RSNplusKeine Testmöglichkeit vor Olympia-Zeitfahren

Regen und wechselnder Straßenbelag sorgten für viele Stürze

Von Peter Maurer aus Paris

Foto zu dem Text "Regen und wechselnder Straßenbelag sorgten für viele Stürze"
Maximilian Schachmann wurde nach einem sturzfreien Rennen Neunter des Olympischen Zeitfahrens von Paris. | Foto: Cor Vos

28.07.2024  |  (rsn) – In den beiden Einzelzeitfahren der Olympischen Spiele von Paris herrschten genau jene Bedingungen, die sich niemand gewünscht hatte. Durchgehender Nieselregen benetzte den Asphalt in der Pariser Innenstadt. Die Folge war ein sturzreiches Rennen bei den Frauen und auch die Männer hatten ihre Mühe mit den schwierigen Verhältnissen. Am Ende siegten zwar die stärksten Fahrerinnen und Fahrer, für Kritik sorgte allerdings die Tatsache, dass keine Trainingszeit auf den nassen Straßen zur Verfügung stand.

Nur einmal, am Mittwoch nämlich, durften die Athletinnen und Athleten auf den Olympia-Kurs. Da schien die Sonne, und auch für die kommenden Tage sind wieder sommerliche Bedingungen gemeldet. Während wegen des Regens am Samstag Wettbewerbe wie etwa Skateboard verschoben wurden, wurde das Einzelzeitfahren wie geplant durchgezogen.

___STEADY_PAYWALL___

"Es war extrem rutschig und ein bisschen ein Glücksspiel, ob man die Kurve sturzfrei übersteht oder nicht", erzählte Antonia Niedermaier gegenüber RSN im Ziel. Die U23-Weltmeisterin im Zeitfahren erwischte es nach einem Fahrfehler in einer Kurve. So erging es zahlreichen Starterinnen. "Wir haben den Kurs ja im Trockenen besichtigt, um zu wissen, wie man die Kurven nehmen kann", fügte Niedermaier erklärend an.

Mieke Kröger kam sturzfrei durch das Olympia-Zeitfahren und war auf Platz 13 beste deutsche Starterin. | Foto: Cor Vos 

Der ständig wechselnde Untergrund - von kurzen Abschnitten über Kopfsteinpflaster, vielen Zebrastreifen und Bremsschwellen - machte den Kurs schon im Trockenen zu einer Herausforderung. Umso schwieriger wurde es im Regen. Der grobe, rote Asphalt etwa war teilweise rutschig wie ein Eislaufplatz, auf dem auch Betreuer auf der Hut sein mussten. So stürzte ein US-Amerikaner, der seiner Fahrerin ein neues Rad brachte.

"Ich habe in den Kurven nichts riskiert und das war vielleicht auch die richtige Entscheidung, wenn ich jetzt höre, wie viele gestürzt sind", meinte Mieke Kröger, die als eine der wenigen Frauen auf dem Rad sitzen blieb. Auch die Deutsche Zeitfahrmeisterin beschrieb gegenüber RSN die schwierigen Verhältnisse in der Pariser Innenstadt: "Dann hast du halt überall weiße Streifen und Gullydeckel, das macht es schon extrem rutschig“, so Kröger, die aber zumindest die Chancengleichheit gewahrt sah: “Das Gute bei Nieselregen ist, dass es die ganze Zeit nieselt und die Bedingungen für alle gleich sind."

Auch wenn das Wetter also eine extreme Herausforderung für alle darstellte, so war es zumindest konstant schlecht, niemand war aufgrund seiner Startzeit bevorzugt oder benachteiligt. Allerdings spielten die Frauen ein wenig die Rolle von Testpilotinnen. "Ich habe nichts mitbekommen von den ersten Stürzen", sagte die Schweizerin Elena Hartmann, die auf ihren Einsatz fokussiert war und das Geschehen um die früheren Starterinnen nicht verfolgte.

Antonia Niedermaier rutschte in einer der nassen Kurven das Vorderrad weg – dennoch reichte es zu Rang 15. | Foto: Cor Vos

Anders war es bei den Männern, die sich noch im lockeren Aufwärmmodus befanden, als das Frauenrennen schon lief. "Nach dem Frauenrennen dachten wir: ‘Ui, scheint auch glatt zu sein, weil es schon einige geschmissen hat", erzählte Maximilian Schachmann RSN. Der einzige deutsche Starter wurde am Ende eines sturzfreien Zeitfahrens guter Neunter und sorgte damit für das beste deutsche Ergebnis.

