Kolumbianer Zweiter in Livigno

Quintana meldet sich zurück, aber Pogacar zeigt noch keine Gnade

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Quintana meldet sich zurück, aber Pogacar zeigt noch keine Gnade"
Nairo Quintana (Movistar) | Foto: Cor Vos

19.05.2024  |  (rsn) – Nach anderthalb Jahren außerhalb des Profi-Pelotons ist Nairo Quintana in dieser Saison zu Movistar zurückgekehrt, um an alte, glanzvolle Tage anzuknüpfen und als Kapitän zehn Jahre nach seinem Giro-Triumph 2014 wieder bei der Italien-Rundfahrt um eine Spitzenplatzierung zu kämpfen. Dass letzteres nicht klappen würde, war allerdings spätestens am zweiten Tag des Rennens klar: Quintana verlor am Santuario di Oropa über fünf Minuten und musste sich von seinen Gesamtwertungs-Ambitionen verabschieden.

Zwei Wochen später nun schaffte es der 34-Jährige, inzwischen mehr als eine halbe Stunde vom Rosa Trikot entfernt, dem Rennen auf der Königsetappe doch noch irgendwie seinen Stempel aufzudrücken. Und gäbe es den Dominator Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) nicht, so hätte Quintana in Livigno womöglich sogar seinen ersten Sieg seit der Tour des Alpes Maritimes et du Var im Februar 2022 gefeiert.

Er attackierte aus der riesigen Spitzengruppe des Tages 17 Kilometer vor dem Ziel und fuhr von dort an allein Livigno entgegen – nur um dann doch 1,9 Kilometer vor Schluss von Pogacar eingeholt und sofort stehen gelassen zu werden. Dem Slowenen zu unterliegen, das ist dieser Tage keine Schande. Und immerhin: Pogacar lobte den Kolumbianer anschließend nicht nur, er brachte auch zum Ausdruck, dass er vor einiger Zeit noch zu ihm aufgeschaut und ihn angefeuert habe.

Pogacar schaute als Teenie zu, wie Quintana sich mit Froome duellierte

"Vor zehn Jahren habe ich als Kind zugeschaut, wie sich Chris Froome und Nairo Quintana gegenseitig attackierten. Ich weiß noch, dass ich sauer auf Quintana war, dass er es nicht von weiter weg versucht hat", sagte Pogacar im Sieger-Interview und zollte dem Unterlegenen dann Respekt: "Heute ist er fantastisch gefahren."

Quintana selbst konnte mit dem verpassten Sieg an einem Tag, den Pogacar schon zu Giro-Beginn als einen markiert hatte, an dem er gerne gewinnen würde, gut umgehen. "Es war knapp. Aber ich hatte heute das Gefühl, dass es mit meiner Form in die richtige Richtung geht. Das ist alles, was im Moment zählt. Das gibt mir viel Motivation für den restlichen Giro und die ganze weitere Saison", sagte er im Ziel gegenüber Eurosport.

Nach dem Tagessieg von Pelayo Sanchez auf der 6. Etappe über die Schotterstraßen der Toskana und dem bislang starken Auftritt von Einer Rubio, der momentan auf Gesamtrang neun liegt und täglich mit den Podiumskandidaten klettert, ist der Giro für Movistar ohnehin schon kein schlechter – auch wenn Quintana von Beginn an keine Rolle spielte. Der Auftritt auf der Königsetappe nun hat Hoffnung gemacht, dass mit dem 34-Jährigen in der Schlusswoche im Gebirge nochmal als Ausreißer zu rechnen ist, und dann vielleicht auch als erfolgreicher.

"Er ist ein Spezialist für die dritte Woche"

"Nairo brauchte diese Saison eine Weile um in Form zu kommen. In Kolumbien Anfang des Jahres war es ganz gut, dann hat ihn eine Corona-Erkrankung ausgebremst. Dann hatte er einen Sturz bei der Katalonien-Rundfahrt und seine Teilnahme am Giro war nicht sicher. Aber jetzt wird er immer besser und er ist ein Spezialist für die dritte Woche", meinte auch sein Sportlicher Leiter Jürgen Roelandts. "Er kennt seinen Körper, er kennt alle Anstiege und Etappen. Wir werden alles versuchen, um hier noch eine Etappe zu gewinnen."

