Brite gewinnt 15. Münsterland-Giro

Greipels Beine gaben keinen letzten Sprint gegen Cavendish her

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Greipels Beine gaben keinen letzten Sprint gegen Cavendish her"
Mark Cavendish (Deceuninck - Quick-Step) hat den 15. Münsterland Giro gewonnen. | Foto: Cor Vos

03.10.2021  |  (rsn) – In seinem letzten Profirennen ließ André Greipel (Israel Start-Up Nation) nichts unversucht, um sich mit einem Sieg zu verabschieden. Der 39-Jährige war beim 15. Sparkassen Münsterland-Giro (1.Pro) bis 2000 Meter vor dem Ziel bei widrigen Witterungsbedingungen mit Regen und Wind in der zehnköpfigen Spitzengruppe dabei, ehe ihn doch noch die Kräfte verließen. Zu stark war am Ende das Team Deceuninck – Quick-Step, das Greipels früheren Dauerrivalen Mark Cavendish zum Sieg führte.

Während der Brite sich nach 188,5 Kilometern in Münster aus einer vier Fahrer starken Gruppe heraus im Sprint gegen Alexis Renard (Israel-Start Up Nation) und Markus Hulgaard (Uno-X) durchsetzte, wurde Niklas Märkl (DSM) hinter Cavendishs Teamkollegen Josef Cerny als bester Deutscher Fünfter. Pascal Ackermann (Bora – hansgrohe), der es 1300 Meter vor dem Ziel mit einer Attacke probiert hatte, die aber kurz darauf von Cerny neutralisiert worden war, belegte Rang neun, gefolgt von Greipel, der sich wenige Meter dahinter als Zehnter vom Publikum verabschiedete.

Im Ziel gab es schließlich – als beeindruckenden Schlusspunkt einer jahrelangen sportlichen Rivalität - eine Umarmung zwischen Cavendish und Greipel. "Wir sind anderthalb Jahrzehnte gegeneinander gefahren, haben Ellenbogen an Ellenbogen Siege um Siege eingefahren. Mark war heute superstark und hat am Ende auch verdient gewonnen“, so Greipel, der seine letzten Kilometer als Profi im WDR als “ziemlich schmerzhaft“ beschrieb. “Ich hatte nicht die besten Beine, aber das Beste rausgeholt. Am Ende hat es auch ein bisschen am nicht vorhandenen Trinken gelegen“, gestand Greipel ein, dass ihm im letzten Rennen seiner Karriere ein für ihn untypischer Fehler in der hektischen Schlussphase eine bessere Platzierung gekostet hat. “Ich hatte es nicht verdient zu gewinnen, weil ich nicht gut genug war. Aber wir sind aggressiv gefahren.“

Kein Finale für Radsportromantiker

Gegenüber GCN zeigte sich Cavendish über seinen ersten Sieg seit der Tour de France erleichtert. "Ich bin glücklich, schließlich habe ich ein Radrennen gewonnen. Die Witterungsbedingungen konnten wir heute zu unseren Gunsten ausspielen. Wir haben das Rennen hart gemacht und hier in Münster zu gewinnen,, ist auch etwas Besonderes, denn hier in der Gegend bin ich vor 15 Jahren viel trainieren gefahren“, so der 36-Jährige, der damals als Jungspund für das Team Sparkasse fuhr.

"Für Radsportromantiker wäre es sicher schön gewesen, wenn es am Ende zu einem richtigen Sprint zwischen Greipel und mir gekommen wäre, aber für mich war es schon eine Ehre, in seinem letzten Rennen am Start stehen zu dürfen. Wir waren Teamkollegen, waren Rivalen, aber ich habe den größten Respekt vor André", sagte Cavendish, der seinen Sieg seinem ehemaligen Trainer Heiko Salzwedel widmete, der in dieser Woche verstorben war.