Der 30-Jährige erzählte zudem, dass es nicht viele Reaktionsmöglichkeiten gäbe beim Wechsel von trocken zu Regen. "Eigentlich fährst du nur einen anderen Luftdruck, eventuell einen Regenreifen. Der, den ich fahren könnte, der ist aber zu langsam", sagte Schachmann. Aber selbst die Veränderung des Luftdrucks konnten die Fahrer nicht wirklich testen.

Kwiatkowski: “Evenepoel und Ganna mussten alles riskieren“

"Jeder hat den Recon bei trockenen Bedingungen gemacht, wir hatten einen trockenen Aufschrieb als Ansage. Es hätte schon geholfen, wenn wir eine Möglichkeit gehabt hätten, vorher auf den nassen Straßen zu fahren", meinte Michal Kwiatkowski. Weil der Kurs schon Stunden vor dem Start gesperrt gewesen war, bestand dazu sogar die Möglichkeit, die von den Veranstaltern aber nicht genutzt wurde.

"Ich bin froh, dass ich nicht in den Schuhen von Evenepoel und Ganna steckte. Die mussten ja alles riskieren für die Medaille. Wie das auch ausgehen kann, habe ich an meinem Teamkollegen Magnus Sheffield gesehen, der mit seiner zerfetzten Hose im Ziel stand. Wenn du so aus dem Olympiarennen gerissen wirst, ist das nicht fein", sagte Kwiatkowski mit Blick auf den US-Amerikaner, der nicht über Rang 16 hinaus kam.

Mehr Informationen zu diesem Thema

13.08.2024Niederlande dominiert im Sprint, aber verliert nach Paris Erfolgscoach

(rsn) - Mit drei Goldmedaillen, alle eingesammelt von Superstar Harrie Lavreysen, war die Niederlande die dominante Nation bei den Bahnbewerben der Olympischen Spiele in Paris. Vier der fünf Medaille

11.08.2024Einmal Silber und einmal Bronze für BDR in Paris

(rsn) – Zwei Medaillen sind die Ausbeute der Olympischen Spiele für Deutschlands Radsportlerinnen und Radsportler. Lea Sophie Friedrich verbesserte die Bilanz am Schlusstag noch um Silber im Sprin

11.08.2024Friedrich verliert Finale gegen Andrews und gewinnt Silber

(rsn) – Am letzten Tag der Olympischen Spiele in Paris standen im Velodrome Saint-Quentin-en-Yvelines noch drei Medaillenentscheidungen an. Im Sprint der Frauen sicherte sich Lea Friedrich Silber h

11.08.2024Im Überblick: Die 22 Olympischen Rad-Wettbewerbe

(rsn) – Am Samstag werden bei den Olympischen Spielen von Paris mit den Zeitfahren der Frauen und Männer die Radsport-Wettbewerbe eröffnet. Vom 27. Juli bis zum 11. August stehen, und zwar im Stra

10.08.2024Portugal behält im Madison-Chaos den Überblick

(rsn) – Tränen flossen nach dem Madison der Männer bei Italien und Portugal. In einem von Stürzen und Chaos gekennzeichneten Rennen sicherten sich Rui Oliveira und Iuri Leitao die Goldmedaille. I

10.08.2024Olympia-Debüt endete für Andres und Seitz schmerzhaft

(rsn) - Zum ersten Mal in ihrer Karriere standen Michelle Andres und Aline Seitz bei Olympischen Spielen am Start. Im Velodrome National in Saint-Quentin-en-Yvelines gaben die beiden Schweizerinnen ih

09.08.2024Friedrich und Hinze im Sprint-Achtelfinale, Lavreysen holt Gold

(rsn) – Bei den Olympischen Spielen in Paris haben Lea Sophie Friedrich und Emma Hinze problemlos das am Samstag anstehende Achtelfinale des Sprint-Turniers erreicht. Die 24-jährige Friedrich, die

09.08.2024Friedrich in Olympischer Sprint-Quali mit neuem Weltrekord

(rsn) - Lea Sophie Friedrich hat sich von ihrem enttäuschenden Ausscheiden im Keirin-Halbfinale der Olympischen Spiele von Paris gut erholt gezeigt. Die 24-Jährige erzielte über 200 Meter in der fl

08.08.2024Benjamin Thomas holt Olympia-Gold im Omnium, Teutenberg 7.

