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07.04.2024 | (rsn) - Titelverteidiger Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) hat eine Woche nach der Flandern-Rundfahrt (1.UWT) mit Paris-Roubaix sein zweites Monument in dieser Saison gewonnen. Nach einer unwiderstehlichen Attacke 60 Kilometer vor dem Ziel fuhr sich der Weltmeister bis zum Ziel drei Minuten Vorsprung auf seine ersten Verfolger heraus. Im Velodrome André Pétrieux feierte van der Poel ungefährdet die Titelverteidigung und zudem den insgesamt sechsten Sieg bei einem der Monumente.
Im Sprint einer Dreiergruppe sicherte sich nach 260 Kilometern von Compiégne nach Roubaix wie im Vorjahr sein Teamkollege Jasper Philipsen den zweiten Rang. Der Belgier schlug Mads Pedersen (Lidl – Trek) und Nils Politt (UAE Team Emirates), der nach einer starken Vorstellung Vierter wurde, nachdem er vor einer Woche bei der Flandern-Rundfahrt Rang drei belegt hatte.
Stefan Küng (Groupama – FDJ), der in Sektor 3 aus der Verfolgergruppe zurückgefallen war, wurde Fünfter. Hinter ihm gewann Gianni Vermeersch (Alpecin – Deceuninck) den Zweiersprint vor seinem Küngs Teamkollegen Laurence Pithie.
Nach seinem Ronde-Triumph war van der Poel bereits der Niederländer mit den meisten Siegen bei Monumenten. Seine Führung baute er nun weiter aus. Seit Fabian Cancellara 2013 war es keinem Fahrer mehr gelungen, in einem das Flandern-Roubaix zu gewinnen. Und wie van der Poel gewann der Schweizer damals auch den E3 Preis. "Es ist fast nicht zu glauben“, kommentierte 29-jährige Niederländer seinen Sieg im Eurosport-Interview.
Einen großen Anteil am Erfolg hatte van der Poels Team, das nicht nur drei Fahrer unter die besten Sechs brachte, sondern das Rennen dominierte und trotz stundenlanger Arbeit im Wind immer wieder Überzahlsituationen kreierte. “Wir waren als Mannschaft noch stärker als im letzten Jahr. Ich bin wirklich stolz auf jeden einzelnen der Jungs. Ich wollte das Rennen hart machen und habe mich toll gefühlt“, erklärte der Alpecin-Kapitän.
Schon auf den ersten Kopfsteinpflastersektoren dezimierten seine Helfer das Feld auf rund 45 Mann. Im Wald von Arenberg demonstrierte van der Poel erstmals Stärke, 60 Kilometer vor dem Ziel fuhr er im Drei-Sterne-Sektor Orchies allein definitiv davon. “Als der Abstand anwuchs, war ich mir sicher, dass ich es zum Ziel schaffe. Ein Platten kann immer passieren, aber ich hatte irgendwann einen beruhigenden Vorsprung und das Auto hinter mir“, erklärte er.
“Letzte Woche war ich am Limit, heute fühlte ich mich richtig stark. Ich hätte es als Kind nicht gewagt, von solchen Ergebnissen zu träumen. Ich wollte dieses Jahr das Weltmeistertrikot gut präsentieren, aber das ist jetzt schon über allen Erwartungen", freute sich van der Poel.
In ausgezeichneter Verfassung präsentierte sich auch Politt, der als Vierter sein drittes Podium nach Omloop Het Nieuwsblad (1.UWT) und der Flandern-Rundfahrt (1.UWT) knapp verpasste. "Die Beine waren ganz gut“, urteilte der Hürther, der der überragenden Mannschaft seinen Respekt zollte. “Alpecin hat einen unglaublich guten Job gemacht, vom ersten Moment an das Peloton kontrolliert. Es war schnell nur mehr eine kleine Gruppe. Dann ging Mathieu und dahinter wurde es taktisch“, meinte der Deutsche am Eurosport-Mikrofon.