So lief das Rennen:

Bei Wind und Regen machte sich das Peloton im niederländischen Enschede auf den 188,5 Kilometer langen Weg nach Münster. Kurz nach dem Start bildete sich eine Ausreißergruppe, in der auch Philipp Walsleben (Alpecin – Fenix), der sein letztes Profirennen in Angriff nahm, sowie die deutschen Kontinental-Fahrer Alexander Tarlton (Lotto – Kern Haus), Jakob Geßner (Nationalteam) und Albert Gathemann (Dauner Akkon) saßen. Das Sextett konnte sich einen Maximalvorsprung von vier Minuten herausfahren, der aber zur Rennhälfte schmolz, als es im Peloton auf die Windkante ging. Zu diesem Zeitpunkt war bereits Gathemann aus der Spitze zurückgefallen.

Etwa 15 Fahrer, darunter Cavendish, Alvaro Hodeg sowie drei weitere Teamkollegen, Ackermann, dessen Helfer Andreas Schillinger und Rüdiger Selig sowie Greipel und Märkl befanden sich in der ersten Gruppe hatten, ihren Rückstand 75 Kilometer vor dem Ziel auf unter eine Minute gedrückt. Weitere 30 Sekunden dahinter folgte eine weitere Gruppe. Als es kurz darauf in den Anstieg Coesfelder Wald ging, gehörte auch Geßner nicht mehr zur Spitzengruppe. Derweil führte der 21-jährige Tarlton die Gruppe über die Bergwertung und übernahm die virtuelle Gesamtführung im Bergpreis.

65 Kilometer vor dem Ziel wurden die fünf verbliebenen Spitzenreiter von der Ackermann-Greipel-Gruppe wieder geschluckt, wenige Sekunden dahinter fuhr eine weitere, 20 Fahrer starke Verfolgergruppe um Georg Zimmermann, Jonas Koch (beide Intermarché – Wanty Gobert) Tim Torn Teutenberg (Leopard), Julian Lino (Bike Aid) und Nico Denz (DSM). Im nächsten Anstieg war es wieder Tarlton, der sich die Punkte am Daruper Berg und somit auch die Gesamtbergwertung sicherte.

Viele Attacken aus der Spitzengruppe heraus

Auf den nächsten Kilometern änderte sich nur wenig an der Rennsituation, so dass die Spitzengruppe mit einem Vorsprung von einer knappen halben Minute auf die Verfolger die letzte Rennstunde in Angriff nahm. Im letzten kleinen Anstieg des Tages hinauf zum Schöppinger Berg konnte die Spitze den Vorsprung auf die Verfolger aber wieder ausbauen, auch weil Cavendish persönlich mit einer Attacke, die aber von Greipel pariert wurde, das Tempo erhöhte.

Auf den letzten 20 Kilometern attackierten sich die Fahrer an der Spitze gegenseitig. Durch einen Vorstoß von Josef Cerny reduzierte sich die Gruppe auf zehn Fahrer, mit dabei waren noch Cavendish, Hodeg, Greipel, Märkl und Ackermann. Aus dieser Gruppe heraus attackierte wiederum Cavendish, der Begleitung von Greipels Teamkollegen Reinard erhielt. Da dieser Vorstoß keinen Erfolg hatte, ging wieder Cerny in die Offensive, diesmal mit Greipel und Hulgaard an seinem Hinterrad. Da auch dieses Unterfangen erfolglos war, gingen zehn Fahrer gemeinsam auf die letzten zehn Kilometer. Danach probierte schließlich praktisch jeder der zehn Spitzenreiter sein Glück mit einem Vorstoß.

