Titelverteidiger 1:38 Minuten schneller als der Slowene

Vingegaard deklassiert Pogacar im Zeitfahren von Combloux

Foto zu dem Text "Vingegaard deklassiert Pogacar im Zeitfahren von Combloux"
Jonas Vingegaard (Jumbo - Visma) hat das Zeitfahren der 110. Tour de France gewonnen. | Foto: Cor Vos

18.07.2023  |  (rsn) - Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma) hat Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) im Einzelzeitfahren der 16. Etappe bei der Tour de France in Combloux deutlich in die Schranken gewiesen und um 1:38 Minuten bezwungen. Der dänische Titelverteidiger gewann den Kampf gegen die Uhr in der Zeit von 32:36 Minuten und baute seine Führung in der Gesamtwertung damit auch auf 1:48 Minuten gegenüber dem Slowenen aus. Tagesdritter wurde mit 2:51 Minuten Rückstand Vingegaards belgischer Teamkollege Wout van Aert.

“Ich habe mich gut gefühlt, das war das beste Zeitfahren, was ich jemals gemacht habe. Ich bin echt stolz auf diesen Sieg. Ich dachte nicht, dass ich der Beste sein würde. Ich habe mich selbst überrascht, traute mir das, was ich heute geleistet habe, nicht zu“, kommentierte der 26-jährige Vingegaard im Ziel-Interview seinen insgesamt dritten Tour-Tagessieg.

An seiner Überlegenheit an diesem Tag ließ der Mann im Gelben Trikot von Anfang an keinen Zweifel aufkommen. Vingegaard war schon an der ersten von drei Zwischenzeiten um 16 Sekunden schneller als Pogacar und baute danach seinen Vorsprung kontinuierlich aus. “Ich würde das Zeitfahren in vier Teile unterteilen. Zuerst kamen das Flachstück und der Berg. Dort musstest du voll ans Limit gehen und Dich dann in der Abfahrt wieder erholen und ein wenig im Flachen zurückhalten. Der letzte Berg war dann fast Vollgas, mit etwas Reserve für das letzte Stück. Ich bin sehr happy über den Sieg, es ist mein erster Zeitfahrsieg in der Tour und auf den bin ich richtig stolz“, sagte Vingegaard, der im Gegensatz zu Pogacar seine Zeitfahrmaschine vor dem letzten Berg nicht gegen sein Straßenrad eintauschte.

Hinter van Aert, der weiter auf seinen zehnten Tour-Etappensieg warten muss aber als Dritter “best of the rest“ war, landeten der Spanier Pello Bilbao (Bahrain Victorious / + 2:55) und der Brite Simon Yates (Jayco – AlUla / + 2:58) sowie der Franzose Rémi Cavagna (Soudal – Quick-Step / + 3:06) auf den Plätzen vier bis sechs.

Pogacars Edelhelfer Adam Yates (+ 3:12) wurde Tagessiebter und schob sich am vom vierten auf den dritten Gesamtrang vor. Der Brite liegt bei 8:52 Minuten Rückstand zum Gelben Trikot von Vingegaard nun fünf Sekunden vor dem Spanier Carlos Rodriguez (Ineos Grenadiers).

Hindley verliert weiter Boden, Gall klettert in Top Ten

Bora-hansgrohe-Kapitän Jai Hindley war als Etappen-24. (+ 4:37) der mit Abstand Schwächste unter den Top-Ten-Fahrern aus der Gesamtwertung, bleibt 11:15 Minuten hinter Vingegaard aber Gesamtfünfter. Dagegen schob sich der Österreicher Felix Gall (AG2R – Citroen) als Etappen-13. (+ 3:40) auf den zehnten Platz im Gesamtklassement vor.

Während Vingegaard seine Führung auch deutlich ausbaute und die Tour de France wohl bereits vorentschied, bleibt Pogacar im Weißen Trikot als bester Fahrer unter 25 Jahren. Grün trägt weiter Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) und die Mannschaftswertung führt weiter Jumbo – Visma an.

Das Bergtrikot behielt Giulio Ciccone (Lidl – Trek). Der Italiener hatte sich im Zeitfahren einzig und allein auf die steilen 2,8 Kilometer an der Cote de Domancy konzentriert, die für die Bergwertung relevant waren, und fuhr auf diesem Abschnitt die Bestzeit. Dadurch hat er nun 63 Bergpunkte auf dem Konto – fünf mehr als Neilson Powless (EF Education – EasyPost) aber auch nur sechs mehr als Vingegaard.

So lief die 16. Etappe der Tour de France:

Während die ersten 40 Starter allesamt mehr als 37 Minuten für den 22,4 Kilometer langen Kurs brauchten, setzte als 42 Mann von der Startrampe Mads Pedersen (Lidl – Trek) in 36:06 Minuten den ersten echten Richtwert. Nur sieben Minuten danach aber kam bereits Remi Cavagna (Soudal – Quick-Step) in 35:42 Minuten ins Ziel und besetzte nun für sehr lange Zeit den Hot Seat des Zeitschnellsten. Ein Konkurrent nach dem anderen scheiterte an der Bestmarke des Franzosen.