Was der Sonntag aber auch gezeigt hat: Wenn Quintana bei diesem Giro noch einen Sieg einfahren möchte, dann muss er wohl auf die Gnade des Dominators in Rosa hoffen. Denn eigentlich war der Kolumbianer auf der 15. Etappe längst auf dem allerbesten Weg in Richtung Tageserfolg.

"Nairo weiß, wie er solche Finals zu fahren hat. Er ist mitgefahren bis sein Moment kam und hat dann attackiert. Zu dem Zeitpunkt hatte er noch drei Minuten Vorsprung auf Tadej Pogacar. Aber der fährt das eben innerhalb von zehn Kilometern zu und außerdem drei Minuten auf die anderen Favoriten heraus. Das hatten wir so nicht geplant", gab Roelandts indirekt zu, wie machtlos die gesamte Konkurrenz gegen den Gesamtführenden ist.

Vielleicht hilft Quintana ja, dass Pogacar Kindheitserinnerungen mit dem Kolumbianer verbindet. Jetzt wo der Slowene die Königsetappe aus Prestige-Gründen abgeräumt und im Gesamtklassement 6:41 Minuten Vorsprung auf den Zweitplatzierten Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) hat, können Quintana und Co. vielleicht hoffen, dass Pogacar nun einen Gang zurückschaltet.

Mehr Informationen zu diesem Thema

05.06.2024Kanter “super motiviert“, Fragezeichen hinter der Form

(rsn) – Sein Giro-Debüt musste Max Kanter bereits nach der 9. Etappe beenden. Der Sprinter von Astana Qazaqstan musste wie zahlreiche weitere Profis auch wegen eines grippalen Infekts das Rennen au

28.05.2024Gianetti: “Jetzt sind wir bereit für die Tour de France“

(rsn) – Den ersten Teil seines großen Plans, als erster Fahrer nach Marco Pantani 1998 im Lauf einer Saison das Double aus dem Giro d’Italia und der Tour de France zu gewinnen und damit ein weite

28.05.2024Grande Partenza 2026 in Albanien?

(rsn) – Kurz nach dem Finale des 107. Giro d’Italia, der am Sonntag in Rom mit dem überlegenen Gesamtsieg von Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) endete, kursieren bereits zahlreiche Berichte über

27.05.2024Martinez macht beim Giro einen Kindheitstraum wahr

(rsn) - Trotz eines fünften Platzes beim Giro d’Italia 2021 galt Daniel Martinez bisher eher als Mann für einwöchige Rundfahrten. Mit seinem zweiten Rang bei der 107. Italien-Rundfahrt hat der Ne

27.05.2024O´Connor zeigte beim Giro große Grand-Tour-Klasse

(rsn) – Viele Jahre galt Ben O´Connor (Decathlon AG2R La Mondiale) als Rohdiamant im Hinblick auf dreiwöchige Landesrundfahrten. Nach vielversprechenden Leistungen aber gelang es ihm bislang nur s

27.05.2024Bora-Teamchef Denk bestätigt Abschied von Buchmann

(rsn) – Nach den Verwerfungen im Zusammenhang mit der Giro-Ausbootung von Bora – hansgrohe war bereits über einen bevorstehenden Abschied von Emanuel Buchmann berichtet worden. Nun bestätigte Te

27.05.2024Giro-Debütant Steinhauser: “Grand Tours sind was für mich“

(rsn) – Mit einem Etappensieg und zwei dritten Plätzen kehrt Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) von seinem Grand-Tour-Debüt zurück. Der 22-jährige Allgäuer gehörte zu den großen Ü

27.05.2024Giro-Entdeckung Pellizzari auf dem Weg zu Bora - hansgrohe

(rsn) – Neben Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) war er die Entdeckung dieses Giro d´Italia: Giulio Pellizzari (VF Group – Bardiani CSF). Der 20-jährige Italiener aus den Marken fuhr

26.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 21. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

