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28.07.2023 | (rsn) – Als Ricarda Bauernfeind nach ihrem Interview-Marathon in der Mixed Zone in Albi zum Teamcamper von Canyon – SRAM zurückkam, umarmte sie ihren Sportdirektor lange. "Danke", sagte die 23-Jährige dabei zu Magnus Backstedt. Der schwedische Paris-Roubaix-Sieger von 2004 ist seit dieser Saison Sportlicher Leiter bei der deutschen WorldTour-Equipe und gab Bauernfeind 36 Kilometer vor dem Ziel der 5. Etappe in Albi die entscheidende Anweisung: Fahr los!
"Der Plan mit der Attacke kam vom Auto von Maggy und ich dachte in dem Moment: Okay, ich bin eigentlich schon am Limit, aber ich mach's jetzt einfach. Vielleicht schaffe ich es dann über die nächste Bergwertung und muss da keine Attacken mitgehen, was ich ja nicht ganz so gern mag", hatte Bauernfeind radsport-news.com einige Minuten vor der herzlichen Umarmung erzählt. "Dass die Lücke dann so groß geworden ist, damit habe ich nicht gerechnet."
Bis auf 1:30 Minuten baute Bauernfeind ihren Vorsprung nach ihrem Angriff aus, bevor im nur noch 32-köpfigen Hauptfeld Marlen Reusser für SD Worx die Verfolgung übernahm. Doch selbst die für ihren riesigen "Motor" bekannte Schweizerin knabberte von Bauernfeinds Vorsprung nicht genug ab.
___STEADY_PAYWALL___ Als Reusser und Liane Lippert in der letzten Abfahrt des Tages unbeabsichtigt aus der Gruppe wegrollten, hatte Bauernfeind noch immer rund eine halbe Minute Vorsprung – und die neue Konstellation spielte ihr sogar in die Karten. Denn ohne Lotte Kopecky am Hinterrad zog Reusser nicht mehr voll durch. Bauernfeind dagegen gab an der Spitze alles – bis zum Zielstrich. Nicht mal zum Jubeln nahm sie sich vor der Linie noch Zeit. Stattdessen rollte sie ins Ziel und hielt dann nur ungläubig die Hand vor ihren Mund.
Im Ziel in Albi konnte Bauernfeind erstmal kaum glauben, was sie gerade geschafft hatte. | Foto: Cor Vos
"Ich wusste im letzten Kilometer keinen Abstand mehr, aber ich wollte mich auch nicht umschauen, sondern einfach erst über die Ziellinie fahren und dann weiterschauen, ob ich gewinne", sagte Bauernfeind später und benutzte dann ein Wort, das ihren Sensations-Coup in Albi wohl am besten beschrieb und das sie im Interview immer wieder verblüfft wiederholte: "Wahnsinn!"
Aus dem Strahlen kam die DM-Dritte von 2021 im Ziel nicht mehr heraus, ihre Emotionen schildern konnte sie aber kaum: "Wahnsinn, unglaublich. Ich glaube, das kann ich jetzt noch gar nicht beschreiben. Ich werde ein bisschen Zeit brauchen, aber ja, das ist Hammer", so die Eichstätterin.
Sich selbst hatte sie am Fluss Tarn "definitiv" überrascht, wie Bauernfeind sagte, ihr Umfeld aber nicht. "Ricarda kann schon was, Berg und Zeitfahren sind ihre beiden Disziplinen und heute hat sie es super umgesetzt", freute sich Team-Manager Ronny Lauke und Bauernfeinds neuer Trainer Stephen Gallagher erklärte radsport-news.com: "Was sie heute geleistet hat, ist nicht so sehr anders wie lange Leistungen an einem Berg. Offensichtlich hat sie sich von den letzten Tagen gut erholt. Es ist immer etwas unklar, bei so jungen Sportlerinnen, wie sie damit klarkommen. Aber wir haben bei der Vuelta auf der Covadonga-Etappe gesehen, dass sie nach sieben Tagen noch gut fahren kann."
"Sie hat seit dem Winter hierauf hingearbeitet. Wir wussten, dass sie bergauf stark ist, wollten sie aber auch etwas mehr zu einer Allrounderin machen. Um auf diesem Level mitzufahren, muss man auf verschiedenen Terrains klarkommen. Das hat sie in den letzten Tagen an den kurzen, punchy Anstiegen gezeigt, dass sie da eine große Entwicklung gemacht hat", so der Ire weiter, der aber die Fortschritte der 23-Jährigen vor allem einem Deutschen zuschrieb:
"Sie hat lange mit Mario Vonhof gearbeitet, der auch ein großartiger Coach ist und ein sehr guter Mentor für sie", sagte Gallagher. Bis Mai war der gebürtige Berliner Vonhof, der ebenfalls als Sportlicher Leiter für Canyon – SRAM arbeitet, der persönliche Trainer des riesigen Talents, erst seit Juni macht Gallagher ihre Trainingspläne.