Cavagna und Pedersen hatten im Tal am Fluss Arve auf einem fünf Kilometer langen Flachstück auf breiter Straße von Rückenwind profitiert, den später gestartete Fahrer nicht mehr zur Hilfe hatten. Das bekamen auch die Zeitfahr-Asse Stefan Küng (Groupama – FDJ) und Wout van Aert (Jumbo – Visma) zu spüren, die nach sieben Kilometern noch auf Tuchfühlung mit Cavagna waren, am Fuß der Schlusssteigung aber deutlich Boden verloren hatten. Van Aert lag dort sogar bereits 20 Sekunden zurück.

Das Profil der 16. Etappe der Tour de France. | Foto: ASO

Küng ging nach einem Wechsel aufs Straßenrad dann am Berg ein, aber van Aert hielt dagegen. Der Belgier wechselte – genau wie übrigens Cavagna – nicht aufs Straßenrad, sondern fuhr am Berg mit dem Zeitfahrrad weiter. Damit waren die Beiden bis dahin Außenseiter, denn die meisten Fahrer stiegen unterwegs um. Im Ziel übernahm Van Aert anschließend in 35:27 Minuten die Spitze von Cavagna um 15 Sekunden.

Vingegaard vom Start weg eine Klasse für sich

Als dann aber Pogacar und Vingegaard als letzte zwei Starter auf die Strecke gingen, stellten die beiden Top-Favoriten schnell klar: Der Sieg würde nur über sie gehen. Schon am ersten Messpunkt nach 7,1 Kilometern war Pogacar 26 Sekunden schneller als der an dieser Stelle bis dahin noch Schnellste Küng – und knapp zwei Minuten danach unterbot Vingegaard den Slowenen nochmal um 16 Sekunden. An der zweiten Zwischenzeit nach 16 Kilometern führte der Däne sogar bereits um 31 Sekunden vor dem Slowenen, der kurz danach wie geplant vom Zeitfahr- aufs Straßenrad umstieg.

Am Ende der steilen 2,8 Kilometer zur Cote de Domancy wurden aus der halben Minute bereits 65 Sekunden und auf den letzten Metern kam Vingegaard sogar immer näher an den zwei Minuten vor ihm gestarteten Pogacar heran und erreichte den Zielstrich lediglich 22 Sekunden nach ihm, was einen Sieg mit 1:38 Minuten Vorsprung bedeutete.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

10.01.2024“Wir brauchen keine vier Soßen“: Wie Roglic Bora besser macht

(rsn) – Primoz Roglic macht Bora – hansgrohe besser. Das lässt sich schon sagen, bevor der Slowene überhaupt ein einziges Rennen gefahren ist. Während sich das erst Anfang März ändern und Rog

07.10.2023Thomas: “Ineos Grenadiers ist ein Team im Wandel“

(rsn) – Der letzte Tour-de-France-Sieg liegt schon vier Jahre zurück und vor allem daran lässt sich ablesen, dass Ineos Grenadiers längst nicht mehr das beste Grand-Tour-Team der Welt ist. Dennoc

30.07.2023Niewiadoma machte ihre Hausübungen für die Pyrenäen

(rsn) – Als am Col d‘Aspin auf der 7. Etappe der Tour de France Femmes die beiden Favoritinnen Demi Vollering (SD Worx) und Annemiek Van Vleuten (Movistar) erstmals in die Offensive gingen, konnte

27.07.202320 Sekunden Zeitstrafe: Vollering und SD Worx entsetzt

(rsn) – Der Kampf um den Gesamtsieg bei der Tour de France Femmes, er war bislang einer um Sekunden. Lediglich deren acht hatte Demi Vollering (SD Worx) an den ersten vier Tagen mit großem Aufwand

27.07.2023Cofidis erfolgreich, aber Geschke “nicht so gut drauf“

(rsn) – Am Sonntag erwartete Simon Geschke (Cofidis) seine Teamkollegen in Paris zum großen Finale der 110. Tour de France, die er auf der 18. Etappe aufgrund heftiger Magenprobleme verlassen musst

26.07.2023Vingegaard euphorisch in Kopenhagen empfangen

(rsn) – Der Sieger der Tour de France, der Däne Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma), wurde am Mittwochnachmittag in Kopenhagen von mehreren 10000 Menschen empfangen. Eine große Menge versammelte si

25.07.2023Buchmann zweifelt an seinem Comeback als GC-Fahrer

(rsn) - Für einen Moment war die Hoffnung wieder da. Die Hoffnung darauf, einen Emanuel Buchmann zu sehen, wie er sich im Juli 2019 bei der Tour de France präsentiert und dabei einen sensationellen

24.07.2023Tour-Achter Gall derzeit kein Thema für Bora - hansgrohe

(rsn) – Auch wenn ab August wieder Wechsel verkündet werden dürfen: Bora – hansgrohe und Felix Gall (AG2R - Citroën) werden nicht in einem Satz auftauchen. Nach der starken Vorstellung des Öst