3500 Meter vor dem Ziel konnten sich schließlich Hulgaard und Cerny davonschleichen und die Lücke zu ihren acht ehemaligen Begleitern ging Stück für Stück auf. Auf ein Kopfzeichen von Greipel hin attackierte schließlich zwei Kilometer vor dem Ziel Renard und schloss dadurch gemeinsam mit Märkl, Cavendish und Ackermann die Lücke, während Greipel zurückfiel. Weitere Attacken folgten, erfolgversprechend sah dann die von Ackermann 1300 Meter vor dem Ziel aus. Doch 500 Meter vor dem Ziel hatte Cerny die Gruppe wieder herangeführt und Ackermann scherte entkräftet aus. Da auch Märkl dem Tempo nicht mehr folgen konnte, machten am Ende vier Fahrer den Sieg im Sprint unter sich aus, mit dem besten Ende für Cavendish.

Mehr Informationen zu diesem Thema

04.10.2021Walsleben und Schillinger gaben sich noch mal die Kante

(rsn) – Nicht nur André Greipel (Israel Start-Up Nation) beendete am Sonntag beim 15. Sparkassen Münsterland Giro (1.Pro) seine Karriere, auch für Andreas Schillinger (Bora – hansgrohe) und Phi

03.10.2021Bergfloh Tarlton hielt auf der Windkante mit Cavendish & Co mit

(rsn) - Die deutschen Kontinental-Teams hatten sich für die 15. Austragung des Münsterland Giros (1.Pro) zum Ziel gesetzt, zumindest in der Ausreißergruppe des Tages mitzumischen Mit Alexander Tar

03.10.2021Highlight-Video des 15. Münsterland-Giro

(rsn) - Mark Cavendish (Deceuninck - Quick-Step) hat zum Abschluss der deutschen Straßensaison den Münsterland Giro für sich entschieden. Der 36-jährige Brite verwies über 188,5 Kilometer von Ens

03.10.2021Van der Poel: “Dieses Roubaix wird man nicht vergessen“

(rsn) - Drei Debütanten auf dem Podium von Paris-Roubaix. Das hatte es zuvor nur bei der Premiere der “Königin der Klassiker“ gegeben. Europameister Sonny Colbrelli (Bahrain Victorious) holte si

03.10.2021Steinhauser wird Dritter der U23-Lombardei-Rundfahrt

(rsn) – In der Rubrik Ergebnisse liefern wir in kompakter Form und unmittelbar nach Zieleinlauf einen kurzen Überblick über die Ergebnisse der wichtigsten UCI-Rennen unterhalb der WorldTour.Il Pic

03.10.2021Kann Ackermanns Sprintzug ein letztes Mal zuschlagen?

(rsn) - Der Münsterland Giro bietet in diesem Jahr nicht nur die Bühne für André Greipels letztes Rennen als Radprofi. Mit Andreas Schillinger (Bora - hansgrohe) und Philipp Walsleben (Alpecin - F

03.10.2021Die Renneinsätze der Fahrer aus deutschsprachigen Ländern

(rsn) - Die Radsportsaison 2021 ist noch immer in vollem Gang. Wir liefern Ihnen zu Beginn jeder Woche eine Aufstellung über die Einsätze der Profis aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und aus

01.10.2021Deutsche KT-Teams: Die Gruppe ist Pflicht, Top Ten wäre Kür

(rsn) - Nachdem das Rennen im vergangenen Jahr wegen Corona ausfallen musste, markiert der 15. Münsterland-Giro (1.Pro) am diesjährigen 3. Oktober wieder den deutschen Saisonabschluss. Das Sprinter

28.09.2021Team Sauerland will im Münsterland den WM-Frust loswerden

(rsn) – Erfolge und Enttäuschungen gleichermaßen prägten beim Team SKS Sauerland NRW die vergangenen Wochen. In der Rad-Bundesliga gewann die Equipe von Jörg Scherf die Gesamtmannschaftswertung

21.09.202115. Münsterland Giro wird zu Greipels Abschiedsvorstellung

(rsn) - Mit dem taggleich auf dem Programm stehenden Kopfsteinpflaster-Klassiker Paris-Roubaix erwächst am 3. Oktober dem Münsterland Giro (1. Pro) übermächtige Konkurrenz. Dennoch kann das Rennen

