger 2026 noch eine weitere Chance. Denn als Neu-Profi hat er gemäß UCI-Reglement natürlich einen Zweijahresvertrag bekommen.
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