RSN-Jahresrückblick: Oktober - Dezember

Ganna-Gala auf der Bahn, Pineau pokerte zu hoch

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Ganna-Gala auf der Bahn, Pineau pokerte zu hoch"
Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) wird nach seinem neuen Stundenweltrekord von seinen Team gefeiert. | Foto: Cor Vos

31.12.2022  |  (rsn) - Große Siege und bittere Niederlagen, dramatische Szenen und kuriose Ereignisse: Das Radsportjahr 2022 hatte viel zu bieten. Radsport-news.com blickt in einer vierteiligen Serie auf die letzten zwölf Monate zurück.

Oktober

Bei Il Lombardia (1.UWT), dem letzten Monument des Jahres, das zugleich den Abschluss der WorldTour-Serie bildete, konnte Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) seinen Vorjahressieg wiederholen. Damit verabschiedete sich der Slowene nach verpasster Titelverteidigung bei der Tour de France standesgemäß in die Winterpause. Zuvor war Pogacar bereits Zweiter des Giro dell’Emilia (1.Pro) und Sieger von Tre Valli Varesine geworden (1.Pro).

Auf der Bahn war Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) der Mann des Monats. Der Italiener stellte auf einem mit dem 3D-Drucker konstruierten Rad einen neuen Stundenweltrekord (56,792km) auf und sicherte sich bei der Bahn-WM in der Einerverfolgung mit Weltrekord die Goldmedaille.

Aber auch für die deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmer war die WM in der Nähe von Paris ein Erfolg. Die Frauen sicherten sich im Teamsprint den Sieg. Im Keirin holte Lea Sophie Friedrich die Goldmedaille, im Sprint und im Zeitfahren reichte es jeweils zu Silber, Emma Hinze schließlich holte im Sprint die Bronzemedaille. Im Ausdauerbereich stürmte Franziska Brauße in der Einerverfolgung zur Goldmedaille, während Roger Kluge im Punktefahren die Silbermedaille gewann.

Zudem wurde in der italienischen Region Venetien die erste Gravel-WM ausgetragen. Die Premiere wurde allerdings nicht von den Spezialisten, sondern den Straßenfahrern dominiert, die den Wettbewerb für sich entdeckt hatten. Der Sieg ging an den Belgier Gianni Vermeersch, der das über zahlreiche Naturstraßen und insgesamt über 194 Kilometer führende Rennen nach Citadella auch auf einem modifizierten Straßenrad bestritt.

Ein bemerkenswertes Zeichen gegen den russischen Überfall auf die Ukraine setzte Oleg Tinkov. Der ehemalige Eigentümer verschiedener Profi-Rennställe gab aus Protest gegen den von Präsident Wladimir Putin angezettelten Angriffskrieg seine russische Staatsbürgerschaft ab. Tinkov postete in den Sozialen Medien dazu als Beleg ein Schriftstück, das bestätigt, dass er am 26. Oktober 2022 die russische Staatsbürgerschaft zurückgegeben hat.

November

Der vorletzte Monat des Jahres 2022 wurde von Davide Rebellins tragischem Tod überschattet. Der Italiener hatte erst wenige Wochen zuvor im Alter von 51 Jahren seine lange Karriere beendet. Bei einer Trainingsausfahrt wurde Rebellin in der Nähe seines Heimatorts von einem Lastwagen überfahren und starb noch an der Unfallstelle.

In Deutschland fusionieren die beiden Bundesliga-Mannschaften Storck-Hanau und Wheelsports Metropol Racing zum Team Storck-Metropol Racing, das für 2023 eine Kontinental-Lizenz beantragt hat.

Dezember

Wie immer am Ende des Jahres gab der Radsportweltverband UCI die neue Liste der 18 WorldTeams bekannt. Nicht mehr dabei sein werden 2023 wie erwartet nach deren Abstiegen Lotto Soudal und Israel - Premier Tech. Neu in der Belletage des Männer-Radsports sind dagegen Alpecin - Deceuninck und Arkéa - Samsic. Neben den 18 Erstdivisionären wird es auch 18 Zweitdivisionäre geben, darunter auch die beiden aus der WorldTour abgestiegenen Teams aus Belgien und Israel.

Nicht mehr dazugehören wird allerdings B&B Hotels – KTM. Die von Manager Jerome Pineau geleitete französische Equipe hatte große Pläne für 2023 und wollte mehrere Top-Fahrer verpflichten, an erster Stelle Sprintstar Mark Cavendish. Doch dann gab es Probleme bei der Sponsorenakquise, so dass Pineau keine Lizenz mehr für 2023 erhielt und seine Mannschaft wird auflösen müssen. Leidtragende sind auch der Deutsche Miguel Heidemann und der Österreicher Sebastian Schönberger, die beide noch kein neues Team gefunden haben. Bei den Frauen wurden insgesamt 15 WorldTour-Lizenzen vergeben.

Die UCI passte ihr das über Auf- und Abstieg entscheidende Punktesystem an. Die bisherigen Kriterien hatten dafür gesorgt, dass die sich noch im Abstiegskampf befindlichen Teams ihre stärksten Fahrer zu kleineren Rennen schickten, um dort einfacher Punkte erzielen zu können. Die Neugestaltung soll dafür sorgen, dass bei den größten Rennen im Kalender deutlich mehr Punkte gesammelt werden können als bisher.

Im Dezember entließ Astana Qazaqstan dann doch noch Miguel Angel Lopez. Bereits im Juli war der Kolumbianer wegen dessen möglicher Verwicklung in eine Dopingermittlung gegen den umstrittenen spanischen Arzt Marco Maynar suspendiert worden. Kurz darauf holte der kasachische Rennstall seinen Starfahrer allerdings wieder in sein Aufgebot zurück. Astana sei nun aber auf neue Beweise gestoßen, die auf eine Verbindung zwischen Lopez und Maynar hindeuten, weshalb man sich zu diesem Schritt gezwungen sah.

Stefan Küng (Groupama – FDJ) ist erstmals unser Fahrer des Jahres. Der Schweizer gewann die Jahresrangliste von radsport-news.com souverän vor seinen Landsleuten Marc Hirschi (UAE Team Emirates) und Mauro Schmid (Quick-Step Alpha Vinyl). Küng tritt damit die Nachfolge von Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) an. Bester Deutscher im Ranking war Max Walscheid (Cofidis) auf Platz vier.

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