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17.05.2024 | (rsn) - Die Freude war riesig beim Rennstall Soudal – Quick-Step. Das gesamte Wolfsrudel – Eigenwerbung des etwas rustikal veranlagten Teamchefs Patrick Lefevere – war unterhalb der Siegertribüne versammelt. Riesenjubel brandete auf, als Julian Alaphilippe dort auftauchte. Am lautesten schrien seine Teamkollegen. Ob Mauri Vansevenant, Jan Hirt, Tim Merlier oder Peter Serry: Sie alle waren glücklich für den Teamkollegen, dass der Knoten endlich, endlich geplatzt war.
"Das ist einfach beeindruckend, was er heute gemacht hat, 120 km vorn. Das ist wunderbar und ich freue mich für ihn", meinte Vansevenant, der in einer Gruppe hinter seinem Teamkollegen war. Lange Zeit hatte der junge Belgier den Eindruck, dass Alaphilippes Plan wenig Chancen auf Erfolg hatte.
"Ehrlich gesagt, hatte ich den Eindruck, dass es unmöglich ist, vor allem weil die neun Fahrer hinter ihm ja auch richtig stark waren. Da ist es sehr schwer, zu zweit dagegen zu halten", bezog er sich auf das Führungsduo Alaphilippe und Mirco Maestri (Polti – Kometa). "Aber bei ihm weiß man nie. Er ist zweifacher Weltmeister, er gibt nie auf. Er blieb auch in der letzten Zeit immer optimistisch, selbst wenn es nicht so lief", beurteilte er seinen Teamkollegen. ___STEADY_PAYWALL___
Erleichtert und überglücklich: Julian Alaphilippe freut sich riesig über seinen Giro-Etappensieg in Fano. | Foto: Cor Vos
Einen echten Plan hatte der allerdings nicht. "Ich war erst in einer kleinen Gruppe mit vorn. Da war die Zusammenarbeit aber nicht so gut. Und als ich mich entschloss, etwas Gas zu geben, waren wir plötzlich zu zweit. Aber das war wirklich nicht meine Absicht. Der Plan sah vor, länger in der großen Gruppe zu bleiben", erklärte Alaphilippe auf der Pressekonferenz nach der 12. Etappe des 107. Giro d'Italia in Fano.
Er zog dann durch, sogar gegen den Willen seines Sportlichen Leiters. "Ja, es stimmt: Mein DS Davide Bramati sagte mir, dass ich warten sollte. Ich sagte ihm da aber: 'Nein, ich fühle mich gut, und es ist besser, 40 oder 45 Sekunden Vorsprung zu haben als 45 Sekunden aufholen zu müssen'", erzählte er. Es war einfachste Mathematik, und manchmal gelingen im ziemlich komplexen Radsport eben auch die einfachen Dinge.
Alaphilippe bedankte sich später herzlich bei seinem Begleiter Maestri. Es machte sogar den Anschein, als täte es ihm leid, den Italiener 10 Kilometer vor dem Ziel ganz schnöde stehen gelassen zu haben. "Mein Dank gilt auch ihm. Wir haben sofort sehr gut zusammengearbeitet", meinte der Franzose. Dann siegte aber doch wieder der Killerinstinkt. Die Attacke saß, und wie der frühere Weltmeister den letzten, nicht kategorisierten Anstieg hinaufstiefelte, das zog auch den besten der Verfolger den Zahn.
Gemeinsam mit Mirco Maestri (Polti – Kometa, hinten) hatte sich Alaphilippe von der Konkurrenz abgesetzt. | Foto: Cor Vos
"Ich hatte gehofft, ihm am letzten Anstieg näher zu kommen. Aber er hatte einfach gute Beine. Und als ich ihn nach der Kuppe nicht mehr sah, wusste ich, es wird sehr, sehr schwer, ihn noch zurückzuholen", beschrieb der Etappendritte Quinten Hermans (Alpecin – Deceuninck) das Finale aus seiner Sicht. Und so ganz verstehen mochte er im Ziel auch nicht, warum über so viele Kilometer die Lücke von etwa 40 Sekunden klaffte. "Eigentlich musst du das zufahren", meinte er, und schüttelte den Kopf.
Gegen Alaphilippe und seinen Willen war an diesem Tag aber kein Kraut gewachsen. Selbst freute sich der Franzose natürlich riesig über seinen Erfolg. "Einen Tag wie heute liebe ich einfach. Das ist die Art, wie ich Radsport liebe. Aber ich habe es wirklich nicht so geplant. Ich versuche zwar, seit dem Beginn des Giro eine Etappe zu gewinnen. Aber am ersten Tag hatte ich nicht die Beine, Pogacar zu folgen. Ich habe es eben immer wieder versucht, mit Leidenschaft und Kampfkraft. Es ist nicht einfach, eine Giro-Etappe zu gewinnen, auch nicht für jemanden mit meiner Karriere. Aber ich habe daran geglaubt", erzählte er.
Im Solo zum Sieg: Julian Alaphilippe an der letzten Steigung der 12. Giro-Etappe. | Foto: Cor Vos
Von einer regelrechten Wiedergeburt selbst mochte Alaphilippe auf Nachfrage von radsport-news.com nicht reden. "Ich denke, ich war niemals tot", sagte er, und hatte die Lacher auf seiner Seite. "Natürlich war die Kurve für einige Zeit richtig weit unten. Aber das ist Teil einer Radsportkarriere. Man kann nicht immer top sein. Ich brauchte viel Geduld und Widerstandskraft. Aber heute habe ich das auf die bestmögliche Art eingesetzt. Und das macht mich glücklich", sagte er.
Tatsächlich scheinen die zwei grauen Jahre nun endlich hinter ihm zu liegen. Die Saisons 2022 und 2023 hatten Alaphilippe wenig Gelegenheit zum Jubeln verschafft. Nur ein Etappensieg beim Critérium du Dauphiné und einer bei der Baskenlandrundfahrt standen zu Buche – zu wenig für einen Profi seines Kalibers.
Hinzu kam der Stress mit Teamchef Lefevere. Der warf ihm einen nicht profi-gerechten Lebensstil vor, mit zu viel Party mit seiner Partnerin Marion Rousse, die nicht nur TV-Kommentatorin, sondern auch Direktorin der Tour de France Femmes ist. Zu dieser Auseinandersetzung wollte sich Alaphilippe jetzt nicht äußern. Auch der Sportliche Leiter Bramati winkte ab. Das seien "alte Kamellen", meinte er zu RSN.
Moment der Befreiung: Alaphilippe im Ziel in Fano. | Foto: Cor Vos
Alaphilippe jedenfalls ist wieder da, wo er auf dem Höhepunkt seiner Karriere schon einmal war. Es handelt sich um eine der schönsten Comeback-Geschichten in der jüngeren Radsporthistorie. Eine Giro-Etappe für das Legendenbuch. Und Tadej Pogacar spielte dabei nur eine winzig kleine Nebenrolle. Das hat auch Neuigkeitswert.
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