26.05.2024Highlight-Video der 21. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Mit einem spektakulären Sprintfinale ist der 107. Giro d’Italia in Rom zu Ende gegangen. Nach 125 Kilometern durch die italienische Hauptstadt holte sich Tim Merlier (Soudal - Quick Step)

26.05.2024Pogacar: “Das Rosa Trikot ist eine verrückte Erfahrung“

(rsn) – Mit einem spektakulären Sprintfinale ist der 107. Giro d’Italia in Rom zu Ende gegangen. Nach 125 Kilometern durch die italienische Hauptstadt holte sich Tim Merlier (Soudal - Quick Step)

26.05.2024Merlier holt sich in Rom vor Milan seinen dritten Etappensieg

(rsn) – Der schnellste Sprint-Gladiator auf der Schlussetappe des 107. Giro d´Italia war Tim Merlier (Soudal – Quick Step). Der Belgier verwies nach 125 Kilometern in Rom auf der Zielgeraden am K

Weitere Radsportnachrichten

03.12.2024Großbritannien in Nöten: Insel ohne Konti-Teams

(rsn) – Langsam aber sicher ist der Schwung, den die Olympischen Spiele 2012 in London dem britischen Straßenradsport gaben, aufgebraucht. Zwar stehen, Stand jetzt, 34 britische Profis im kommenden

03.12.2024Wiggins bekam Hilfsangebot von Armstrong

(rsn) – Lance Armstrong, selbst gefallener Radsport-Held, hat sich offenbar einmal mehr generös gegenüber seinesgleichen gezeigt. Nachdem er in den vergangenen Jahren bereits Jan Ullrich, seinem g

03.12.2024Vollering-Schwester vor Profi-Debüt

(rsn) – Bodine Vollering, Schwester von Demi Vollering, steht vor dem Sprung in den Profi-Radsport. Die 21-Jährige hat für zwei Jahre beim Kontinental-Team VolkerWessels unterschrieben. Teammanage

03.12.2024WorldTour-Budgets steigen weiter rasant

(rsn) – Die finanzielle Situation in der WorldTour wird sich auch 2025 weiter verbessern. So kontinuierlich wie stark steigen das Gesamtbudget der Teams insgesamt auch in der neuen Saison. Das geht

03.12.2024Bei der Deutschland Tour so gut wie nie

(rsn) – Rückschritt, Neuanfang, Flucht. All das sind Worte, von denen Florian Stork nichts wissen will. “Ich war sieben Jahre lang in den Strukturen von dsm, da war es jetzt einfach mal an der Ze

03.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

02.12.2024Offiziell: 80. Vuelta a Espana beginnt in Turin

(rsn) – Nachdem die Tour de France in diesem Jahr in Florenz gestartet war, wird 2025 auch die Spanien-Rundfahrt in Italien beginnen. Wie die Organisatoren der letzten Grand Tour des Jahren nun auch

02.12.2024Boros beendet in Dublin mit Querfeldeinlauf Nys´ Ambitionen

(rsn) – Die ersten beiden Weltcups der Cross-Saison 2024/25 hat sich Thibau Nys (Baloise – Trek Lions) sicher anders vorgestellt. Zum Auftakt am vergangenen Wochenende kam der Europameister beim S

02.12.2024Indiz für Sanremo-Start? Pogacar trainiert am Poggio

(rsn) – Mailand-Sanremo gehört zu den wenigen großen Rennen, die Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) noch nicht gewonnen hat. Noch ist unklar, ob der Weltmeister an der kommenden Ausgabe des italien

02.12.2024Van Aert hat für den Winter einen Plan

(rsn) – Mittlerweile steht fest, dass Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) erst nach dem Ende des Team-Trainingslagers von Visma – Lease a Bike Ende Dezember in die Cross-Saison 2024/25 einsteig

02.12.2024Cummings neuer Sportdirektor bei Jayco – AlUla

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

02.12.2024Trotz Bestwerten hinter den Erwartungen zurückgeblieben

(rsn) – Im Frühsommer zeigte Jonas Rapp (Hrinkow Advarics) wieder einmal, dass er nach wie vor zur Riege der besten deutschen Kletterer gehört. Der 30-Jährige wurde Mitte Mai dank eines dritten P

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine