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19.11.2024 | (rsn) – Nach dem erfolgreichsten Jahr seiner Karriere, in dem ihm gleich zwei Etappensiege beim Giro d’Italia gelangen, stellte sich Nico Denz (Red Bull - Bora - hansgrohe) 2024 speziell in den großen Landesrundfahrten ganz in den Dienst der Mannschaft und blieb, von einem neunten Platz im DM-Straßenrennen von Bad Dürrheim abgesehen, ohne Spitzenresultat. Dennoch blickte der 30-Jährige gegenüber RSN auf eine gelungene Saison zurück, in der er auch sein Debüt bei der Tour de France gab.
“Mein Jahr stand unter der Überschrift ‘Primoz Roglic‘ und dessen Ambitionen, die Tour zu gewinnen. Deshalb war aus teamtaktischer Sicht einfach kein Platz für persönliche Ambitionen“, erklärte Denz im Rückblick auf seine zehnten Saison als Profi, in der er auf 66 Renntage kam. Den Großteil davon absolvierte er bei der Tour de France und der Vuelta a Espana.
___STEADY_PAYWALL___“Im Oktober (2023) wurde mir gesagt, man hätte mich gerne bei der Tour dabei. Für mich war das ein riesiger Vertrauensbeweis. Damit ging aber einher, dass wir ein großes gemeinsames Ziel hatten und da war kein Platz für individuelle Ziele. Für mich war das völlig in Ordnung und das ist aber auch der Grund dafür, warum es für mich 2024 keine persönlichen Ergebnisse gab“, erklärte der Radsportler des Jahres 2023.
Bei den Deutschen Meisterschaften in Bad Dürrheim wurde Nico Denz (li.) Neunter des Straßenrennens. Es sollte sein bestes Ergebnis dieser Saison bleiben. | Foto: Cor Vos
Die hätte sich Denz im Frühjahr gewünscht, doch bei den insgesamt sechs Eintagesrennen, an denen er von Mitte März bis Anfang April teilnahm, kam er nur zweimal unter die besten 50. “Die größte persönliche Enttäuschung war die Klassikersaison, da hatte ich mir definitiv mehr erhofft. Aber sie ging dann krankheitsbedingt komplett spurlos an mir vorbei“, sagte er dazu.
Auch die Tour de France lief nicht wie erhofft, da der neue Topstar Roglic nach zwei Stürzen kurz hintereinander das Rennen nach der 12. Etappe aufgeben musste. Zu diesem Zeitpunkt lag der Slowene mit 4:42 Minuten Rückstand auf seinen überragenden Landsmann Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) auf dem sechste Platz der Gesamtwertung. “Die Tour de France war auch ein herber Rückschlag“, sagte Denz, der nach Roglics Ausscheiden zwar mehr Freiheiten erhielt, diese aber nicht in ein Ergebnis ummünzen konnte.
Nach der Tour-Pleite und einer rund vierwöchigen Rennpause wurde er für das Vuelta-Aufgebot nominiert, das Roglic auf dem Weg zu dessen viertem Gesamtsieg unterstützen sollte. Im Gegensatz zur Frankreich-Rundfahrt lief in Spanien fast alles nach Plan. Roglic gewann drei Etappen und letztlich souverän das Rote Trikot. “Der Gesamtsieg bei der Vuelta a Espana war der schönste Moment der Saison“, befand Denz dann auch wenig überraschend. Dabei wurde sein Team noch am vorletzten Tag von einer Salmonellenvergiftung heimgesucht.
Wie bei der Tour so bei der Vuelta: Nico Denz (vorn) in Diensten von Primoz Roglic (hinten). | Foto: Cor Vos
Patrick Gamper und Daniel Martinez gaben auf der 20. Etappe auf, Denz selber erreichte zwar das Ziel, verpasste dabei aber das Zeitlimit um eine knappe Minute und schied so ebenfalls aus – was aber die Freude über den Vuelta-Triumph seines Kapitäns nicht schmälerte. “Das war wirklich ein bewegender Moment und ich hoffe, wir können im kommenden Jahr dort weitermachen, wo wir bei der Vuelta aufgehört haben“, sagte Denz mit Blick auf die Saison 2025. Dann soll sich der zur Mitte dieses Jahres vollzogene Einstieg des neuen Sponsors Red Bull noch stärker bemerkbar machen.
“Mit Red Bull im Team wird nochmal eine ganze Welle an Innovation, Motivation und Performance reinkommen“, sagte Denz, der mit seinen Kollegen im Oktober beim ersten Teamtreffen in Salzburg “schon mal in das APC (Red Bull Athlete Performance Center (APC) reinschnuppern“ konnte. “Man sieht schon, wo es hingehen soll. Da ist jetzt auf jeden Fall ganz viel Expertise im Boot, von der wir alle profitieren können. Ich bin guter Dinge und freue mich, dass ich Teil dieses Projekts sein kann“, sagte er.
Folge der großen Ambitionen – das Team hat den Tour-de-France-Sieg als großes Ziel der kommenden Jahre ausgegeben – ist allerdings auch, dass die Fraktion der deutschsprachigen Fahrer deutlich kleiner sein wird. Zu den Abgängen dieses Herbstes gehören unter anderem Emanuel Buchmann, Maximilian Schachmann und Lennard Kämna. Von den bisher acht Neuzugängen dagegen ist kein einziger deutschsprachig.
Der schönste Moment der Saison: Red Bull – Bora – hansgrohe feiert in Madrid den Vuelta-Sieg von Primoz Roglic. | Foto: ACor Vos
Für Denz, der seine Profikarriere bei der französischen AG2R-Equipe begann und dann zum niederländischen Sunweb-Team wechselte, ist diese Entwicklung “eigentlich ein logischer Schritt. Wenn man so schnell wächst, wie wir das tun, muss man internationaler werden. Das sieht man auch bei anderen Mannschaften. Es gibt nicht mehr so viele rein national geprägte Teams. Die meisten sind durchgewürfelt und vielfältig, was die Nationalitäten angeht. Für mich ist das gar kein Problem. Ich denke eher, dass da noch mehr verschiedene Sicht- und Herangehensweise mit ins Team geholt werden - und im Gesamtpaket kann man von dieser Vielfalt auch profitieren“, betonte er.
Denz selber wurde für seine bisherigen Leistungen bereits im Juni mit einem neuen Zweijahresvertrag belohnt. Für die kommende Saison sieht er sich wieder überwiegend als Helfer, auch wenn das Rennprogramm erst noch festgelegt werden muss. “Vielleicht bekomme ich auch hier und dort Möglichkeiten eingeräumt - wenn es denn irgendwie mit der Teamtaktik vereinbar ist“, sagte er und machte damit deutlich, dass für ihn auch künftig die Ziele der Mannschaft an erster Stelle stehen.
Und die sind mehr denn je auf die großen Rundfahrten ausgerichtet. “Für mich wäre es unglaublich toll, wenn wir bei einer Grand Tour zumindest wieder auf dem Podium stehen könnten“, sagte Denz und unterstrich nochmals, dass er sich zwar über die Möglichkeit freuen würde, “irgendwann mal wieder ins Rampenlicht zu fahren. Aber der Fokus wird definitiv auf die Unterstützerrolle gerichtet sein. Mich persönlich stört das überhaupt nicht. Ich gehe in der Rolle auf, ich denke, ich bin ein guter Helfer und sehe da auch ganz klar meine Stärken“, schloss er.
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