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07.01.2024 | (rsn) - Acht Neoprofis schafften es 2023 unter die besten 200 Berufsradfahrer der Welt. radsport-news.com blickt in drei Teilen auf die interessantesten Neuankömmlinge in der WorldTour für diese Saison. Wer schafft direkt den Durchbruch?
Leichtathletikfans wird beim Nachnamen Nerurkar vielleicht ein Licht aufgehen, denn der Brite Richard Nerurkar war in den 90er-Jahren ein Weltklasselangstreckenläufer, der unter anderem den Hamburg-Marathon gewann und über die gleiche Distanz Fünfter bei den Olympischen Spielen in Atlanta 1996 wurde. Nach seiner Karriere lebte Nerurkar in Äthiopien, wo er 2001 in Addis Abebe mit Lauflegende Haile Gebrselassie den Great Ethopien Run ins Leben rief. Zwei Jahre später wurde dort sein Sohn Lukas geboren,.
___STEADY_PAYWALL___Der mittlerweile 20-Jährige sorgte 2022 in seiner ersten U23-Saison beim Nachwuchsteam Trinity international für wenig Aufsehen. Doch das änderte sich im vergangenen Jahr. Schon im Februar wurde er Gesamtsechster und bester Nachwuchsfahrer bei O Gran Camino (2.1), wo sich Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma) überlegen den Gesamtsieg sicherte. Nerurkar ließ bei der schweren Rundfahrt mit zwei Bergetappen und einem Zeitfahren zahlreiche Profis hinter sich. Nach einer längeren Rennpause gewann er bei den U23-Rundfahrten Orlen Nations GP (2.NC) und dem Giro Next Gen (2.2U) je eine Bergetappe. Auch bei der von Florian Lipowitz (Bora – hansgrohe) dominierten Czech Tour (2.1) bewies Nerurkar sein Talent, als er auf der schwersten Etappe Fünfter wurde, was zu Platz neun im Schlussklassement reichte.
Einen weiteren hoffnungsvollen Nachwuchskletterer hat EF Education in Irland beziehungsweise in den Niederlanden ausfindig gemacht. Bei Jumbo – Visma kam Archie Ryan in der vergangenen Saison nur auf 20 Renntage. Nachdem der Ire 2021 schon fast die gesamte Saison wegen einer Verletzung verpasst hatte, zwangen ihn 2023 Knieprobleme zu einer sechsmonatigen Rennpause. Erst im August kehrte Ryan ins Renngeschehen zurück und lieferte prompt ab.
Nach Platz vier bei einem Eintagesrennen in Italien ging es direkt zur Tour de l’Avenir (2.NC). Beim U23-Highlight des Jahres gewann er die vorletzte Etappe zum Col du Mont Cenis vor dem späteren Gesamtsieger Isaac del Toro. Nachdem er die Königsetappe der Luxemburg-Rundfahrt (2.Pro) als Gastfahrer von Jumbo – Visma auf Platz sechs beendet hatte, folgte bei der Coppa Citta’ di San Daniele (1.2) der zweite und letzte Sieg der Saison. Zwei Tage zuvor hatte Ryan beim Il Lombardia Under 23 (1.2U) im Sprintduell gegen William Junior Lecerf einen weiteren Triumph verpasst.
Archie Ryan (Jumbo - Visma Development) freut sich über seinen Etappensieg bei der Okolo Slovenska. | Foto: Cor Vos
Bei den Junioren und in seinen ersten beiden U23-Jahren war der Italiener in nationalen Rennen ein zuverlässiger Ergebnisgarant, international dagegen bekam Busatto keinen Fuß auf den Boden. So war sein siebter Rang bei der letztjährigen Veneto Classic (1.1) eine Überraschung, obwohl er bei italienischen Rennen zuvor 16 (!) Top-Fünf-Platzierungen errungen hatte. Ein Sieg blieb Busatto allerdings verwehrt. Circus – ReUz – Technord, das Ausbildungsteam seines zukünftigen Arbeitgebers, holte ihn nach Belgien, so dass der 21-Jährige ein internationaleres Programm absolvieren konnte.
Gleich zum Saisonauftakt wurde er als Gastfahrer bei der WorldTour-Mannschaft von Intermarché als Kapitän eingesetzt. Bei der Muscat Classic (1.1) im Oman kam Busatto prompt als Vierter ins Ziel. Nachdem er beim Circuit des Ardennes (2.2) als Sechster überzeugen konnte, gewann er Mitte April das Lüttich-Bastogne-Lüttich der U23 (1.2U), ein Rennen, das seinen Qualitäten als endschneller Hügelspezialist perfekt liegt. Drei Wochen später wurde Busatto auch noch Zweiter des Flèche Ardennaise (1.2). Seinen zweiten Saisonsieg errang er beim Orlen GP (2.NC), der dritte folgte bei der Italienischen U23-Meisterschaft. Nach einem siebten Platz bei der U23-Europameisterschaft war er gegen Saisonende regelmäßig als Intermarché-Gastfahrer im Einsatz und verpasste bei den italienischen Herbstklassikern die Top 10 mehrmals nur knapp.
