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01.06.2024 | (rsn) – Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) und Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) stehen am Sonntag in Saint-Pourcain-sur-Sioule nicht am Start der 1. Etappe beim Critérium du Dauphiné (2.UWT). Doch die 76. Austragung der gemeinhin als 'Generalprobe für die Tour de France' bekannten, achttägigen Rundfahrt im Osten Frankreichs dürfte trotzdem sehr spannend und wichtig für all das werden, was auch im Juli bei der Frankreich-Rundfahrt ansteht - auch wenn immer dazu gesagt werden muss: Wer Anfang Juni schon in absoluter Top-Form ist, muss das nicht auch Mitte Juli noch sein.
Der Parcours beim Dauphiné jedenfalls hat es in sich, und die Startliste wartet mit zahlreichen großen Namen auf – und vor allem auch mit vielen Fragezeichen, die in dieser Woche ausradiert werden sollen. Über allem steht dabei die Ungewissheit, ob der Verfassung von Primoz Roglic (Bora – hansgrohe) und Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step), die beide ihr Comeback nach dem gemeinsamen Sturz am 4. April bei der Baskenland-Rundfahrt geben.
Doch auch an die Frage, was eigentlich bei Visma – Lease a Bike passiert, wenn Vingegaard nicht rechtzeitig für die Tour de France in Top-Form sein sollte, kann sich beim Dauphiné angenähert werden, da Matteo Jorgenson und Sepp Kuss die 'Gelben' anführen sollen.
Das UAE Team Emirates schickt mit Juan Ayuso nur ein Viertel des Tour-de-France-Viergestirns für die Gesamtwertung ins Rennen. Gewinnt der 21-jährige Spanier in dieser Woche Gelb, wäre das wohl 'Alarmstufe Rot' für die Konkurrenz.
Am nächsten am Tour-Aufgebot dran wird beim Dauphiné voraussichtlich Bora – hansgrohe sein. Roglic hat beim Comeback seine zwei Berg-Edelhelfer Jai Hindley und Aleksandr Vlasov genauso an seiner Seite wie Matteo Sobrero und Bob Jungels sowie Marco Haller und Nico Denz. Nach Informationen von radsport-news.com ist der aktuelle Plan des deutschen WorldTeams, dass dieses Septett auch die Tour bestreiten soll und dort noch durch Danny van Poppel ergänzt wird. Aber auch Evenepoel hat mit dem ebenfalls zuletzt verletzten Mikel Landa sowie Ilan van Wilder seine beiden wichtigsten Edelhelfer fürs Gebirge beim Dauphiné bereits bei sich.
Dagegen fehlen den Ineos Grenadiers bei der Dauphiné der Giro-Dritte Geraint Thomas und auch Egan Bernal, der stattdessen die Tour de Suisse bestreiten will. Beide sind für die Tour fest eingeplant, um dort Romandie-Sieger Carlos Rodriguez zu unterstützen. Der 23-jährige Spanier, der im April die schwere Schlussetappe der Baskenland-Rundfahrt in Eibar gewann und dort hinter Ayuso Gesamtzweiter wurde, muss diese Woche gegen die bärenstarke Konkurrenz in Frankreich beweisen, dass er die Kapitänsbinde seines Teams bei der Tour de France zurecht trägt.
Weitere wichtige Kletterer für die Tour, die sich nun beim Dauphiné zeigen wollen, sind Tao Geoghegan Hart (Lidl – Trek), der Giulio Ciccone an seiner Seite hat, Neilson Powless (EF Education – EasyPost), die Franzosen David Gaudu (Groupama – FDJ) und Guillaume Martin (Cofidis) sowie Santiago Buitrago und Jack Haig.
Bei deren Team Bahrain Victorious steht aber auch der Giro-Fünfte Antonio Tiberi auf der Dauphiné-Startliste. Er ist neben Lorenzo Fortunato (Astana Qazaqstan) der einzige der Giro-Top-15, der dabei ist und es wird spannend sein, ob Tiberi nach dem Giro vielleicht sogar stärker ist, als die sich im Aufbau zur Tour befindende Konkurrenz – meist ist das bei aus den Giro kommenden Rundfahrern jedoch nicht der Fall.
Eine traurige Auflage des Critérium du Dauphiné könnte aus Sicht der Sprinter warten. Einzig die 1. Etappe über 172,5 Kilometer rund um Saint-Pourcain-sur-Sioule und mit Abstrichen das flach endende, vorher aber bereits schwere fünfte Teilstück von Amplepuis über 167 Kilometer nach Saint-Priest könnte etwas für die schnellen Männer und eine Massenankunft sein.
Entsprechend wenig Sprinter haben auch ihren Weg auf die Startliste gefunden. Einzig Mads Pedersen (Lidl – Trek) und der zuletzt wiedererstarkte Sam Bennett sowie sein Teamkollege Dorian Godon (beide Decathlon – AG2R) und Milan Menten (Lotto – Dstny) oder Clément Venturini (Arkéa – B&B Hotels) und Ivan Garcia Cortina (Movistar) sind da wirklich zu nennen.