24.07.2023Auch ohne Etappensiege imponieren Bauhaus und Zimmermann

(rsn) – Wie im Vorjahr kein Etappensieg und kein Fahrer in den vordersten Regionen des Klassements: Die Bilanz der nur sieben deutschen Starter bei der 110. Tour de France liest sich auf den ersten

24.07.2023Rückblick: Die 110. Tour de France in Zahlen

(rsn) – Drei hart umkämpfte Wochen, 21 Etappen und insgesamt 3405 Kilometer liegen hinter den Teilnehmern der diesjährigen Tour de France. Radsport-news.com blickt auf die 110. Frankreich-Rundfah

24.07.2023Pogacar vs. Vingegaard: Wer ist der beste Rundfahrer?

(rsn) – Wer ist der beste Rundfahrer der Welt? Für diesen inoffiziellen Titel kommen derzeit nur zwei Profis in Betracht: Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma) und Tadej Pogacar (UAE Team Emirates). D

24.07.2023Jumbo - Visma führt auch die Preisgeldliste der Tour an

(rsn) – Jumbo – Visma stellt mit Jonas Vingegaard nicht nur wie im vergangenen Jahr den Toursieger, sondern hat auch beim Preisgeld der 110. Ausgabe der Frankreich-Rundfahrt wieder abgeräumt. In

Weitere Radsportnachrichten

11.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

11.05.2024Highlight-Video der 8. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Die 8. Etappe des 107. Giro d´Italia hätte eine für kletterstarke Ausreißer sein können. Entsprechend groß war der Kampf um die Plätze in der Spitzengruppe zu Beginn und entsprechend

11.05.2024Geschke und Steinhauser beeindrucken in glückloser Gruppe

(rsn) – Zwei Deutsche haben die 8. Etappe des Giro d´Italia quer durchs Apennin in Richtung Bergankunft in Prati di Tivo maßgeblich mitgeprägt: Simon Geschke (Cofidis) und Georg Steinhauser (EF E

11.05.2024Flachetappe in die Hauptstadt der Pizza-Liebhaber

(rsn / ProCycling) – Die Verbindung der Rennorganisatoren RCS mit Neapel scheint in den letzten Jahren besonders eng geworden zu sein. Zum dritten Mal in Folge schlägt der rosa Zirkus seine Zelte i

11.05.2024Teamkollegen überredeten Pogacar, im Apennin auf Sieg zu fahren

(rsn) - Normalerweise sagt im Radsport der Kapitän, wann und wie er auf Sieg fahren will. Das ist sicher auch bei Tadej Pogacar und seinem UAE Team Emirates so. Mit dem Unterschied, dass die Mannscha

11.05.2024Sturz in Spitzengruppe raubte Santic - Wibatech die Siegchance

(rsn) - Bei der Silesian Classic (1.2), einem neuen UCI-Eintagesrennen in Polen, hätte sich das deutsche Team Santic - Wibatech beinahe den Premierensieg gesichert. Nach 160 Kilometern fuhren die be

11.05.2024Fleche du Sud: Rüegg auf Podiumskurs, Rapp und Peter lauern

(rsn) - Das 18,6 Kilometer lange Einzelzeitfahren am Vorschlusstag des Fleche du Sud (2.2) hat nur wenig Veränderungen im Gesamtklassement gebracht. So geht weiterhin der Niederländer Pim Ronhaar (

11.05.2024Martinez hatte den Sieg vor Augen, bis Pogacar antrat

(rsn) – Mit dem Tagessieg bei der Apennin-Bergankunft in Prati di Tivo hat es für Bora – hansgrohe auf der 8. Etappe des Giro d´Italia nicht geklappt. Überflieger Tadej Pogacar (UAE Team Emirat

11.05.2024Thomas “überrascht, dass andere abgehängt wurden“

(rsn) – Zwei Minuten Zeitverlust auf Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) im Einzelzeitfahren am Freitag: Die Aussichten für Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) vor der zweiten Bergankunft des 107. Giro

11.05.2024Großschartner: “Der Etappensieg war eigentlich nicht unser Ziel“

(rsn) – Das Finale der 8. Etappe des Giro d’Italia (2.UWT) ging Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) eher gemächlich an. Statt einer frühen Attacke verließ sich der Slowene auf seine SprintqualitÃ

11.05.2024Pogacar holt Etappensieg Nr. 3, diesmal im Sprint am Berg

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat einen Tag nach seinem zweiten Etappensieg beim 107. Giro d’Italia gleich den dritten nachgelegt. Auf der 8. Etappe von Spoleto zur Bergankunft von Pra

11.05.2024Nys lässt Hirschi und Co. im Bergaufsprint keine Chance

(rsn) – Thibau Nys (Lidl – Trek) hat bei der Ungarn-Rundfahrt seinen zweiten Etappensieg in Folge gefeiert. 24 Stunden nachdem der 21-jährige Belgier an der Bergankunft von Gyöngyös-Kékestö d

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)