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28.12.2022 | (rsn) - Große Siege und bittere Niederlagen, dramatische Szenen und kuriose Ereignisse: Das Radsportjahr 2022 hatte viel zu bieten. Radsport-news.com blickt in einer vierteiligen Serie auf die letzten zwölf Monate zurück.
Januar
Das Jahr begann für Elisabeth Brandau (EBE Racing) und Marcel Meisen (Stevens) ausgesprochen erfolgreich. Brandau konnte bei den Deutschen Cross-Meisterschaften in Luckenwalde ihren fünften Titel in Folge bejubeln, Meisen war nur einen Tag später zum insgesamt siebten Mal bei den Männern erfolgreich. Die beiden deutschen Aushängeschilder spielten allerdings Ende des Monats bei der Cross-WM in Fayetteville / USA keine Rolle. Im Frauenrennen sicherte sich Marianne Vos (Jumbo - Visma) ihr achtes WM-Gold im Gelände – es war zugleich ihr erster Cross-Titel seit 2014. Bei den Männern ging die Goldmedaille an den Briten Tom Pidcock (Ineos Grenadiers), der sich in Abwesenheit der beiden Top-Stars Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) und Wout van Aert (Jumbo – Visma) erstmals das Regenbogentrikot überstreifen durfte.
Während in Australien mit der Tour Down Under das erste WorldTour-Rennen der Saison wegen der Corona-Pandemie zum zweiten Mal in Folge abgesagt werden musste, startete die europäische Straßensaison wie geplant mit dem GP Valenciana (1.2). Das spanische Eintagesrennen gewann der Italiener Giovanni Lonardi (Eola – Kometa).
Bei einer Trainingsausfahrt in seiner kolumbianischen Heimat zog sich Egan Bernal (Ineos Grenadiers) bei einem Zusammenstoß mit einem am Straßenrand parkenden Bus mehrere Knochenbrüche, einen Hämopneumothorax und Wirbelsäulenverletzungen zu. Erst im August konnte der Kolumbianer bei der Dänemark-Rundfahrt ins Feld zurückkehren. Angesichts der Schwere der Verletzungen war es dennoch ein kleines Wunder, dass der frühere Tour- und Giro-Sieger sich so schnell von seinen schweren Verletzungen erholen konnte.
Februar
Nachdem er bereits im Mai 2021 seine Saison beenden musste, kehrte Lennard Kämna (Bora – hansgrohe) erfolgreich aus seiner Zwangspause zurück. Bereits im Februar zeigte sich der Fischerhuder bei der Andalusien-Rundfahrt (2.Pro) von seiner besten Seite und feierte auf der Schlussetappe einen frühen ersten Saisonsieg, dem er im Jahresverlauf noch drei weitere folgen ließ.
Bei der ersten WorldTour-Rundfahrt des Jahres gelang Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) die Titelverteidigung. Der Slowene gewann in der Heimat seines Teams die UAE Tour (2.UWT) souverän und startete damit auch eine kleine Serie: Bis zur Tour de France (2.UWT) blieb Pogacar bei Rundfahrten ungeschlagen.
Das erste WorldTour-Eintagesrennen, Omloop Het Nieuwsblad, entschied Wout van Aert (Jumbo – Visma) mit einem famosen Solo für sich. Der Belgier attackierte bei seinem ersten Saisoneinsatz am Bosberg 13 Kilometer vor dem Ziel und brachte gegen starke Konkurrenz einen Vorsprung von 22 Sekunden ins Ziel.
März
Strade Bianche (1.UWT) lieferte mit seinen Passagen über die Schotterpisten der Toskana nicht nur wieder spektakuläre Bilder. In Erinnerung blieb das italienische Eintagesrennen rund um Siena in diesem Jahr vor allem wegen des spektakulären Sturzes von Weltmeister Julian Alaphilippe (Quick-Step Alpha Vinyl), der von einer Windböe erfasst und nach einem Salto im Straßengraben landete. In sportlicher Hinsicht beeindruckend war dagegen Pogacars 50-Kilometer-Solo, mit dem sich der Slowene den Sieg holte.
