RSNplusVismas Norweger und ein Österreicher für Bora

15 Neoprofis, auf die Sie ein Auge haben sollten, Teil III

Von Kevin Kempf

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Johannes Staune-Mittet (Jumbo - Visma) hielt schon 2023 mit den Profis am Berg mit. | Foto: Cor Vos

08.01.2024  |  (rsn) - Acht Neoprofis schafften es 2023 unter die besten 200 Berufsradfahrer der Welt. radsport-news.com blickt zu Beginn der Saison 2024 in drei Teilen auf die interessantesten Neuankömmlinge in der WorldTour. Wer schafft direkt den Durchbruch?

Zu Teil I
Zu Teil II

Per Strand Hagenes (Jumbo - Visma)

Visma – Lease a Bike kann sich mit Per Strand Hagenes noch auf ein zweites Toptalent aus Norwegen freuen. Der Junioren-Weltmeister und Weltranglistenerste von 2021 ist ein ganz anderer Fahrertyp als Staune-Mittet und wird sogar noch höher eingeschätzt als sein Landsmann. Strand Hagenes gilt als eines der größten Radsport-Talente und ist ein Mann für die Klassiker. Schon in seinen ersten beiden U23-Jahren zeigte er, dass er sich vor den Profis nicht verstecken muss. Nachdem er bei den Junioren fast alles abgeräumt hatte, wechselte Strand Hagenes in die Niederlande zum Development-Team von Jumbo – Visma. Dort nahm er nicht nur an kleinen Rennen, sondern als Gastfahrer beim WorldTeam auch an größeren Events teil.

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Gastfahrer dürfen an Wettkämpfen bis hinauf zur Pro-Kategorie teilnehmen. Mitte März schlug der 20-Jährige erstmals auf höherem Niveau ein. Er gewann die Ronde van Drenthe (1.1) nach einem Solo und ließ dabei mehrere Profis hinter sich. Zehn Tage später sicherte er sich das neun Kilometer lange flache Zeitfahren der Olympia’s Tour (2.2U). Daraufhin durfte er mit den Großen zu den Vier Tagen von Dünkirchen (2.Pro). Dort schlug Strand Hagenes auf der Königsetappe in Cassel Romain Grégoire (Groupama – FDJ) beim Aufeinandertreffen alter Widersacher. Der Franzose war bei den Junioren sein einziger ernst zu nehmender Gegner, er wurde Zweiter bei der WM und verwies den Norweger bei der EM auf den Silberrang. Bei der Czech Tour (2.1) wurde Strand Hagenes auf der ersten Bergetappe, der für seinen kräftigen Körperbau ausgezeichnet klettern kann, hinter Florian Lipowitz (Bora – hansgrohe) Zweiter. Doch beim Münsterland Giro (1.Pro) schlug er - wieder als Gastfahrer im Profiteam – ein zweites Mal auf dem für ihn höchsten Niveau zu. Erneut kam er solo als Sieger ins Ziel, neben ihm auf dem Podium standen die Topstars Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck) und Mads Pedersen (Lidl – Trek). Strand Hagenes hatte seine besten Ergebnisse in größeren Rennen, darum ist jetzt schon klar, dass er keine Anpassungsschwierigkeiten haben sollte. Die Frage ist nur, wo er sich in die Hierarchie der starken Klassikerfraktion seiner Mannschaft einordnen kann.

Per Strand Hagenes (Jumbo - Visma) kurz nach seinem Triumph beim Münsterland Giro. | Foto: Cor Vos

Antonio Morgado (UAE Team Emirates)

Der Portugiese war 2022 Zweiter der Weltrangliste und gewann bei der Junioren-Weltmeisterschaft hinter Emil Herzog die Silbermedaille. Doch im Gegensatz zum Deutschen Morgado in der U23 sofort ein. Beim US-amerikanischen Hagens Berman Axeon holte er gleich bei seinen ersten Einsätzen in Griechenland mit dem Klassement der Tour of Rhodos (2.2) seinen ersten UCI-Sieg. Es folgten Spitzenplatzierungen beim Circuit des Ardennes (2.2), wo er Vierter wurde und bei der Volta Limburg (1.1), die der 19-Jährige zwischen den Profis auf Platz 13 beendete.

