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08.11.2021 | (rsn) - Mit dem Minimalvorsprung von einemn Zähler gelang Moran Vermeulen (Felbermayr Simplon Wels) der Gesamtsieg in der road cycling league Austria, der österreichischen Radliga. Nach seinem Erfolg im Schneetreiben von Leonding zum Beginn der Serie zeigte der Steirer mit niederländischen Wurzeln konstante Leistungen und verteidigte sein Rotes Trikot bis zum Finale in Königswiesen, wo Vermeulen die Gesamtwertung knapp vor seinem Teamkollegen Daniel Lehner für sich entscheiden konnte.
Ein wichtiges Element dafür waren vor allem die Saisonauftaktrennen in Kroatien, wo der 24-Jährige in Ausreißergruppen unterwegs war. "In den ersten fünf Saisonrennen war ich viermal ganz vorne unterwegs. Das hat mir einen richtigen Boost gegeben, da ich wusste ich dann, dass ich da hingehöre", verriet Vermeulen im Gespräch mit radsport-news.com.
Der 1,88 Meter große Schlacks mit Familien-Background im Langlauf ist ein Asket und Frühaufsteher, der seiner sportlichen Karriere alles unterordnet. Spätestens um 6:00 Uhr morgens ist Vermeulen wach und beginnt früh mit dem Training. "Wenn es abends mal später wird, dann ist es maximal 21:00 Uhr", grinste der Athlet aus Ramsau am Dachstein.
Vermeulen stammt aus einer Familie mit Wintersport-Tradition. Schon beide Elternteile nahmen an Weltmeisterschaften teil, sein Bruder Mika lebt mittlerweile in Norwegen und gehört zu Österreichs Langlauf-Nationalteam. Moran Vermeulen schlug mit 16 Jahren einen anderen Weg ein, wechselte zum Radsport und arbeitete sich dort in den letzten Jahren in Österreich nach vorne.
2021 gelang ihm der Durchbruch, er stieg zu einem der Kapitäne bei Felbermayr Simplon Wels auf und unterstrich die ihm übertragene Verantwortung gleich mit einem eindrucksvollen Auftaktsieg beim Saisoneröffnungsrennen in Leonding. "Ich mag dieses Rennen einfach gerne. Es kommt mir von der Topographie entgegen, weil du speziell auf der Finalrunde immer auf Zug und aktiv fahren musst“, berichtete er.
Bei der Isere-Tour im Leadertrikot
Seine im Winter auch durch viele Online-Rennen aufgebaute Form konnte Vermeulen in Leonding endlich in ein Ergebnis ummünzen. Danach versuchte er auf Rhodos, sowohl bei dem dortigen Eintagesrennen als auch der dreitägigen Tour einen weiteren Coup zu landen: "Leider haben uns dort die Rennverläufe nicht in die Karten gespielt. Kurz vor dem Ende wartet immer ein Berg und dort war ich immer in der Spitzengruppe mit dabei, aber wir sind nie durchgekommen und der Sprint eines größeren Feldes ist nicht meine Domäne."
So schloss Vermeulen das Etappenrennen auf Rang 14 ab, einen Monat später folgte dann die prestigeträchtige Alpes Isère Tour, wo er sich sogar auf der vorletzten Etappe im Leadertrikot wiederfand: "Schon allein die erste Etappe war die härteste meines Lebens. Sie war zwar nur rund 120 Kilometer lang, führte aber bei einem Schnitt von 50 km/h nur über kleine französische Straßen."
Sein Meisterstück lieferte Vermeulen auf der 4. Etappe ab. "Die Spitzengruppe war schon raus und ich bin dann nachgesprungen. Über 40 Kilometer habe ich sie allein verfolgt, bis ich endlich dran war", erinnerte er sich. Doch zum Durchschnaufen blieb nicht viel Zeit. Als Bestplatzierter der Ausreißer befand sich Vermeulen sich virtuell im Leadertrikot, musste dann in der uneinigen Gruppe viel Arbeit verrichten, um alles zusammenzuhalten.
Schwerer Schlusstag kostete den ersten UCI-Sieg
"Selbst als alle attackiert haben, musste ich voll fahren. Am Ende hat es gereicht", so Vermeulen, der vier Sekunden hinter Tagessieger Emil Toudal (BHS – PL Beton Bornholm) auf dem vierten Tagesrang landete, aber jeweils die Führung in der Gesamt- und der Bergwertung übernehmen konnte. Am Schlusstag, wo auf 140 Kilometern 3.500 Höhenmeter warteten, musste er es aber dann noch abgeben.
"Wir hatten drei schwere Berge zu überwinden, am vorletzten erlitt ich einen Einbruch. Mein ganzes Team ist für mich gefahren, am Ende hat es knapp nicht für das Gesamtwertungspodium gereicht, was sehr schade war", erzählte Vermeulen, der aber über die Erfahrung sehr dankbar war: "Es ist schon ein tolles Erlebnis, in Frankreich ein solches Trikot zu tragen. Es war einer der heftigsten Tage der Saison, aber die Euphorie auch vom Publikum war sensationell. Ich kann das jeden nur empfehlen."
Dritter beim Grand Prix Kranj in Slowenien
Bei seinen weiteren internationalen Einsätzen in Sibiu, bei der Tschechien-Rundfahrt oder Paris-Arras fehlte dann das Glück Vermeulen wurde aufgrund der Teamtaktik für Kletterspezialist Riccardo Zoidl keine freiere Rolle zugeteilt. Beim Grand Prix Kranj landete er im Sprint einer achtköpfigen Ausreißergruppe auf dem dritten Rang: "Wenn ich zurückblicke, dann hätte ich mir ein wenig mehr erhofft. In Kranj oder bei der Isere-Tour hätte ich um einen UCI-Sieg mitreden können. Aber es war ein gewaltiger Schritt in dieser Saison. Die Leistung hatte ich immer, aber früher hat mir das Selbstvertrauen gefehlt. Das ist nun da."
Für die nächste Saison wird Vermeulen bei den Welsern bleiben. Zwar hatte er mit einigen Teams auf WorldTour- sowie Pro-Ebene Kontakt, für einen Vertrag im Ausland hat es aber nicht gereicht. "Ich will 2022 die in der abgelaufenen Saison erzielten Leistungen bestätigen", so Vermeulen, dem es im November in den hohen Norden zog. Bei Bruder Mika in der norwegischen Olympiastadt Lillehammer hat er seine Vorbereitung auf 2022 begonnen.
"Mit Laufen, Skirollern und Langlauf geht es jetzt um die Grundlagen, ehe ich mich dann spezifisch auf dem Rad vorbereite. Ich will mit freiem Kopf durchstarten und das Momentum aus einem starken Jahr mitnehmen", blickte er voraus. Auch Abstecher zum Cyclocross wird es dann im Dezember wieder geben: "Das hat letztes Jahr auch viel gebracht."
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