Bei der kurz darauf folgenden Fernfahrt Tirreno-Adriatico (2.UWT) setzte Pogacar seinen Lauf fort, während sein vermeintlich großer Tour-Rivale Primoz Roglic (Jumbo - Visma) das parallel stattfindende Fernfahrt Paris-Nizza (2.UWT) für sich entschied. In Italien sorgte Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) für den ersten WorldTour-Saisonsieg eines deutschen Profis. Der schnelle Kölner setzte sich auf der Schlussetappe von Tirreno-Adriatico im Massensprint durch. Auf kuriose Art schied Kevin Geniets (Groupama - FDJ) bei Paris-Nizza aus. Den Luxemburger holte vor dem Start der 6. Etappe eine vom Wind verwehte Werbetafel vom Rad. Geniets zog sich dabei eine Wadenverletzung zu und konnte deshalb nicht mehr zur Schlussetappe antreten.
Mailand-Sanremo (1.UWT) stand im Zeichen des Comebacks von Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck), der seine langwierigen Rückenprobleme endlich überstanden hatte. Bei seinem Comeback belegte der Niederländer einen imponierenden dritten Rang. Gegen die Abfahrtskünste von Matej Mohoric (Bahrain Victorious) den Poggio hinab war aber auch van der Poel machtlos. Mohoric setzte dabei einen Dropper Post – eine versenkbare Sattelstütze – wirkungsvoll ein und fuhr sich mit Hilfe dieser technischen Innovation den entscheidenden Vorteil gegenüber der Konkurrenz heraus.
Der Auftakt der Katalonien-Rundfahrt (2.UWT) einen Tag nach Mailand-Sanremo wurde von dramatischen Szenen überschattet. Im Ziel der 1. Etappe brach Mohorics Teamkollege Sonny Colbrelli zusammen und musste noch an Ort und Stelle wiederbelebt werden. Im Krankenhaus wurde dem Italiener ein Defibrillator implantiert, Ende des Jahres schließlich musste Colbrelli auch offiziell sein Karriereende mitteilen.
Bei einem schweren Zusammenstoß mit einem Auto, das ihm bei einer Trainingsausfahrt nahe seiner Heimat Neuwied die Vorfahrt genommen hatte, zog sich Max Walscheid (Cofidis) innere Verletzungen zu. Dennoch hatte der Sprinter Glück im Unglück, kam er doch ohne Knochenbrüche davon. Für Walscheid war es bereits die zweite Nahtoderfahrung seiner Karriere, nachdem er vor einigen Jahren im Training schon einmal angefahren worden war. Für den klassikerfesten Sprinter kam der Unfall zum ungünstigsten Zeitpunkt. Mit seinem Sieg beim GP Denain (1.Pro) und Rang vier bei Brügge - DePanne (1.UWT) präsentierte sich Walscheid kurz vor den großen Klassikern in bestechender Verfassung, musste nach dem Unfall aber sechs Wochen pausieren.
Für einen historischen Sieg sorgte Biniam Girmay (Intermarché – Wanty Gobert). Der Eritreer gewann mit Gent-Wevelgem als erster afrikanischer Profi ein WorldTour-Eintagesrennen. Nicht ganz so überraschend kam dagegen bei Dwars door Vlaanderen (1.UWT) van der Poels erster Saisonsieg.
Freud und Leid lagen bei Pascal Ackermann (UAE Team Emirates) nah beieinander. Der Pfälzer fuhr zunächst bei der Bredene Koksijde Classic (1.Pro) den ersten Sieg im Trikot seines neuen Teams heraus, stürzte nur wenige Tage danach aber schwer und zog sich dabei einen Steißbeinbruch zu. Die Verletzung wurde allerdings erst einige Wochen später diagnostiziert und hatte eine mehrwöchige Rennpause zur Folge.
Ebenfalls im März gewann Jon Knolle (Saris Rouvy Sauerland) den Auftakt der Rad-Bundesliga in Bruchsal. Knolle und sein Team sollten die nationale Rennserie über weite Strecken dominieren, so dass schließlich der Sieg in der Einzel- und in der Mannschaftsgesamtwertung heraussprang.
Für Gazprom - Rusvelo hatte der russische Angriffskrieg auf die Ukraine böse Folgen. Der Radsportweltverband UCI entzog dem vom russischen Staatskonzern Gazprom finanzierten Zweitdivisionär die Lizenz. Da Team-Manager Renat Khamidulin auf der Suche nach einem nicht belasteten neuen Sponsor erfolglos blieb, musste er Ende März die Auflösung des 21 Fahrer umfassenden Rennstalls mitteilen.
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