(rsn) – Ohne Medaillengewinn endeten am Donnerstag die beiden Bahnrad-Entscheidungen bei den Olympischen Spielen von Paris. Im Keirin der Frauen wurde Emma Hinze Fünfte und landete damit zwei Posi

08.08.2024Verrückter Plan ging mit wenig Technik, aber viel Power auf

(rsn) – Olympische Märchen sind etwas Schönes, erzählen sie meist davon, wie eine Außenseiterin oder ein Außenseiter am Tag X alle überraschte und plötzlich mit einer Medaille belohnt wurde

07.08.2024Ukpeseraye kommt für Nigeria zur überraschenden Bahnpremiere

(rsn) – Bei den Bahn-Weltmeisterschaften in Roubaix stand bei den Frauen erstmals ein Vierer aus Nigeria am Start. Der Italiener Giandomenico Massari, Radsportpräsident im sechstgrößten Land der

07.08.2024Auf Weltrekord folgt Gold: Australiens Bahnvierer Olympiasieger

(rsn) - Australien hat zum dritten Mal nach 1984 und 2004 Olympia-Gold in der 4.000-Meter-Mannschaftsverfolgung gewonnen. Kelland O’Brien, Sam Welsford, Oliver Bleddyn und Conor Leahy setzten sich i

Weitere Radsportnachrichten

11.12.2024Wellens: “Du musst wissen, was du kannst und was nicht“

(rsn) – Vor seinem Wechsel zum UAE Team Emirates Ende 2022 waren die Ardennenklassiker fester Bestandteil von Tim Wellens‘ Frühjahrsprogramm. Die ganz großen Erfolge aber blieben aus: Der Belgie

11.12.2024Im letzen Jahr als Straßenprofi langwierige Probleme bezwungen

(rsn) – Seine neunte Saison als Straßenprofi war für Tom Bohli vorerst die letzte – und das, obwohl sie von den Ergebnissen her wohl sogar die beste seit 2019 gewesen ist. Der Schweizer, der in

11.12.2024Intermarché verlängert mit Ausreißspezialist van der Hoorn

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

11.12.2024UAE verzichtet künftig auf Einsatz von Kohlenmonoxid

(rsn) – Das UAE Team Emirates wird die umstrittene Kohlenmonoxid-Rückatmungsmethode nicht mehr anwenden. Das bestätigte Leistungskoordinator Jeroen Swart am Rande des Medientages im spanischen Ben

11.12.2024Was bedeuten Pogacars Klassiker-Ambitionen für Politt?

(rsn) – Nils Politt wird nach seiner starken ersten Saison beim UAE Team Emirates, in der er sich beispielsweise den Traum vom Podestplatz bei der Flandern-Rundfahrt erfüllte und anschließend als

11.12.2024Deutschland Tour bis 2050 gesichert

(rsn) – Die nach zehnjähriger Pause 2018 von der ASO in Kooperation mit dem Bund Deutscher Radfahrer (BDR) wieder ins Leben gerufene Deutschland Tour (2.Pro) hat nun Planungssicherheit, von der and

11.12.2024UCI bestätigt Lizenzen für insgesamt 57 Profiteams

(rsn) – Der Radsport-Weltverband UCI hat die Lizenzen für 57 Profiteams für die Saison 2025 bestätigt. Nachdem es im Oktober zur Abgabefrist der nötigen Dokumente bei einigen Mannschaften noch V

11.12.2024Thema GC nach Teneriffa-Crash erstmal ad acta gelegt

(rsn) – Die Saison 2024 hätte für Lennard Kämna eine große werden sollen. Ein Jahr nach dem neunten Gesamtrang beim Giro d´Italia - seinem ersten Versuch, bei einer Grand Tour auf Gesamtwertung

11.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

10.12.2024Lefevere tritt bei Soudal - Quick-Step als CEO zurück

(rsn) – Patrick Lefevere wird ab dem 1. Januar 2025 nicht mehr Geschäftsführer des zur Saison 2003 von ihm gegründeten Teams Soudal – Quick-Step sein. Das gaben der Belgier, der am 6. Januar 70

10.12.2024Merckx nach seinem schweren Sturz: “Ich hatte Angst, ja!“

(rsn) - Nur wenige Stunden nach seiner Hüft-OP konnte Eddy Merckx schon wieder scherzen. "Das nächste Mal fahre ich wohl mit zwei Stützrädern“, sagte er gegenüber Het Laatste Nieuws. Die belgis

10.12.2024Nach Nokere-Sturz wieder richtig gut in Fahrt gekommen

(rsn) – Als sich Kim Heiduk (Ineos Grenadiers) am 13. März beim belgischen Eintagesrennen Nokere Koerse das Schlüsselbein und den Ellenbogen brach, war die Klassikersaison für den mittlerweile in

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine