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27.11.2024 | (rsn) – Mathieu Kockelmann war einer der besten Junioren der Saison 2022 und sicherte sich damals unter anderem den Zeitfahrtitel bei den U23-Europameisterschaften. Als er dann aus der Juniorenklasse herauswuchs, vermittelte ihn Bora – hansgrohe, damals noch ohne eigenes U23-Team, an den neuen Development-Partner Lotto – Kern Haus, wo Kockelmann nun zwei Saisons bestritten hat. Und nachdem 2023 eher durchwachsen war, hat der 20-jährige Luxemburger in der abgelaufenen Saison einen ordentlichen Schritt nach vorne gemacht.
"Das Jahr war auch fürs Selbstbewusstsein gut", sagte Kockelmann nun rückblickend im Gespräch mit radsport-news.com. Immerhin hat er bei der Nations-Cup-Rundfahrt Orlen Nations Grand Prix in Polen seinen ersten internationalen U23-Sieg eingefahren und war übers Jahr gesehen auf gutem Niveau unterwegs.
"Der Saisonanfang mit der Olympia Tour lief gut, nachdem ich sie im Jahr vorher nicht zu Ende gefahren bin. Das hat mich nach vorne gebracht. Schade war nur, dass Josh (Teamkollege Huppertz, d. Red.) zum Schluss aussteigen musste. Später waren im Mai Fleche du Sud und Orlen gut – der Sieg in Polen war natürlich ein Highlight und die Kombination der beiden Rennen hat mir 2023 schon gut getan und jetzt wieder", so der Luxemburger.
Nach der Olympia's Tour (2.2) im März, einer für die harten Positionskämpfe bekannten Rundfahrt in den Niederlanden, fuhr Kockelmann im April beim Gent-Wevelgem der U23 auf Rang elf, gewann eine Woche später das nicht als UCI-Rennen zählende Straßenrennen in Überherrn im Saarland und wurde weitere drei Tage später 15. beim Eschborn-Frankfurt der U23.
Anschließend stand das Doppel aus dem fünftägigen Flèche du Sud (2.2) in Luxemburg und dem ebenfalls fünftägigen Orlen Nations Grand Prix (2.Ncup) in Polen an – mit nur zwei Tagen Pause dazwischen. Beim Flèche du Sud wurde er Sechster des Einzelzeitfahrens auf Etappe 4 und sechs Tage später folgte der Sieg auf Etappe 3 in Strbske Pleso in Polen. Dort setzte er sich im Sprint eines rund 30-köpfigen Feldes nach einem langen Schlussanstieg durch.
"Das ganze Etappenrennen in Polen (Orlen) war wirklich gut. Wir sind als Nationalmannschaft wirklich gut gefahren, hatten jeden Tag gute Ergebnisse und haben uns gezeigt. Wie wir als Team gefahren sind und dann zum Schluss noch Arno (Wallenborn, Anm. d. Red.) auf dem Podium hatten, das war sehr geil", blickte Kockelmann stolz zurück, ordnete seinen Sieg aber auch ein. Man sollte nicht den Eindruck bekommen, dass ihn der Erfolg nach dem lang ansteigenden Finale zu einem Kletter-Ass macht:
Sieg im Regen in Polen: Mathieu Kockelmann sprintete auf der 3. Etappe des Orlen Nations Grand Prix am schnellsten. | Foto: Hugo Barthelemy
"Ich glaube, dass ich mich eher in Richtung Klassikerfahrer oder Puncheur entwickle. Man konnte die Etappe in Orlen, die ich gewonnen habe, nicht als Bergetappe sehen. Klar ging es da lange bergauf zum Schluss, aber es war nicht richtig steil. Ich glaube eher, dass ich Allrounder oder Klassikerfahrer werde. Aber so richtig weiß ich auch noch nicht wirklich, was meine Spezialität ist. Bei den Junioren war es sicher das Zeitfahren, aber in den letzten Jahren war das nicht mehr so gut. Da hoffe ich, dass es nächstes Jahr wieder besser wird. Wenn man nur die Leistungsdaten anschaut, habe ich nichts verloren. Aber es gibt ja auch andere Dinge, die sich von Jahr zu Jahr entwickeln", erzählte er.