Weitere Radsportnachrichten

01.05.2024In der Übersicht: Die Aufgebote für den 107. Giro d´Italia

(rsn) – Am 4. Mai beginnt in Venaria Reale nördlich von Turin mit dem Giro d’Italia (2.UWT) die erste Grand Tour des Jahres. Insgesamt 176 Fahrer aus 22 Teams nehmen die 107. Ausgabe der Italien-

01.05.2024Schachmann düste von der Alten Oper direkt zum Flughafen

(rsn) - Nach dem hessischen Klassiker ist vor dem Giro – zumindest für Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe). Der zweimalige Deutsche Meister musste sich nach der Zieleinfahrt in Frankfurt, be

01.05.2024Deutsche Talente verpassen es, sich in Szene zu setzen

(rsn) - Für die deutschen Fahrer und Teams gab es bei der U23-Variante von Eschborn - Frankfurt (1.2u) nichts zu holen. Nach 129 Kilometern und zwei Feldberg-Überquerungen machte eine international

01.05.2024Highlight-Video der 4. Etappe der Vuelta Femenina

(rsn) – Kristen Faulkner hat bei der 10. Vuelta Femenina für den zweiten Sieg einer Fahrerin von EF Education – Cannondale gesorgt. Nachdem ihre Teamkollegin Alison Jackson den zweiten Abschnit

01.05.2024Bénin: Bike Aid holt sich mit einem Tag Verspätung Gelb

(rsn) - Nachdem Bike-Aid-Fahrer Yoel Habteab zum Auftakt der Tour du Bénin (2.2) das Gelbe Trikot noch verwehrt blieb, weil ihm der Etappensieg genommen und er hinter Azzedine Lagab auf Platz zwei z

01.05.2024Faulkner landet als Ausreißerin Coup in Zaragoza

(rsn) – Kristen Faulkner hat bei der 10. Vuelta Femenina für den zweiten Sieg einer Fahrerin von EF Education – Cannondale gesorgt. Nachdem ihre Teamkollegin Alison Jackson die 2. Etappe für si

01.05.2024Van Gils krönt im Sprint vor der Alten Oper sein Frühjahr

(rsn) – Im Sprint einer rund 35-köpfigen Spitzengruppe hat Maxim Van Gils (Lotto – Dstny) das 61. Frankfurt-Eschborn (1.UWT) für sich entschieden und damit sein großartiges Frühjahr gekrönt.

01.05.2024Slowene Primozic fängt Vorjahressieger Boros noch ab

(rsn) - Der aktuell Führende und Titelverteidiger der Road Cycling League Austria, Jaka Primozic (Hrinkow Advarics), hat den Grand Prix Vorarlberg in Nenzing, den dritten Stopp der heimischen Radbund

01.05.2024Rick Zabel beendet nach Rund um Köln seine Karriere

(rsn) - Rick Zabel (Israel - Premier Tech) wird am 26. Mai bei Rund um Köln (1.1) das letzten Rennen als Radprofi bestreiten. Den zum Saisonende auslaufenden Vertrag hat der 30-Jährige in Absprache

01.05.2024Kein Eschborn - Frankfurt: Ackermann muss Comeback verschieben

(rsn) – Ohne Sprinter Pascal Ackermann (Israel – Premier Tech) wird die 61. Ausgabe von Eschborn – Frankfurt gestartet. Wie die Organisatoren des hessischen Frühjahrsklassikers meldeten, muss

01.05.2024Buchmann: “Ich bin motiviert, heute was zu zeigen“

(rsn) – Nach der Streckenverschärfung aus dem Vorjahr haben die kletterstarken Fahrer wieder deutlich bessere Chancen bei Eschborn – Frankfurt (1.UWT). Das wird auch bei der am 1. Mai stattfinden

01.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Eschborn-Frankfurt (1.UWT, GER)
  • Radrennen Männer

  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)