Dabei hatte Politt nicht nur den richtigen Riecher, sondern auch sehr gute Beine. Trotzdem war diesmal das Podium nicht drin. “Es war richtig hart am Ende und ich kam leider mit zwei schnellen Männern an, wurde Vierter. Aber ich kann zufrieden sein. Vom Start weg war es richtig schnell, die ersten beiden Rennstunden hatten wir einen Schnitt von über 50“, so der Klassikerspezialist.
Als van der Poel angriff, war auch John Degenkolb (dsm-firmenich – PostNL) noch in der Gruppe der Favoriten. Im Gegensatz zu Politt konnte der Roubaix-Sieger von 2015 aber nicht auf den Verfolgerzug aufspringen. Degenkolb überquerte den Zielstrich als Zwölfter und damit zweitbester deutscher Profi. Am Ende wurde es sogar Rang elf, da der ursprüngliche Achte Tim van Dijke (Visma – Lease a Bike) im Sprint im Velodrome unterhalb der Begrenzungslinie, der sogenannten Cote d’Azur fuhr und distanziert wurde. Als bester Fahrer des deutschen Teams Bora – hansgrohe kam Jordi Meeus (+4:47) zeitgleich mit Degenkolb auf den neunten Rang,
Ohne Dylan van Baarle (Visma – Lease a Bike) – der Sieger von 2022 musste eine halbe Stunde vor dem Start erkrankt absagen – machte sich das aus 174 Fahrern bestehende Feld bei trockenem Wetter in Compiègne auf den Weg durch den Norden Frankreichs. Nach zahlreichen vergeblichen Attacken dauerte es bei kräftigem Rückenwind 25 Kilometer, bis sich eine Spitzengruppe bildete, zu der Rasmus Tiller (Uno-X – Mobility), Kasper Asgreen (Soudal – Quick-Step), Marco Haller (Bora – hansgrohe), Liam Slock (Lotto – Dstny), Gleb Syritsa (Astana – Qazaqstan) und Per Hagenes Strand (Visma – Lease a Bike) gehörten.
Nur acht Kilometer, nachdem sich das Septett gelöst hatte, sorgte ein Massensturz für Chaos im Feld. Zu den rund 20 Fahrern, die zu Boden gingen, gehörten auch Elia Viviani und Alberto Bettiol (Ineos Grenadiers), Jonas Rutsch (EF Education – EasyPost), Jonathan Milan (Lidl – Trek), Laurenz Rex (Intermarché – Wanty) und Tim Merlier (Soudal – Quick-Step). Viviani, Rutsch und Milan mussten aufgeben, wogegen der schwer gezeichnete Vorjahresneunte Rex wie die anderen Fahrer auch zunächst das Rennen fortsetzen konnte.
Bei extrem hohem Tempo - die erste Stunde wurde mit einem Schnitt von 54,1 Kilometer absolviert – spannten sich Alpecin – Deceuninck und Lidl – Trek vor das Feld, das den Ausreißern keinen größeren Vorsprung zugestand.
Nach einer langen Verfolgungsjagd schlossen 180 Kilometer vor dem Ziel Dusan Rajovic (Bahrain Victorious) und Dries de Bondt (Decathlon – AG2R La Mondiale) zu den sieben Ausreißern auf. Den ersten der insgesamt 29 Sektoren nahm die Gruppe mit 1:30 Minuten Vorsprung in Angriff. Im dritten Sektor fiel Syritsa mit Defekt zurück, da lagen die Ausreißer nur noch eine Minute vor den Verfolgern.
150 Kilometer vor dem Ziel nahm Alpecin – Deceuninck das Feld im vierten Sektor auf die Windkante, wobei unter anderem Pedersen zunächst abgehängt wurde, aber wenig später wieder den Anschluss schaffte. Durch das extrem hohe Tempo wurde die Spitzengruppe allerdings schon 140 Kilometer vor dem Ziel eingeholt. Van der Poel und Philipsen hatten zu diesem Zeitpunkt noch vier Helfer bei sich. Die sorgten auf den nächsten Kilometern für eine Verkleinerung der größeren ersten Gruppe, die ihren Vorsprung auf die Verfolger weiter ausbaute.
96 Kilometer vor dem Ziel stand der berühmte Wald von d’Arenberg auf dem Programm. Pedersen gewann den Sprint zur neu eingebauten Schikane, die ohne Zwischenfälle durchquert wurde, und nahm den als Sektor 19 von der Spitze weg in Angriff. Rund einen Kilometer vor Ende des Pavé-Abschnitts zog van der Poel erstmals am Horn - nur Pedersen, Teamkollege Philipsen und Mick van Dijke (Visma – Lease a Bike) konnten dem Weltmeister folgen.
Degenkolb musste nach dem Sektor wegen eines Platten das Rad wechseln, kurz darauf ereilte Philipsen das gleiche Schicksal. Auch der Mailand-Sanremo-Gewinner musste vom Rad und einige Zeit warten, weil kein Teamfahrzeug hinter ihm war. Van der Poel, Pedersen und van Dijke hielten die Beine still und wurden schließlich einer neunköpfigen Verfolgergruppe um Politt eingeholt.
Der Dritte der Flandern-Rundfahrt reagierte dann ebenso wie Stefan Küng (Groupama – FDJ) schnell auf Gianni Vermeersch (Alpecin – Deceuninck), der nach einem Defekt von Pedersen attackierte. Der Belgier beteiligte sich danach aber nicht mehr an der Führungsarbeit. Dahinter kam eine größere Gruppe mit Pedersen und Degenkolb wieder an die ersten Verfolger um van der Poel heran.
Das neue Spitzentrio fuhr sich einen Vorsprung von rund 40 Sekunden heraus und zwang Lidl – Trek zur Reaktion. Pedersen konnte dabei auf Edward Theuns und Mathias Vacek bauen, wobei der Belgier im darauf folgenden Sektor zurückfiel. Dennoch wurde die kleine Spitzengruppe 69 Kilometer vor dem Ziel wieder eingeholt.
Neun Kilometer später machte van der Poel schließlich Ernst. Auf dem Sektor 13 - Orchies – trat der Topfavorit an und ließ alle seine Konkurrenten stehen. Am Ende des 1,7 Kilometer langen Pavé-Abschnitts hatte sich van der Poel bereits zehn Sekunden Vorsprung herausgefahren und baute diesen schnell aus, weil sich die Verfolger nicht einig waren. Eingangs von Mons-en-Pévèle (Sektor 11) lag der Spitzenreiter bereits mit mehr als einer Minute vorn. Schließlich zog Politt auf dem Kopfsteinpflaster das Tempo an und löste sich mit Philipsen, Pedersen, Küng und dessen Teamkollegen Laurence Pithie.
Der junge Neuseeländer fiel aber 28 Kilometer vor dem Ziel nach einem Sturz aus dem Quintett heraus. Zwar erhielt Pithie kurz darauf Begleitung von Vermeersch, doch das Duo kam auch mit vereinten Kräften nicht näher an die Gruppe um Politt heran. Für Groupama – FDJ kam es aber noch bitterer: Küng verlor nach einer Attacke von Philipsen in Sektor 3 - Gruson – zwölf 12 Kilometer vor dem Ziel den Anschluss. Zudem diesem Zeitpunkt hatte der wie entfesselt fahrende van der Poel seinen Vorsprung auf drei Minuten ausgebaut.
Nach seinem Angriff, den Pedersen neutralisierte, fuhr auch Philipsen mit durch die Führung, so dass Küng nicht mehr aufschließen konnte. Während van der Poel die letzten Meter des Rennens genießen konnte und nur eine Woche nach der Flandern-Rundfahrt ungefährdet seine zweiten Sieg bei einem diesjährigen Monument einfahren konnte, kam es genau drei Minuten hinter ihm im Velodrome zum Dreikampf um Rang zwei.
Politt, der schwächste Sprinter des Trios, versuchte in der letzten Kurve seine Konkurrenten mit einem frühen Antritt zu überraschen, wurde aber von Pedersen und Philipsen in die Zange genommen. Der Weltmeister von Harrogate 2019 wählte die Außenbahn, wogegen der Vorjahreszweite unten durch schlüpfte und erneut für einen Alpecin-Doppelerfolg sorgte. Pedersen holte sich den letzten freien Platz auf dem Podium, während Politt mit dem vierten Platz zufrieden sein musste.
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