Als Bauernfeind Anfang Mai bei der Vuelta a Espana ihren internationalen Durchbruch auf WorldTour-Level schaffte und bei der ersten Bergankunft am Mirador de Penas Llanas hinter Demi Vollering und Annemiek van Vleuten Dritte sowie am Schlusstag hinauf zu den Lagos de Covadonga genau wie in der Gesamtwertung Fünfte wurde, war das in erster Linie neben ihrem eigenen also noch Vonhofs Verdienst.
Der Erfolg dort in Spanien, er gab Bauernfeind viel Selbstvertrauen, wie sie radsport-news.com vor dem Tour-Start erklärte: "Ich neige dazu, an mir zu zweifeln. Aber dass die zwei harten Tage dort so gut liefen, hat mir gezeigt, dass es keine Eintagsfliege war, sondern dass ich ganz vorne mitfahren kann, wenn ich gut drauf bin."
Dass sie auch bei der Tour gut drauf ist, das hat sie in Albi nun eindrucksvoll bewiesen. Auch wenn sie an den ersten vier Tagen etwas Zeit verlor – das war keine Überraschung, weil ihr das Positionieren im Feld, die kurzen Steigungen und explosiven Antritte, die dort gefragt waren, noch nicht so gut liegen - rangiert sie nun mit 1:38 Minuten Rückstand aufs Gelbe Trikot und nur 49 Sekunden hinter der Gesamtzweiten Ashleigh Moolman-Pasio (AG Insurance – Soudal – Quick-Step) auf dem neunten Gesamtrang.
Ricarda Bauernfeind (Canyon – SRAM) auf dem Weg zum Solosieg in Albi. | Foto: Cor Vos
Die Top 10 im Klassement scheinen tatsächlich möglich. Das war ihr zwar vor dem Tour-Start zuzutrauen, doch davon sprechen wollte Bauernfeind nicht. "Ich habe keine Leaderrolle und darüber bin ich auch ganz froh", sagte Bauernfeind da. "Wir gehen von Tag zu Tag und schauen dann zur Mitte der Woche, wie die Gesamtwertung aussieht."
Nach ihrem Sieg in Albi kurz nach Tour-Halbzeit wollte sie aber trotzdem erstmal keine Gedanken an den Kampf ums Podium oder die Top 5 oder Top 10 verschwenden. "Natürlich: Am Tourmalet fahre ich alles, was die Beine hergeben. Aber jetzt genieße ich erstmal heute und dann schaue ich weiter", sagte sie und Gallagher erklärte, dass für ihn nun vor allem wichtig sei, wie gut die 23-Jährige regeneriere.
"Das war ein sehr, sehr hartes 30-Kilometer-Zeitfahren zum Schluss. Aber wir sind hoffnungsvoll, dass sie sich erholen wird", so der Ire. "Es war sehr heiß und so mussten wir sie nach der Etappe sofort kühl halten und gut versorgen. Natürlich kommen mit dem Sieg jetzt viele Verpflichtungen im Anschluss, aber das ist eine schöne Unannehmlichkeit. Jetzt haben wir vor dem Tourmalet noch einen Tag, um zu sehen, wie sie sich erholt. Auch wenn das natürlich trotzdem keinesfalls ein Erholungstag ist."
Nach der flacheren Etappe nach Blagnac an den Flughafen von Toulouse am Freitag wartet am Samstag endlich der Tag, auf den sich Bauernfeind schon vor der Tour freute: über den Col d'Aspin auf den Col du Tourmalet. Besichtigt hat das Team Canyon – SRAM die Etappe im Juni. Während des Besichtigungs-Trips schlug sie sich ihr Knie an, was sie bei den Deutschen Meisterschaften in Bad Dürrheim Ende Juni einschränkte. Bauernfeind weiß also, was sie erwartet. Und natürlich hat sie auch die Etappe der Männer-Tour gesehen, die vor wenigen Wochen dort entlangführte und auf der Jonas Vingegaard und Tadej Pogacar sich erstmals auf Augenhöhe duellierten.
Auch Zeitfahren wie am Sonntag in Pau kann Bauernfeind sehr gut: Bei der DM 2022 gewann sie den U23-Titel, hätte mit ihrer Zeit aber auch das Elite-Rennen auf derselben Strecke kurz danach vor Lisa Brennauer gewonnen. | Foto: Cor Vos
"Wenn man den Berg schon selbst gefahren ist, fügt sich das beim Schauen des Mänerrennens alles zusammen und man schaut genau, wie sie dort wo fahren. Aber ich denke, bei uns wird es vorher am Aspin schon mehr auseinandergehen, so dass wir den Tourmalet gar nicht mehr mit einer so großen Gruppe erreichen. Es wird daher ganz anders gefahren werden, als bei den Männern, aber ich habe trotzdem natürlich ganz genau hingeschaut", erzählte Bauernfeind vor dem Tour-Start.
Am Samstag nun werden alle Anderen ganz genau hinschauen, wenn sie dort hinauffährt und um die Top Ten bei ihrem Tour-Debüt kämpft – vier Jahre, nachdem sie ihre aktive Radsportlaufbahn schon beenden wollte und sich erstmal auf ihr Lehramts-Studium konzentrierte, wie sie in einem Video-Porträt ihres Teams kurz vor dem Tour-Start erzählte. Das, da darf man sicher sein, hat der Leipziger Rennstall nicht zufällig produziert.
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