Nach einem relativ gemächlichem Auftakt mit eher kleineren Hügeln um Saint-Pourcain-sur-Sioule am Sonntag endet schon die 2. Etappe am Montag mit einer Bergankunft am Col de la Loge – wenn auch keiner allzu schweren: Die letzten 25 Kilometer führen dort in zwei Stufen hinauf zum Ziel, überbrücken aber auch nur rund 850 Höhenmeter. Große Unterschiede sind da nicht zu machen. Tagsdrauf endet die 3. Etappe mit einer 3,8 Kilometer langen und 5,2 Prozent steilen Schlusssteigung in Les Estables – eine Art Mini-Bergankunft, auf der antrittsstarke Kletterer Bonifikationen sammeln könnten. 10, 6 und 4 Sekunden gibt es schließlich auf jeder Etappe, mit Ausnahme des Zeitfahrens, für die Top 3.
Das Profil des Einzelzeitfahrens beim Critérium du Dauphiné 2024. | Grafik: ASO
Die 4. Etappe dann wird das Klassement schließlich so richtig vorsortieren. Dort nämlich wartet ein 34,4 Kilometer langes Einzelzeitfahren von Saint-Gerain-Laval nach Neulise auf welligem Terrain. Das erste Drittel führt dabei weitgehend geradeaus, danach aber wird es kurviger und damit auch technischer auf kleinen Sträßchen. Bevor dann ab Freitag die Alpen erreicht werden, ist Etappe 5 noch eine echte Übergangsetappe: Auf den ersten 130 Kilometern geht es immer hoch und runter, zwischen 140 und 800 Metern über dem Meer. Am Ende aber geht es flach ins Ziel in Saint-Priest.
Ab der 6. Etappe haben jedoch nur noch die Kletterspezailisten das Sagen. Am Freitag geht es über den Col du Granier (8,9 km bei 5,4 %) zum Schlussanstieg am Collet d'Avellard, der zuletzt vor 13 Jahren im Programm stand. Damals kamen die Fahrer am Ziel in 1.422 Metern Höhe alle einzeln an und Joaquim Rodriguez gewann. Der Schlussanstieg ist 11,2 Kilometer lang und im Schnitt 8,1 Prozent steil, wobei der Schlusskilometer 9,1 Prozent aufweist.
Das Profil der 6. Etappe zum Collet d'Avellard. | Grafik: ASO
Ganz neu als Bergankunft ist der Ski-Ort Samoens 1600, zu dem es auf der Vorschlussetappe hinauf geht – mit einer ebenso brutalen Schlusssteigung, wie am Vortag: 10 km bei 9,3 Prozent. Vor dem Ehrenkategorie-Berg führt die 7. Etappe nach dem Start in Albertville bereits über den Col des Saisies und die Cote d'Araches sowie den Col de la Ramaz, die allesamt zur 1. Kategorie gehören.
Das Profil der 7. Etappe nach Samoens 1600. | Grafik: ASO
Die Entscheidung fällt aber erst am abschließenden Sonntag auf der 8. Etappe, wenn es von Thones über den Col de la Forclaz-de-Montmin (1. Kat.) und die Kategorie-1-Steigung von Le Salève nach Thorens-Glières nordöstlich von Annecy geht, wo die 9,4 Kilometer lange, letzte Steigung (7,1 Prozent) des Citérium du Dauphiné beginnt – hinauf zum Plateau des Glières (1. Kat.). Das Plateau des Glières ist Tour-de-France-Fans der jüngeren Vergangenheit bestens bekannt, weil dort 2020 jene Etappe hinüber führte, die das Ineos-Duo Michal Kwiatkowski und Richard Carapaz unter sich ausmachte. Oben auf dem Plateau ging es damals auch über einen Schottersektor. Allerdings geht es diesmal von der anderen Seite hinauf, so dass das Ziel vor jenem Schottersträßchen liegt.
Das Profil der 8. Etappe zum Plateau des Glières. | Grafik: ASO
1. Etappe, 2. Juni: Saint-Pourçain-sur-Sioule - Saint-Pourçain-sur-Sioule, 172,5 km
2. Etappe, 3. Juni: Gannat - Col de la Loge, 142 km
3. Etappe, 4. Juni: Celles-sur-Durolle - Les Estables, 181,7 km
4. Etappe, 5. Juni: Saint-Germain-Laval - Neulise, 34,4 km, EZF
5. Etappe, 6. Juni: Amplepuis - Saint-Priest, 167 km,
6. Etappe, 7. Juni: Hauterives - Le Collet d’Allevard, 174,1 km
7. Etappe, 8. Juni: Albertville - Samoëns 1600, 155,3 km
8. Etappe, 9. Juni: Thônes - Plateau des Glières, 160,6 km
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