Bis 2022 fuhr der Niederländer bei Amateurteams und nahm seinen Sport nicht sonderlich ernst. Erfolge blieben folgerichtig aus, auch wenn in der regionalen Szene gemunkelt wurde, dass van den Broek richtig gut treten kann. Dann fuhr er plötzlich Resultate ein. Bei unterklassigen Wettkämpfen in Belgien und den Niederlanden sammelte er drei Siege und sechzehn Top-Fünf-Platzierungen. Grund genug für das Kontinental-Team A Bloc, dem Südholländer 2023 eine Chance zu geben.
Und die wusste van den Broek zu nutzen! Statt durch die nationale Szene zu tingeln, bestritt der 23-Jährige in der vergangenen Saison .2-Rennen in europäischen Ländern. Platz drei auf der Königsetappe der Olympia’s Tour (2.2) war noch eine Überraschung. Doch spätestens nach seinem Etappen- und Gesamtsieg bei der Ronde de l’Oise (2.2) wurde klar, dass der Hügelspezialist gekommen war, um zu bleiben. Bei den Niederländischen Meisterschaften in Süd-Limburg war van den Broek sogar das Zünglein an der Waage. Als er im Finale aus der Elitegruppe heraus attackierte, musste Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) reagieren. Als hinter ihm Dylan van Baarle (Jumbo – Visma) angriff, hatte der Top-Favorit sein Pulver verschossen. Van den Broek wurde eingeholt und kam schließlich als Achter ins Ziel.
Als Belohnung gab es zur Saisonmitte im Juli einen Vertrag bei DSM - firmenich. Zunächst noch im Nachwuchsteam unterwegs, war schnell klar, dass er 2024 zu den Profis wechseln sollte. Bevor der Wechsel Mitte Juli über die Bühne ging, holte van den Broek bei der Tour f Qinghai Lake (2.Pro) seinen dritten Saisonsieg. Im Dress von DSM folgte bei der schweren Tour Alsace (2.2), die er als Gesamtdritter abschloss, ein vierter Tageserfolg. Bei der Super 8 Classic (1.Pro) wusste van den Broek als DSM-Gastfahrer nochmals zu überzeugen. Er gehörte zur entscheidenden Gruppe um den späteren Sieger van der Poel, ehe er an einem Kreisel stürzte und ins Feld zurückfiel. Trotzdem machte van den Broek klar, dass er von Flandern bis zu den Bergen überall einsetzbar ist.
Bei Paris-Tours startete Frank van den Broek als Gastfahrer an der Seite von John Degenkolb (rechts). | Foto: Cor Vos
Im Gespräch mit RSN zeigte sich Henri Uhlig diese Saison vor allem zufrieden über das Maß an Beständigkeit, das ihn mittlerweile auszeichnet. 14 internationale Top-Ten-Platzierungen bedeuteten eine deutliche Verbesserung zum Vorjahr, als ihm deren acht gelungen waren. Dabei hatte der Deutsche, der bis 2020 auch im Cyclocross aktiv war, es nicht leicht, denn mit U23-Weltmeister Axel Laurance, Timo Kielich und Simon Dehairs hatte er im Alpecin-Nachwuchsteam starke Sprint-Konkurrenz. Dass sich Uhlig in seinem vierten und letzten U23-Jahr nicht nur gegen die teaminterne, sondern auch gegen die Profi-Konkurrenz beweisen kann, zeigte er mehrmals.
Bei der Sibiu Tour (2.1) etwa sprintete er auf zwei Etappen vorne mit, was ihm einen vierten und einen siebten Platz einbrachte. Auch bei der Tour de l’Ain, die er mit der Nationalmannschaft als letzte WM-Vorbereitung bestritt, wusste der 22-Jährige als Etappenzehnter zu gefallen. Die französische Rundfahrt läutete ein starkes Saisonfinale ein, denn auch bei der Weltmeisterschaft wurde Uhlig Zehnter. Danach sorgte er bei der Baltic Chain Tour (2.2) für den einzigen UCI-Sieg des Jahres durch einen deutschen U23-Fahrer. Als Gesamtzweiter verpasste er einen weiteren großen Erfolg zudem nur knapp. Und bei der EM belegte er nach einer starken deutschen Teamvorstellung am VAM-Berg Rang zehn.
So kann Uhlig auf zwei starke U23-Jahre zurückblicken, denn schon in seiner ersten Saison bei Alpecin konnte er 2022 mit unter anderem mit einem Etappensieg bei der Alpes Isère Tour (2.2) und dem damals noch sehr überraschenden Triumph beim prestigeträchtigen italienischen Nachwuchsrennen GP Liberazione (1.2U) überzeugen.
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