Im weiteren Saisonverlauf 2024 bestritt Kockelmann erst den Giro d'Italia Next Gen (2.2U), bei dem er auf Rang 33 bester Vertreter des Teams Lotto – Kern Haus – PSD Bank war. Es folgten Platz zwei bei den U23-Zeitfahrmeisterschaften in Luxemburg hinter dem ein Jahr älteren Mats Wenzel (Lidl – Trek Future Racing) sowie der vierte Platz bei den Straßenmeisterschaften der Elite, wo er in einer siebenköpfigen Spitzengruppe das Ziel erreichte.
Im Sommer dann ging es wieder mit der luxemburgischen Nationalmannschaft zur Tour de l'Avenir (2.Ncup), die er 2023 noch vorzeitig beenden musste und damals als größte Enttäuschung der Saison bezeichnet hatte. Diesmal lief es besser: Kockelmann wurde auf der 1. Etappe Siebter und leistete anschließend Helferdienste für Wenzel, um ihm zu einer Top-Ten-Platzierung im Gesamtklassement zu verhelfen. "Das lief echt gut und mehr konnte ich für mich persönlich nicht erwarten, weil die meisten Etappen zu bergig für mich waren", so Kockelmann zu RSN.
2022 wurde Kockelmann Zeitfahr-Europameister der Junioren. In der U23 nun lief es im Kampf gegen die Uhr nicht mehr ganz so gut. | Foto: Cor Vos
Die EM im September entsprach dann nicht ganz den eigenen Erwartungen (21. im Zeitfahren der U23) und bei den Weltmeisterschaften, wo er nur im Straßenrennen startete, war der Parcours einen Tick zu schwer. Dennoch geht Kockelmann mit gestärktem Selbstbewusstsein aus der Saison hervor. 2025 wird er ein neues Trikot tragen, denn der Luxemburger wechselt vom deutschen Lotto-Team zum belgischen: Er hat für drei Jahre bei Lotto – Dstny, das künftig nur noch Lotto heißen wird, unterschrieben – wobei er 2025 aber für die Development-Mannschaft antritt, um sich für den Profikader für 2026 oder 2027 zu empfehlen.
"Ich war schon nach den Junioren mit Dstny in Kontakt. Mein Management ist belgisch und hat einige Fahrer dort – und auch ich kenne ein paar Fahrer dort. Der Kontakt ist dann jetzt dieses Jahr nochmal mehr geworden und dann hat es sich so ergeben, auch weil ich vom Fahrerprofil reinpasse", erklärte er RSN den Wechsel, lobte aber auch Lotto – Kern Haus – PSD Bank, wo er damals gelandet war, weil der Sprung von den Junioren in den WorldTour-Kader von Bora – hansgrohe zu groß war und die Raublinger eine Development-Partnerschaft mit Forian Monreals Team installierten.
"Wenn man einen 17-Jährigen fragt, ob er in die WorldTour oder zu einem U23-Team will, kann man sich die Antwort vorstellen. Aber im Nachhinein bin ich froh, dass ich in die U23 gegangen bin und da auch nächstes Jahr noch fahre. Der Schritt nach ganz oben wäre für mich zu früh gewesen. Man vergisst, wenn man bei den Junioren erfolgreich ist, wie viel höher das Niveau auch in der U23 schon ist. Das habe ich unterschätzt und ich bin froh, dass ich es so gemacht habe. Die zwei, drei Jahre U23 sind für die Zukunft immer gut, wenn man danach noch eine lange Karriere haben will und nicht Remco Evenepoel heißt", erklärte Kockelmann.
Auf dem Zeitfahrrad hofft Kockelmann in Zukunft wieder an die Junioren-Zeit anknüpfen zu können. | Foto: Cor Vos
"Ich habe in den zwei Jahren viel gelernt. Es war nicht einfach, von den Junioren aufs U23-Niveau zu kommen und eine gute Schule. Ich hatte den Trainer von Bora, aber sonst war ich ganz normal Teammitglied bei Monni (Florian Monreal). Er hat sein Bestes gegeben und aus dem, was ihm zur Verfügung stand, alles herausgeholt. Da bin ich wirklich froh und glücklich und zufrieden! Das ganze Team hat immer alles gegeben - da kann man wirklich nichts schlechtes sagen!"
Seine ersten Ziele für 2025 sieht Kockelmann nun bei den U23-Rennen von Gent-Wevelgem und Paris-Roubaix. Später schielt er in Richtung Giro Next Gen und vielleicht auch zur Straßen-WM in Ruanda. "Ich denke, die wird ähnlich schwer, wie dieses Jahr – nur dass ich vorher vielleicht noch ein paar Pro-Rennen fahren kann und dadurch stärker werde", hofft er.
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