Danach ging es für längere Zeit zurück zu U23-Rennen. Beim Orlen Grand Prix (2.NC) holte Morgado einen Etappensieg und den sechsten Gesamtrang. Bei der Weltmeisterschaft errang er ein Jahr nach Silber bei den Junioren auch bei der U23 den zweiten Platz. Aus der Verfolgergruppe von Goldmedaillengewinner Axel Laurance heraus war er der Schnellste. Damit bewies er die Vielseitigkeit, die er schon bei der U19 angedeutet hatte. Von Rennen mit klassischem Profil über Zeitfahren bis hin zu Bergen konnte Morgado bei den Junioren überall ganz vorn mitfahren. In seiner ersten Saison bei der U23 und der Elite klappte es an den langen und schweren Steigungen noch nicht, trotzdem bekam der Allrounder einen Vierjahresvertrag beim Team des zweimaligen Toursiegers Tadej Pogacar.

Alexander Hajek (Bora - hansgrohe)

Per Hagenes Strand (Visma – Lease a Bike), Romain Grégoire (Groupama – FDJ), Cian Uijtdebroeks (Visma – Lease a Bike): Die Top Drei der Junioren-Weltrangliste 2021 haben den Durchbruch bereits geschafft. Der damalige Vierte wartet noch darauf. Alexander Hajek fuhr damals wie Uijtdebroeks für das Bora-Nachwuchsteam Auto Eder. Nach einem Jahr beim englischen Kontinental-Team Trinity wechselte der Österreicher vergangene Saison zu Tirol KTM, damals Kooperationspartner von Bora – hansgrohe. Nach überzeugenden Resultaten gibt Hajek 2024 im deutschen WorldTeam sein Profidebüt.

Vor allem im April und Mai lief es rund beim 20-Jährigen, der sich 2020 bei einem Trainingsunfall mit einem Auto schwere Verletzungen zugezogen hatte. Hajek begann seine Serie mit zwei Top-Ten-Platzierungen in stark besetzten italienischen 1.2U-Rennen, bevor er die schwere Tour oft he Alps (2.Pro) zu Ende fuhr. Beim Flèche Ardennaise (1.2) erreichte der Niederösterreicher als Neunter erstmals die Top Ten in einem Profirennen, beim GP Gorenjska (1.2) kletterte er zwei Wochen später als Dritter sogar aufs Podium.

Seine beste Phase rundete er als Zehnter des sehr stark besetzten und schweren Orlen Nations Grand Prix (2.NC) ab. Bevor er im zweiten Teil der Saison auf nationaler Ebene noch einige Resultate einfuhr, wurde Hajek als Siebter der Österreichischen Meisterschaft bester U23-Fahrer – und holte somit das rot-weiß-rote Trikot in dieser Kategorie.

Riley Sheehan gewann als Stagiaire Paris-Tours. | Foto: Cor Vos

Riley Sheehan (Israel – Premier Tech)

Der US-Amerikaner ist kein WorldTour-Profi und daher in dieser Auflistung fehl am Platz, doch hat sich Sheehan seinen Platz hier redlich verdient. Denn der 23-Jährige hat die Geschichtsbücher des Radsports für immer verändert, indem er den für einen Stagiaire größtmöglichen Erfolg erreichte: Den Sieg bei Paris-Tours. Praktikanten in Profiteams dürfen nur bis zur Pro-Kategorie Rennen bestreiten. In dieser Klasse gibt es wohl kein wichtigeres und traditionsreicheres Event als Paris-Tours, das Sheehan sensationell im Dreiersprint gegen den schnellen Briten Lewis Askey (Groupama – FDJ) und Tobias Johannessen (Uno-X) für sich entschied.

Wer nun denkt, dass der Coup ein Zufallstreffer war, liegt daneben. Eine Woche später überzeugte Sheehan beim schweren Japan-Cup (1.Pro) als Tagessechster und bester Fahrer seines Teams erneut. Zwei Tage zuvor war er beim Japan Cup Criterium gegen die Profikonkurrenz auf den zweiten Rang gesprintet. Aus diesen Ergebnissen lässt sich bereits ablesen, das Sheehan, der 2023 für den Drittligisten Denver Desruptors vor allem auf dem nordamerikanischen Kontinent unterwegs war, ein echter Allrounder ist.

Das bewies er zum Beispiel in den USA beim Joe Martin Stage Race (2.2), bei dem er die 2. Etappe bergauf für sich entschied und dabei unter anderem Miguel Angel Lopez hinter sich ließ. Der Kolumbianer schlug einen Tag später im Bergzeitfahren zurück und verwies Sheehan auf Rang zwei. Doch der holte sich im Sprint einer 13-köpfigen Gruppe die mittelschwere 4. Etappe und gewann letztlich die Gesamt-, Punkt- und Bergwertung. Der Leistungssprung des 250. der Weltrangliste kommt überraschend, denn in der Vergangenheit versuchte er sich bereits in Europa und war auch Teil des Israel-Ausbildungsteams, ohne dass er dabei je für Furore hätte sorgen können.

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